Bild in bunten Watercolor Farben mit einem sportlichen jungen tätowierten Mann. Er hat schwarz weiß lackierte Fingernägel und weiße Engelsflügel am Rücken. Zusätzlich hat er eine Anonymous Maske auf. Auf seinem zerfranzten T-Shirt steht "Just clean" Man sieht Werbung für seine Spotify Podcast Folge: Angst und Drogen - Der Teufelskreis der Selbstmedikation. Podcast und Artikel Titelbild

Angst und Drogen: Der Teufelskreis der Selbstmedikation



Hey Du,

kennst du das? Dein Kopf rattert, das Herz hämmert, eine Welle der Panik überrollt dich. In solchen Momenten scheint alles, was diese lähmende Angst auch nur für einen kurzen Moment stoppen kann, wie ein Rettungsanker. Ein Bier, ein Joint, eine Pille.

Viele Menschen, die mit Angststörungen kämpfen, greifen zu Drogen oder Alkohol, um ihre Symptome zu lindern. Doch dieser Versuch der Selbstmedikation ist ein gefährlicher Pakt. Er führt oft in einen Teufelskreis, der die Angst am Ende nicht löst, sondern verstärkt und dich zusätzlich in eine Abhängigkeit treiben kann.

Was ist eine Angststörung? Mehr als nur „ein bisschen Sorgen“ 😟

Angst ist ein normales Gefühl, das uns vor Gefahren warnt. Bei einer Angststörung verselbstständigt sich diese Angst aber. Sie ist übermäßig stark, tritt ohne realen Grund auf und schränkt dein Leben massiv ein.

Die häufigsten Formen sind:

  • Generalisierte Angststörung (GAS): Du machst dir ständig über alles und jeden Sorgen.
  • Panikstörung: Plötzliche Panikattacken aus dem Nichts, mit Herzrasen und Todesangst.
  • Soziale Phobie: Extreme Angst vor sozialen Situationen und der Bewertung durch andere.
  • PTBS: Wenn die Angst die Folge eines traumatischen Erlebnisses ist.

Die Silhouette einer Person, die in einem stilisierten, chaotischen "Gedanken-Käfig" aus wirren Linien und Fragezeichen gefangen ist. Symbolisiert die lähmende Wirkung einer Angststörung. "Symptome Angststörung", "gefangen in der Angst", "psychische Gesundheit"

Die Falle der Selbstmedikation: Warum Drogen wie die perfekte Lösung scheinen 💡

Wenn dein Gehirn im ständigen Alarmmodus ist, wirken Substanzen wie ein Versprechen auf sofortige Ruhe.

  • Alkohol & Benzos dämpfen das Nervensystem. Die Sorgen scheinen zu verschwinden.
  • Cannabis verspricht Entspannung und Distanz zu den Problemen.
  • Stimulanzien (Koks, Speed) können kurzfristig das Selbstbewusstsein pushen und soziale Ängste überdecken.

Das Problem: Das ist nur ein kurzfristiges Pflaster auf einer tiefen Wunde.

Der Teufelskreis: Wie Drogen deine Angst am Ende füttern 🔄

Der Konsum zur Angstbewältigung startet fast immer einen Teufelskreis, der so aussieht:

  1. Ausgangspunkt: Angst. Du fühlst dich gestresst, panisch oder überfordert.
  2. Handlung: Drogenkonsum. Du greifst zur Substanz, um dich zu „medikamentieren“.
  3. Ergebnis: Kurzfristige Erleichterung. Die Droge dämpft die Angst, du fühlst dich für einen Moment besser.
  4. Die Falle: Der Absturz & verstärkte Angst. Die Wirkung lässt nach. Dein Gehirn, das aus der Balance gebracht wurde, reagiert oft mit einem „Rebound“: Die Angst kommt stärker zurück als zuvor. Dazu kommen Entzugserscheinungen, die selbst massive Angst auslösen.
  5. Die Spirale: Erhöhter Konsum. Um diese neue, stärkere Angst zu bewältigen, brauchst du nun mehr von der Substanz. Die Abhängigkeit beginnt.

Du versuchst, ein Feuer mit Benzin zu löschen.


