15 Tage clean: Der Tag der Versuchungen & die Macht der richtigen Entscheidung

15 Tage clean: Der Tag der Versuchungen & die Macht der richtigen Entscheidung



Na, ausgeschlafen? Ich saß gestern noch bis 2 Uhr nachts an den Texten über psychische Krankheiten. Obwohl ich alle zwei Stunden wach werde, hab ich es heute mal gewagt und bis 10 Uhr im Bett gelegen. Und zack – das gute Gefühl von gestern war erstmal weg. 📉 Dusche, lautes Singen, Playlists… nichts zündete.

Waffe gegen die Krise: Eine Aufgabe suchen und umsetzen

Okay, was tun? Plan B: Ich hatte Freunden ein Streaming-Gerät versprochen. Also raus aus den Federn, mit aller Kraft ein Outfit aus dem Kleiderschrank gewühlt (nach gefühlt 100 Mal umziehen 😅) und los. Einfach eine Aufgabe suchen und umsetzen.

Das Ding in den Briefkasten geworfen und über mich selbst geschmunzelt. Im Briefkasten lag irgendeine Dose. Und „Dose“ macht sofort KLICK im Süchtler-Hirn. 🧠 Aber ich konnte drüber lachen und hatte mich im Griff. Auf dem Rückweg traf ich die beiden dann noch. Ein paar Minuten fröhliche Gesichter und ehrliche Gespräche (es war nur WD40 in der Dose, also eh unbrauchbar 😉) und die gute Laune kam langsam zurück. Das Gefühl musste ich halten!


Eine Person geht zielstrebig eine Straße entlang, die Sonne scheint ihr entgegen. Der Fokus liegt auf der Bewegung und dem Ziel vor Augen. Symbol für proaktives Handeln. "proaktive Schritte im Entzug", "eine Aufgabe suchen", "gegen die Krise angehen"

Der ultimative Test: Versuchungen auf der Straße widerstehen

Also wieder meine Runde Richtung Krankenhaus gelaufen. Und auf dem Weg dorthin hat mich das Leben heute richtig getestet. Drei typische Situationen, drei bestandene Prüfungen:

  1. 💊 Blister #1: Im Vorbeigehen inspiziert. Sah nach Tilidin aus. Opiate sind für mich nach dem Polamidon-Entzug ein absolutes No-Go. Ich hab’s liegen lassen.
  2. 💊 Blister #2: Sah nach Ibuprofen aus. Langweilig. Früher hätte ich es trotzdem aufgehoben und gecheckt. Heute nicht. Ich bin weitergelaufen.
  3. 🧴 Mein Lieblings-Deo: Im Gebüsch lag eine Dose Nivea Fresh Natural. Das Zeug knallt. Aber obwohl sie vielleicht leer war – ich musste es nicht überprüfen.

Für mich ist das ein riesiger Fortschritt. Auch wenn ich nicht versprechen kann, dass es morgen wieder so ist – heute war ich stärker. 💪


Eine Nahaufnahme von Turnschuhen, die entschlossen an etwas vorbeigehen, das auf dem Boden liegt. Symbolisiert das bewusste Vorbeigehen und Widerstehen.  "Versuchung im Entzug widerstehen", "Drogenfund auf der Straße", "stark bleiben"

Rückblick auf Tag 14 (Weihnachten): Wie ein Plan den Tag rettete

Nach 2-3 Stunden Laufen sitze ich jetzt hier, die Ente wird in der Mikrowelle heiß auf mich (dazu später mehr 😂) und mir geht’s besser. Aber kommen wir zu gestern: Weihnachten.

Ich hatte unzählige Gründe für einen Rückfall parat (wir Suchtis sind da ja kreativ):

  • Zwei meiner Kinder haben im Dezember Geburtstag (kein Kontakt, verständlich).
  • Keine Familie, auf die ich zurückgreifen kann, seit ich 14 bin.
  • Überall glückliche Familien, Lichter, der ganze Weihnachts-Druck.
  • Und natürlich der Tod meines Hundes vor wenigen Tagen.

Aber ich hatte Glück: eine Einladung zum Frühstück. Ein Plan. Kein Druck, kein „Muss“ – das ist entscheidend für mich. Es war mega schön. Käseplatte, Rührei, leckere Säfte… hmmm. 🧀🍳 Dann hat eine Freundin meiner Freundin angerufen und mich spontan zum Kaffee, Kuchen und Abendessen eingeladen.

