Ein Artikel aus der „MIND-HACKS FÜR DEINE RECOVERY“-Serie von NeelixberliN
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Trigger-Warnung: Dieser Artikel beschreibt eine psychologische Technik zur Bearbeitung von belastenden, aber nicht-akut-traumatischen Erinnerungen. Bei schweren Traumata (PTBS) ist diese Technik nur unter professioneller Anleitung anzuwenden.
Nach 28 Jahren Sucht & Recovery ist mein größter Feind oft nicht die Zukunft, sondern die Vergangenheit. Ein Geruch, ein Lied, ein Bild – und plötzlich läuft er wieder ab, der Film. Der Film von der Überdosis, vom Verrat, von der tiefsten Demütigung. Diese Erinnerungen sind nicht nur Bilder, sie sind körperliche Zustände. Sie katapultieren dich zurück in die alte Panik, die alte Scham, den alten Schmerz. Und sie enden fast immer mit dem gleichen Gedanken: „Ich brauche jetzt eine Betäubung.“
Diese „Kopf-Filme“ sind die mächtigsten Trigger, die es gibt, weil du ihnen nicht entkommen kannst. Du trägst das Kino immer bei dir. Jahrelang dachte ich, ich sei diesen Filmen hilflos ausgeliefert. Ich dachte, ich müsse als passiver Zuschauer immer wieder meine eigenen Horrorfilme ansehen.
Aber was wäre, wenn du nicht nur der Schauspieler in diesem Film wärst? Was wäre, wenn du auch der Regisseur, der Cutter und der Tontechniker sein könntest? Heute stelle ich dir eine der mächtigsten und umstrittensten Techniken aus dem NLP vor: Die „Film-Technik“. Ein Mind-Hack, um deinen schlimmsten Erinnerungen die emotionale Wucht zu nehmen.
Deine traumatischen Erinnerungen sind im Gehirn nicht in Stein gemeißelt, sondern wie ein Film gespeichert, dessen Ton, Farbe und Geschwindigkeit du verändern kannst. Die NLP-Film-Technik ist die Fernbedienung, mit der du lernst, die emotionale Lautstärke deiner schlimmsten Momente herunterzudrehen, bis nur noch eine stille, lehrreiche Szene übrig bleibt.
🎯 Die harten Fakten: Die Wissenschaft der veränderbaren Erinnerung
📊 Die harten Fakten in Zahlen: Die veränderbare Erinnerung
Die Idee, Erinnerungen zu „bearbeiten“, klingt esoterisch, basiert aber auf anerkannter neurowissenschaftlicher Forschung:
- Die Gedächtnis-Rekonsolidierung: Die Neurowissenschaft hat bewiesen, dass Erinnerungen nicht wie eine feste Datei auf einer Festplatte gespeichert sind. Jedes Mal, wenn wir eine Erinnerung abrufen, wird sie instabil und „formbar“, bevor sie wieder neu (rekonsolidiert) abgespeichert wird. In diesem kurzen Zeitfenster kann sie verändert werden (Quelle: *Nature Reviews Neuroscience*).
- Trauma & Trigger: Bis zu 60% der Menschen mit einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) entwickeln auch eine Suchterkrankung. Ihre Erinnerungen sind so intensiv („hypermnesia“), dass der Drang, sie mit Drogen zu betäuben, immens ist. Das Management dieser Trigger-Erinnerungen ist daher überlebenswichtig.
- Verwandtschaft zur Verhaltenstherapie: Auch wenn NLP umstritten ist, nutzen evidenzbasierte Therapien wie die Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) bei PTBS ähnliche Prinzipien. Bei der „Prolonged Exposure Therapy“ werden Patienten angeleitet, die Erinnerung wiederholt zu erzählen, bis sie ihre emotionale Ladung verliert.
- Der Ursprung der Technik: Die NLP-Filmtechnik ist eine Abwandlung der „Fast Phobia Cure“, die von den NLP-Gründern durch die Modellierung von Therapeuten entwickelt wurde, die außergewöhnlich schnell Erfolge bei der Behandlung von Phobien erzielten.
🔬 Wissenschaft: Die Bausteine deiner Erinnerung (Submodalitäten)
Im NLP geht man davon aus, dass jede unserer inneren Erfahrungen aus winzigen Bausteinen, den „Submodalitäten“, zusammengesetzt ist. Die Emotion einer Erinnerung hängt nicht vom Inhalt ab, sondern von der Struktur dieser Bausteine:
- Visuell (Sehen): Ist das Bild in Farbe oder Schwarz-Weiß? Ist es hell oder dunkel? Groß oder klein? Nah oder weit weg? Ein Panoramabild oder ein kleiner Rahmen?
