Sucht im Freundeskreis oder Familie: Wie Du hilfst (ohne Dich selbst zu verlieren) Podcast und Artikel Titelbild

Sucht im Freundeskreis oder Familie: Wie Du hilfst (ohne Dich selbst zu verlieren)



Hey Du,

es ist mega schwer, wenn jemand, der dir nahesteht – dein/e beste/r Freund/in, dein Bruder, deine Schwester, ein Elternteil – mit einer Sucht kämpft. Plötzlich ist alles anders. Du fühlst dich vielleicht hilflos, wütend, traurig oder hast sogar Schuldgefühle.

Das ist total normal und du bist damit nicht allein. Dieser Guide soll dir helfen zu verstehen, was du tun kannst, um zu unterstützen, aber auch, wie du dich selbst dabei nicht vergisst.

Dein Gefühls-Chaos ist normal: Wut, Angst & Schuldgefühle 🎢

Wenn jemand süchtig ist, beeinflusst das alle um ihn herum. Es ist wie eine Achterbahn der Gefühle:

  • Sorge: Du machst dir ständig Sorgen um die Gesundheit und Zukunft der Person.
  • Wut & Enttäuschung: Du bist wütend, weil Versprechen gebrochen werden oder die Person sich stark verändert.
  • Hilflosigkeit: Du willst helfen, weißt aber nicht wie. Es fühlt sich an, als würdest du gegen eine Wand reden.
  • Schuldgefühle: Du fragst dich, ob du etwas falsch gemacht hast.

Wichtig: Diese Gefühle sind okay! Erlaube dir, sie zu fühlen. Und das Wichtigste zuerst: Du bist NICHT schuld an der Sucht eines anderen!


Eine stilisierte Grafik von zwei Personen. Eine Person fällt in einen dunklen Abgrund. Die andere Person steht sicher am Rand und wirft ihr ein Seil (einen Rettungsring) zu, anstatt mit hineinzuspringen. Symbolisiert gesundes Helfen vs. Co-Abhängigkeit. "gesundes Helfen bei Sucht", "Abstand halten", "Co-Abhängigkeit vermeiden"

Wirklich helfen vs. die Sucht füttern: Die Do’s & Don’ts ✅❌

Es ist ein schmaler Grat zwischen Unterstützung und „Enabling“ (dem ungewollten Ermöglichen der Sucht).

Was WIRKLICH hilft (Die Do’s):

  • ✅ Offen reden: Nutze Ich-Botschaften. Nicht „Du trinkst zu viel!“, sondern „Ich mache mir Sorgen, weil du oft betrunken wirkst. Ich habe Angst um Dich.“
  • ✅ Dich informieren: Wissen über Sucht hilft dir, die Krankheit zu verstehen und nicht alles persönlich zu nehmen.
  • ✅ Hilfe zur Selbsthilfe anbieten: Recherchiere Beratungsstellen und biete an, die Person zum ersten Termin zu begleiten (wenn sie will!).
  • ✅ Klarheit zeigen: Mach klar, dass du die Person magst, aber ihr Verhalten (den Konsum) nicht gutheißt.
  • ✅ Geduldig bleiben: Sucht ist eine Krankheit. Veränderungen brauchen Zeit.

Was Du unbedingt vermeiden solltest (Die Don’ts):

  • ❌ Vorwürfe machen: Das treibt die Person nur weiter in die Defensive.
  • ❌ Kontrollieren: Du kannst die Sucht nicht für jemand anderen beenden. Taschen durchsuchen oder ständige Anrufe helfen nicht.
  • ❌ Die Sucht ermöglichen („Enabling“): Decke den Konsum nicht, lüge nicht für die Person (z.B. beim Arbeitgeber), leihe ihr kein Geld, von dem du weißt, dass es für Drogen draufgeht. Übernimm keine Verantwortung, die die Person selbst tragen muss.
  • ❌ Leere Drohungen aussprechen: Wenn du eine Grenze setzt, musst du sie auch einhalten.

Grenzen setzen: Warum dein „Nein“ ein Akt der Liebe ist 🛡️

Grenzen schützen DICH und können paradoxerweise auch dem Süchtigen helfen. Sie zeigen, welches Verhalten du nicht mehr akzeptierst. Grenzen sind keine Strafe, sondern reiner Selbstschutz.

  • Beispiel: „Ich verbringe gerne Zeit mit Dir. Aber wenn Du getrunken hast, gehe ich, weil du dann oft verletzend wirst. Melde dich, wenn du nüchtern bist.“
  • Beispiel: „Ich liebe dich, aber ich kann dir kein Geld mehr leihen, weil ich damit deine Sucht unterstütze.“

Zusatzinfo: Die 3 K’s für Angehörige

In Selbsthilfegruppen für Angehörige gibt es eine wichtige Eselsbrücke, die dir helfen kann, loszulassen:

  1. Krankheit: Du hast die Sucht nicht verursacht.
  2. Kontrolle: Du kannst die Sucht nicht kontrollieren.
  3. Kurieren: Du kannst die Sucht nicht heilen.

