18 Tage clean: Vom Beinahe-Rückfall zur unerwarteten zweiten Chance

18 Tage clean: Vom Beinahe-Rückfall zur unerwarteten zweiten Chance



18:58 Uhr – Hallo Berlin, hallo an den Rest der Welt! ✌️

Kurz vorab: Ja, gestern habe ich nicht geschrieben. Der Abend war so voller positiver Momente, dass ich das erst mal für mich reflektieren musste. Die verantwortliche Person dafür hat mich heute direkt wieder zu einem langen, schicken Waldspaziergang eingeladen. Das Wichtigste: Ich bin immer noch clean, obwohl gestern alles dagegensprach.


Ein nebliger Waldweg, auf dem zwei Personen (nur als Silhouetten erkennbar) nebeneinander gehen. Symbolisiert den gemeinsamen Weg, das Gespräch und die leicht mystische, aber hoffnungsvolle Stimmung. "Gespräch im Wald", "zweite Chance", "gemeinsam durch den Nebel"

Tag 17: Der Kampf um das gute Gefühl

Wer Tag 16 gelesen hat, weiß, wie hart der war. Und Tag 17 startete nicht besser. Das gute Gefühl wollte einfach nicht kommen. Also: Aufgaben suchen! Ich hab Vitamin-Kapseln besorgt, um sie einem Kontakt in den Briefkasten zu werfen.

Auf dem Weg lief ich wie immer an der Entzugsstation vorbei, um mir vor Augen zu halten, wo ich nicht wieder landen will. Mir kamen fast die Tränen, weil ich nicht wusste, ob ich es schaffe. Und genau da treffe ich zufällig jemanden aus der Selbsthilfegruppe.

Und dieses Gespräch hat mich aus dem Tief geholt. Warum? Weil er etwas tat, was so wenige Menschen tun: Er fragte mit ernsthaftem Interesse, wie es mir geht. Er hat meine Trauer gesehen und echte Empathie gezeigt. Das ist so selten in einer Welt, in der viele nur Kontakt halten, solange du nützlich bist.

Der Beinahe-Rückfall: Wie ein Foto alles veränderte

Trotzdem überkam es mich später. Eine Mischung aus Wut, Trauer und Enttäuschung über mich selbst. Hyde übernahm wieder die Führung und Jäckel schaute nur blöd zu. 😈 Ich hatte mein Geld ja extra bei einer Freundin deponiert. Aber in meiner Tasche war noch ein Lidl-Gutschein mit 2-3 Euro Restguthaben. Genug für zwei Deodosen – und eine Stunde vermeintliche Ruhe mit hohem Risiko.

Also ab nach Hause, Dosen raus, schönes Handtuch gefaltet, angesetzt und… STOPP.

Genau in diesem Moment fällt mein Blick auf ein Foto von meinem Hund. „Bester Hund der Welt“ steht auf dem Rahmen. Und sofort war mein Versprechen an ihn wieder da. Es war, als würde er mich ansehen. 🐾❤️

Ich konnte nicht auf den Abzug drücken. Ich ließ alles fallen. Das war der Moment, der mich sonst komplett aus der Bahn gehauen hätte.


Ein Bilderrahmen mit einem Hundefoto steht auf einem Regal. Der Fokus liegt auf dem Foto, der Hintergrund ist unscharf. Symbolisiert den emotionalen Anker und das Versprechen. "Versprechen an Hund", "emotionaler Anker im Entzug", "Beinahe-Rückfall stoppen"

Der wichtigste Schritt: Radikale Ehrlichkeit

19:40 Uhr – Ich hatte zum Glück einen Plan: Einkaufen mit der Freundin, die meine Bankkarte verwahrt. Eine spontane Idee rettete mich aber davor. Ich bekam eine Nachricht von einer Ex-Beziehung. Sie hätte allen Grund, mich zu hassen, aber sie fragte, ob ich spontan mit ihr und ihrem Hund durch den nebligen Wald streifen will.

Ich sagte unter Vorbehalt zu. Beim Einkaufen mit der anderen Freundin traf ich dann die wichtigste Entscheidung des Tages: In einem unbeobachteten Moment gab ich ihr die Deodosen, die ich zuvor gekauft hatte. Klar, es war super peinlich, diesen Verhaltensrückfall zugeben zu müssen, aber sie hat fantastisch reagiert.

