"Er hört nicht auf Drogen zu nehmen, aber ich liebe ihn": Dein Wegweiser durch das Gefühlschaos. Podcast und Artikel Titelbild

„Er hört nicht auf Drogen zu nehmen, aber ich liebe ihn“: Dein Wegweiser durch das Gefühlschaos



Hey Du,

fühlst Du Dich manchmal total zerrissen? Auf der einen Seite ist da diese krasse Liebe zu Deinem Freund, die Erinnerungen an die guten Zeiten. Auf der anderen Seite ist da dieser Schatten – die Drogen. Du machst Dir Sorgen, bist wütend, enttäuscht und fühlst Dich hilflos, weil er einfach nicht aufhört.

Wenn das auf Dich zutrifft, bist Du hier genau richtig. Es ist eine mega schwierige Situation, und Du bist nicht allein damit.

Dein Gefühls-Chaos ist normal: Wut, Angst, Hoffnung & Scham 🎢

Das ständige Auf und Ab ist super anstrengend. An einem Tag ist er der süßeste Typ der Welt, am nächsten ist er gereizt, abweisend, unzuverlässig.

  • Sorge: Du hast Angst um seine Gesundheit und seine Zukunft.
  • Wut & Enttäuschung: Weil Versprechen gebrochen werden und er sich so verändert.
  • Hilflosigkeit: Du redest gegen eine Wand.
  • Schuldgefühle: Du fragst dich, ob du etwas falsch gemacht hast.

Diese Gefühle sind okay! Und das Wichtigste zuerst: Du bist NICHT schuld an seiner Sucht!


Eine stilisierte Grafik von zwei Personen. Eine Person fällt in einen dunklen Abgrund. Die andere Person steht sicher am Rand und wirft ein Seil (Symbol für Hilfsangebot) hinunter, anstatt mit hineinzuspringen. Symbolisiert gesundes Helfen vs. Co-Abhängigkeit. "gesundes Helfen bei Sucht", "Abstand halten", "Co-Abhängigkeit vermeiden"

Warum es so schwer ist, loszulassen (und warum Sucht eine Krankheit ist) 🧠

Wenn Freunde sagen „Trenn Dich doch einfach!“, ist das leichter gesagt als getan. Du liebst ihn, du hoffst auf Besserung, du hast Angst.

Und du verstrickst dich vielleicht in Co-Abhängigkeit: Du versuchst zu helfen, zu kontrollieren, zu retten – und verlierst dich dabei selbst.

Wichtig zu verstehen: Sucht ist eine ernstzunehmende Krankheit, die das Gehirn verändert. Es ist keine Charakterschwäche oder ein Zeichen, dass er dich nicht genug liebt. Die Droge kapert sein Belohnungssystem und der Drang wird übermächtig. Das entschuldigt sein Verhalten nicht, aber es erklärt, warum er nicht einfach „Nein“ sagen kann.

Wirklich helfen vs. die Sucht füttern (Enabling) ✅❌

Es ist ein schmaler Grat zwischen Unterstützung und dem ungewollten Ermöglichen der Sucht.

Was WIRKLICH hilft (Die Do’s):

  • ✅ Offen reden (in Ich-Botschaften): Nicht „Du…“, sondern „Ich mache mir Sorgen, weil…“.
  • ✅ Dich informieren: Wissen über Sucht hilft dir, nicht alles persönlich zu nehmen.
  • ✅ Hilfe zur Selbsthilfe anbieten: „Sollen wir zusammen nach einer Beratungsstelle suchen?“
  • ✅ Klarheit zeigen: „Ich liebe dich als Mensch, aber ich hasse dein Verhalten auf Drogen.“

Was Du unbedingt vermeiden solltest (Die Don’ts):

  • ❌ Vorwürfe machen: Treibt ihn nur in die Defensive.
  • ❌ Kontrollieren: Du kannst die Sucht nicht für ihn beenden.
  • ❌ Die Sucht ermöglichen („Enabling“): Ihn bei der Schule krankmelden, für ihn lügen, ihm Geld leihen. Damit nimmst du ihm die negativen Konsequenzen ab, die er spüren muss, um etwas zu ändern.
  • ❌ Leere Drohungen aussprechen.

