Hey Du,
mal ehrlich: Wie oft am Tag klickst du auf „Jetzt kaufen“? Wie sehr freust du dich auf das nächste Paket von Amazon, Zalando & Co.? Das Einkaufen neuer Dinge kann ein aufregendes Erlebnis sein. Doch für manche Menschen wird es zu einem unkontrollierbaren Drang.
Wir reden heute über Kaufsucht (auch Oniomanie genannt) – eine ernstzunehmende Verhaltensstörung, bei der der Kick beim Kaufen das ganze Leben bestimmt und oft in einem Berg aus Schulden und Scham endet.
Was ist Kaufsucht? Mehr als nur „gern shoppen“ 🛍️
Kaufsucht ist ein zwanghafter Drang, Dinge zu kaufen, obwohl man sie nicht braucht oder sich leisten kann. Es geht nicht um die Produkte selbst, sondern um den Akt des Kaufens. Er dient dazu, negative Emotionen wie Stress, Angst, Einsamkeit oder Langeweile zu betäuben.
Das Gekaufte wird oft nicht mal ausgepackt, sondern versteckt oder sogar weggeworfen. Die Parallelen zu einer Drogensucht sind frappierend:
- Starkes Verlangen (Craving)
- Kontrollverlust
- Dosissteigerung (immer mehr/teurer kaufen für den gleichen Kick)
- Psychische Entzugserscheinungen (Unruhe, wenn man nicht kaufen kann)

Die Anzeichen: Wann wird aus Shopping ein Problem? 📋
- Unkontrollierbarer Kaufdrang: Du musst kaufen, um dich besser zu fühlen.
- Gedankenkreisen: Du denkst ständig über das nächste Produkt oder den nächsten Kauf nach.
- Finanzielle Probleme: Du machst Schulden oder gibst Geld aus, das du nicht hast.
- Verheimlichung: Du versteckst deine Einkäufe oder lügst über deine Ausgaben.
- Schuld & Scham: Nach dem Kauf fühlst du dich schlecht und schuldig, kannst aber beim nächsten Mal nicht widerstehen.
- Vernachlässigung: Andere Lebensbereiche wie Hobbys, Freunde oder Arbeit leiden darunter.
Warum ist das so süchtig machend? Ein Blick auf dein Gehirn 🧠
Der Kaufakt löst einen Dopamin-Kick im Belohnungssystem deines Gehirns aus – ein kurzes, intensives Glücksgefühl. Dein Gehirn merkt sich: „Kaufen = gute Gefühle“. Es wird süchtig nach diesem schnellen, einfachen Kick.
Zusatzinfo: Die moderne Falle – „Buy Now, Pay Later“
Dienste wie Klarna, Paypal Ratenzahlung & Co. sind Brandbeschleuniger für die Kaufsucht. Sie entkoppeln den Kauf vom Schmerz des Bezahlens. Der Dopamin-Kick kommt sofort, die Rechnung erst viel später. Das senkt die Hemmschwelle für Impulskäufe massiv und lässt dich viel schneller die Kontrolle über deine Finanzen verlieren.
Die Konsumgesellschaft mit ihrer ständigen Werbung und der 24/7-Verfügbarkeit von Online-Shops befeuert diesen Kreislauf zusätzlich.

Dein Weg aus der Kauf-Falle: Was du selbst tun kannst 💪
Wenn du merkst, dass dein Kaufverhalten problematisch wird, kannst du aktiv gegensteuern:
- Führe ein Kassenbuch: Schreibe alle Ausgaben auf. Das schafft Bewusstsein.
- Setze dir Limits: Erstelle ein festes Monatsbudget. Nimm nur Bargeld zum Einkaufen mit und lass die Karten zu Hause.
- Vermeide Risikosituationen: Lösche Shopping-Apps von deinem Handy. Bestelle Newsletter ab. Meide Einkaufsstraßen, wenn du gestresst bist.
- Warte 24 Stunden: Wenn du einen Kaufimpuls hast, zwinge dich, 24 Stunden zu warten. Meistens ist der Drang danach verschwunden.
- Suche Unterstützung: Sprich mit Freunden oder Familie über dein Problem.
Wo du professionelle Hilfe findest 🙏
Wenn die Selbsthilfemaßnahmen nicht reichen, ist das keine Schande. Kaufsucht ist eine ernstzunehmende Erkrankung.
- Suchtberatungsstellen: Viele sind auch auf Verhaltenssüchte wie Kaufsucht spezialisiert und beraten kostenlos und anonym.
- Schuldnerberatungsstellen: Helfen dir, aus den finanziellen Problemen rauszukommen.
- Psychotherapeuten: Mit einer kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) kannst du lernen, deine Denkmuster und Impulse zu verändern.
- Selbsthilfegruppen: Der Austausch mit anderen Betroffenen ist extrem wertvoll.
Fazit: Hol dir die Kontrolle zurück!
Kaufsucht ist mehr als nur ein Spleen. Es ist ein Zwang, der zu erheblichem Leid und finanziellen Ruin führen kann. Der erste Schritt ist, ehrlich zu sich selbst zu sein und die Warnsignale zu erkennen. Du hast die Macht, aus diesem Kreislauf auszubrechen und dir die Kontrolle über dein Leben und dein Geld zurückzuholen.
Häufige Fragen (FAQ) zum Thema Kaufsucht
Ist es schon Kaufsucht, wenn ich mir gerne teure Dinge gönne?
Nicht unbedingt. Der entscheidende Unterschied liegt im Zwang und dem Leidensdruck. Genießt du es, dir von deinem Geld, das du wirklich hast, schöne Dinge zu kaufen? Oder musst du zwanghaft kaufen, um negative Gefühle (wie Leere, Angst oder Stress) zu betäuben, machst du dafür Schulden und vernachlässigst andere Lebensbereiche? Wenn Letzteres zutrifft, sind das ernste Warnzeichen.
Warum fühle ich mich nach dem Kauf oft schlechter als davor?
Das ist ein typisches Merkmal der Kaufsucht. Der Kaufakt selbst sorgt für einen kurzen Dopamin-Kick, der die negativen Gefühle betäubt. Sobald dieser Kick nachlässt, kommt die Realität zurück – oft begleitet von starken Schuld- und Schamgefühlen wegen des ausgegebenen Geldes oder der Sinnlosigkeit des Kaufs. Dieser „Kater“ erzeugt neuen Stress, der dann wieder mit einem Kauf betäubt werden soll.
Ist Online-Shopping gefährlicher als im Laden einkaufen?
Für Menschen mit Kaufsucht-Tendenzen oft ja. Online-Shopping ist 24/7 verfügbar, anonym, und die Bezahlung (besonders mit „Buy Now, Pay Later“-Diensten wie Klarna) fühlt sich nicht wie „echtes“ Geld ausgeben an. Die Hürde für einen Impulskauf ist viel niedriger, als wenn man extra in ein Geschäft gehen muss.
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