Aus dem Bauch (also dem Herzen ❤️) heraus zugesagt, ohne zu grübeln. Alleine zu Hause wäre garantiert die schlechtere Option gewesen.

Kampf gegen die soziale Distanzstörung

Trotzdem schlug sie wieder zu, meine soziale Distanzstörung. Zu viele WhatsApp-Nachrichten überfordern mich. Normalerweise würde ich tagelang nicht antworten. Aber ich will mich bessern. Also habe ich die wichtigsten Kontakte – die, die jetzt in der schweren Zeit für mich da sind – rausgepickt und jedem eine Sprachnachricht geschickt. Schritt für Schritt.

Der Abend war dann super. Ich wurde empfangen, als würde ich schon ewig dazugehören. Locker, freundlich, kein Alkohol. Ich musste mich nicht erklären. Wir haben Karten gespielt und Ente gegessen. (Die Ente, die ich vorhin in der Mikrowelle hatte, war übrigens erotischer. Das Vorspiel war lang, ich war aus der Puste und wollte danach direkt schlafen. Typisch Mann. Jetzt ruht sie in meinem Magen… äh Herzen. 🦆)

Die Macht der Ehrlichkeit (und das Kippen-Geschenk)

Aufstehen ohne dicken Schädel und Konterrausch ist unbezahlbar. Es kostet nur Mut.

Gestern bekam ich ja noch Zigaretten geschenkt. Und ich wurde gefragt, ob ich alle Packungen auf einmal will oder lieber nur ein paar. Wow. Diese Frage zeigte mir, wie gut diese Menschen mich kennen. Sie wissen, dass Geld in meinen Händen ein Risiko ist. Und sie kennen meine kriminelle Ader. Ja, ich hätte die Stangen verkaufen können, um an Geld für Stoff zu kommen. Aber nein. Lieber Nikotin als irgendeine andere Droge. Da züchte ich lieber wieder Colorado-Kröten, um sie mit der Zunge zu bespielen für einen echten Rausch. 🐸 (Ja, auch das habe ich schon getan).

So, das war’s für heute. Danke für deine Zeit! Und hey, meine alte Bilder-KI hat gelernt, meine Umschreibungen zu durchschauen und erlaubt mir gar nichts mehr. 😂 Hab sie ausgetauscht. So ist das eben. Lieber fremdgehen, als an Lösungen arbeiten. Ich hab’s wirklich versucht!


Häufige Fragen (FAQ) zum Thema „Versuchung & Alltag im Entzug“


Was tun, wenn ich zufällig Drogen oder leere Dosen finde?

Das Wichtigste ist, einen kühlen Kopf zu bewahren. Erkenne den Fund als das an, was er ist: ein Test. Inspiziere es aus sicherer Entfernung, wenn es sein muss, aber das Ziel ist, nicht hinzugreifen. Jeder Schritt, den du weitergehst, ist ein riesiger Sieg. Sei stolz auf dich, dass du widerstanden hast, und erzähle es einem Freund oder deiner Gruppe.

Wie hilft soziale Interaktion gegen Suchtdruck an Feiertagen?

Feiertage sind oft voller Einsamkeit und Erwartungsdruck – beides massive Trigger. Eine Einladung oder ein fester Plan mit verständnisvollen Menschen durchbricht die Isolation. Es gibt dir eine Struktur, eine positive Ablenkung und das Gefühl, dazuzugehören. Das ist oft das beste Gegenmittel gegen den Drang, sich zu betäuben.

Mein „gutes Gefühl“ im Entzug ist plötzlich weg. Was jetzt?

Das ist völlig normal und passiert jedem. Die Recovery ist keine gerade Linie nach oben. Akzeptiere das Gefühl, aber gib ihm nicht die Macht. Der Schlüssel ist, proaktiv zu werden: Steh auf, verlasse den Raum, such dir eine kleine, machbare Aufgabe (egal wie sinnlos sie scheint), ruf einen Freund an oder geh eine Runde laufen. Durchbrich das Muster, bevor das Grübeln beginnt.


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1 Comment

  • Hey,
    Ich habe grad deinen Beitrag gelesen ( die Leiterin der Selbsthilfegruppe für Angehörige hat uns Deinen Blog empfohlen ). Danke dafür, dass Du deine Erfahrungen teilst! Alles Gute dir !
    F.

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