Angststörungen und Drogenkonsum: Ein gefährlicher Kreislauf

Angststörungen sind weit verbreitet und gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen. Viele Betroffene suchen nach Wegen, ihre lähmenden Ängste, Panikattacken und Sorgen zu lindern. In einigen Fällen greifen Menschen zu Drogen oder Alkohol, in der Hoffnung, kurzfristige Erleichterung zu finden. Doch dieser Weg birgt erhebliche Risiken und kann nicht nur in eine Abhängigkeit führen, sondern auch bestehende Angststörungen verschlimmern oder sogar neue auslösen.

Eine Person, die sichtlich unter Angst leidet (z.B. Hände vor dem Gesicht, Blick nach unten, geduckte Haltung

Was ist eine Angststörung?

Angst ist ein natürliches und lebensnotwendiges Gefühl. Sie warnt uns vor Gefahren und hilft uns, in bedrohlichen Situationen angemessen zu reagieren. Bei einer Angststörung ist die Angst jedoch übermäßig stark, tritt ohne realen Anlass auf, hält länger an und beeinträchtigt das Leben der Betroffenen erheblich.

Es gibt verschiedene Formen von Angststörungen, darunter:

  • Generalisierte Angststörung (GAS): Ständige, übermäßige Sorgen und Ängste, die sich auf verschiedene Lebensbereiche beziehen.
  • Panikstörung: Plötzliche, unerwartete Panikattacken mit intensiven körperlichen Symptomen (z.B. Herzrasen, Atemnot, Schwindel).
  • Soziale Angststörung (Soziale Phobie): Ausgeprägte Angst vor sozialen Situationen und der Bewertung durch andere.
  • Spezifische Phobien: Angst vor bestimmten Objekten oder Situationen (z.B. Spinnen, Flugangst, Höhenangst).
  • Agoraphobie: Angst vor Orten oder Situationen, von denen eine Flucht schwierig oder peinlich wäre (z.B. Menschenmengen, öffentliche Verkehrsmittel).
  • Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS): Angststörung als Folge eines traumatischen Erlebnisses. Auch Drogen können Auslöser für ein Trauma sein.
Ein schematisches Bild, das die verschiedenen Arten von Angststörungen darstellt. Es könnte eine Art "Mindmap" oder eine andere grafische Darstellung sein, die die Vielfalt der Angststörungen verdeutlicht.

Wie Drogenkonsum Angststörungen auslösen oder verstärken kann

Drogenkonsum kann auf verschiedene Weise zur Entstehung oder Verschlimmerung von Angststörungen beitragen:

  • Direkte Wirkung auf das Gehirn:
    • Viele Drogen greifen direkt in die Neurotransmittersysteme des Gehirns ein, die für die Regulation von Angst und Stimmung zuständig sind.
    • Stimulanzien wie Kokain, Amphetamine und MDMA (Ecstasy) erhöhen beispielsweise die Konzentration von Neurotransmittern wie Dopamin und Noradrenalin, was kurzfristig zu Euphorie und gesteigertem Selbstbewusstsein führen kann. Langfristig kann dieser Eingriff jedoch zu einer Dysregulation dieser Systeme führen und Angstzustände, Panikattacken und Paranoia auslösen.
    • Dämpfende Substanzen wie Alkohol und Benzodiazepine wirken auf das GABA-System, das eine beruhigende Wirkung hat. Während des Rausches werden Ängste oft unterdrückt. Lässt die Wirkung nach, können jedoch Entzugserscheinungen auftreten, die mit starker Angst, Unruhe und Schlafstörungen einhergehen.
Ein schematisches Bild des Gehirns. Idealerweise werden Bereiche hervorgehoben, die bei Angst und Sucht eine Rolle spielen (z.B. Amygdala, präfrontaler Cortex, Belohnungssystem). Pfeile oder andere Symbole könnten die Wirkung von Drogen auf Neurotransmitter (z.B. Dopamin, Serotonin, GABA) veranschaulichen.
  • Entzugserscheinungen:
    • Der Entzug von vielen Drogen, insbesondere von Alkohol, Benzodiazepinen und Opiaten, kann mit starken Angstsymptomen einhergehen. Diese Entzugserscheinungen können so intensiv sein, dass sie Panikattacken auslösen.
    • Auch der Entzug von Cannabis kann bei manchen Menschen zu Angstzuständen, Reizbarkeit und Schlafstörungen führen.
  • Psychische Folgen des Konsums:
    • Drogenkonsum kann zu sozialer Isolation, finanziellen Problemen, Konflikten in Beziehungen und anderen belastenden Lebensumständen führen, die Angstgefühle verstärken.
    • Bei manchen Menschen kann der Konsum bestimmter Drogen (z.B. Cannabis, Halluzinogene) psychotische Symptome auslösen, die mit starker Angst einhergehen.
  • Körperliche Folgen:
    • Drogenmissbrauch hat nicht nur Auswirkungen auf die Psyche, sondern kann zu körperlichen Folgeerkrankungen führen. Zum Beispiel Herz-Kreislauf-Probleme und Leberschäden.
  • Veränderung der Persönlichkeit:
    • Langfristiger Drogenmissbrauch, vor allem bei Opiaten, kann die Persönlichkeit und das Wesen verändern.

