Chemsex: Zwischen Ekstase und Absturz – Dein ehrlicher Guide. Podcast und Artikel Titelbild

Chemsex: Zwischen Ekstase und Absturz – Dein ehrlicher Guide



Hey Du, heute reden wir über ein Thema, das oft nur hinter vorgehaltener Hand oder in anonymen Chats besprochen wird, aber verdammt wichtig ist: Chemsex.

Der Begriff bezeichnet den geplanten Konsum von Drogen, um sexuelle Erlebnisse zu intensivieren. Er ist vor allem in der Community von Männern, die Sex mit Männern haben (MSM), verbreitet und wird in den USA auch „Party and Play“ (PnP) genannt. Es geht um enthemmte, oft stundenlange Sessions. Aber wo liegt der Reiz und wo lauern die massiven Risiken? Lass uns das ohne Tabus beleuchten.

Was ist Chemsex (oder „Party and Play“) genau? 🤔

Chemsex ist mehr als nur „ein bisschen was nehmen und Sex haben“. Es beschreibt eine spezifische Praxis, bei der gezielt bestimmte Substanzen konsumiert werden, um:

  • die sexuelle Lust und Ausdauer zu steigern,
  • Hemmungen komplett abzubauen,
  • und intensivere sexuelle Erfahrungen zu ermöglichen.

Eine abstrakte, stilisierte Grafik, die die Silhouette von zwei oder mehr sich nahekommenden Personen zeigt. Die Silhouetten sind aber nicht aus Haut, sondern aus leuchtenden, chemischen oder neuronalen Mustern. Symbolisiert die Verschmelzung von Intimität und Chemie. "Was ist Chemsex", "Drogen und Sex", "Party and Play"

Die typischen Chemsex-Drogen: Crystal, G und Mephedron 💊

Die „heilige Dreifaltigkeit“ des Chemsex besteht meist aus diesen drei Substanzen:

  1. Crystal Meth (Methamphetamin): Ein starkes Stimulans für lange Wachheit, extreme sexuelle Erregung und Ausdauer.
  2. G (GHB/GBL): Ein Sedativum, das stark enthemmend und euphorisierend wirkt. Es steigert das Berührungsempfinden.
  3. Mephedron („Meph“, „Drone“): Ein Stimulans aus der Gruppe der Cathinone, das euphorisierend wirkt und die Libido extrem steigert.

Oft werden auch andere Drogen wie Ecstasy (MDMA), Poppers oder Ketamin mit ins Spiel gebracht.

Warum eigentlich? Die Motivationen hinter Chemsex ❤️‍🔥

Die Gründe sind komplex und sehr persönlich:

  • Intensivierung: Der Wunsch nach extremeren, längeren und enthemmteren sexuellen Erlebnissen.
  • Soziale Verbindung: Chemsex kann ein Weg sein, um Kontakte zu knüpfen und sich in einer bestimmten Szene zugehörig zu fühlen.
  • Flucht: Drogen können helfen, negative Gefühle wie Stress, Einsamkeit, Scham oder innere Leere zu betäuben.
  • Umgang mit Stigma: Für manche ist es ein Weg, mit der Diskriminierung der eigenen Sexualität oder einem HIV-Status umzugehen und sich in einem geschützten Rahmen fallen zu lassen.

Real Talk: Die massiven Risiken von Chemsex ☠️

Der Rausch hat einen hohen Preis. Problematisch wird es, wenn die Kontrolle verloren geht und negative Konsequenzen auftreten.

Körperliche Gesundheitsrisiken:

  • 📈 Sexuell übertragbare Infektionen (STIs): Unter Drogeneinfluss sinkt die Hemmschwelle für ungeschützten Sex. Das Risiko für HIV, Hepatitis C, Syphilis etc. steigt massiv an.
  • 🩹 Verletzungen: Längerer, intensiverer Sex erhöht das Risiko für Verletzungen im Anal- oder Genitalbereich, die man im Rausch vielleicht nicht einmal spürt.
  • 🚑 Überdosierung: Besonders bei GHB/GBL ist die Gefahr extrem hoch! Der Unterschied zwischen der Dosis für den Rausch und der, die dich bewusstlos macht und zu Atemstillstand führt, ist winzig (oft nur Milliliter!). Niemals aus der Flasche trinken!
  • 💉 „Slamming“: Das Injizieren von Drogen birgt das höchste Risiko für Infektionen wie HIV und Hepatitis C sowie für Abszesse und Venenschäden.

Psychische Gesundheitsrisiken:

  • ⛓️ Abhängigkeit: Chemsex kann zu einer doppelten Abhängigkeit führen – von den Drogen und von der damit verbundenen sexuellen Erfahrung.
  • 🤯 Psychosen & Paranoia: Besonders Stimulanzien wie Crystal Meth können schwere Psychosen, Angstzustände und Depressionen auslösen.
  • Der Comedown: Der Absturz nach einer Chemsex-Session kann Tage dauern und ist oft von extremer Erschöpfung, Depression und Suizidgedanken begleitet.
  • Verlust der „normalen“ Sexualität: Viele Betroffene berichten, dass sie irgendwann Schwierigkeiten haben, nüchternen Sex noch zu genießen.

