Aceton ist eine farblose Flüssigkeit mit einem charakteristischen Geruch, die in vielen Haushalten als Lösungsmittel und Nagellackentferner verwendet wird. Aceton ist auch ein natürliches Stoffwechselprodukt im menschlichen Körper, das beim Abbau von Fetten entsteht und über den Urin ausgeschieden wird. Doch es kann auch missbraucht werden, indem die Dämpfe inhaliert werden, um einen Rauschzustand zu erzeugen. Dieser Missbrauch, oft als „Schnüffeln“ bezeichnet, birgt erhebliche Gefahren und kann schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben. Besonders besorgniserregend ist die leichte Zugänglichkeit von Aceton, was es insbesondere für junge Menschen zu einer leicht verfügbaren Droge macht.
Hilfsangebote und Beratungsstellen
Wenn Du vermutest, dass jemand in Deinem Umfeld Aceton missbraucht, ist es wichtig, Hilfe zu suchen. Es gibt verschiedene Anlaufstellen, die Unterstützung und Beratung anbieten:
- Suchtberatungsstellen: Suchtberatungsstellen bieten Beratung und Therapie für Menschen mit Suchtproblemen und deren Angehörige an.
- Krisentelefone: Krisentelefone bieten anonyme und kostenlose Hilfe in Krisensituationen.
- Online-Beratung: Online-Beratungsangebote bieten die Möglichkeit, sich anonym und diskret über Suchtprobleme zu informieren und Hilfe zu suchen.
Was ist Aceton und wofür wird es verwendet?
Aceton, auch bekannt als Propanon oder Dimethylketon, ist das einfachste Keton. Es besteht aus zwei Methylgruppen, die mit einer Carbonylgruppe verbunden sind. Aceton ist eine flüchtige und leicht entzündliche Flüssigkeit, die sich in Wasser und vielen organischen Lösungsmitteln löst. Im Jahr 2010 wurden weltweit rund 6,7 Millionen Tonnen Aceton produziert.
Aceton wird in vielen Bereichen eingesetzt, darunter:
- Als Lösungsmittel: Aceton löst Fette, Öle, Harze, Lacke und Klebstoffe und wird daher in der Industrie, im Labor und im Haushalt verwendet. Es ist in verschiedenen Reinheitsgraden erhältlich, darunter reines Aceton mit einem Reinheitsgrad von 99,99 %1.
- Als Nagellackentferner: Aceton ist ein Hauptbestandteil vieler Nagellackentferner.
- In der chemischen Industrie: Aceton ist ein wichtiger Ausgangsstoff für die Synthese verschiedener Chemikalien, wie z.B. Methylmethacrylat (ein Vorläufer von Plexiglas) und Bisphenol A (ein Bestandteil von Polycarbonaten und Epoxidharzen).
- In der Zahnmedizin: Acetonhaltige Lösungen werden in der Zahnmedizin zur Reinigung präparierter Dentinflächen und Wurzelkanäle verwendet.
Chemische Eigenschaften:
Aceton weist einige interessante chemische Eigenschaften auf:
- Es hat einen pKs-Wert von 20.
- Es zeigt Keto-Enol-Tautomerie.
Wie wird Aceton missbraucht?
Acetonmissbrauch erfolgt durch das Inhalieren der Dämpfe. Die Dämpfe gelangen über die Lunge schnell ins Blut und verteilen sich im Körper, insbesondere im fettreichen Hirngewebe. Der Missbrauch kann auf verschiedene Arten erfolgen:
- Schnüffeln: Aceton wird direkt aus der Flasche oder einem getränkten Tuch inhaliert.
- Huffen: Ein mit Aceton getränktes Tuch wird vor Mund und Nase gehalten.
- Bagging: Aceton wird in eine Plastiktüte gegeben und die Dämpfe werden inhaliert.
Lösungsmittel wie Aceton werden oft in Kombination mit anderen Substanzen missbraucht, beispielsweise in sogenannten „Poppers“ oder „Jungle Juice“. „Poppers“ enthalten flüchtige Nitrite und werden oft in der Techno-Szene konsumiert. Interessanterweise ist der Besitz und Konsum des Wirkstoffs in „Poppers“ nicht strafbar, die Weitergabe und der Verkauf – außer durch Apotheken – stellen jedoch einen Verstoß gegen das Arzneimittelgesetz dar.
Was sind die Gefahren und Folgen von Acetonmissbrauch?
Der Missbrauch von Aceton kann zu einer Vielzahl von gesundheitlichen Problemen führen, sowohl kurzfristig als auch langfristig. Das Einatmen von Acetondämpfen führt zu einer schnellen Aufnahme des Stoffes in den Körper und kann sowohl unmittelbare als auch langfristige Symptome hervorrufen.
Kurzfristige Folgen:
- Rauschzustand: Aceton kann einen Rauschzustand hervorrufen, der einige Ähnlichkeiten mit Alkoholintoxikation aufweist, aber mit unterschiedlichen und potenziell gefährlicheren Auswirkungen. Zu den Symptomen gehören Benommenheit, Euphorie, Halluzinationen, verwaschene Sprache, Schwierigkeiten beim Stehen und Gehen, Koordinationsstörungen, verzerrte Wahrnehmung und Realitätsverlust, sowie Stimmungsschwankungen, Delirium und Verwirrung.
