Elvanse: Ein umfassender Einblick

Elvanse, auch bekannt unter dem generischen Namen Lisdexamfetamin, ist ein Medikament, das zur Behandlung von Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) bei Kindern und Erwachsenen sowie von moderater bis schwerer Essstörung (Binge-Eating-Disorder) bei Erwachsenen eingesetzt wird. Es wirkt stimulierend auf das zentrale Nervensystem. Elvanse wurde 2007 in den Vereinigten Staaten und 2012 in der Europäischen Union für die medizinische Anwendung zugelassen. Im Jahr 2022 war es mit mehr als 9 Millionen Verschreibungen das 69. am häufigsten verschriebene Medikament in den Vereinigten Staaten. In Deutschland ist Elvanse in der Anlage III des Betäubungsmittelgesetzes aufgeführt und somit ein verkehrsfähiges und verschreibungsfähiges Betäubungsmittel. In den USA ist es ein Medikament der Schedule II. Elvanse wird in der Regel bei Erwachsenen und Kindern ab 6 Jahren angewendet, wenn eine vorherige Behandlung mit Methylphenidat als klinisch unzureichend angesehen wird. In diesem Blogbeitrag werden wir die Wirkungsweise, Anwendungsgebiete, Nebenwirkungen und Kontroversen rund um Elvanse beleuchten.

Wirkungsweise von Elvanse im Gehirn

Elvanse ist ein sogenanntes Prodrug, d.h. es ist in seiner ursprünglichen Form inaktiv. Erst im Körper wird es in seine aktive Form, Dexamfetamin, umgewandelt. Dieser Prozess findet hauptsächlich in den roten Blutkörperchen statt. Dexamfetamin erhöht die Konzentration der Neurotransmitter Dopamin und Noradrenalin im synaptischen Spalt, indem es deren Wiederaufnahme hemmt. Dopamin und Noradrenalin spielen eine wichtige Rolle bei der Regulierung von Aufmerksamkeit, Konzentration und Impulskontrolle. Durch die Erhöhung ihrer Konzentration im Gehirn kann Elvanse dazu beitragen, die ADHS-Symptome zu lindern.

Elvanse zeichnet sich durch eine langsame und stetige Wirkstofffreisetzung aus, die eine Wirkdauer von bis zu 13 Stunden ermöglicht. Im Vergleich zu anderen ADHS-Medikamenten wie Methylphenidat, das in verschiedenen Darreichungsformen mit unterschiedlicher Wirkdauer erhältlich ist, bietet Elvanse den Vorteil einer gleichmäßigeren Wirkung über den Tag. Dies kann dazu beitragen, Rebound-Effekte, also ein plötzliches Wiederauftreten der ADHS-Symptome, zu minimieren. Einnahme ohne Frühstück kann jedoch zu Rebound-Effekten führen.

Anwendungsgebiete von Elvanse

Elvanse ist in erster Linie zur Behandlung von ADHS bei Kindern ab 6 Jahren und Erwachsenen zugelassen. Es wird in der Regel dann eingesetzt, wenn eine vorherige Behandlung mit Methylphenidat nicht den gewünschten Erfolg gebracht hat oder nicht vertragen wurde. Elvanse ist nicht bei allen erwachsenen Patienten mit ADHS indiziert, und die Entscheidung für den Einsatz des Medikaments muss das Profil des Patienten berücksichtigen, einschließlich einer gründlichen Beurteilung des Schweregrads und der Chronizität der Symptome des Patienten. Bei Erwachsenen ist das Vorliegen von bereits in der Kindheit bestehenden ADHS-Symptomen erforderlich und sollte rückblickend bestätigt werden. Die Entscheidung für eine Behandlung mit Elvanse sollte immer im Rahmen einer umfassenden therapeutischen Strategie erfolgen, die neben der medikamentösen Therapie auch psychologische, pädagogische und soziale Maßnahmen umfasst. Ein umfassendes Behandlungsprogramm umfasst in der Regel psychologische, pädagogische, verhaltensbezogene, berufliche und soziale Maßnahmen sowie gegebenenfalls eine Pharmakotherapie und zielt darauf ab, den erwachsenen Patienten mit einem Verhaltenssyndrom zu stabilisieren, das durch Symptome gekennzeichnet ist, die eine chronische Vorgeschichte von kurzen Zeiträumen umfassen können. Geeignete pädagogische Maßnahmen sind unerlässlich, und eine psychosoziale Betreuung ist oft hilfreich.

