Guten Morgen Berlin! ☕ Und guten Morgen an Dich, egal wo Du gerade steckst! Es ist 4:35 Uhr und der Kopf rattert. Also nutze ich mein bestes Werkzeug: Kaffee, Mucke an (gerade läuft Lenny Kravitz 🎸) und die Gedanken in die Tasten hauen.
Kurzes Update zum Blog: Ich werde meine Artikel jetzt immer wieder zwischendurch speichern und veröffentlichen. So siehst du, auch wenn ich mal raus muss, um den Kopf freizukriegen: Ich bin noch da, ich gebe nicht auf! 💪 Du hast so mehrmals täglich Updates und kannst mir jederzeit Fragen stellen, die ich dann anonym für alle hier beantworte.

Konfrontation mit der Vergangenheit: Der Dealer-Moment 😈
Gestern gab es überwiegend positive Momente. Aber da war diese eine Sache: Der letzte Dealer hatte die Dreistigkeit, sich wieder zu melden. Er tat auf kleines Kind und dachte, er könnte mich für dumm verkaufen. Aber der neue NeelixberliN hat sein Spiel einfach mitgespielt.
Ich hatte ihn schon vor zwei Tagen auf der Straße gesehen, wie er mich angrinste. Kopfhörer drin, im Lauf-Modus 🏃♂️, also nur kurz genickt und weiter. Dann kam die WhatsApp: „Warum grüßt du nicht? Was ist los?“ Und direkt danach der typische Süchtler-Spruch: „In unserem Stadtteil ist das normal, hat man was, ist man gut, hat man nix, ist man schlecht.“
Am liebsten hätte ich ihm meine Meinung gegeigt:
„Du hattest noch nie was! Selbst deine Kilos an Stoff finanzierst du auf dem Rücken anderer. Deine Kryptos, deine iPhones – alles durch Betrug, das meiste durch mich. Dein Wissen ist YouTube-Basiswissen. Du bist nichts.“
Aber ich hab’s gelassen. Stattdessen sah ich ihn gestern Abend, wie er mit zugezogener Kapuze und Rucksack durch die Gegend schlich, um seinen Bunker zu verlegen. Läuft wohl nicht so rund bei ihm. Tja. Karma is a bitch. 😉

Mein Morgenritual: Wie ich den Tag clean starte ✨
Wie bin ich gestern in den Tag gestartet? Gegen 8 Uhr aufgestanden – ungewöhnlich für einen Sonntag, aber ich hab mein Ritual gefunden, um das gute Gefühl zu halten:
- Ab unter die Dusche! 🚿
- Musik an! JBL-Box aufdrehen und laut mitsingen (sorry, Nachbarn! 😂).
- Beauty-Programm! Dreimal Haare waschen, weil es sich so geil anfühlt, und einfach Zeit für mich nehmen.
- Frühstück deluxe! Kaffee und Toast mit Deko (Salatblatt & Tomaten, Mann! 🍅). Das Auge isst mit.
Dabei sitze ich an meinem Bartisch und schaue aus dem Fenster. Ich beobachte das Viertel, sehe die Nachbarn, die heimlich ihre Schnapsflaschen zum Glascontainer bringen. Keine Sorge, ich würde niemals Namen nennen. Jeder geht seinen eigenen Weg mit der Sucht.
Warum Süchtige ihre Post nicht öffnen: Ein Einblick 📮
Kaum sitze ich, kommen die Gedanken: Dinge erledigen. Mein neues Motto: Kommt der Gedanke, sofort umsetzen! Kein „mach ich später“. Sonst wird daraus ein „mach ich nie“.
Aber die Post… das ist ein echtes Problem, das „normale“ Menschen oft nicht verstehen. Warum macht man die Briefe nicht einfach auf?
Für Angehörige zur Erklärung: Als Süchtiger geht es dir eh meistens nur noch schlecht. Der Stoff ist nur noch dazu da, dich „normal“ zu fühlen. Und was kommt schon Gutes mit der Post? Meistens nur Rechnungen, Mahnungen oder Haftbefehle. Jeder Brief fühlt sich an wie eine weitere Bestätigung, wie scheiße deine Lage ist. Also denkst du: „Nicht heute. Heute will ich es nicht noch schlimmer machen.“ Und schiebst es auf morgen. Und übermorgen…
Hilfe suchen & finden: Vom Besuch auf Station zur Selbsthilfegruppe
Gestern bin ich wieder meine Runde zur Entzugsstation gelaufen. Und dann die Bauchentscheidung: Ich bin rein. Man hat mich erkannt (13 Wochen Entzug hinterlässt Eindruck). Die -30 Kilo und die eingefallenen Wangen fallen natürlich auf, aber das Gespräch war super. Ich war offen und habe die Chance genutzt, mein „Insider-Wissen“ über neue Beikonsum-Tricks und Manipulationsmethoden weiterzugeben. Nicht um anzugeben, sondern um die Mitarbeiter und damit andere Patienten zu schützen. Hätte das mal jemand vor meiner Therapie gemacht…
Später ging es zur Selbsthilfegruppe. Es war Weihnachtsfeier. Und Weihnachten ist ein knallharter Trigger für mich. 🎄 Die Lieder, die glücklichen Familien… das alles schreit dich an, was du verloren hast. Dazu die Bilder von meinem Hund, der erst vor 6 Tagen gestorben ist und die letzten Jahre immer dabei war. 💔
Es hat mich emotional so gepackt, dass ich kurz raus musste. Kopfhörer auf, irgendeine Musik an, die nicht noch trauriger macht, und durchatmen. Ohne Drogen. Das ist neu. Das ist verdammt harte Arbeit.