Das hilft zu akzeptieren, dass du nur für dein eigenes Verhalten und deine eigenen Grenzen verantwortlich bist.


Eine Person in einem Flugzeug, die sich zuerst selbst die Sauerstoffmaske aufsetzt, bevor sie einer anderen Person hilft. Symbolisiert die Notwendigkeit der Selbstfürsorge. "Selbstfürsorge für Angehörige", "eigene Sauerstoffmaske zuerst", "sich selbst schützen"

Vergiss dich nicht! Deine Sauerstoffmaske zuerst ✈️

Ständig für jemanden da zu sein, der kämpft, ist unglaublich anstrengend. Deine Energie ist nicht unendlich! Es ist KEIN Egoismus, auf dich selbst zu achten – es ist überlebenswichtig.

  • Sprich darüber: Rede mit eigenen Freunden über DEINE Gefühle.
  • Such dir selbst Hilfe: Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen sind auch für dich da!
  • Mach Pausen: Nimm dir bewusst Auszeiten nur für dich (Sport, Hobbys, Entspannung).
  • Behalte dein Leben: Gib deine eigenen Ziele und Freundschaften nicht auf.

Wo es Hilfe gibt – für euch BEIDE! 🙏

Es gibt viele Anlaufstellen – für die süchtige Person UND für dich als Angehörige/n.

Für Betroffene UND Angehörige:

  • Lokale Suchtberatungsstellen: Google „Suchtberatung [Deine Stadt]“. Sie beraten anonym und kostenlos.
  • Ärzt*innen: Der Hausarzt ist oft die erste Anlaufstelle.

Speziell für Angehörige:

  • Al-Anon: Für Angehörige und Freunde von Alkoholikern.
  • Nar-Anon: Für Angehörige und Freunde von Drogenabhängigen.
  • CoDA (Co-Dependents Anonymous): Für Menschen mit Mustern von Co-Abhängigkeit.
  • Telefonseelsorge: Rund um die Uhr erreichbar, wenn DU reden musst (0800 111 0 111).

Fazit: Du bist wichtig – Hol Dir Unterstützung!

Es ist eine schwere Zeit, wenn jemand, den du liebst, süchtig ist. Denk daran: Du kannst unterstützen, aber du bist nicht verantwortlich für die Entscheidungen des anderen. Setze gesunde Grenzen und pass auf dich selbst auf! Du musst das nicht allein schaffen.


Häufige Fragen (FAQ) für Angehörige


Mache ich es schlimmer, wenn ich eine Grenze setze und mein Angehöriger dann droht, sich etwas anzutun?

Das ist eine furchtbare emotionale Erpressung und ein Zeichen der Verzweiflung. Deine Grenze ist trotzdem richtig und wichtig. Eine ruhige, klare Antwort kann sein: „Ich liebe dich und genau deshalb kann ich dieses Verhalten nicht mehr unterstützen. Wenn du dir ernsthaft etwas antun willst, ist meine Verantwortung, professionelle Hilfe für dich zu rufen (den Notarzt 112).“ Damit gibst du die Verantwortung an die Profis ab und bleibst bei deiner Grenze.

Er/Sie verspricht immer, aufzuhören, wird aber immer wieder rückfällig. Soll ich noch glauben?

Glaube an das Potenzial der Person, aber nicht mehr blind an ihre Worte. Sucht ist eine Krankheit der Rückfälle. Anstatt auf Versprechen zu vertrauen, achte auf Taten. Ist er/sie bereit, eine Beratung aufzusuchen? Geht er/sie zu einer Selbsthilfegruppe? Deine Unterstützung sollte an konkrete, überprüfbare Schritte geknüpft sein, nicht an leere Versprechen.

Was bedeuten die „Drei K’s“ der Co-Abhängigkeit?

Das ist eine wichtige Eselsbrücke aus Selbsthilfegruppen für Angehörige. Sie steht für: 1. Krankheit: Du hast die Sucht nicht verursacht (you didn’t cause it). 2. Kontrolle: Du kannst die Sucht nicht kontrollieren (you can’t control it). 3. Kurieren: Du kannst die Sucht nicht heilen (you can’t cure it). Dies hilft, die eigene Machtlosigkeit über die Sucht des anderen zu akzeptieren und sich auf das zu konzentrieren, was man kontrollieren kann: das eigene Verhalten.


Über den Autor: NeelixberliN

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