Bild, das Zerrissenheit oder widersprüchliche Gefühle darstellt (z.B. eine Person, die zwischen zwei Wegen steht; ein Herz mit einem Riss; eine Kompassnadel, die sich dreht). Keywords: Liebe, Schmerz, Zerrissenheit, Drogenproblem Freund, Beziehungskrise, Co-Abhängigkeit, Gefühlschaos.

Er hört nicht auf Drogen zu nehmen, aber ich liebe ihn doch“: Dein Wegweiser durch das Gefühlschaos


Hey Du, fühlst Du Dich manchmal total zerrissen? Auf der einen Seite ist da diese krasse Liebe zu Deinem Freund, die Erinnerungen an die guten Zeiten, sein Lachen, die Momente, in denen alles perfekt scheint. Auf der anderen Seite ist da dieser Schatten – die Drogen. Du machst Dir Sorgen, bist wütend, enttäuscht und fühlst Dich vielleicht total hilflos, weil er einfach nicht aufhört. Wenn das auf Dich zutrifft, bist Du hier genau richtig. Es ist eine mega schwierige Situation, und Du bist nicht allein damit. Lass uns mal schauen, wie Du damit umgehen kannst.

Achterbahn der Gefühle: Wenn Liebe und Sucht kollidieren

Kennst Du das? An einem Tag ist er der süßeste Typ der Welt, aufmerksam, lustig – genau der, in den Du Dich verliebt hast. Am nächsten Tag ist er wie ausgewechselt: gereizt, abweisend, unzuverlässig oder vielleicht sogar total daneben drauf. Versprechungen werden gebrochen, Verabredungen platzen, und Du spürst diese wachsende Distanz. Dieses ständige Auf und Ab ist super anstrengend und verwirrend. Es ist okay, dass Du ihn liebst und gleichzeitig sein Verhalten wegen der Drogen hasst. Diese Gefühle können nebeneinander existieren, auch wenn es sich erstmal komisch anfühlt.

Fiktives Beispiel: Lena (17) erzählt: „Manchmal, wenn Finn clean ist, ist es wie im Traum. Wir lachen, planen Dinge. Aber dann kommt der Absturz. Er lügt mich an, braucht plötzlich Geld, ist nicht erreichbar. Ich fühle mich dann so verraten und gleichzeitig habe ich Angst um ihn.“

Warum es so verdammt schwer ist, loszulassen oder etwas zu ändern

Vielleicht fragen Dich Freunde: „Warum tust Du Dir das an?“ oder „Trenn Dich doch einfach!“. Wenn es nur so leicht wäre!

  • Die Liebe: Du liebst ihn. Punkt. Diese tiefen Gefühle wirft man nicht einfach weg.
  • Die Hoffnung: Du erinnerst Dich an den Menschen ohne Drogen und hoffst, dass er wieder so wird. Du glaubst an das Gute in ihm.
  • Die Angst: Angst vor dem Alleinsein, Angst davor, was mit ihm passiert, wenn Du nicht mehr da bist, Angst vor seiner Reaktion.
  • Co-Abhängigkeit: Manchmal verstrickt man sich so sehr in die Probleme des anderen, dass man das eigene Leben vernachlässigt. Man versucht zu helfen, zu kontrollieren, zu retten – und verliert sich dabei selbst. Das nennt man Co-Abhängigkeit. Du bist dann nicht mehr nur die Freundin, sondern unbewusst auch eine Art „Stütze“ für sein Suchtverhalten (mehr dazu später).
Bild, das Zerrissenheit oder widersprüchliche Gefühle darstellt (z.B. eine Person, die zwischen zwei Wegen steht; ein Herz mit einem Riss; eine Kompassnadel, die sich dreht).

Keywords: Liebe, Schmerz, Zerrissenheit, Drogenproblem Freund, Beziehungskrise, Co-Abhängigkeit, Gefühlschaos.