Der Zusammenhang zwischen Angststörungen und Substanzkonsum (Vertiefung)

Der Zusammenhang zwischen Angststörungen und Substanzkonsum ist komplex und oft bidirektional:

  • Selbstmedikation: Betroffene versuchen, ihre Angstsymptome durch den Konsum von Substanzen zu betäuben. Alkohol und Beruhigungsmittel (Benzodiazepine) dämpfen beispielsweise das zentrale Nervensystem und können kurzfristig Angstgefühle reduzieren. Stimulanzien wie Kokain oder Amphetamine können kurzzeitig das Gefühl von Energie und Selbstvertrauen steigern, was bei sozialen Ängsten verlockend sein kann.
  • Komorbidität: Angststörungen und Substanzabhängigkeit treten häufig gemeinsam auf (Komorbidität). Dies bedeutet, dass eine Erkrankung das Risiko für die andere erhöht und den Verlauf beider Erkrankungen negativ beeinflussen kann.
  • Neurobiologische Faktoren: Studien deuten darauf hin, dass sowohl Angststörungen als auch Suchterkrankungen mit Veränderungen in bestimmten Hirnbereichen und Neurotransmittersystemen (z. B. Serotonin, Dopamin, GABA) zusammenhängen.

Häufig konsumierte Substanzen und ihre Wirkung auf die Angst

Verschiedene Substanzen haben unterschiedliche Wirkungen auf Angstgefühle:

  • Alkohol: Wirkt kurzfristig angstlösend, kann aber langfristig Angstzustände verstärken und zu Entzugserscheinungen führen, die mit starker Angst einhergehen.
  • Benzodiazepine (z.B. Diazepam, Lorazepam): Verschreibungspflichtige Medikamente, die angstlösend und beruhigend wirken. Sie haben ein hohes Abhängigkeitspotenzial und sollten nur kurzfristig und unter ärztlicher Aufsicht eingenommen werden.
  • Cannabis: Kann in einigen Fällen kurzfristig entspannend wirken, bei manchen Menschen aber auch Angstgefühle und Panikattacken auslösen oder verstärken.
  • Kokain, Amphetamine (z.B. Speed), MDMA (Ecstasy): Stimulanzien, die kurzfristig das Selbstbewusstsein steigern und Ängste unterdrücken können. Sie können aber auch Angstzustände, Paranoia und psychotische Symptome auslösen.
  • Opiode/Opiate (Heroin, Morphin, Codein, Tilidin, Tramadol, Fentanyl): Können Angst und psychischen Schmerz dämpfen. Es verändert sich aber die Persönlichkeit, das Abhängigkeitspotential ist sehr hoch und führt zu weiteren psychischen Problemen.

Wichtig: Der Konsum dieser Substanzen ist keine Lösung für Angststörungen. Er kann die Probleme langfristig verschlimmern und zu einer Abhängigkeit führen.

Ein symbolisches Bild, das die negativen Auswirkungen von Drogenkonsum darstellt (z.B. zerbrochenes Glas, dunkle Wolken, ein verwelkter Baum). Es sollte die Idee von "Gefahr" und "negative Konsequenzen" vermitteln, aber abstrakt bleiben.

Der Teufelskreis: Angst – Drogenkonsum – Verstärkte Angst

Der Konsum von Drogen zur Bewältigung von Angst kann einen Teufelskreis in Gang setzen:

  1. Angst: Eine Person erlebt Angstsymptome.
  2. Drogenkonsum: Die Person konsumiert eine Substanz, um die Angst zu lindern.
  3. Kurzfristige Erleichterung: Die Substanz dämpft die Angst vorübergehend.
  4. Langfristige Verschlimmerung: Die Wirkung der Substanz lässt nach, und die Angst kehrt zurück – oft stärker als zuvor. Toleranzentwicklung und Entzugserscheinungen können die Angst zusätzlich verstärken.
  5. Erhöhter Konsum: Um die verstärkte Angst zu bewältigen, erhöht die Person die Dosis oder konsumiert häufiger. Dies führt in die Abhängigkeit.
Ein Bild, das den Kreislauf von Angst und Sucht visuell darstellt. Dies könnte ein Kreisdiagramm sein, oder eine andere grafische Darstellung, die die einzelnen Schritte (Angst – Drogenkonsum – Kurzfristige Erleichterung – Langfristige Verschlimmerung – Erhöhter Konsum) zeigt.

