Valproinsäure: Die starke "Handbremse" für die Psyche mit enormen Risiken. Podcast und Artikel Titelbild

Valproinsäure: Die starke „Handbremse“ für die Psyche mit enormen Risiken



Hey Du,

heute reden wir über ein Medikament, das ein echtes Arbeitstier in der Psychiatrie und Neurologie ist: Valproinsäure (auch Valproat genannt).

Es ist ein hochwirksamer Stimmungsstabilisator und ein Antiepileptikum, das vielen Menschen mit bipolaren Störungen oder Epilepsie hilft, ihr Leben zu stabilisieren. Aber es ist auch eine Substanz, die mit einer der größten und unmissverständlichsten Warnungen für Frauen im gebärfähigen Alter einhergeht.

Was ist Valproinsäure & wie wirkt es? Die „Handbremse“ im Gehirn 🧠

Valproinsäure wirkt wie eine Art „Handbremse“ für übererregte Nervenzellen im Gehirn. Es tut dies auf mehrere Weisen gleichzeitig:

  • Es blockiert bestimmte Natrium- und Calciumkanäle, was die „Feuergeschwindigkeit“ der Nerven drosselt.
  • Es erhöht die Konzentration des beruhigenden Botenstoffs GABA, der natürlichen Bremse deines Gehirns.

Das Ergebnis: Die elektrische Aktivität im Gehirn wird stabilisiert. Das verhindert epileptische Anfälle und dämpft die extremen Stimmungsausschläge (insbesondere die Manie) bei einer bipolaren Störung.


Eine stilisierte Grafik eines Gehirns. Darin ist eine wilde, chaotische "Gewitter"-Aktivität zu sehen ("Manie/Anfall"). Ein Valproinsäure-Molekül wirkt wie ein Schutzschild oder Dimmer, der das Gewitter beruhigt.  "Wirkung von Valproinsäure", "Stimmungsstabilisator", "Antiepileptikum"

DIE GRÖSSTE WARNUNG: Valproinsäure & Schwangerschaft 🤰

Das ist der absolut wichtigste Punkt bei diesem Medikament und er kann nicht deutlich genug gesagt werden.

ACHTUNG: EXTREMES RISIKO FÜR SCHWERE FEHLBILDUNGEN! ☠️

Valproinsäure ist stark teratogen, das heißt, es kann schwere Schäden am ungeborenen Kind verursachen. Die Einnahme während der Schwangerschaft ist mit einem extrem hohen Risiko verbunden:

  • ca. 10% Risiko für schwere körperliche Fehlbildungen (z.B. „offener Rücken“ / Spina bifida, Herzfehler, Gesichts- und Schädelfehlbildungen).
  • 30-40% Risiko für neurologische Entwicklungsstörungen (z.B. verzögerte Entwicklung, geringerer IQ, Autismus-Spektrum-Störungen, ADHS).

Aus diesem Grund gibt es ein strenges Schwangerschaftsverhütungsprogramm. Valproinsäure darf Frauen im gebärfähigen Alter nur verschrieben werden, wenn absolut keine andere Behandlung wirkt und eine sichere Verhütungsmethode angewendet wird.

Auch bei Männern mit Kinderwunsch wird zur Vorsicht geraten, da es Hinweise auf ein potenziell erhöhtes Risiko für Entwicklungsstörungen bei den Nachkommen gibt.

Weitere Risiken & Nebenwirkungen ⚠️

  • Häufige Nebenwirkungen: Magen-Darm-Beschwerden, Gewichtszunahme, Haarausfall, leichtes Zittern (Tremor).
  • Seltene, aber schwere Risiken: Potenziell tödliche Schäden an der Leber und der Bauchspeicheldrüse können auftreten. Regelmäßige Blutwertkontrollen sind daher Pflicht.

Ein sehr klares, unmissverständliches Piktogramm: Eine schwangere Frau mit einem großen, roten, durchgestrichenen Kreis darüber. Daneben ein Pillen-Symbol.  "Valproinsäure Schwangerschaft Warnung", "teratogene Medikamente", "Schwangerschaftsverhütungsprogramm"

Valproinsäure & Sucht: Wichtig bei Doppeldiagnosen 🚫

Wie Lithium oder Lamotrigin hat Valproinsäure kein eigenes Missbrauchs- oder Suchtpotenzial. Es macht nicht „high“ oder euphorisch.

Seine enorme Wichtigkeit für das Thema Sucht liegt in der Behandlung der Doppeldiagnose. Die bipolare Störung ist eine der häufigsten Begleiterkrankungen von Sucht. Die unkontrollierbaren manischen Phasen führen oft zu exzessivem Drogenkonsum, die depressiven Phasen zum Versuch der Selbstmedikation.

Indem Valproinsäure diese extremen Stimmungsschwankungen stabilisiert, kann es dem Patienten die nötige Grundlage geben, um die Sucht überhaupt erst erfolgreich bekämpfen zu können.

Fazit: Ein wirksames Medikament mit enormer Verantwortung

Valproinsäure ist ein hochwirksames Medikament und für viele Patienten, insbesondere mit „Rapid Cycling“ (schnellen Phasenwechseln), eine unverzichtbare Stütze.

Aufgrund seiner erheblichen Risiken, allen voran der Gefahr für ungeborene Kinder, erfordert die Therapie jedoch ein Höchstmaß an Verantwortung, Aufklärung und eine extrem enge Zusammenarbeit zwischen Arzt und Patient. Es ist ein mächtiges Werkzeug, das mit äußerster Vorsicht gehandhabt werden muss.


Häufige Fragen (FAQ) zum Thema Valproinsäure


Darf ich als Frau Valproinsäure nehmen, wenn ich schwanger werden könnte?

Nur unter strengsten Auflagen. Die Einnahme ist mit einem extrem hohen Risiko für schwere Fehlbildungen und Entwicklungsstörungen beim Kind verbunden. Es darf nur verschrieben werden, wenn alle anderen Behandlungsalternativen versagt haben und während der gesamten Behandlung eine sichere, effektive Verhütungsmethode angewendet wird. Dies muss im Rahmen eines offiziellen Schwangerschaftsverhütungsprogramms mit deinem Arzt besprochen und dokumentiert werden.

Macht Valproinsäure süchtig oder „high“?

Nein. Valproinsäure hat kein Suchtpotenzial und erzeugt keinen Rausch. Es ist ein reines Medikament zur Dämpfung und Stabilisierung von übererregten Nervenzellen im Gehirn. Seine Relevanz für Suchtkranke liegt in der Behandlung von oft gleichzeitig auftretenden bipolaren Störungen.

Warum muss mein Blutspiegel bei der Einnahme kontrolliert werden?

Regelmäßige Blutspiegelkontrollen sind aus zwei Gründen wichtig: Erstens, um sicherzustellen, dass die Dosis hoch genug ist, um wirksam zu sein (therapeutischer Bereich). Zweitens, um eine Überdosierung zu vermeiden und mögliche Nebenwirkungen, insbesondere auf die Leberwerte und die Bauchspeicheldrüse, frühzeitig zu erkennen.


Über den Autor: NeelixberliN

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