Ein Smartphone-Display mit einer Dating-App. Die Profilbilder sind aber durch Warnsymbole (Biohazard, Gift, Blitz) ersetzt. Symbolisiert die versteckten Risiken bei der Verabredung zum Chemsex. "Risiken Chemsex", "Gefahr bei Dating Apps", "Safer Use"

Deine Safer-Sex & Safer-Use-Checkliste ✅

Vollständige Sicherheit gibt es nicht. Aber wenn du dich für Chemsex entscheidest, können diese Regeln dein Leben retten:

  • 💬 Grenzen vorher klären: Sprecht über Wünsche, Grenzen und Safer-Sex-Praktiken, bevor ihr Drogen nehmt. Unter Einfluss ist eine klare Zustimmung (Consent) oft nicht mehr möglich.
  • 🛡️ Kondome & Gleitgel: Habt immer genug davon griffbereit.
  • 🚫 Mischkonsum vermeiden: Besonders die Kombination von „G“ (GHB/GBL) mit Alkohol ist extrem gefährlich!
  • 💧 Dosiere „G“ mit einer Spritze (ohne Nadel): Dosiere auf den Milliliter genau und schreibe die Zeit der letzten Einnahme auf.
  • 💉 Niemals Spritzen teilen: Wenn du Drogen injizierst („Slamming“), benutze immer dein eigenes, steriles Besteck.
  • PrEP nutzen: PrEP (Prä-Expositions-Prophylaxe) ist ein Medikament, das sehr wirksam vor einer HIV-Infektion schützt.
  • Im Notfall 112: Zögere niemals, bei einer Überdosis, Bewusstlosigkeit oder Atemnot den Notarzt zu rufen! Das Personal ist zur Schweigepflicht verpflichtet.

Hilfe & Support: Du bist nicht allein 🙏

Wenn du merkst, dass Chemsex zu einem Problem wird, gibt es spezialisierte Hilfe:

  • Drogenberatungsstellen in deiner Stadt.
  • Sexuelle Gesundheitszentren & Aidshilfen: Haben oft spezialisierte Berater für das Thema Chemsex.
  • LGBTQ+-Organisationen: Bieten oft Selbsthilfegruppen an (z.B. von der LGBT Foundation).
  • Therapeuten & Psychologen: Können bei der Bewältigung der zugrundeliegenden psychischen Probleme helfen.

Fazit: Informiert und verantwortungsbewusst handeln

Chemsex ist ein komplexes Phänomen mit vielschichtigen Gründen und ernsten Risiken. Es ist entscheidend, vorurteilsfrei darüber zu sprechen und die Gefahren zu kennen. Wenn du praktizierst, sei dir der Risiken bewusst und nutze Safer-Use-Strategien. Und wenn du merkst, dass du die Kontrolle verlierst, zögere nicht, dir Hilfe zu holen.


Häufige Fragen (FAQ) zum Thema Chemsex


Ist jeder, der Drogen beim Sex nimmt, ein „Chemsex-User“?

Nicht unbedingt. Der Begriff „Chemsex“ bezieht sich meist auf einen spezifischen Kontext: oft geplante, längere Sex-Sessions unter dem Einfluss der drei Hauptsubstanzen (Crystal Meth, GHB/GBL, Mephedron), die häufig über Dating-Apps arrangiert werden. Ein gelegentlicher Joint vor dem Sex oder eine Ecstasy-Pille auf einer Party fallen nicht zwingend unter die klassische Definition von Chemsex.

Was ist die größte unmittelbare Gefahr bei Chemsex?

Eine der größten akuten Gefahren ist eine Überdosis GHB/GBL. Der Grat zwischen der gewünschten enthemmenden Wirkung und dem plötzlichen, komatösen Bewusstseinsverlust („weg G-en“ oder „über G-en“) ist extrem schmal. In diesem Zustand ist man wehrlos, kann am eigenen Erbrochenen ersticken und die Atmung kann aussetzen. Die Kombination mit Alkohol erhöht dieses Risiko massiv.

Wie kann ich über Chemsex reden, ohne verurteilt zu werden?

Suche dir spezialisierte Beratungsstellen, die explizit mit dem Thema arbeiten, zum Beispiel bei der lokalen Aidshilfe oder in LGBTQ+-Community-Zentren. Die Beraterinnen und Berater dort kennen den Kontext, die Drogen und die Lebensrealitäten. Sie bieten einen urteilsfreien Raum („Safe Space“), um offen über deine Erfahrungen und Probleme zu sprechen.


Über den Autor: NeelixberliN

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