Levomethadon (L-Polamidon): Der zweischneidige Anker in der Sucht- & Schmerztherapie. Podcast und Artikel Titelbild

Levomethadon (L-Polamidon): Der zweischneidige Anker in der Sucht- & Schmerztherapie



Hey Du,

heute geht es um eine Substanz, die für viele Menschen mit einer Opioidabhängigkeit ein täglicher Begleiter und oft ein Lebensretter ist: Levomethadon, besser bekannt unter dem Markennamen L-Polamidon®.

Es ist ein extrem starkes Opioid, das als hochwirksames Schmerzmittel, aber vor allem als eines der wichtigsten Medikamente in der Substitutionstherapie (z.B. bei Heroinabhängigkeit) eingesetzt wird. Aber wie bei allen Opioiden ist es ein zweischneidiges Schwert mit massiven Risiken.

Was ist Levomethadon? Mehr als nur Methadon 🧬

Levomethadon ist ein vollsynthetisches Opioid, das direkt an den Opioidrezeptoren im Gehirn andockt und dort eine ähnliche, aber länger anhaltende Wirkung wie Heroin oder Morphin entfaltet.

Der wichtige Unterschied zu „normalem“ Methadon:

  • Methadon ist ein Gemisch aus zwei spiegelbildlichen Molekülformen (ein Racemat).
  • Levomethadon ist die reine, wirksamere dieser beiden Formen. Es ist etwa doppelt so stark wie die gleiche Menge an gemischtem Methadon und gilt oft als besser verträglich.

Die zwei Gesichter der Anwendung

Levomethadon hat zwei Hauptanwendungsgebiete, die unterschiedlicher nicht sein könnten:

1. Als starkes Schmerzmittel

In der Schmerztherapie ist es ein sogenanntes Stufe-3-Opioid nach WHO-Schema und wird bei stärksten Schmerzen (z.B. bei Krebs oder nach schweren Unfällen) eingesetzt, wenn andere Mittel versagen.

2. Als Anker in der Substitutionstherapie

Das ist der für uns entscheidende Punkt. Bei einer Heroinabhängigkeit hilft Levomethadon auf zwei Arten:

  • Es unterdrückt die Entzugssymptome: Da es die gleichen Rezeptoren wie Heroin besetzt, verhindert es den körperlichen Entzug (den „Affen“).
  • Es blockiert das „High“: Bei regelmäßiger Einnahme entsteht eine hohe Toleranz. Der „Kick“ von zusätzlich konsumiertem Heroin wird dadurch blockiert oder stark abgeschwächt, was den Reiz des Konsums nimmt.

Für viele ist die Substitution der erste Schritt, um aus der Beschaffungskriminalität auszusteigen und ihr Leben wieder zu stabilisieren.


Eine stilisierte Grafik eines Ankers, der fest im Meeresboden verankert ist, während über ihm stürmische Wellen toben. Symbolisiert die stabilisierende Wirkung der Substitution in einem chaotischen Leben.  "Substitutionstherapie", "Levomethadon als Anker", "Stabilität in der Sucht"

Risiken & Nebenwirkungen: Warum Levomethadon so gefährlich ist ☠️

Levomethadon ist ein hochpotentes Opioid mit einem erheblichen Risikoprofil.

WARNUNG: ATEMDEPRESSION & HERZSTILLSTAND 🚨

Die größte Gefahr von Levomethadon, wie bei allen Opioiden, ist die Atemdepression. Es dämpft das Atemzentrum im Gehirn.

  • Überdosierung: Eine zu hohe Dosis kann dazu führen, dass die Atmung immer flacher wird und schließlich ganz aussetzt.
  • Beikonsum: Die Kombination mit anderen zentral dämpfenden Substanzen wie Alkohol, Benzodiazepinen (z.B. Valium, Tavor) oder anderen Drogen ist lebensgefährlich! Die Wirkungen potenzieren sich und das Risiko eines Atemstillstands steigt dramatisch.
  • QT-Zeit-Verlängerung: Levomethadon kann den Herzrhythmus stören und zu lebensgefährlichen Herzrhythmusstörungen (Torsade de Pointes) führen.