Dosierung und Dauer der Behandlung

Die Dosierung von Elvanse wird individuell an die Bedürfnisse des Patienten angepasst. Die Behandlung beginnt in der Regel mit einer niedrigen Dosis, die schrittweise erhöht wird, bis die optimale Wirkung erreicht ist. Die maximale Tagesdosis beträgt 70 mg. Elvanse wird einmal täglich morgens eingenommen, unabhängig von den Mahlzeiten. Die Kapseln können im Ganzen geschluckt oder geöffnet und der Inhalt in Wasser, Orangensaft oder Joghurt eingerührt werden. Neben den Hartkapseln ist Elvanse auch als Lösung zum Einnehmen erhältlich. Es ist wichtig, Elvanse jeden Tag zur gleichen Zeit einzunehmen. Wenn die Einnahme einer Dosis vergessen wurde, sollte diese nicht später am Tag eingenommen werden, da dies zu Schlafstörungen führen kann. Überspringen Sie die Dosis für diesen Tag, und nehmen Sie die nächste Dosis wie gewohnt ein. Nehmen Sie nicht die doppelte Menge ein, wenn Sie die vorherige Einnahme vergessen haben. Die Einnahme am Nachmittag sollte wegen möglicher Schlafstörungen vermieden werden.

Die Dauer der Behandlung mit Elvanse kann je nach individuellem Bedarf variieren. Bei einer Langzeitbehandlung sollte der Arzt den Nutzen des Medikaments regelmäßig überprüfen und gegebenenfalls behandlungsfreie Zeitabschnitte einlegen, um das Verhalten des Patienten ohne Medikamente zu beobachten. Die medikamentöse Behandlung von ADHS kann über einen längeren Zeitraum erforderlich sein. Vor der Verschreibung ist es notwendig, den Patienten hinsichtlich seines kardiovaskulären Status, einschließlich Blutdruck und Herzfrequenz, zu beurteilen. Blutdruck und Puls sollten bei jeder Dosisanpassung und dann mindestens alle sechs Monate dokumentiert werden. Die Entwicklung neuer oder die Verschlechterung bestehender psychiatrischer Erkrankungen ist bei jeder Dosisanpassung und dann mindestens alle sechs Monate und bei jeder Kontrolluntersuchung zu erfassen. Das Wachstum sollte unter der Behandlung mit Stimulanzien überwacht werden, und bei Patienten, die nicht wie erwartet wachsen oder an Gewicht zunehmen, muss die Behandlung möglicherweise unterbrochen werden. Größe, Gewicht und Appetit sollten mindestens alle 6 Monate erfasst werden. Die Behandlung muss beendet werden, wenn sich die Symptome nach einer angemessenen Dosisanpassung über einen Zeitraum von einem Monat nicht bessern. Beim Auftreten einer paradoxen Verschlimmerung der Symptome oder anderer nicht tolerierbarer unerwünschter Ereignisse muss die Dosis reduziert oder das Arzneimittel abgesetzt werden. Neben der Standardpackung mit 30 Hartkapseln sind auch größere Packungsgrößen mit 100 Hartkapseln erhältlich.

Nebenwirkungen und Risiken

Wie jedes Medikament kann auch Elvanse Nebenwirkungen haben. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören:

  • Verminderter Appetit
  • Schlafstörungen
  • Mundtrockenheit
  • Kopfschmerzen
  • Gewichtsverlust

In seltenen Fällen können auch schwerwiegendere Nebenwirkungen auftreten, wie z.B. Herzrhythmusstörungen, Bluthochdruck, psychotische Symptome oder Krampfanfälle. Zu den schweren Nebenwirkungen gehören: Manie, plötzlicher Herztod bei Patienten mit zugrundeliegenden Herzproblemen und Psychose. Elvanse kann bei einigen Patienten Herzrhythmusstörungen verursachen. Solltest Du während der Behandlung Herzklopfen oder einen unregelmäßigen Herzschlag verspüren, informiere umgehend Deinen Arzt. Das Risiko von Herzproblemen kann mit zunehmender Dosis steigen. Bei Einnahme von Elvanse kann es zu Schwindel, Problemen mit der Scharfeinstellung des Auges oder verschwommenem Sehen kommen. In diesem Fall sind bestimmte Tätigkeiten wie Autofahren, das Bedienen von Maschinen, Radfahren, Reiten oder das Klettern auf Bäume gefährlich.

