22 Tage clean: Mein erstes nüchternes Silvester & die Sache mit der Ehrlichkeit - Tagebuch und Podcast Titelbild

22 Tage clean: Mein erstes nüchternes Silvester & die Sache mit der Ehrlichkeit



Guten Abend Berlin, guten Abend an den Rest der Welt!

Was ein toller Start in das neue Jahr. Wie war es für Dich? Ich habe rückblickend gesehen tatsächlich das erste Mal, seit ich 14 Jahre alt bin, nicht unter irgendeiner Substanz gestanden, um ins neue Jahr zu feiern. Selbst auf meiner letzten Therapie war ich ja schon wieder drauf.

Vieles habe ich gestern das erste Mal völlig clean erlebt. Emotionen, Personenkreise, Aktivitäten… und das Gefühl, KO und völlig matsche im Gehirn zu sein – aber nicht durch Konsum, sondern einfach nur vor Müdigkeit. Mega! 😄

Die größte Hürde: Ein ehrliches Geständnis 💬

Gestern habe ich noch etwas getan, was mir sehr schwer auf der Seele lag. Ich will bei den Menschen, die mir wichtig sind, nur noch völlig ehrlich sein. Keine Halbwahrheiten mehr, keine kriminellen Energien. Zu wissen, dass man dem Süchtigen und dem normalen Menschen in mir nicht trauen kann, hat extrem an mir genagt.

Bei einer speziellen Person, meiner letzten Beziehung, konnte ich das bisher nicht. Zu viel habe ich vorab zergrübelt. Es ging um meine Identität.

Wer bin ich eigentlich? Meine Sexualität: Human 👽

Sicher hat sich der ein oder andere schon gefragt, warum ich mir die Fingernägel lackiere oder Dinge tue, die nicht ins altmodische Männerbild passen. Die Frage „Bist Du schwul?“ konnte ich immer mit „Nein“ beantworten, ohne zu lügen. Aber was bin ich dann?

Ich mag diese ganzen Schubladen der LGBTQ*-Bewegung nicht. Lesbisch, Schwul, Bi, Trans… mittlerweile darf man ja offiziell auch Möbel f****n und sich eine Bezeichnung dafür aussuchen. Für mich zählt der innere Wert eines Menschen, der macht attraktiv. Ob das ein Mann oder eine Frau ist, ist mir egal. Wie sich jemand kleidet oder optisch verändert, ebenfalls. Ich mache einfach, was ich fühle.

Also NeelixberliN’s Sexualität: Human.

Das meiner letzten großen Liebe zu sagen, obwohl ich es ihr gegenüber nie aussprechen konnte (die Opiate haben da vieles betäubt), war eine riesige Hürde. Ich hatte Angst, sie zu verletzen. Aber mein Bauch sagte: Das muss heute raus.

Und ihre Reaktion? Völlig normal. 🙂 Ich hatte mir den Kopf umsonst zermartert. Sie sieht den Menschen in mir, den sie mal geliebt hat. Sie hätte es vermutlich nicht mal hinterfragt. Mir wurde wieder bewiesen: Ehrlich sein ist immer der beste Weg.


Zwei Hände, die sich offen und vertrauensvoll halten. Die Atmosphäre ist warm und ehrlich. Symbolisiert das ehrliche Gespräch und die Akzeptanz. "ehrliches Gespräch", "Vertrauen aufbauen", "sich verletzlich zeigen"

Clean feiern? So war mein Silvester-Spieleabend 🎲

Nach dem Gespräch mit meiner Ex ging es für mich zu Freunden zu einem cleanen Spieleabend. Jetzt kotzen vermutlich die meisten der noch abhängigen Leser im Strahl vor gedachter Langeweile. 😜 Aber es war einer der besten Abende unter Freunden, den ich je hatte.

Klar, durch den Schlafentzug der letzten Tage hatte ich bei Spielen wie „Black Dog“ oder „Phase 10“ null Konzentration und musste abbrechen. Aber es war lustig, voller guter Stimmung und ich erlange meinen alten, ironischen Humor immer mehr zurück.

Der Affe tanzt weiter: Die Realität des Entzugs 🐒

Gegen halb 3 fiel ich dann ins Bett. Und dann ging der Kampf los. Bis 8 Uhr morgens habe ich mich im Stundentakt gequält und quasi im Liegen Michael Jacksons beste Performance getanzt. 🕺 Ja, der „Affe“ (die körperliche Unruhe) ist selbst nach fast zwei Jahren ohne Polamidon oft noch so schlimm.

Aber um 8 Uhr bin ich aufgestanden – mit guter Laune, reflektierten Gedanken und genug Energie für meine Routine: singen/tanzen unter der Dusche, jemanden auf der Entzugsstation besuchen, an der Webseite arbeiten.


Ein Kalenderblatt mit dem Datum "1. Januar". Das Blatt ist hell und es scheint Sonne darauf. Symbolisiert den frischen, hoffnungsvollen Start ins neue Jahr. "Neuanfang im neuen Jahr", "erstes cleanes Silvester", "hoffnungsvoller Start"

Ein Tag im neuen Leben: Meine Routine & neue Projekte 🚀

Der Tag heute war entspannt. Nochmal laufen, eine Freundin besuchen und ihr beim Stricken zuschauen (nein, keine Oma!), Film schauen und den Abend ausklingen lassen. Man merkt, heute halte ich mich kurz. Aber auch ich darf clean einfach mal abgammeln, so wie ihr Konsumenten auf eurem Upturn. 😉

Ich danke Euch für Eure Zeit und freue mich auf das neue Jahr, gemeinsam mit Euch und hoffentlich noch viel mehr Erfolgen!

Was kommt? Zukünftig wird es hier noch viel mehr Interaktionen geben: einen regelmäßigen Livestream, einen Podcast und weitere Überraschungen. Abonniert gerne den Newsletter oder einen der Social Media Accounts (immer @neelixberlin_de), wenn ihr nichts verpassen wollt.


Häufige Fragen (FAQ) zum Thema Ehrlichkeit & Recovery


Warum ist es so schwer, in der Recovery ehrlich über sich selbst zu sein?

Weil eine aktive Sucht dich oft zwingt, ein Leben voller Lügen und Halbwahrheiten zu führen, um den Konsum zu verstecken oder dich selbst zu schützen. Es braucht Zeit, Mut und Übung, dieses Muster zu durchbrechen und darauf zu vertrauen, dass die richtigen Menschen dein wahres, cleanes Ich akzeptieren werden.

Kann man clean wirklich noch Spaß auf Partys oder an Silvester haben?

Ja, absolut! Es ist eine andere Art von Spaß, die oft viel tiefer geht. Statt eines chemischen Rausches kommt die Freude aus echter Verbindung, aus Lachen und gemeinsamen Erlebnissen mit Menschen, die man wirklich mag. Dieser Spaß ist oft viel intensiver und hinterlässt dich am nächsten Tag ohne Kater oder Reue.

Hören die körperlichen Entzugserscheinungen (wie der „Affe“) jemals komplett auf?

Wie mein Beispiel zeigt, können einige körperliche Symptome, besonders nach jahrelangem Konsum von Substanzen wie Polamidon, sehr lange nachwirken. Sie werden mit der Zeit meist seltener und weniger intensiv, aber es ist ein Marathon, kein Sprint. Deshalb sind anhaltende Selbstfürsorge, Geduld mit sich selbst und die richtigen Skills so entscheidend.


Über den Autor: NeelixberliN


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