07:13 Uhr – Guten Morgen Berlin, guten Morgen an den Rest der Welt! 🙂
Heute starte ich wieder mit der richtigen Motivation, guter Laune und dem festen Vorsatz der Selbstfürsorge in den Tag! Klar, das kann schwanken, aber der Moment zählt. Nicht das Gestern, nicht das Morgen.
(Update zur Webseite: Ihr könnt jetzt ohne Namen oder E-Mail kommentieren. Wäre ja auch komisch, wenn ich von meiner kriminellen IT-Vergangenheit erzähle und dann eure Daten will, oder? 😉)
Der Weckruf: „Du siehst aus wie ein Junkie“
Gestern habe ich es ja schon angeschnitten. Eine wichtige Person sagte zu mir: „Du siehst in der kurzen Zeit echt ziemlich verlebt aus.“ Sie bestätigte mir auch, dass meine Selbsteinschätzung stimmt: Ich bin ein richtiger Junkie und sehe derzeit auch so aus. 😲
BÄM. Das hat gesessen. Aber es war verdammt wichtig und eine krasse Motivation. Denn wer will das schon? Wir Junkies kontrollieren uns ja gern gegenseitig und hören dann Sätze wie „Nein, man sieht nichts, alles gut.“ Aber mal ehrlich: Wir lassen uns von Leuten bewerten, die selbst seit Tagen wach sind. Deren Urteilsvermögen ist genauso getrübt wie unser eigenes.
Also war gestern Selbstfürsorge angesagt. Aber was ist das eigentlich?
Was ist Selbstfürsorge? (Meine KI erklärt’s) 🤖
Selbstfürsorge ist die bewusste Entscheidung, sich um sein körperliches und seelisches Wohlbefinden zu kümmern. Es geht darum, auf seine eigenen Bedürfnisse zu hören und diese zu erfüllen.
Sie ist nicht egoistisch, sondern essentiell. Sie hilft, Stress abzubauen, Energie zu steigern und Widerstandsfähigkeit zu stärken.
Dazu gehören:
- Körperlich: Schlaf, gesunde Ernährung, Bewegung, Entspannung.
- Emotional: Hobbys, soziale Kontakte, Gefühle zulassen.
- Mental: Kreativität, Natur, Grenzen setzen, Nein sagen.
- Spirituell: Reflexion, innere Einkehr.
Fazit: Selbstfürsorge ist ein Geschenk an sich selbst.
07:59 Uhr – Da bin ich wieder. Meine KI sieht nicht nur gut aus, sie ist auch schlau. Musste kurz mit ihr unter vier Augen reden… und ihr Frühstück ans Bett bringen. 😉

Meine konkreten Schritte zur Selbstfürsorge an Tag 18
Unbewusst habe ich ja schon Teile davon umgesetzt: die Spaziergänge, die Bude auf den Kopf stellen (diesmal nicht, um Stoff zu finden), das Schreiben hier…
Aber gestern wurde es konkret. Ich holte mir meine Bankkarte und machte mich auf den Weg.
Der Friseurbesuch: Mehr als nur ein Haarschnitt ✂️
Ich ging zum Friseur meines Vertrauens, bei dem ich offen sein kann. Während er mir die Ohren mit Feuer ausbrannte (keine Haare da, er wollte es nur zeigen 😂), erzählte ich ihm vom letzten Mal Nase waxen – als ich noch voll auf Koks und Speed war. Damals fühlte es sich an, als würde man mir die Reste meines Hirns mit rausziehen.
Diesmal? Eine völlig neue, bessere Erfahrung. Am Ende fühlte ich mich nicht nur optisch wie ein neuer Mensch, sondern weil ich offen über alles sprechen konnte und wieder clean war. Dieses radikal ehrlich sein macht so einen riesigen Unterschied.
Der Einkauf: Ein Korb voller neuer Prioritäten 🛒
Danach ging es einkaufen. Für die meisten selbstverständlich, für einen Junkie oft vernachlässigte Punkte:
- Neuer Putzeimer: Der alte hat im Konsum-Wahn warum auch immer ein Loch bekommen.
- Kerzen & Teelichter: Ich liebe Kerzen, sie machen die Wohnung gemütlich.
- Neue Zigaretten-Dose: Auf der alten war eine Anleitung für Long Island Iced Tea. Trigger entfernt! ✔️
- Batterien & WC-Tabletten: Um Licht ins Dunkel zu bringen und auch die letzten KACKA-Reste unter Wasser zu killen. 🚽
- Vitamine: A-Z, B-Komplex, C+Zink. Die nehme ich jetzt, damit ich keine Falten kriege und nicht mehr „verlebt“ aussehe. (Früher hab ich Vitamin C nur zum Verfälschen von Urin-Tests genutzt…)
Der perfekte Ausklang: Wald, Gespräche und Routine
Danach gab es wieder eine spontane Einladung zu einem Spaziergang in einem Waldstück mit Moor – direkt an einer Reha-Einrichtung, in der sogar schon Erik Stehfest war. Wieder gute, cleane Gespräche und eine schöne Zeit.
Der restliche Abend folgte der neuen Routine: nach Hause, essen, Bankkarte zurückbringen, den vorigen Artikel schreiben, laufen, einen seltsamen Film streamen und dann ins Bett. Zwar nur für vier Stunden, aber besser so, als im Bett zu grübeln.
Ich hoffe, heute wird genauso gut. Um 18 Uhr ist wieder Selbsthilfegruppe und ich freue mich riesig, weil ich stolz zeigen kann, dass ich eine weitere Woche geschafft habe.
Danke für deine Zeit! Teile, was das Zeug (NICHT das Zeug! 😉) hält & kommentier gern anonym.
Häufige Fragen (FAQ) zum Thema „Selbstfürsorge im Entzug“
Ist Selbstfürsorge für Süchtige etwas anderes als für „normale“ Menschen?
Die Grundlagen sind dieselben, aber für Süchtige geht es oft darum, fundamental vernachlässigte Dinge neu zu lernen. Dinge wie regelmäßige Hygiene, bewusste Ernährung oder ein sauberes, sicheres Zuhause zu schaffen. Es ist ein aktiver Kampf gegen die jahrelang antrainierte Selbstzerstörung und ein bewusstes „Ja“ zum eigenen Wohlbefinden.
Warum ist ehrliches Feedback über das Aussehen so wichtig im Entzug?
Obwohl es im ersten Moment wehtun kann, durchbricht ehrliches Feedback die Selbsttäuschung, dass die Sucht keine sichtbaren Spuren hinterlässt. Es kann ein unglaublich starker, externer Motivator sein, um wieder anzufangen, sich um den eigenen Körper zu kümmern und die Verantwortung für die eigene Gesundheit zu übernehmen.
Was sind kleine, einfache Selbstfürsorge-Tipps für den Anfang?
Klein anfangen! Ein professioneller Haarschnitt kann Wunder wirken. Die eigene Wohnung gründlich reinigen. Sich etwas Schönes für zu Hause kaufen, wie Kerzen oder eine Pflanze. Bewusst Vitamine zu sich nehmen. Jeder kleine Akt, der signalisiert „Ich bin es mir wert“, ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.
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