Was ich aus der Gruppe mitgenommen habe
Ich bin wieder rein. Und ich konnte krasse Dinge für mich mitnehmen:
- Monolog-Gruppen sind gut für Laberflaschs wie mich: Man lernt, wirklich zuzuhören und seine eigenen Gedanken auf 5 Minuten Redezeit zu komprimieren.
- Der 30-Jahre-trocken-Typ: Ein älterer Mann erzählte, dass er sich jeden Morgen 3 Dinge auf einen Zettel schreibt, die er erledigt. Struktur. Das hat mir die Augen geöffnet. Der Gedanke „Der hat doch keine Ahnung von heute“ ist Bullshit. Genau da will ich hin! Die Krankheit verschwindet nie. 1 Bier, 1 Line, und du bist wieder am Anfang.
- Angebote annehmen: Wieder bot mir jemand selbstlos Hilfe beim Einkaufen an. Diese Mischung aus Scham, Glück und Dankbarkeit ist eine Emotion, die ich kaum beschreiben kann. Das Gefühl, es nicht verdient zu haben, weil ich mein Geld für Stoff ausgegeben habe, ist brutal. Aber ich lerne, es anzunehmen.
Der Abend: Stricken, Superhelden & Stille
Der Rest des Abends war ruhig. Ich schrieb mit einer jüngeren Bekannten, die angefangen hat zu stricken. Erst fand ich die Vorstellung lustig, aber dann dachte ich: Hey, egal was du machst, solange es dich ablenkt und dir hilft – mach es!
Danach noch einen Film angemacht („The Hunter“), aber nach der Hälfte einfach so müde geworden. Ohne Konsum. Verrückt.
Dann wieder zu Hause. Die Stille. Zu wissen, dass da kein Hund mehr wartet. Das tut immer noch weh. Aber statt in ein Loch zu fallen, habe ich mich an den Laptop gesetzt. Diesen Texten hier habt ihr diese Momente zu verdanken.
Und jetzt? Jetzt habe ich 3 Stunden überbrückt, bin nicht in alte Muster verfallen und kann endlich laut unter der Dusche singen, weil die meisten Nachbarn zur Arbeit sind. Ein Sieg.
Danke für eure Zeit! Habt einen guten Start in die Woche.
Häufige Fragen (FAQ) zum Thema „Alltag im Entzug“
Was ist ein gutes Morgenritual im Entzug?
Ein festes Morgenritual ist Gold wert. Es muss nichts Großes sein: Direkt nach dem Aufstehen duschen, dabei laute Musik hören, die dir gute Laune macht, und dir bewusst Zeit für dich und ein gutes Frühstück nehmen. Das schafft Struktur und gibt dir vom Start weg das Gefühl, etwas Positives für dich getan zu haben.
Wie gehe ich am besten mit direktem Kontakt zu Dealern um?
Ignorieren ist die stärkste Waffe. Antworte nicht auf Nachrichten, blockiere die Nummer. Wenn du die Person auf der Straße siehst: Kopf hoch, Kopfhörer rein, weitergehen. Jede Antwort, jede Diskussion ist eine offene Tür für Manipulation. Du bist ihnen keine Erklärung schuldig. Schütze dich selbst, indem du den Kontakt radikal abbrichst.
Helfen Selbsthilfegruppen wirklich oder ist das nur Gerede?
Ja, sie helfen extrem, wenn man sich darauf einlässt. Es ist egal, ob Monolog- oder Dialog-Gruppe. Allein hinzugehen und zu sehen, dass man nicht der Einzige mit diesen Problemen ist, hilft. Man lernt von den Erfahrungen anderer – auch von denen, die schon Jahrzehnte clean sind. Man bekommt Struktur, soziale Kontakte und Werkzeuge für den eigenen Kampf. Ausreden, nicht hinzugehen, sind oft nur die Sucht, die dich wieder isolieren will.
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