Eine klare Infografik, die diesen Teufelskreis als einen sich selbst verstärkenden Kreislauf mit den 4-5 Stationen (Angst -> Konsum -> Erleichterung -> Verstärkte Angst -> mehr Konsum) darstellt. "Teufelskreis Sucht und Angst", "Selbstmedikation Kreislauf", "wie Sucht entsteht"

Der Ausweg: Wie du den Kreislauf durchbrichst (Doppeldiagnose) 💪

Der Ausstieg ist allein oft kaum zu schaffen. Professionelle Hilfe ist hier der Schlüssel.

Wenn eine Angststörung und eine Sucht gleichzeitig vorliegen, spricht man von einer Doppeldiagnose oder Komorbidität. Es ist entscheidend, dass beide Erkrankungen gleichzeitig behandelt werden.

  • Therapie: Die Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) ist hier besonders wirksam. Du lernst, deine angstauslösenden Gedanken zu erkennen und zu verändern. Gleichzeitig entwickelst du gesunde Strategien (Skills), um mit Angst und Suchtdruck umzugehen – ohne Substanzen.
  • Medikamentöse Behandlung: Manchmal können nicht-abhängig machende Medikamente (z.B. bestimmte Antidepressiva) helfen, die Angststörung zu behandeln und dir so die Grundlage für den Suchtausstieg zu geben. Dies geschieht immer in Absprache mit einem Facharzt.
  • Entgiftung & Entwöhnung: Ein stationärer Aufenthalt in einer Klinik, die auf Doppeldiagnosen spezialisiert ist, kann oft der sicherste Weg sein.

Wo du Hilfe findest: Du bist nicht allein 🙏

  • Hausarzt/Hausärztin: Deine erste Anlaufstelle für eine Diagnose und Überweisung.
  • Psychotherapeuten/Psychiater: Suche gezielt nach Profis mit Erfahrung bei Doppeldiagnosen.
  • Suchtberatungsstellen: Google „Suchtberatung + Deine Stadt“. Sie sind kostenlos, anonym und kennen sich aus.
  • Telefonseelsorge: 0800 1110111 (rund um die Uhr erreichbar).

Fazit: Behandle die Ursache, nicht nur das Symptom

Der Griff zu Drogen bei Angst ist ein verständlicher, aber brandgefährlicher Versuch der Selbstheilung. Er führt fast immer in eine Sackgasse, die die ursprünglichen Probleme nur noch größer macht. Der mutigste und stärkste Schritt ist, sich der eigentlichen Ursache – der Angststörung – zu stellen und sich dafür professionelle Hilfe zu suchen.


Häufige Fragen (FAQ) zum Thema Angst & Drogen


Ich habe Angst, und nur Kiffen hilft mir, zu schlafen. Ist das wirklich so schlimm?

Kurzfristig fühlt es sich wie eine Lösung an, aber langfristig kann Cannabis die Schlafarchitektur stören (weniger Tiefschlaf) und eine psychische Abhängigkeit erzeugen, bei der du ohne gar nicht mehr zur Ruhe kommst. Außerdem bekämpfst du nur ein Symptom (die Schlafstörung), nicht die Ursache deiner Angst.

Was bedeutet „Doppeldiagnose“ genau?

Doppeldiagnose (oder Komorbidität) bedeutet, dass zwei oder mehr psychische Erkrankungen gleichzeitig vorliegen – in diesem Fall zum Beispiel eine Panikstörung UND eine Alkoholabhängigkeit. Es ist extrem wichtig, dass beide Erkrankungen gleichzeitig und integriert behandelt werden, weil sie sich gegenseitig wie ein Teufelskreis beeinflussen und aufrechterhalten.

Mein Arzt will mir bei meiner Panikstörung keine Benzodiazepine (Tavor, Xanax) mehr verschreiben. Warum?

Benzodiazepine sind bei akuten Panikattacken zwar hochwirksam, haben aber ein extrem hohes Abhängigkeitspotenzial und sind nur für den kurzfristigen Kriseneinsatz gedacht. Für eine langfristige Behandlung von Angststörungen sind sie ungeeignet. Dein Arzt handelt verantwortungsbewusst, indem er nach nachhaltigeren Lösungen wie Psychotherapie oder nicht-abhängig machenden Medikamenten (z.B. bestimmten Antidepressiva) sucht.


Über den Autor: NeelixberliN

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