- Übelkeit und Erbrechen: Aceton reizt die Schleimhäute und kann zu Übelkeit und Erbrechen führen.
- Kopfschmerzen und Schwindel
- Bewusstlosigkeit: Bei hohen Dosen kann Aceton zu Bewusstlosigkeit und Atemstillstand führen.
- Tod: In einigen Fällen kann Acetonmissbrauch tödlich enden, insbesondere bei Erstkonsumenten, da die Atmung sich stark verlangsamt, flach wird oder der Herzrhythmus gestört ist.
Langfristige Folgen:
- Organschäden: Aceton schädigt die Leber, die Nieren, das Gehirn, das Herz und die Lunge.
- Nervenschäden: Aceton kann zu Nervenschäden führen, die sich in Lähmungen, Gedächtnisstörungen und Persönlichkeitsveränderungen äußern können.
- Schädigung des Knochenmarks: Chronischer Acetonmissbrauch kann das Knochenmark schädigen, was die Produktion roter Blutkörperchen beeinträchtigt und zu Blutarmut (Anämie) führen kann. Auch Leukämie kann die Folge sein.
- Hautreizungen: Die Haut um Mund und Nase kann durch den Kontakt mit Aceton gereizt werden.
- Sucht: Aceton kann psychisch abhängig machen.
- Komplikationen in der Schwangerschaft: Bei Anwendung in der Schwangerschaft kann es zu einer Frühgeburt und einer lösungsmittel-induzierten toxischen Enzephalopathie kommen, deren Symptome denen der Alkoholembryopathie ähneln.
Anzeichen und Symptome von Acetonmissbrauch
Die Anzeichen und Symptome von Acetonmissbrauch können je nach Menge und Dauer des Konsums variieren. Zu den häufigsten Anzeichen gehören:
- Verhaltensänderungen: Reizbarkeit, Aggressivität, Stimmungsschwankungen, Apathie, Konzentrationsschwierigkeiten
- Physische Anzeichen: Rötung der Augen, laufende Nase, Husten, chemischer Geruch im Atem, Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, Schwindel, Sprachstörungen, Koordinationsstörungen
- Soziale Anzeichen: Vernachlässigung von Schule, Arbeit und sozialen Kontakten, Probleme mit dem Gesetz, Isolation
Prävalenz von Acetonmissbrauch
Obwohl es in vielen Haushalten und Produkten leicht verfügbar ist, gibt es nur wenige Studien und Statistiken, die sich speziell mit dem Acetonmissbrauch befassen. Schnüffelstoffe werden oft als „vergessene Drogen“ bezeichnet, da sie im Vergleich zu illegalen Drogen weniger Aufmerksamkeit erhalten. Studien deuten darauf hin, dass der Missbrauch von Lösungsmitteln wie Aceton vor allem bei Kindern und Jugendlichen verbreitet ist. In den USA haben beispielsweise etwa 10 Prozent der Jugendlichen Lösungsmittel inhaliert. Die Dunkelziffer dürfte jedoch hoch sein, da viele Fälle nicht erkannt oder gemeldet werden.
Tipps zur Prävention von Acetonmissbrauch
- Aufklärung: Informiere Kinder und Jugendliche über die Gefahren von Acetonmissbrauch. Nutzen dazu altersgerechte Informationen und Materialien, die die gesundheitlichen Risiken und die Suchtgefahr von Aceton erklären.
- Offene Kommunikation: Schaffe eine Atmosphäre, in der über Drogen und Sucht gesprochen werden kann. Ermutige Kinder und Jugendliche, Fragen zu stellen und ihre Sorgen zu teilen.
- Alternativen aufzeigen: Unterstütze Kinder und Jugendliche dabei, gesunde Wege zu finden, um mit Stress und Problemen umzugehen. Fördere ihre sozialen Kompetenzen, ihre Freizeitaktivitäten und ihr Selbstwertgefühl.
- Sichere Aufbewahrung: Bewahre acetonhaltige Produkte sicher und außerhalb der Reichweite von Kindern auf. Achte darauf, dass die Produkte ordnungsgemäß verschlossen und gekennzeichnet sind.
Fazit
Acetonmissbrauch ist ein ernstes Problem mit potenziell tödlichen Folgen. Die leichte Zugänglichkeit von Aceton, insbesondere in Haushalten, macht es zu einer gefährlichen Droge, vor allem für junge Menschen. Durch Aufklärung, Prävention und frühzeitige Hilfe können die Risiken minimiert und Betroffenen geholfen werden, den Weg aus der Sucht zu finden. Es ist wichtig, die Anzeichen und Symptome von Acetonmissbrauch zu kennen und bei Verdacht auf Missbrauch professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Suchtberatungsstellen, Krisentelefone und Online-Beratungsangebote bieten Unterstützung und Beratung für Betroffene und Angehörige.
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