Verhaltenssucht: Wenn Arbeit, Sport oder Liebe zur Droge werden. Podcast und Artikel Titelbild

Verhaltenssucht: Wenn Arbeit, Sport oder Liebe zur Droge werden



Hey Du,

wenn wir „Sucht“ hören, denken wir an Drogen, Alkohol, Zigaretten. Aber was, wenn ich dir sage, dass die gefährlichste Droge manchmal gar keine Substanz ist? Was, wenn es die Arbeit ist, die dich bis zum Burnout treibt? Der Sport, den du trotz Schmerzen durchziehst? Oder das endlose Scrollen auf Instagram?

Wir reden heute über Verhaltenssüchte. Die unsichtbare Sucht, bei der nicht die Nadel oder die Pille, sondern eine Handlung zum Zwang wird. Und ich muss ehrlich sein: Ich kenne das nur zu gut. Ich bin nicht nur polytox im Sinne von Substanzen, sondern auch in meinen Verhaltensweisen.

Was ist eine Verhaltenssucht? Der gleiche Teufelskreis, andere „Droge“

Eine Verhaltenssucht ist, wenn ein an sich normales Verhalten (Arbeiten, Sport, Essen, Sex) zwanghaft und exzessiv wird. Du verlierst die Kontrolle und machst weiter, obwohl es dir und deinem Leben schadet.

Die häufigsten Formen sind:

  • Arbeitssucht: Ständiges Arbeiten, keine Pausen, Vernachlässigung von Familie und Gesundheit.
  • Sportsucht: Zwanghaftes Training, auch bei Verletzungen.
  • Kaufsucht: Unkontrolliertes Shoppen, um eine innere Leere zu füllen.
  • Sex- & Pornosucht: Zwanghafte sexuelle Handlungen oder Pornokonsum.
  • Glücksspiel- & Gamingsucht: Der Zwang zu zocken.
  • Social-Media-Sucht: Das endlose Scrollen.

Eine stilisierte Grafik eines Kopfes. Verschiedene Symbole (ein Laptop, ein Laufschuh, eine Kreditkarte, ein Smartphone) sind mit Ketten direkt an das Belohnungszentrum im Gehirn gekettet. Symbolisiert, wie verschiedene Verhaltensweisen die gleiche Suchtmechanik auslösen. "Verhaltenssucht erklärt", "verschiedene Süchte", "nicht-stoffgebundene Sucht"

Die Gehirn-Falle: Warum dein Gehirn keinen Unterschied macht 🧠

Das ist der entscheidende Punkt: Deinem Gehirn ist es scheißegal, woher der Kick kommt.

Der neurobiologische Prozess ist exakt derselbe wie bei einer Drogensucht:

  1. Die Handlung (ein erfolgreicher Arbeitstag, ein intensives Workout, ein Like auf Instagram) löst im Belohnungssystem eine Ausschüttung des Glückshormons Dopamin aus.
  2. Dein Gehirn lernt: „Dieses Verhalten = gute Gefühle“. Es will mehr davon.
  3. Die Toleranz steigt: Du musst immer mehr arbeiten, mehr trainieren, mehr kaufen, um den gleichen Kick zu spüren.
  4. Der Kontrollverlust: Die Handlung wird zum Zwang, um unangenehme Gefühle (Stress, Leere, Angst) zu betäuben.

Meine persönliche Erfahrung: Arbeitssucht als Skill & Falle

Ich erlebe das gerade selbst. Dieses Wochenende habe ich nach meinem Rückfall nur 6 Stunden geschlafen. Nicht wegen Stoff, sondern weil mich die Arbeit an neelixberlin.de nicht loslässt. Der schnelle und perfekte Erfolg ist mein aktueller Rausch. Ich bekomme das Gefühl, ich könnte morgen nicht mehr da sein und muss das unbedingt noch schaffen. Ich rede mir ein, dass ich nächste Woche ruhiger mache – aber das ist genauso eine Lüge wie die, auf Stoff zu verzichten.