Weitere häufige Nebenwirkungen:

  • Starkes Schwitzen
  • Verstopfung (Obstipation)
  • Übelkeit, Schwindel, Müdigkeit
  • Enge Pupillen (Miosis)
  • Libidoverlust

Abhängigkeit & Entzug

Natürlich macht Levomethadon selbst stark körperlich und psychisch abhängig. Der Entzug ist zwar oft weniger intensiv als ein Heroin-Entzug, dafür aber extrem langwierig. Er kann sich über viele Wochen oder sogar Monate hinziehen und ist für viele Betroffene eine unvorstellbare Qual.


Eine Grafik, die eine menschliche Silhouette zeigt, die von schweren Ketten gehalten wird, die zu einem Pillen-Symbol führen. Symbolisiert die starke körperliche Abhängigkeit. "Opioidabhängigkeit", "Levomethadon Entzug", "körperliche Abhängigkeit"

Fazit: Lebensretter und goldener Käfig zugleich

Levomethadon ist ein unverzichtbares Medikament, das unzähligen Menschen das Leben gerettet und ihnen ermöglicht hat, aus dem Teufelskreis der illegalen Drogen auszubrechen.

Gleichzeitig ist es ein hochpotentes Opioid mit einem massiven Abhängigkeitspotenzial und lebensgefährlichen Risiken bei falscher Anwendung oder Beikonsum. Es ist ein goldener Käfig – es schenkt Stabilität, aber der Preis ist eine neue, ärztlich kontrollierte Abhängigkeit, aus der der Ausstieg extrem schwer ist.

Die Behandlung gehört immer in die Hände von erfahrenen Ärzten und darf niemals auf die leichte Schulter genommen werden.


Häufige Fragen (FAQ) zum Thema Levomethadon


Ist Levomethadon (L-Polamidon) stärker als Heroin?

Ein direkter Vergleich ist schwierig. Milligramm für Milligramm ist reines Heroin (Diacetylmorphin) stärker und wirkt viel schneller und euphorischer („Kick“, „Flash“). Levomethadon wirkt langsamer (es „flutet“ nicht so schnell an), dafür aber viel länger. In der Substitutionstherapie wird eine Dosis gewählt, die hoch genug ist, um die Wirkung von Straßenheroin zu blockieren, was seine überlegene Rezeptorbindung und lange Halbwertszeit zeigt.

Kann man von L-Polamidon „high“ werden?

Ja, besonders bei nicht-toleranten Personen oder bei zu hoher Dosierung erzeugt Levomethadon einen typischen Opioid-Rausch (starke Sedierung, Euphorie, Gefühl der Geborgenheit). Für substituierte Patienten mit hoher Toleranz ist das „High“ jedoch stark abgeschwächt oder nicht mehr vorhanden. Das Ziel der Substitution ist ja gerade, diesen Rausch zu verhindern.

Was ist der Unterschied zwischen der Einnahme von L-Polamidon und dem Konsum von Heroin auf der Straße?

Der Unterschied ist riesig und liegt in der Kontrolle und Sicherheit.

  • L-Polamidon: Du bekommst eine exakt dosierte, pharmazeutisch reine Substanz unter ärztlicher Aufsicht. Kein Beikonsum, keine Streckmittel, keine Infektionsgefahr durch unsauberes Besteck.
  • Straßenheroin: Du weißt nie, wie rein der Stoff ist (Überdosisgefahr!), womit er gestreckt ist (z.B. Fentanyl, was tödlich sein kann) und du hast ein hohes Risiko für Krankheiten wie HIV oder Hepatitis C durch Nadel-Sharing.

Über den Autor: NeelixberliN

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