Das Internet ist nicht mehr aus unserem Alltag wegzudenken. Es bietet uns unzählige Möglichkeiten: Kommunikation, Information, Unterhaltung und vieles mehr. Doch die ständige Verfügbarkeit und die scheinbar grenzenlosen Möglichkeiten bergen auch Gefahren. Immer mehr Menschen, insbesondere Jugendliche, verbringen exzessiv viel Zeit im Internet und entwickeln eine Abhängigkeit, die ihr Leben negativ beeinflusst. In diesem Blogbeitrag nehmen wir das Thema „Internetsucht“ genauer unter die Lupe, beleuchten die Ursachen und Symptome und zeigen mögliche Lösungsansätze auf.
Was ist Internetsucht?
Internetsucht, auch bekannt als Internetabhängigkeit, pathologische Internetnutzung oder problematic internet use , beschreibt den zwanghaften Drang, sich übermäßig lange im Internet aufzuhalten, sodass andere Lebensbereiche wie Beziehungen, Arbeit oder Gesundheit darunter leiden . Betroffene verlieren die Kontrolle über ihre Internetnutzung und benötigen immer mehr Zeit online, um den gleichen „Kick“ zu erleben.
Ähnlich wie bei der Internetsucht ist auch „Nomophobie“ – die Angst, ohne sein mobiles Gerät zu sein – ein wachsendes Problem, das den Alltag vieler Menschen beeinträchtigt.
Es gibt verschiedene Formen der Internetsucht, die sich in unterschiedlichen Online-Aktivitäten manifestieren.
Typ | Beschreibung |
---|---|
Cybersex | Der zwanghafte Konsum von Pornografie oder die exzessive Nutzung von Online-Sexdiensten. Kann zu Vernachlässigung des realen Sexuallebens und zu Problemen in Beziehungen führen. |
Onlinespiele | Die übermäßige Beschäftigung mit Online-Rollenspielen oder anderen Online-Spielen, die zu sozialer Isolation und Vernachlässigung von Alltagspflichten führt. |
Social Media | Der zwanghafte Konsum von sozialen Netzwerken wie Facebook, Instagram oder Twitter, verbunden mit dem ständigen Bedürfnis nach Anerkennung und Bestätigung. |
Online-Glücksspiel | Die exzessive Teilnahme an Online-Glücksspielen, die zu finanziellen Problemen und Verschuldung führen kann. |
Online-Shopping | Der zwanghafte Kauf von Waren im Internet, oft verbunden mit Kontrollverlust über die eigenen Finanzen. |
Informationssucht | Die zwanghafte Suche nach Informationen im Internet, die zu Überforderung und Zeitverlust führen kann. |
Interessanterweise hat die zunehmende Verbreitung von Homeoffice während der Pandemie die Internetsucht noch verstärkt, da die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmen.
Ursachen und Risikofaktoren
Die Ursachen für Internetsucht sind vielfältig und noch nicht vollständig erforscht. Es wird angenommen, dass eine Kombination aus genetischen , psychologischen, sozialen und Umweltfaktoren eine Rolle spielt . Die Struktur des Gehirns kann sich durch exzessive Internetnutzung verändern, ähnlich wie bei Alkohol– oder Drogenabhängigkeit. Die Ausschüttung von Dopamin, einem Botenstoff im Gehirn, der für Glücksgefühle verantwortlich ist, wird durch bestimmte Online-Aktivitäten angeregt und verstärkt so das Suchtverhalten. Dies erklärt auch, warum Internetsucht oft als Bewältigungsmechanismus für zugrunde liegende psychische Probleme wie Depressionen oder Angstzustände dient.
Zu den weiteren Risikofaktoren zählen :
- Soziale Isolation: Mangelnde soziale Kontakte und Unterstützung im realen Leben können die Anfälligkeit für Internetsucht erhöhen.
- Persönlichkeitsmerkmale: Schüchternheit, Introvertiertheit und geringe Selbstwertgefühle können das Risiko für Internetsucht erhöhen.
- Umwelteinflüsse: Die ständige Verfügbarkeit von digitalen Geräten und der einfache Zugang zum Internet begünstigen die Entwicklung einer Internetsucht.
- Gruppenzwang: Insbesondere Jugendliche können durch den Gruppenzwang dazu verleitet werden, exzessiv soziale Medien zu nutzen.
Symptome und Folgen
Die Symptome einer Internetsucht ähneln denen anderer Suchterkrankungen.
Typische Anzeichen sind :
- Vernachlässigung von Alltagspflichten: Betroffene vernachlässigen ihre Arbeit, Schule, Familie oder Freunde zugunsten der Internetnutzung.
- Kontrollverlust: Du kannst die Zeit, die Du im Internet verbringst, nicht kontrollieren und versuchst immer wieder erfolglos, Deine Nutzung zu reduzieren.