Zu den Anzeichen einer Überdosierung können gehören: Unruhe, Zittern, verstärkte unkontrollierte Bewegungen, Muskelzuckungen, beschleunigte Atmung, Verwirrtheit, eine Neigung zu tätlichen Übergriffen, Sehen, Fühlen oder Hören von Dingen, die nicht wirklich da sind (Halluzinationen), Panikzustände, hohes Fieber, Müdigkeit, Niedergeschlagenheit, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Bauchkrämpfe, Veränderungen des Herzschlags (langsam, schnell oder unregelmäßig), hoher oder niedriger Blutdruck, Kreislaufzusammenbruch, Krämpfe und Koma.

Elvanse hat ein Suchtpotenzial, insbesondere bei missbräuchlicher Anwendung. Daher ist es wichtig, das Medikament nur nach ärztlicher Verordnung und in der vorgeschriebenen Dosierung einzunehmen. Stimulanzien, einschließlich Lisdexamfetamin, haben ein Potenzial für Missbrauch, Fehlgebrauch, Abhängigkeit und Zweckentfremdung, das von den Ärzten bei der Verschreibung dieses Arzneimittels berücksichtigt werden sollte. Es wurde über Entzugssymptome wie Müdigkeit und Depressionen berichtet.

Elvanse kann die folgenden psychiatrischen Erkrankungen verschlimmern:

  • Angstzustände
  • Stimmungsschwankungen
  • Depressionen
  • Psychotische Störungen
  • Manie
  • Aggressives oder feindseliges Verhalten
  • Tics und Tourette-Syndrom
  • Krampfanfälle

Substanzen und Zustände, die den pH-Wert des Urins verändern, beeinflussen die Ausscheidung von Amphetamin im Urin und dessen Halbwertszeit. Ascorbinsäure, Thiaziddiuretika, eine Ernährung mit einem hohen Anteil an tierischem Eiweiß, Diabetes und respiratorische Azidose erhöhen die Ausscheidung von Amphetamin im Urin. Natriumhydrogencarbonat und andere Substanzen sowie Zustände (eine Ernährung mit einem hohen Anteil an Obst und Gemüse, Harnwegsinfektionen und Erbrechen), die eine Alkalisierung des Urins bewirken, vermindern die Ausscheidung von Amphetamin im Urin und verlängern dessen Halbwertszeit.

Elvanse kann auch Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten haben, insbesondere mit Monoaminoxidase-Hemmern (MAO-Hemmern)5. Die Einnahme eines MAO-Hemmers zusammen mit Elvanse kann einen plötzlichen Blutdruckanstieg hervorrufen. Ihr Arzt oder Apotheker kann Ihnen sagen, ob eines der von Ihnen derzeit eingenommenen Arzneimittel ein MAO-Hemmer ist. Elvanse und bestimmte andere Arzneimittel können sich gegenseitig beeinflussen.

Es ist wichtig, bei Auftreten von Nebenwirkungen den Arzt zu informieren.

Kontroverse um Elvanse

Die Anwendung von Elvanse ist nicht frei von Kontroversen. Ein Kritikpunkt ist das Suchtpotenzial des Medikaments. Obwohl Elvanse aufgrund seiner langsamen Wirkstofffreisetzung ein geringeres Missbrauchspotenzial als andere Amphetamine hat, kann es dennoch zu Abhängigkeit kommen.

Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die Kosten des Medikaments. Elvanse ist im Vergleich zu anderen ADHS-Medikamenten wie Methylphenidat relativ teuer. Laut Arzneiverordnungs-Report für 2014 und 2015 waren die Kosten für das Lisdexamfetamin-Arzneimittel Elvanse (bezogen auf die definierte Tagesdosis) deutlich höher als für Methylphenidat-Produkte, aber niedriger als für das Atomoxetin-Präparat Strattera. Dies kann die Behandlung für einige Patienten unerschwinglich machen.

Mit Lisdexamfetamin ist ein weiterer Wirkstoff zur Behandlung von ADHS jetzt patentfrei. Die ersten Generika sind bereits verfügbar, zum Teil auch mit größeren Packungseinheiten. Vorangegangen war ein Streit vor dem Bundespatentgericht, das schließlich das Schutzzertifikat für unzulässig erklärte, da es sich nur um ein Prodrug handele und daher nicht von einer neuen Erfindung auszugehen sei.