- Auditiv (Hören): Ist der Ton laut oder leise? Kommt er von einer bestimmten Richtung? Ist die Stimme schrill oder tief? Läuft Musik?
- Kinästhetisch (Fühlen): Wo im Körper spürst du das Gefühl? Ist es heiß oder kalt? Ein Druck, ein Ziehen, ein Kribbeln? Ist es rau oder glatt?
Das Prinzip: Eine schreckliche Erinnerung ist meist groß, nah, laut und in Farbe. Eine unbedeutende Erinnerung ist klein, weit weg, leise und in Schwarz-Weiß. Wenn du diese „Regler“ bewusst veränderst, veränderst du die emotionale Wirkung der Erinnerung, auch wenn der Inhalt derselbe bleibt.
🎭 Der Horrorfilm deines Suchthirns: Trigger & Verklärung

Dein Gehirn nutzt diese „Filme“ auf zwei Arten, um dich in der Sucht zu halten: Es quält dich mit Horrorfilmen und es verführt dich mit romantischen Komödien.
⚠️ Trigger & Verklärung: Die beiden Lieblingsfilme deines Suchthirns
Dein Gehirn nutzt diese internen Filme auf zwei Arten, um dich zum Konsum zu verleiten:
- Der Horrorfilm (Trauma-Flashback): Eine traumatische Erinnerung wird mit maximal intensiven Submodalitäten abgespeichert: riesig, in grellen Farben, ohrenbetäubend laut, direkt vor deinem inneren Auge. Das erzeugt eine so massive Angst, dass der Griff zur Betäubung wie die einzige logische Konsequenz erscheint.
- Die Romantische Komödie (Verklärte Konsumerinnerung): Das Suchtgedächtnis ist ein Meister im „Rosarot-Färben“. Es spielt dir den Film vom „perfekten Rausch“ vor – in leuchtenden Farben, mit euphorischer Musik, groß und einladend. Die negativen Konsequenzen (der Kater, die Scham, der Streit) werden einfach rausgeschnitten oder in einem kleinen, leisen Schwarz-Weiß-Film im Abspann gezeigt.
🛡️ Safer Use: Werde zum Regisseur deines Kopf-Kinos (Die Film-Technik)

Das hier ist eine Anleitung für die klassische NLP-Technik „Visual-Kinesthetic Dissociation“. Nimm dir einen Moment Zeit und einen sicheren Ort. Wähle eine belastende, aber nicht komplett überwältigende Erinnerung zum Üben.
🛡️ Safer Use: Werde zum Regisseur deines Kopf-Kinos (Die Film-Technik)
Dies ist eine Anleitung zur „Visual-Kinesthetic Dissociation“. Wähle eine belastende, aber nicht komplett überwältigende Erinnerung zum Üben. Bei schweren Traumata: Bitte nur mit einem Therapeuten anwenden!
- Schritt 1: Der sichere Kinosessel. Schließe die Augen. Stell dir vor, du sitzt sicher und entspannt in einem leeren Kinosessel. Du hast die Fernbedienung in der Hand. Du hast die volle Kontrolle.
- Schritt 2: Der Film auf der Leinwand. Stell dir vor, auf der Leinwand vor dir beginnt die belastende Erinnerung als Schwarz-Weiß-Film abzuspielen, von kurz vor dem Ereignis bis kurz danach, wenn du wieder in Sicherheit warst. Wichtig: Du bist nur der Beobachter im Sessel.
- Schritt 3: Die Submodalitäten verändern. Jetzt beginnt der Hack. Nimm die Fernbedienung und spiele mit dem Film:
- Spule den Film extrem schnell vorwärts und dann rückwärts ab. Mehrmals.
- Lege eine total unpassende, lächerliche Musik drunter (z.B. Zirkusmusik).
- Mache das Bild unscharf, dann wieder scharf.
- Verändere die Stimmen der Akteure zu Mickey-Maus-Stimmen.
- Lass den Film schrumpfen, bis er nur noch die Größe einer Briefmarke hat, und schiebe ihn dann ganz weit weg in die Sonne, wo er verpufft.
- Schritt 4: Integration & Test. Öffne die Augen, orientiere dich im Raum. Versuche dann, die ursprüngliche Erinnerung wieder aufzurufen. Nimm wahr, was sich verändert hat. Meist ist die emotionale Ladung deutlich geringer oder ganz verschwunden. Wiederhole den Prozess bei Bedarf.
🤔 Ausführliche FAQ
🤔 Ist das nicht einfach nur Verdrängung?