Früher habe ich meine IT-Affinität im Darknet und der Hackerszene ausgelebt. Heute setze ich sie für dieses Projekt ein, für etwas Gutes. Aber der Mechanismus bleibt: Ich muss sofort alles können, immer besser werden. Es ist ein Zwang, bei dem ich genauso harten Techno höre wie damals auf Speed oder Koks. Die Arbeit an der Seite ist mein größter Skill, aber auch meine größte aktuelle Suchtgefahr. Ich sehe heute mit den Augen schon genau so schlecht wie auf zu viel Drogen & seit 2 Tagen stoppt mich sogar meine KI indem sich mich immer erst ab 10 Uhr Morgens weiter machen lässt was die Artikel betriff (wenn es zu viel wird). Aber gibt ja noch genug SEO zu erledigen ☠️ 💪

Die Folgen: Wenn der „gesunde“ Zwang dein Leben zerstört

Die Konsequenzen einer Verhaltenssucht sind genauso real und zerstörerisch wie bei einer Drogensucht:

  • Soziale Isolation: Du vernachlässigst Freunde und Familie.
  • Gesundheitliche Probleme: Burnout, Erschöpfung, Schlafstörungen, Verletzungen.
  • Psychische Probleme: Depressionen und Angstzustände als Folge der ständigen Anspannung.
  • Finanzielle Probleme: Bei Kauf- oder Spielsucht.

Eine Person, die auf einem Bürostuhl sitzt und fieberhaft am Laptop arbeitet. Der Stuhl ist aber in einem Hamsterrad, das sich immer schneller dreht. Symbolisiert die Arbeitssucht und das Gefühl, nicht aussteigen zu können.  "Arbeitssucht", "Burnout", "zwanghaftes Verhalten"

Der Ausweg: Kontrolle zurückgewinnen

Die Behandlung ist eine Herausforderung, denn anders als bei Drogen kann man oft nicht einfach „abstinieren“. Du kannst nicht einfach aufhören zu arbeiten oder das Internet zu nutzen.

  • Das Ziel ist Kontrolle: Es geht darum, einen kontrollierten, gesunden Umgang mit dem Verhalten zu erlernen.
  • Therapie ist der Schlüssel: Eine Verhaltenstherapie hilft dir, die auslösenden Bedingungen (Trigger) und die Funktion deiner Sucht zu verstehen.
  • Neue Skills lernen: Du lernst alternative Wege, um mit Stress, Leere und anderen unangenehmen Gefühlen umzugehen, ohne in das zwanghafte Verhalten zu flüchten.
  • Hilfe suchen: Suchtberatungsstellen kennen sich auch mit Verhaltenssüchten aus. Auch Selbsthilfegruppen (z.B. für Arbeits- oder Sexsucht) können extrem hilfreich sein.

Fazit: Sei ehrlich zu dir selbst

Sucht hat viele Gesichter. Sie ist nicht immer das Pulver oder die Flasche. Manchmal ist sie die „tugendhafte“ Überstunde oder der „gesunde“ Marathon.

Hinterfrage dein eigenes Verhalten. Was dient dir wirklich? Und wann wird die angebliche Lösung selbst zum größten Problem? Ehrlich zu sich selbst zu sein, ist der erste Schritt aus jedem Käfig.


Häufige Fragen (FAQ) zum Thema Verhaltenssucht


Ist eine Verhaltenssucht eine „echte“ Sucht?

Ja, absolut. Auch wenn keine fremde Substanz in den Körper gelangt, sind die Prozesse im Gehirn (Belohnungssystem, Dopamin, Kontrollverlust) und die negativen Konsequenzen für das Leben identisch mit denen einer stoffgebundenen Sucht. Im neuen Krankheitskatalog ICD-11 der WHO werden Verhaltenssüchte wie Gaming- und Glücksspielsucht offiziell als Krankheiten anerkannt.

Wie unterscheidet sich Leidenschaft von einer Verhaltenssucht?

Leidenschaft bereichert dein Leben, Sucht schränkt es ein. Wenn du für ein Hobby brennst, gibt es dir Energie und Freude und ist ein Teil deines Lebens. Wenn du süchtig bist, wird das Verhalten zum alleinigen Zentrum deines Lebens, du vernachlässigst alles andere, fühlst dich ohne schlecht und kannst nicht mehr aufhören, obwohl du die negativen Folgen spürst.

Muss ich bei der Therapie komplett mit dem Verhalten (z.B. Sport, Internet) aufhören?

Nicht immer. Das ist der große Unterschied zur Drogensucht. Während bei Substanzen oft nur komplette Abstinenz funktioniert, ist das Ziel bei vielen Verhaltenssüchten (wie Arbeits- oder Internetsucht) das Erlernen eines kontrollierten und gesunden Umgangs. Es kann aber sein, dass eine vorübergehende, komplette Pause Teil der Therapie ist, um die Zwangsmuster zu durchbrechen.


Über den Autor: NeelixberliN

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