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Serotonin: Viel mehr als nur das „Glückshormon“



Hey Du,

heute reden wir über den vielleicht berühmtesten Botenstoff in unserem Körper: Serotonin. Fast jeder hat schon mal von ihm als „Glückshormon“ gehört. Aber diese Bezeichnung wird seiner wahren Rolle bei Weitem nicht gerecht.

Serotonin ist kein simpler „Glücklich-Macher“. Es ist eher der große Regulator, der Dirigent eines riesigen Orchesters, das unsere Stimmung, unseren Schlaf, unseren Appetit und sogar unsere Verdauung steuert.

Was ist Serotonin & wo kommt es her? 🧠

Serotonin (auch 5-Hydroxytryptamin oder 5-HT) ist ein Neurotransmitter und ein Hormon. Es wird aus der Aminosäure Tryptophan hergestellt, die wir über die Nahrung aufnehmen müssen (z.B. aus Nüssen, Käse, Fleisch).

Das Verrückte:

Über 90% deines Serotonins werden im Darm produziert!

Nur ein kleiner Teil entsteht direkt im Gehirn. Das zeigt, wie eng deine Darmgesundheit mit deiner psychischen Verfassung zusammenhängt (die berühmte Darm-Hirn-Achse).


Eine stilisierte Grafik, die eine Verbindung zwischen einem Gehirn und einem Darm zeigt. Entlang dieser Verbindung fließen Serotonin-Moleküle. Symbolisiert die Darm-Hirn-Achse. "Serotonin und Darm", "Darm-Hirn-Achse", "Neurotransmitter"

Der große Regulator: Was Serotonin alles steuert

Serotonin ist ein wahrer Alleskönner:

  • Stimmung: Es sorgt für Ausgeglichenheit, Gelassenheit und Zufriedenheit. Ein Mangel wird oft mit Depressionen und Angststörungen in Verbindung gebracht.
  • Schlaf: Es ist eine Vorstufe des Schlafhormons Melatonin und reguliert unseren Schlaf-Wach-Rhythmus.
  • Appetit: Es steuert das Sättigungsgefühl.
  • Verdauung: Im Darm regelt es die Darmbewegungen.
  • Schmerzwahrnehmung: Es beeinflusst, wie stark wir Schmerzen empfinden.
  • Körpertemperatur & Blutgerinnung.

Serotonin vs. Dopamin:

Oft werden sie verwechselt. Ganz vereinfacht:

  • Serotonin ist für Zufriedenheit und Wohlbefinden zuständig.
  • Dopamin ist für Antrieb und Belohnung zuständig.

Serotonin & Drogen: Der künstliche Rausch und der tiefe Fall 📉

Viele illegale Drogen kapern das Serotonin-System, um einen Rausch zu erzeugen.

  • MDMA (Ecstasy): Wirkt wie eine Schleusenöffnung. Es zwingt die Nervenzellen, ihr gesamtes gespeichertes Serotonin auf einmal freizusetzen. Das führt zur extremen Euphorie und Empathie.
  • LSD & Psilocybin (Pilze): Binden direkt an die Serotonin-Rezeptoren und imitieren dessen Wirkung, was zu den psychedelischen Effekten führt.
  • Kokain & Amphetamine: Blockieren die Wiederaufnahme von Serotonin (und Dopamin/Noradrenalin), sodass es länger im synaptischen Spalt verbleibt.

Der Absturz (Comedown): Nach dem künstlichen Rausch sind die Serotonin-Speicher leer. Das Ergebnis ist das gefürchtete „Dienstags-Loch“ nach dem Wochenende: eine depressive Verstimmung, Reizbarkeit und Antriebslosigkeit, die Tage andauern kann, bis der Körper wieder genug Serotonin produziert hat.


Eine Grafik, die eine Nervenzelle (Synapse) zeigt. Ein MDMA-Molekül dockt an und öffnet eine Schleuse, aus der alle Serotonin-Moleküle herausströmen. Daneben eine zweite Grafik, die dieselbe Zelle zeigt, aber jetzt komplett leer und erschöpft. "Wirkung von MDMA auf Serotonin", "Serotonin-Syndrom", "Comedown nach Drogen"

Wie Medikamente & dein Lebensstil den Spiegel beeinflussen 💊☀️

  • Antidepressiva (SSRIs): Die bekanntesten Medikamente wie Sertralin oder Fluoxetin sind Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs). Sie erhöhen nicht die Produktion, sondern sorgen dafür, dass das vorhandene Serotonin länger zwischen den Nervenzellen verfügbar bleibt.
  • Natürliche Wege zur Erhöhung:
    • Bewegung: Besonders Ausdauersport.
    • Sonnenlicht: Fördert die Produktion.
    • Ernährung: Tryptophanreiche Lebensmittel (Nüsse, Käse, Eier, Lachs, Tofu).
    • Soziale Kontakte: Positive Interaktionen mit Menschen, die man mag.

Fazit: Pflege deinen inneren Dirigenten

Serotonin ist kein simpler Schalter für „Glück an/aus“. Es ist ein komplexes System, das für unsere grundlegende Stabilität sorgt. Ein Ungleichgewicht kann zu ernsthaften Problemen führen.

Durch einen gesunden Lebensstil können wir viel dazu beitragen, dieses System zu unterstützen. Und wenn es aus dem Takt gerät, gibt es wirksame medizinische Hilfe.


Häufige Fragen (FAQ) zum Thema Serotonin


Ist ein Serotoninmangel die alleinige Ursache für Depressionen?

Nein, das ist eine veraltete und zu stark vereinfachte Sichtweise. Die „Serotonin-Hypothese“ ist heute überholt. Man weiß, dass Depressionen eine sehr komplexe Krankheit sind, bei der genetische, soziale und psychologische Faktoren eine Rolle spielen. Ein Ungleichgewicht im Serotonin-System kann ein Teil des Problems sein, aber es ist nie die alleinige Ursache.

Kann man seinen Serotoninspiegel im Blut messen lassen, um zu sehen, ob man einen Mangel hat?

Das ist leider nicht sehr aussagekräftig. Da über 90% des Serotonins im Darm sind und das Serotonin im Blut die Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden kann, sagt ein Bluttest so gut wie nichts über die Serotonin-Konzentration in deinem Gehirn aus.

Was ist das Serotonin-Syndrom?

Das ist ein potenziell lebensgefährlicher Zustand, der durch eine zu hohe Konzentration von Serotonin im Körper ausgelöst wird. Es tritt meistens auf, wenn man Drogen wie MDMA mit bestimmten Antidepressiva (insbesondere MAO-Hemmern) kombiniert. Symptome sind Unruhe, Zittern, starkes Schwitzen, Fieber, Muskelkrämpfe und Verwirrtheit. Es ist ein medizinischer Notfall.


Über den Autor: NeelixberliN

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