Hey Du!
Kennst Du das? Ihr sitzt zusammen, und plötzlich fängt einer an: „Weißt Du noch, damals…? Mann, war das krass/lustig/intensiv…“ Und schon seid Ihr mittendrin im Heißreden über alte Zeiten – oft Zeiten, in denen Drogen eine große Rolle gespielt haben.
Klingt harmlos, vielleicht sogar verbindend? Vorsicht: Dieses Schwelgen in der Vergangenheit ist ein mega fieser Trigger und kann den Suchtdruck heftig anfeuern.
Was ist „Heißreden“ & warum ist es so problematisch? 🤔
Heißreden bedeutet, über frühere Konsumerlebnisse zu sprechen, sie aber viel bunter und positiver auszumalen, als sie wirklich waren. Es ist wie ein Instagram-Filter für deine Erinnerungen.
Du erzählst nur von den angeblich „guten“ Seiten: dem Kick, dem Gefühl der Zusammengehörigkeit, der Flucht vor Problemen. Was dabei unter den Tisch fällt: die Abstürze, die Blackouts, der Stress, die Scham, die leere Kasse.
Dieses Phänomen wird in der Psychologie auch „Euphoric Recall“ genannt: Dein Suchtgedächtnis erinnert sich nur an die Euphorie und verdrängt systematisch die negativen Konsequenzen.

Darum ist Heißreden der Turbo für deinen Suchtdruck 🚀
Warum ist das so riskant für deine Recovery?
- Trigger-Alarm: Dein Gehirn hat die alten „Belohnungen“ nicht vergessen. Wenn du sie wieder aufrufst, werden die alten Verknüpfungen im Suchtgedächtnis aktiviert und es schreit: „Mehr davon!“ – Hallo, Suchtdruck!
- Verzerrte Wahrnehmung: Du fängst an zu glauben, dass es damals gar nicht so schlimm war. Die negativen Folgen verblassen, die Schwelle zum Rückfall sinkt.
- Ansteckungsgefahr: Heißreden ist oft ein Gruppending. Man schaukelt sich gegenseitig hoch. Selbst wenn du stabil bist, kann es dich runterziehen.
- Fokus auf die Vergangenheit: Wer ständig in der verklärten Vergangenheit wühlt, blockiert sich selbst dabei, ein zufriedenes, cleanes Leben im Hier und Jetzt aufzubauen.
Warnsignale: Woran du Heißreden erkennst 🚩
- Einseitige Darstellung: Es wird fast nur über die angeblich positiven Aspekte des Konsums gesprochen.
- Ausblenden des Negativen: Abstürze, Probleme und Konsequenzen werden ignoriert.
- Verherrlichung: Der Konsum wird glorifiziert, fast wie eine Heldengeschichte („Wir waren die Krassesten“).
- Wettbewerb: Es entsteht ein Wettbewerb, wer die wildesten „War Stories“ auf Lager hat.
- Dein Bauchgefühl: Du merkst, dass du unruhig wirst oder sich ein Verlangen meldet. Hör auf dieses Gefühl!

Dein Schutzschild: So gehst du mit Heißreden um 🛡️
Was kannst DU konkret tun, wenn du merkst, dass du selbst oder andere ins Heißreden verfallen?
Wenn du dich selbst dabei erwischst…
- Stopp sagen: Mach dir bewusst, was gerade passiert. Sag innerlich oder laut: „Stopp, das tut mir nicht gut.“
- Thema wechseln: Lenk das Gespräch bewusst auf neutrale oder positive Themen (aktuelle Hobbys, Pläne, Musik).
- Realitätscheck: Erinnere dich aktiv an die negativen Seiten. Warum hast du aufgehört?
Wenn andere damit anfangen…
- Grenzen setzen: Sag klar und freundlich, dass du über dieses Thema nicht sprechen möchtest. Z.B.: „Sorry Leute, das Thema triggert mich gerade. Können wir über was anderes reden?“
- Situation verlassen: Wenn die anderen nicht aufhören, geh. Das ist Selbstschutz, keine Schwäche!
- Unterstützung suchen: Sprich danach mit einer Vertrauensperson oder in deiner Selbsthilfegruppe über den ausgelösten Suchtdruck.
Fazit: Sprich bewusst oder verlass die Situation
Über die Vergangenheit zu reden ist wichtig für die Aufarbeitung. Aber es kommt extrem darauf an, WIE du darüber sprichst. Heißreden ist eine echte Falle, die starken Suchtdruck auslösen kann.
Schütze deine Recovery, indem du achtsam bist, worüber du sprichst und welchen Gesprächen du dich aussetzt. Deine Energie gehört in deine Zukunft, nicht in die verklärte Erinnerung an den Rausch.
Häufige Fragen (FAQ) zum Thema Heißreden
Wo ist die Grenze zwischen ehrlicher Aufarbeitung und gefährlichem Heißreden?
Die Grenze liegt in der Ausgewogenheit und der Absicht. Bei einer ehrlichen Aufarbeitung sprichst du über Erlebnisse, um sie zu verstehen, und thematisierst dabei auch den Schmerz, die Scham und die negativen Folgen. Beim Heißreden werden die negativen Konsequenzen weggelassen und der Konsum wird glorifiziert, um den Rausch gedanklich wiederzuerleben oder vor anderen „cool“ dazustehen.
Was mache ich in einer Selbsthilfegruppe, wenn jemand anfängt, exzessiv heißzureden?
Das ist eine schwierige Situation. In gut moderierten Gruppen wird so etwas oft von anderen Teilnehmern oder dem Moderator unterbrochen. Du hast aber immer das Recht, freundlich und in der Ich-Form zu sagen: „Stopp, ich merke, dass mich das Thema gerade triggert und mir nicht guttut. Können wir vielleicht den Fokus wieder darauf legen, wie wir heute clean bleiben?“ Das ist kein Angriff, sondern schützt dich und die Gruppe.
Mein Partner redet ständig von den „guten alten Partyzeiten“. Wie kann ich ihm das erklären?
Nutze eine Ich-Botschaft in einem ruhigen Moment. Sage ihm zum Beispiel: „Ich weiß, dass du gerne an diese Zeit zurückdenkst. Aber wenn du nur die lustigen Seiten erzählst, löst das in mir Angst aus und ich mache mir Sorgen, dass du die negativen Seiten vergisst. Für meine und unsere gemeinsame Recovery hilft es mir mehr, wenn wir über unsere Zukunft sprechen.“
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