Grenzen setzen: Dein Schutzschild gegen das Chaos 🛡️

Grenzen sind keine Strafe, sondern Selbstschutz. Überlege dir, was du nicht mehr tolerieren kannst und willst.

  • Beispiel: „Ich verbringe gerne Zeit mit Dir. Aber wenn du konsumiert hast, gehe ich, weil du dann oft verletzend bist.“
  • Beispiel: „Ich kann Dir kein Geld mehr leihen.“

Zusatzinfo: Die 3 K’s für Angehörige

Eine wichtige Eselsbrücke aus Selbsthilfegruppen für Angehörige:

  1. Krankheit: Du hast die Sucht nicht verursacht (you didn’t cause it).
  2. Kontrolle: Du kannst die Sucht nicht kontrollieren (you can’t control it).
  3. Kurieren: Du kannst die Sucht nicht heilen (you can’t cure it).

Das hilft dir, die Verantwortung abzugeben und dich auf dich selbst zu konzentrieren.


Eine Person in einem Flugzeug, die sich zuerst selbst die Sauerstoffmaske aufsetzt, bevor sie einer anderen Person hilft. Symbolisiert die Notwendigkeit der Selbstfürsorge. "Selbstfürsorge für Angehörige", "eigene Sauerstoffmaske zuerst", "sich selbst schützen"

Wo es Hilfe gibt – für ihn und vor allem für DICH! 🙏

Liebe allein heilt keine Sucht. Er braucht professionelle Hilfe, aber er muss es selbst wollen. Und DU brauchst auch Unterstützung!

Hilfe für Deinen Freund (wenn er bereit ist):

  • Hausarzt oder Suchtberatungsstellen (Google „Suchtberatung [Deine Stadt]“).
  • Online-Beratung (z.B. bei drugcom.de).
  • Selbsthilfegruppen (z.B. Narcotics Anonymous – NA).

Hilfe für DICH:

  • Angehörigenberatung: Viele Suchtberatungsstellen haben spezielle Angebote für Partner und Familie. NUTZE DAS!
  • Selbsthilfegruppen für Angehörige:
    • Al-Anon: Für Angehörige von Alkoholikern.
    • Nar-Anon: Für Angehörige von Drogenabhängigen.
  • Telefonseelsorge: Rund um die Uhr für DICH da (0800 111 0 111).

Fazit: Du bist wichtig – Hol Dir Unterstützung!

Es ist eine schwere Zeit, wenn jemand, den du liebst, süchtig ist. Denk daran: Du kannst unterstützen, aber du bist nicht verantwortlich. Setze gesunde Grenzen und pass auf dich selbst auf! Du musst das nicht allein schaffen.


Häufige Fragen (FAQ) für Angehörige


Er verspricht immer, aufzuhören, wird aber immer wieder rückfällig. Lügt er mich an?

Die Sucht lügt ihn und dich an. Im nüchternen Moment meint er sein Versprechen wahrscheinlich aufrichtig. Aber die Sucht ist eine Krankheit, die stärker ist als gute Vorsätze. Vertraue nicht mehr auf Worte, sondern achte auf Taten. Ist er bereit, sich professionelle Hilfe zu holen? Das ist die einzige Frage, die zählt.

Was ist der Unterschied zwischen Helfen und „Enabling“ (Ermöglichen)?

Helfen bedeutet, ihn zu ermutigen, die Verantwortung für seine Genesung zu übernehmen (z.B. ihn zur Beratung fahren). Enabling bedeutet, ihm die negativen Konsequenzen seiner Sucht abzunehmen (z.B. für ihn beim Chef lügen, ihm Geld für die Miete geben, das er dann für Drogen ausgibt). Enabling hält die Sucht unbeabsichtigt am Leben.

Bin ich schuld, wenn er nach einem Streit mit mir Drogen nimmt?

Nein, absolut nicht. Die Sucht sucht immer nach einem Grund oder einer Ausrede für den Konsum. Ein Streit mag der Auslöser sein, aber die Ursache ist seine Krankheit und seine Unfähigkeit, anders mit Konflikten oder Gefühlen umzugehen. Du bist nicht für seine Krankheit verantwortlich.


Über den Autor: NeelixberliN

More Reading

Post navigation

Leave a Comment

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert