Meperidin: Das Opioid, das aus der Zeit gefallen ist. Podcast und Artikel Titelbild

Meperidin: Das Opioid, das aus der Zeit gefallen ist



Hey Du,

heute reden wir über ein Opioid, das eine steile Karriere hingelegt hat und heute als medizinisches Auslaufmodell gilt: Meperidin (in Deutschland eher als Pethidin bekannt).

International kennt man es vor allem unter dem Markennamen Demerol®. Einst als moderne Alternative zu Morphin gefeiert, weiß man heute, dass es eine sogenannte „Dirty Drug“ ist – ein Medikament mit kurzer Wirkdauer, einem giftigen Abbauprodukt und erheblichen Risiken.

Was ist Meperidin? Vom Schmerzmittel zur „Dirty Drug“ 💊

Meperidin ist ein vollsynthetisches Opioid, das 1939 vom deutschen Chemiker Otto Eisleb entwickelt wurde. Es wirkt, indem es an die Opioid-Rezeptoren im Gehirn bindet und so starke Schmerzen lindert.

  • Medizinische Verwendung: Hauptsächlich zur kurzfristigen Behandlung von akuten, starken Schmerzen, z.B. nach Operationen oder während der Wehen.
  • Warum „Dirty Drug“? Der Begriff wird in der Pharmakologie für Medikamente verwendet, die viele unerwünschte Nebenwirkungen und ein problematisches Profil haben. Bei Meperidin sind das vor allem die kurze Wirkdauer und das giftige Abbauprodukt.

Eine alte, vergilbte Medikamentenpackung oder eine Glasampulle mit der Aufschrift "Demerol" oder "Dolantin". Die Optik ist retro und klinisch."Meperidin Medikament", "Demerol Pethidin", "altes Opioid-Schmerzmittel"

Die Wirkung: Ein kurzer Rausch mit giftigem Nachgeschmack 🧠

Meperidin erzeugt die typische Opioid-Wirkung:

  • Starke Schmerzlinderung
  • Euphorie und ein Gefühl der Entspannung
  • Sedierung und Benommenheit

Die Wirkung tritt relativ schnell ein, hält aber deutlich kürzer an als die von Morphin. Das führt dazu, dass es häufiger verabreicht werden muss, was ein großes Problem verschärft.

WARNUNG: Der giftige Metabolit Normeperidin ☠️

Das ist der Hauptgrund, warum Meperidin heute kaum noch eingesetzt wird. Dein Körper baut Meperidin zu Normeperidin ab. Diese Substanz:

  • Ist ein Nervengift (neurotoxisch).
  • Hat eine viel längere Halbwertszeit und reichert sich im Körper an.
  • Kann nicht durch den Opioid-Gegenspieler Naloxon neutralisiert werden.

Die Anreicherung von Normeperidin kann zu Zittern, Muskelzuckungen, Angstzuständen, Halluzinationen und schweren, potenziell tödlichen Krampfanfällen führen. Deshalb ist Meperidin für die Behandlung von chronischen Schmerzen absolut ungeeignet.

Risiken & Sucht: Die typische Opioid-Falle ⛓️

Neben der Gefahr durch Normeperidin birgt Meperidin alle Risiken eines starken Opioids:

  • Hohes Suchtpotenzial: Es macht schnell und stark körperlich und psychisch abhängig.
  • Atemdepression: Eine Überdosierung kann die Atmung verlangsamen und zum Tod durch Ersticken führen. Das Risiko steigt massiv bei Mischkonsum mit Alkohol oder Benzodiazepinen.
  • Serotonin-Syndrom: In Kombination mit anderen Medikamenten (z.B. bestimmten Antidepressiva) kann eine potenziell tödliche Überreaktion ausgelöst werden.
  • Starke Entzugserscheinungen: Der Entzug ist qualvoll und ähnelt einem Heroin-Entzug.

Eine stilisierte Grafik, die ein Meperidin-Molekül zeigt, das in der Leber (Leber-Symbol) in ein "giftiges" Normeperidin-Molekül (mit Totenkopf-Symbol) umgewandelt wird. Dieses reichert sich im Gehirn an.  "Normeperidin Neurotoxizität", "Meperidin Metabolit", "Gefahr von Opioiden"

Fazit: Ein wichtiges Lehrstück der Medizingeschichte

Meperidin ist ein perfektes Beispiel dafür, wie sich die medizinische Bewertung einer Substanz über die Jahrzehnte ändern kann. Was einst als Fortschritt galt, wird heute aufgrund seiner gefährlichen Eigenschaften und der Verfügbarkeit von sichereren Alternativen (wie Morphin, Hydromorphon oder Fentanyl für kurze Eingriffe) kaum noch verwendet.

Für die Drogenszene ist es weitgehend irrelevant, da es kaum verfügbar ist. Aber seine Geschichte ist eine wichtige Lektion über die Komplexität von Opioiden und die Notwendigkeit, immer das gesamte Wirkprofil einer Substanz zu betrachten – einschließlich dessen, was der Körper daraus macht.


Häufige Fragen (FAQ) zum Thema Meperidin


Warum wurde Meperidin überhaupt entwickelt, wenn Morphin schon existierte?

In den 1930er Jahren suchte man nach starken Schmerzmitteln, die potenziell weniger Nebenwirkungen (wie z.B. Verstopfung) und ein geringeres Suchtpotenzial als Morphin haben sollten. Anfangs glaubte man fälschlicherweise, dass Meperidin diese Kriterien erfüllt. Erst später erkannte man die volle Tragweite seiner Risiken, insbesondere das Problem mit dem giftigen Metaboliten Normeperidin.

Ist Meperidin stärker als Morphin?

Nein. Meperidin ist deutlich schwächer als Morphin. Man schätzt, dass man etwa die 7- bis 10-fache Menge Meperidin benötigt, um die gleiche schmerzstillende Wirkung wie von Morphin zu erzielen. Seine Wirkung tritt zwar etwas schneller ein, hält aber auch deutlich kürzer an.

Was ist der Unterschied zwischen Meperidin und Normeperidin?

Meperidin ist der ursprüngliche Wirkstoff, der an die Opioid-Rezeptoren bindet und für die Schmerzlinderung und den Rausch sorgt. Normeperidin ist ein Abbauprodukt (Metabolit), das in der Leber aus Meperidin gebildet wird. Dieses Abbauprodukt hat kaum noch schmerzlindernde Wirkung, ist aber ein Nervengift, das sich im Körper anreichert und zu Krampfanfällen führen kann.


Über den Autor: NeelixberliN

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