✅ Nein. Verdrängung ist der unbewusste Versuch, eine Erinnerung komplett aus dem Bewusstsein zu verbannen, was sie im Untergrund nur noch mächtiger macht. Diese Technik ist das genaue Gegenteil: Du schaust dir die Erinnerung bewusst und kontrolliert an, aber du veränderst ihre Struktur, um ihr die emotionale Macht zu nehmen. Du verdrängst sie nicht, du entwaffnest sie.
❤️ Lösche ich damit die Erinnerung? Vergesse ich, was passiert ist?
✅ Nein, und das ist auch nicht das Ziel. Die Fakten der Erinnerung bleiben erhalten. Was sich ändert, ist die damit verknüpfte, automatische, negative emotionale Reaktion. Du wirst dich immer daran erinnern, was passiert ist, aber es wird dich nicht mehr bei jedem Gedanken daran emotional überfluten. Es wird von einer offenen Wunde zu einer verheilten Narbe.
🧠 Funktioniert das auch bei verklärten, positiven Drogenerinnerungen?
✅ Ja, absolut! Das ist eine extrem wichtige Anwendung. Nimm die Erinnerung an den „besten Rausch deines Lebens“ und bearbeite sie. Mach sie schwarz-weiß, leise, unscharf. Und, ganz wichtig: Füge am Ende den Film vom Kater, dem Streit und der Scham am nächsten Tag in voller Farbe und Lautstärke hinzu. Du korrigierst die verlogene Propaganda deines Suchthirns.
💪 Funktioniert das bei schweren Traumata oder sollte ich da einen Therapeuten aufsuchen?
✅ EXTREM WICHTIG: Bei schweren, tiefsitzenden Traumata (PTBS) solltest du diese Technik NUR unter Anleitung eines erfahrenen Trauma-Therapeuten anwenden. Der Versuch, solche Erinnerungen allein zu bearbeiten, kann zu einer Retraumatisierung führen und alles schlimmer machen. Diese Technik ist ein Werkzeug für belastende Erinnerungen, kein Ersatz für eine professionelle Trauma-Therapie.
😔 Wie oft muss ich das machen, damit es wirkt?
✅ Das ist sehr individuell. Bei manchen kleineren Ängsten oder Erinnerungen kann eine einzige, intensive Anwendung bereits eine massive Veränderung bewirken. Bei tiefer sitzenden Themen muss man es vielleicht mehrmals wiederholen. Der Schlüssel ist, es wirklich intensiv und mit allen Sinnen durchzuführen.
📚 Lesetipp zur Vertiefung
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🎬 NeelixberliN Fazit

Ich kann die schrecklichen Dinge, die passiert sind, nicht ungeschehen machen. Und das will ich auch gar nicht. Sie sind ein Teil von mir, sie haben mich zu dem gemacht, der ich heute bin. Aber ich habe gelernt, dass ich nicht dazu verdammt bin, diese Momente jeden Tag in voller Lautstärke, in 4K und mit Surround-Sound wieder zu erleben.
Ich bin vom Opfer meiner Erinnerungen zum Kurator meines inneren Museums geworden. Die schlimmsten Szenen laufen nicht mehr in der Endlosschleife im Hauptsaal. Sie hängen jetzt als kleine Schwarz-Weiß-Bilder im Archiv. Ich weiß, dass sie da sind. Ich kann hingehen und sie betrachten, wenn ich eine Lektion daraus brauche. Aber sie springen mich nicht mehr an, wenn ich es am wenigsten erwarte.
Diese Technik ist ein Akt der Selbstermächtigung. Sie gibt dir die Fernbedienung zurück. Sie erinnert dich daran, dass die Vergangenheit zwar real ist, aber die Art und Weise, wie du sie heute in deinem Kopf erlebst, veränderbar ist. Du hast die Kontrolle.
📖 Quellen & Referenzen
- Nader, K., & Hardt, O. (2009). „A single standard for memory: the case for reconsolidation.“ Nature Reviews Neuroscience. (Wissenschaftliche Grundlage der Gedächtnis-Rekonsolidierung).
- National Center for PTSD (U.S. Department of Veterans Affairs): Informationen zur Komorbidität von PTBS und Sucht.
- Bandler, R., & Grinder, J. (1979). Frogs into Princes: Neuro Linguistic Programming. (Eines der Grundlagenwerke des NLP, in dem die „Fast Phobia Cure“ beschrieben wird).
- Beck, A. T., & Emery, G. (2005). Anxiety Disorders and Phobias: A Cognitive Perspective. (Beschreibt ähnliche Visualisierungstechniken im Rahmen der Kognitiven Verhaltenstherapie).
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