- Entzugserscheinungen: Wenn Du nicht online gehen kannst, verspürst Du Unruhe, Gereiztheit, Angst oder depressive Verstimmungen.
- Toleranzentwicklung: Du benötigst immer mehr Zeit im Internet, um den gewünschten Effekt zu erzielen.
- Täuschung: Du lügst Dein Umfeld über das Ausmaß Deine Internetnutzung an.
Körperliche Folgen:
- Körperliche Beschwerden: Durch die exzessive Internetnutzung können Schlafstörungen, Augenprobleme , Kopfschmerzen, Rückenschmerzen oder Gewichtsveränderungen auftreten. Zu den spezifischen Problemen gehören Karpaltunnelsyndrom, trockene Augen und Verspannungen im Rücken- und Nackenbereich.
Psychische und soziale Folgen:
- Soziale Isolation: Du ziehst Dich immer mehr aus realen sozialen Kontakten zurück.
- Psychische Probleme: Internetsucht kann zu Depressionen, Angststörungen, sozialer Phobie und sogar Suizidgedanken führen.
- Soziale Probleme: Betroffene verlieren Freunde, vernachlässigen ihre Familie und haben Schwierigkeiten, Beziehungen aufzubauen und zu pflegen.
- Berufliche Probleme: Die Leistung in der Schule oder im Beruf leidet unter der Internetsucht. Es kann zu Jobverlust oder Schulversagen kommen.
- Finanzielle Probleme: Online-Glücksspiel oder exzessives Online-Shopping können zu hohen Schulden und im schlimmsten Fall zum finanziellen Ruin führen.
Vorbeugung
Um einer Internetsucht vorzubeugen, ist es wichtig, einen bewussten Umgang mit dem Internet zu erlernen.
Hier einige Tipps:
- Zeitlimits setzen: Lege feste Zeiten für die Internetnutzung fest und halte diese ein.
- Alternative Freizeitaktivitäten: Suche Dir Hobbys und Aktivitäten außerhalb des Internets, die Dir Spaß machen. Sport, Lesen, kreative Tätigkeiten oder Zeit mit Freunden und Familie verbringen sind gute Alternativen, die dazu beitragen, den Dopaminspiegel auf natürliche Weise zu erhöhen.
- Soziale Kontakte pflegen: Verbringe Zeit mit Freunden und Familie und engagiere Dich in Vereinen oder Gruppen.
- Achtsamkeit: Achte auf Deine Gefühle und Bedürfnisse. Nutze das Internet nicht als Flucht vor Problemen.
- Medienkompetenz: Informiere Dich über die Gefahren der Internetsucht und lerne, kritisch mit Medien umzugehen.
Behandlungsmöglichkeiten
Die Behandlung einer Internetsucht erfolgt in der Regel durch eine Kombination aus Psychotherapie und Selbsthilfemaßnahmen.
Mögliche Therapieansätze sind:
- Kognitive Verhaltenstherapie: Hierbei lernen Betroffene, ihre Gedanken und Verhaltensmuster, die zur Internetsucht führen, zu erkennen und zu verändern. Dazu werden Techniken wie kognitive Umstrukturierung, Verhaltensübungen und Expositionstherapie eingesetzt. Bei der Expositionstherapie verbringen Betroffene schrittweise immer mehr Zeit offline, um ihre Angst vor dem „Entzug“ zu überwinden.
- Motivationstherapie: Diese Therapieform soll die Motivation der Betroffenen stärken, ihre Sucht zu überwinden.
- Familientherapie: Die Einbeziehung der Familie in die Therapie kann helfen, die Ursachen der Sucht aufzuarbeiten und die Betroffenen zu unterstützen.
Zusätzlich zur Therapie können Selbsthilfegruppen und Online-Programme hilfreich sein. Selbsthilfegruppen wie Online Gamers Anonymous bieten Betroffenen die Möglichkeit, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen und gegenseitig zu unterstützen. Der Austausch von Erfahrungen und die gegenseitige Unterstützung in der Gruppe können den Genesungsprozess positiv beeinflussen.
Fazit
Internetsucht ist ein ernstzunehmendes Problem, das immer mehr Menschen betrifft. Die Folgen können gravierend sein und das Leben der Betroffenen stark beeinträchtigen. Umso wichtiger ist es, die Anzeichen einer Internetsucht frühzeitig zu erkennen und Hilfe in Anspruch zu nehmen. Durch eine geeignete Therapie und Selbsthilfemaßnahmen können Betroffene lernen, wieder ein gesundes Verhältnis zum Internet zu entwickeln und ein erfülltes Leben außerhalb der virtuellen Welt zu führen.
Zögere nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn Du oder jemand, den Du kennst, mit Internetsucht zu kämpfen hat. Es gibt zahlreiche Anlaufstellen, die Unterstützung anbieten, wie z.B. Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen oder Online-Programme.
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