Es gibt auch Bedenken hinsichtlich der Verwendung von Elvanse zur „kognitiven Verbesserung“ oder zum „akademischen Doping“ außerhalb der zugelassenen medizinischen Anwendungen. Gesicherte Ergebnisse, die eine leistungssteigernde Wirkung bei Gesunden belegen, fehlen jedoch. Sicher ist nur, dass all diese Präparate Nebenwirkungen haben. Kopfschmerzen und Persönlichkeitsveränderungen wie emotionale Abstumpfung gehören dazu. Zudem kann sich Abhängigkeit entwickeln.

Sicherer und verantwortungsvoller Umgang mit Elvanse

Um die Risiken einer Behandlung mit Elvanse zu minimieren, ist ein sicherer und verantwortungsvoller Umgang mit dem Medikament unerlässlich. Hierzu gehören:

  • Einnahme nur nach ärztlicher Verordnung: Elvanse ist ein verschreibungspflichtiges Medikament und sollte nur nach Rücksprache mit einem Arzt eingenommen werden.
  • Einhaltung der vorgeschriebenen Dosierung: Die Dosierung sollte nicht eigenmächtig verändert werden.
  • Regelmäßige Kontrollen: Regelmäßige Arztbesuche sind wichtig, um die Wirksamkeit und Verträglichkeit des Medikaments zu überprüfen.
  • Aufklärung über Nebenwirkungen: Patienten sollten über mögliche Nebenwirkungen und Risiken aufgeklärt werden.
  • Aufbewahrung außerhalb der Reichweite von Kindern: Elvanse sollte sicher aufbewahrt werden, um einen Missbrauch durch Kinder zu verhindern. Diese Substanzen dürfen nicht einfach so mitgenommen werden, da sie unter das Betäubungsmittelgesetz fallen.

Persönliche Erfahrungsberichte

Im Selbsthilfeforum Aspies.de berichten einige Nutzer über ihre Erfahrungen mit Elvanse. Ein Nutzer beschreibt, dass er Elvanse besser verträgt als Methylphenidat und dass es ihm hilft, sich besser zu konzentrieren und seine Impulsivität zu kontrollieren. Ein anderer Nutzer berichtet von positiven Effekten auf seine Stimmung und sein Sozialverhalten. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass individuelle Erfahrungen mit Medikamenten stark variieren können.

Auf Reddit berichtet ein Nutzer, dass er sich durch die Einnahme von Elvanse hochintelligent fühlt und sein volles Potenzial entfalten kann. Er beschreibt, dass er sich durch das Medikament fokussierter, motivierter und kreativer fühlt. Allerdings gibt er auch zu bedenken, dass Elvanse bei manchen Menschen psychotische Symptome auslösen kann.

Fazit

Elvanse ist ein wirksames Medikament zur Behandlung von ADHS und Essstörungen, das jedoch auch mit Risiken und Nebenwirkungen verbunden ist. Die Entscheidung für eine Behandlung mit Elvanse sollte immer in Absprache mit einem Arzt erfolgen und im Rahmen einer umfassenden therapeutischen Strategie eingebettet sein. Ein sicherer und verantwortungsvoller Umgang mit dem Medikament ist unerlässlich, um die Risiken zu minimieren.

AspektDetails
WirkstoffLisdexamfetamin
AnwendungsgebieteADHS bei Kindern ab 6 Jahren und Erwachsenen, Binge-Eating-Disorder bei Erwachsenen
WirkungsweiseProdrug, das im Körper in Dexamfetamin umgewandelt wird; erhöht die Konzentration von Dopamin und Noradrenalin im Gehirn
DosierungIndividuell, beginnend mit einer niedrigen Dosis, die schrittweise erhöht wird; maximale Tagesdosis 70 mg
EinnahmeEinmal täglich morgens, unabhängig von den Mahlzeiten
DarreichungsformenHartkapseln, Lösung zum Einnehmen
NebenwirkungenVerminderter Appetit, Schlafstörungen, Mundtrockenheit, Kopfschmerzen, Gewichtsverlust, Herzrhythmusstörungen, Bluthochdruck, psychotische Symptome, Krampfanfälle
RisikenSuchtpotenzial bei missbräuchlicher Anwendung, Entzugssymptome, Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten
KontroversenSuchtpotenzial, Kosten, Patentstreitigkeiten, „kognitives Enhancement“
Sicherer UmgangEinnahme nur nach ärztlicher Verordnung, Einhaltung der Dosierung, regelmäßige Kontrollen, Aufklärung über Nebenwirkungen, sichere Aufbewahrung

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