Sucht ist eine Krankheit, keine Charakterschwäche

Das ist mega wichtig zu verstehen: Sucht ist eine ernstzunehmende Krankheit, die das Gehirn verändert. Es ist keine Frage von Willensstärke oder davon, dass er Dich nicht genug liebt, um aufzuhören. Die Drogen kapern quasi das Belohnungssystem im Gehirn, und der Drang, sie zu nehmen, wird übermächtig – stärker als Hunger, Durst oder sogar der Wunsch nach Nähe. Das entschuldigt sein Verhalten nicht, aber es kann helfen zu verstehen, warum er nicht einfach „Nein“ sagen kann, auch wenn er es vielleicht tief im Inneren will.

(Quelle: Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V. – DHS)

Was das mit DIR macht: Pass auf Dich auf!

Sein Drogenkonsum hat massive Auswirkungen auf Dich. Dauernder Stress, Angst, Wut, Scham oder Traurigkeit können Dich krank machen – psychisch und körperlich.

  • Emotionaler Stress: Ständige Sorgen und Konflikte sind Gift für Deine Seele.
  • Vertrauensverlust: Lügen und gebrochene Versprechen zerstören das Vertrauen, die Basis jeder Beziehung.
  • Soziale Isolation: Vielleicht ziehst Du Dich zurück, weil Du Dich schämst oder weil Du Deine ganze Energie für ihn brauchst?
  • Finanzielle Probleme: Musst Du ihn finanziell unterstützen oder wird gemeinsames Geld für Drogen ausgegeben?
  • Grenzen verschwimmen: Du übernimmst immer mehr Verantwortung, deckst ihn, lügst für ihn – das ist nicht gesund für Dich!
Bild, das emotionalen Stress, Sorgen oder das Gefühl des Alleinseins zeigt (z.B. eine Person, die sich den Kopf hält; eine Person allein im Regen; ein Labyrinth).

Keywords: Stress, Sorgen, Angst, Hilflosigkeit, Angehörige Sucht, Co-Abhängigkeit Folgen, emotionale Belastung.

Grenzen setzen: Dein Schutzschild gegen das Chaos

Auch wenn Du ihn liebst – Du musst Dich schützen. Grenzen sind keine Strafe für ihn, sondern Selbstschutz für Dich. Überlege Dir: Was kannst und willst Du nicht mehr tolerieren?

  • Klare Ansagen: Sag ihm ruhig, aber bestimmt, was für Dich nicht mehr geht. Z.B.: „Ich möchte nicht, dass Du in meiner Gegenwart Drogen nimmst.“ oder „Ich werde Dir kein Geld mehr geben, wenn ich vermute, dass es für Drogen ist.“ oder „Ich werde nicht mehr für Dich lügen.“
  • Konsequenzen: Grenzen funktionieren nur, wenn Du bei Überschreitungen auch konsequent bist. Das ist hart, aber notwendig. Wenn Du sagst „Wenn Du bekifft hier auftauchst, musst Du gehen“, dann musst Du das auch durchziehen.
  • Fokus auf Dich: Deine Grenzen beziehen sich auf DEIN Verhalten und DEINE Gefühle, nicht darauf, ihn zu ändern. Du kannst ihn nicht zwingen, clean zu werden, aber Du kannst entscheiden, was Du in Deinem Leben zulässt.

Wenn Liebe nicht reicht: Hilfe von außen suchen

Du kannst ihm Deine Liebe und Unterstützung anbieten, wenn er bereit ist, etwas zu ändern. Aber Du kannst die Sucht nicht für ihn besiegen. Liebe allein heilt keine Sucht.

  • Unterstützen vs. Ermöglichen: Unterstützung heißt, ihm Mut zu machen, Hilfe zu suchen, für ihn da zu sein, wenn er Schritte in die richtige Richtung geht. Ermöglichen (Enabling) heißt, ihm die negativen Konsequenzen seines Konsums abzunehmen (z.B. ihn bei der Schule krankmelden, für ihn lügen, ihm Geld geben), was die Sucht oft unbewusst aufrechterhält.
  • Professionelle Hilfe: Er braucht professionelle Hilfe. Das kann ein Arzt sein, eine Suchtberatungsstelle oder eine Therapie. Aber: Er muss es selbst wollen. Du kannst ihn nicht zwingen.
Bild, das Hilfe, Unterstützung oder einen Neuanfang symbolisiert (z.B. ausgestreckte Hände, ein Wegweiser, eine Tür, die sich öffnet, eine aufgehende Sonne).

