Hey Du,
kennst du das Gefühl, als würdest du neben dir stehen und dein Leben wie einen Film beobachten? Als wären dein Körper, deine Gefühle oder die Welt um dich herum nicht ganz echt? Dieser Zustand des „Abgespalten-Seins“ hat einen Namen: Dissoziation.
Es ist ein Schutzmechanismus der Seele, der oft durch Traumata ausgelöst wird. Und es ist einer der häufigsten Gründe, warum Menschen zu Drogen greifen – um diesen Zustand entweder zu verstärken oder ihm zu entkommen. Lass uns über den Teufelskreis aus Dissoziation und Sucht sprechen.
Was ist Dissoziation? Der Notfall-Schalter deines Gehirns 🧠
Dissoziation ist die unwillkürliche Abspaltung von Gedanken, Gefühlen, Erinnerungen oder deiner Identität vom Rest deines Bewusstseins. Es ist ein Notfall-Schalter, den dein Gehirn umlegt, wenn eine Situation zu überwältigend, zu schmerzhaft oder zu bedrohlich ist.
Die häufigsten Formen sind:
- Depersonalisation: Das Gefühl, sich selbst fremd zu sein, als würdest du neben deinem Körper stehen.
- Derealisation: Das Gefühl, die Welt um dich herum sei unwirklich, wie im Traum oder hinter einem Schleier.
- Amnesie: Erinnerungslücken für bestimmte Zeiträume oder Ereignisse.
Der Ursprung: Wie Trauma die Seele zum „Abschalten“ zwingt 💔
Die Wurzel fast aller dissoziativen Störungen ist Trauma, besonders langanhaltender Missbrauch oder Vernachlässigung in der Kindheit. Wenn du weder kämpfen noch fliehen kannst, bleibt dem Gehirn nur eine Option: die Flucht nach innen. Es schaltet die Gefühle und die bewusste Wahrnehmung ab, um das Unerträgliche zu überleben. Dieser Überlebensmechanismus wird dann zur automatischen Reaktion auf Stress im späteren Leben.

Die Verbindung zur Sucht: Flucht vor der Flucht 💊
Wenn das Gefühl des Abgespalten-Seins zum Dauerzustand wird, ist das extrem quälend. Hier entsteht die fatale Verbindung zur Sucht, oft auf zwei Arten:
- Drogen, um die Dissoziation zu BEENDEN: Menschen, die sich ständig leer, taub und unwirklich fühlen, greifen oft zu Stimulanzien (Speed, Koks), um sich wieder „echt“ und lebendig zu fühlen, um den Nebel im Kopf zu durchbrechen.
- Drogen, um die Dissoziation zu VERSTÄRKEN: Menschen, die von schmerzhaften Erinnerungen (Flashbacks) geplagt werden, nutzen oft dämpfende Substanzen (Alkohol, Opiate, Benzos) oder dissoziative Drogen (Ketamin, DXM), um gezielt „abzuschalten“ und dem Schmerz zu entfliehen.
In beiden Fällen wird die Droge zu einem Werkzeug, um einen unerträglichen psychischen Zustand zu regulieren.
Der Teufelskreis: Wie Drogen die Dissoziation füttern 🔄
Der Versuch der Selbstmedikation führt direkt in einen Teufelskreis:
- Der Konsum von Drogen (besonders von Substanzen wie Ketamin oder Cannabis) kann die dissoziativen Symptome direkt verstärken oder neue auslösen.
- Der darauffolgende „Kater“ oder Entzug geht oft mit erhöhter Angst und Depression einher, was wiederum die Neigung zur Dissoziation als Schutzmechanismus erhöht.
- Die Sucht erzeugt neuen Stress und oft auch neue traumatische Erlebnisse, was den Kreislauf weiter befeuert.
Die „Lösung“ wird so zu einem zentralen Teil des Problems. Man spricht hier von einer klassischen Doppeldiagnose.

Der Weg zur Heilung: Wie man lernt, wieder „anzukommen“ 💪
Die Behandlung dieser Doppeldiagnose ist komplex, aber absolut möglich. Der Schlüssel ist ein integrierter Ansatz, der Trauma, Dissoziation und Sucht gleichzeitig behandelt.
- Stabilisierung: Der erste Schritt ist immer, Sicherheit herzustellen und zu lernen, im Hier und Jetzt zu bleiben. Dazu gehören Skills zur Stressregulation und Grounding-Techniken (wie die 5-4-3-2-1-Methode), um sich im eigenen Körper wieder sicher zu fühlen.
- Traumatherapie: Wenn eine stabile Basis geschaffen ist, kann in einer spezialisierten Therapie (z.B. mit EMDR) das ursprüngliche Trauma bearbeitet werden, sodass die Seele nicht mehr ständig „abschalten“ muss.
- Suchttherapie: Parallel wird an der Sucht gearbeitet, um gesunde Bewältigungsstrategien zu erlernen, die Drogen als „Krücke“ überflüssig machen.
Fazit: Finde den Weg zurück in deinen Körper
Dissoziation ist eine brillante, aber auf Dauer zerstörerische Überlebensstrategie der Seele. Wenn du merkst, dass du zu Drogen greifst, um diesem Zustand zu entkommen oder ihn zu erzwingen, ist es wichtig, professionelle Hilfe zu suchen.
Du musst lernen, die Flucht nach innen zu beenden und wieder sicher in deinem eigenen Körper anzukommen. Das ist ein harter Weg, aber er führt zurück ins echte, fühlbare Leben.
Häufige Fragen (FAQ) zum Thema Dissoziation und Sucht
Ist „sich wegträumen“ oder ein Blackout beim Trinken schon eine Dissoziation?
Ein leichtes Wegträumen ist eine alltägliche Form der Dissoziation und meist harmlos. Ein alkoholbedingter „Filmriss“ (Blackout) ist eine toxische Wirkung auf das Gehirn, bei der die Erinnerungsbildung blockiert wird. Eine krankhafte Dissoziation ist jedoch ein tiefergehender Zustand, bei dem das Gefühl der Entfremdung von sich selbst oder der Welt auch im nüchternen Zustand als Reaktion auf Stress auftritt und das Leben stark beeinträchtigt.
Welche Drogen sind bei einer Neigung zu Dissoziation besonders gefährlich?
Alle Drogen sind riskant. Besonders gefährlich sind aber dissoziative Drogen wie Ketamin, PCP oder DXM, da sie die Symptome direkt nachahmen und verstärken. Auch Halluzinogene wie LSD oder Cannabis können die Grenzen zur Realität weiter auflösen und massive Angst oder psychotische Zustände bei Menschen mit dissoziativen Störungen auslösen.
Wie wird diese Doppeldiagnose (Dissoziation & Sucht) behandelt?
Eine gute Therapie behandelt immer beides parallel. Ein reiner Drogenentzug scheitert oft, weil die Ursache (das Trauma und die Dissoziation) nicht behandelt wird. Die Therapie beginnt meist mit Stabilisierungs-Techniken, um den Patienten im Hier und Jetzt zu verankern. Erst wenn eine gewisse Stabilität erreicht ist, wird das zugrundeliegende Trauma vorsichtig bearbeitet, während gleichzeitig an den Sucht-Skills gearbeitet wird.
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