Wege aus dem Kreislauf: Professionelle Hilfe suchen

Der Ausstieg aus diesem Kreislauf ist oft allein nicht zu schaffen. Professionelle Hilfe ist entscheidend.

  • Doppeldiagnose: Bei gleichzeitigem Vorliegen einer Angststörung und einer Substanzabhängigkeit ist eine integrierte Behandlung (Doppeldiagnose) wichtig. Beide Erkrankungen müssen gleichzeitig behandelt werden.
  • Therapie:
    • Psychotherapie: Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) ist bei Angststörungen und Suchterkrankungen besonders wirksam. Sie hilft, angstauslösende Gedanken und Verhaltensmuster zu erkennen und zu verändern, sowie Bewältigungsstrategien für den Umgang mit Angst und Suchtdruck zu entwickeln.
    • Medikamentöse Behandlung: In einigen Fällen können Medikamente (z. B. Antidepressiva, angstlösende Medikamente, die kein Abhängigkeitspotenzial haben) die Behandlung unterstützen. Dies sollte immer in Absprache mit einem Arzt oder Psychiater erfolgen.
Eine Person in einer Therapiesitzung. Der Therapeut/die Therapeutin sollte eine unterstützende und vertrauensvolle Haltung einnehmen. Es sollte eine positive und hoffnungsvolle Atmosphäre vermitteln.
  • Entgiftung und Entwöhnung: Ein stationärer Aufenthalt in einer spezialisierten Klinik ist oft notwendig, um eine qualifizierte Entgiftung und Entwöhnung durchzuführen.

Zusätzliche Tipps und Bewältigungsstrategien

Person die meditiert oder Yoga macht. Ruhige, natürliche Umgebung (z.B. am Strand, im Wald). Stil: Foto, Natur, Entspannung Suchbegriffe: Achtsamkeit, Meditation, Yoga, Natur, Entspannung.

Achtsamkeit und Entspannungstechniken: Erlernen von Entspannungstechniken wie Meditation, Yoga, progressive Muskelentspannung oder Atemübungen.

Bild wie er Joggt, Fahrrad fährt, Gewichte hebt (keine Extremsportarten).

Sport und Bewegung: Regelmäßige körperliche Aktivität kann helfen, Angst abzubauen und das allgemeine Wohlbefinden zu steigern.

Mehrere Personen, die zusammen Lachen oder sich unterhalten. Stil: Foto, Freundschaft, Gemeinschaft

Soziales Netzwerk: Aufbau und Pflege eines unterstützenden sozialen Netzwerks.

Mehrere Personen sitzen im Kreis und reden, evtl. eine Person die vor der Gruppe spricht. Stil: Foto, Gruppe, Selbsthilfegruppe

Selbsthilfegruppen: Austausch mit anderen Betroffenen in Selbsthilfegruppen (für Angststörungen und/oder Suchterkrankungen)

Wo finde ich Hilfe?

Wenn Du unter Angststörungen und/oder Substanzkonsum leidest, zögere nicht, Dir professionelle Hilfe zu suchen. Hier sind einige Anlaufstellen:

  • Hausarzt/Hausärztin: Erste Anlaufstelle für eine Überweisung an Fachärzte oder Therapeuten.
  • Psychotherapeuten/Psychiater: Suche nach Therapeuten mit Erfahrung in der Behandlung von Angststörungen und Suchterkrankungen (Doppeldiagnose).
  • Suchtberatungsstellen: Bieten Beratung, Information und Unterstützung für Betroffene und Angehörige.
    • Bundesweite Sucht & Drogen Hotline: 01806 313031 (kostenpflichtig, 20 Cent pro Anruf aus dem Festnetz, Mobilfunk max. 60 Cent pro Anruf)
  • Telefonseelsorge: 0800 1110111 oder 0800 1110222 (kostenfrei, rund um die Uhr erreichbar)
  • Online-Suche:

Disclaimer: Dieser Artikel dient nur zu Informationszwecken und ersetzt keine professionelle medizinische oder psychologische Beratung. Wenn Du unter Angststörungen oder Substanzkonsum leidest, suche bitte einen Arzt oder Therapeuten auf.

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