Merkt euch das: Wir können mit reiner Ehrlichkeit so viel mehr erreichen! Probiert es aus!

Vom Cheeseburger zum Abendessen: Spontanität siegt

Wieder zu Hause meldete ich mich bei der Ex. Schickte ihr ein Foto von meinem selbstgemachten Cheeseburger. Antwort: „Boah, ich hab auch Hunger.“ 🍔

Wieder eine Entscheidung aus dem Bauch, nicht aus dem Kopf: „Ich hab noch mehr davon, soll ich alles einpacken und wir essen bei dir?“ – „Ja!“

Zehn Minuten später stand ich in der Wohnung, in der ich quasi ein Jahr gelebt hatte. Der Ort, an den ich geflohen bin, um heimlich zu konsumieren. Bei der Person, die bis vor Kurzem meine große Liebe war. Die Erinnerungen an mein Verhalten auf Pola kamen hoch: das Einnicken beim Autofahren, beim Filmabend, sogar beim… naja, ihr wisst schon. 😅 Es tat weh, ihren Schmerz von damals zu fühlen.

Aber sie hat die Situation mit ihrer strahlenden Art aufgelockert. Wir hatten ewig lange, gute Gespräche. Zum ersten Mal konnte ich in ihrer Gegenwart völlig clean und ehrlich sein. Wir gingen noch eine Runde mit ihrem Hund spazieren, dann ging ich nach Hause.

Die Lehre des Tages: Vom Abgrund zur Hoffnung

Ich wollte eigentlich direkt schreiben, aber es war wichtiger, all diese Emotionen zu verarbeiten. Ich war so müde, dass ich ohne Suchtdruck einfach ins Bett fallen konnte.

Wenn man überlegt, dass ich am Morgen noch kurz vor einem Rückfall stand, ist es unglaublich, wie schnell sich alles ändern kann. Die Nacht war zwar grausam – alle 1-2 Stunden schweißgebadet aufwachen (wie nach gutem… ihr wisst schon 😉) – aber das ist Teil des körperlichen Entzugs.

Ach ja, und mir wurde gesagt, ich sähe „richtig verlebt“ aus. 30 Kilo weniger, erste graue Haare… autsch. Aber hey, das motiviert mich nur noch mehr! Ich will nicht so aussehen. Laut meiner KI brauche ich nur 3-6 Monate Clean-Zeit, um der Aller-schönste zu werden. 😎

Danke für deine Zeit! Für mich heißt es jetzt – 20:53 Uhr – nochmal Jacke an, Kopfhörer auf und laufen. Die Muskeln für den „Schönsten Mann der Welt“ kommen ja nicht von allein! 💪


Häufige Fragen (FAQ) zum Thema „Beinahe-Rückfall & Ehrlichkeit“


Was kann einen Beinahe-Rückfall in letzter Sekunde stoppen?

Oft ist es ein starker emotionaler Anker. Ein Versprechen, das man jemandem gegeben hat, die Erinnerung an einen geliebten Menschen oder ein Tier, oder ein Foto, das einen an sein „Warum“ erinnert. Es ist der eine Gedanke, der stärker ist als der momentane Suchtdruck und einem die entscheidende Sekunde zum Innehalten schenkt.

Ich hatte einen Verhaltensrückfall oder Beinahe-Rückfall. Soll ich es jemandem erzählen?

Ja, absolut und so schnell wie möglich. Die Erfahrung zeigt, dass radikale Ehrlichkeit der beste Weg ist. Ein Geheimnis zu bewahren, gibt dem „Hyde“ oder der Sucht Macht. Indem du es aussprichst, entziehst du dem Vorfall die Kraft, stärkst dein Support-System und zeigst dir selbst, dass du es ernst meinst.

Wie gehe ich mit schmerzhaften Erinnerungen an mein Verhalten in der Sucht um?

Es ist wichtig, diese Gefühle zuzulassen und nicht zu verdrängen. Zu erkennen, welchen Schmerz man anderen zugefügt hat, ist ein schmerzhafter, aber entscheidender Teil der Heilung. Darüber zu sprechen – mit der betroffenen Person (wenn es angemessen ist), einem Therapeuten oder in einer Selbsthilfegruppe – kann helfen, die Schuld und Scham zu verarbeiten, anstatt sie mit neuem Konsum zu betäuben.


Über den Autor: NeelixberliN


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