Keywords: Hilfe finden, Suchtberatung, Unterstützung Sucht, Therapie, Neuanfang, Hoffnung, Weg aus der Sucht.

Wo findest Du Hilfe – für ihn und vor allem für DICH?

Es gibt viele Stellen, die Euch beiden helfen können. Wichtig: Auch Du als Angehörige brauchst Unterstützung!

Hilfe für Deinen Freund (wenn er bereit ist):

  1. Hausarzt/Jugendarzt: Erste Anlaufstelle für ein vertrauliches Gespräch und Weitervermittlung.
  2. Suchtberatungsstellen: Gibt es in fast jeder Stadt (z.B. von Caritas, Diakonie, AWO, Blaues Kreuz oder spezialisierte Jugenddrogenberatungen). Sie beraten anonym und kostenlos. Suche online nach „Suchtberatung + Deine Stadt“.
  3. Online-Beratung: Viele Träger bieten auch anonyme Online-Beratung an (z.B. über www.drugcom.de von der BZgA oder die Plattformen der Wohlfahrtsverbände).
  4. Selbsthilfegruppen: Z.B. Narcotics Anonymous (NA).

Hilfe für DICH:

  1. Angehörigenberatung: Viele Suchtberatungsstellen haben spezielle Angebote für Partner, Freunde und Familie. NUTZE DAS! Du bekommst Infos, Verständnis und Strategien für Dich.
  2. Selbsthilfegruppen für Angehörige: Gruppen wie Al-Anon (für Angehörige von Alkoholikern, aber oft auch offen für andere Suchtformen) oder Nar-Anon (speziell für Angehörige von Drogensüchtigen) können Gold wert sein. Dort triffst Du Menschen, die genau verstehen, was Du durchmachst.
  3. Vertrauenspersonen: Sprich mit Freunden, Familie, Lehrern oder Schulpsychologen, denen Du vertraust. Du musst das nicht allein durchstehen.
  4. Telefonseelsorge: Rund um die Uhr erreichbar, wenn Du dringend jemanden zum Reden brauchst (Tel: 0800/111 0 111 oder 0800/111 0 222).

(Quellen: www.dhs.de – Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen, www.bzga.de – Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, lokale Beratungsstellen)

Denk an Dich: Self-Care ist kein Egoismus, sondern überlebenswichtig!

In dieser ganzen Situation ist es super wichtig, dass Du Dich nicht selbst verlierst.

  • Tu Dir Gutes: Was macht Dir Spaß? Triff Freunde, mach Sport, lies ein Buch, hör Musik, sei kreativ. Schaffe Dir Inseln, in denen es nur um DICH geht.
  • Bleib sozial: Zieh Dich nicht zurück. Der Austausch mit lieben Menschen gibt Kraft.
  • Deine Bedürfnisse zählen: Deine Wünsche, Träume und Ziele sind wichtig! Lass sie nicht von seiner Sucht überschatten.

Dein Weg – Deine Entscheidung

Es gibt keine einfache Antwort oder Patentlösung. Vielleicht schafft Ihr es gemeinsam, wenn er sich Hilfe sucht. Vielleicht merkst Du aber auch irgendwann, dass Du Dich trennen musst, um Dich selbst zu retten. Beides ist okay. Höre auf Dein Bauchgefühl und nimm Deine Bedürfnisse ernst. Du bist stark, auch wenn es sich gerade nicht so anfühlt.

Du kannst helfen:

Wie gehst Du mit dieser Situation um? Hast Du ähnliche Erfahrungen gemacht oder Tipps für andere? Teile Deine Gedanken (respektvoll) in den Kommentaren! Wenn Du Fragen hast oder einfach nur reden möchtest, melde Dich bei einer der genannten Beratungsstellen. Du bist nicht allein! Teile diesen Artikel, wenn Du denkst, er könnte jemandem helfen.


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