Tagebuch Tag 1: Der Neuanfang nach dem Rückfall. Podcast und Tagebuch Artikel Titelbild

Tagebuch Tag 1: Der Neuanfang nach dem Rückfall



Hallo Berlin, hallo an den Rest der Welt.

Es ist wieder Zeit für einen Eintrag im Tagebuch. Eigentlich das Herzstück dieser Webseite. Nur gab es so viele Termine und Ereignisse, dass ich erst jetzt dazu komme.

Ich fange noch mal von vorne an. Nicht nur mit dem Tagebuch, sondern auch mit dem Clean-Werden. Ich predige hier immer, wie es geht, und über Dinge der Hilfe. Jetzt muss ich es auch wieder selbst umsetzen. Und ich merke, wie schwer es ist, wenn man wieder richtig tief nach unten gerutscht ist.

Die Realität am Kotti: Wenn die Sucht dich wieder hat ⛓️

Tief bedeutet für mich, dass ich auch wieder mehrmals am Kotti war. Es ist so einfach, sich dort wieder zu integrieren und in diese andere Welt zu tauchen. Viele Stammkunden sind noch immer dort und kennen mich.

Gestern gab es eine Situation, die mich sehr beschäftigt. Mir hatte damals jemand Christiane F. vorgestellt. Viele kennen den Namen. Wenn du drauf bist, sind diese Personen wie eine Familie. Bin ich clean, tut es mir unendlich leid für sie. Und auch für einen Freund von ihr. Genau der kam gestern frisch aus dem Krankenhaus direkt wieder zum Kotti. Er hatte so extrem abgebaut, war so zerstochen. Andere meinten, er sähe besser aus. Im cleanen Zustand würde ich sagen, er sah aus wie eine wandelnde Leiche. Er hat es nur ca. 2 Stunden geschafft und wurde dann vom Rettungswagen abgeholt. Ich hoffe, es geht ihm gut.

All das – die vielen Polizeieinsätze, die dort innerhalb weniger Stunden stattfanden – war in meinem drauf Zustand völlig normal. Sie nehmen den einen hoch, und 100 Meter weiter kommt direkt der nächste Dealer. Mir ist bewusst geworden, die Polizei hat gar keine Möglichkeit, die Szene einzudämmen.


Ein düsteres, körniges Bild einer Berliner U-Bahn-Station bei Nacht (Kottbusser Tor). Die Lichter sind grell, die Stimmung ist rau und ungeschönt.  "Kottbusser Tor Drogenszene", "Rückfall Berlin", "Realität der Sucht"

Der Kampf im Kopf: Zwischen Suchtdruck und dem Willen zu leben 🧠

Ich bin gerade auf ca. 20 x 300er Lyrica, Cannabis und Alkohol. Die blöden Rupis (Rohypnol) finde ich einfach nicht mehr. Ich glaube, ich hab sie für Notfälle versteckt und weiß nicht mehr, wo. Das hat mich stundenlang in einen schlimmen Suchmodus versetzt. Ich konnte einfach nicht aufhören zu suchen.

Gestern Abend kamen von einer Freundin ganz besondere Worte, die mich sehr getroffen haben. So sehr, dass sogar im Konsum teilweise Reflektieren möglich war. Auch ein kurzer Chat mit meiner guten Freundin, die die Angehörigen-Gruppe leitet. Ich war so hart und rückblickend unfair zu ihr. Da blutet mir das Herz. Drauf bin ich eben mein Hyde und ein mega Arsch.

Jetzt sitze ich hier und kann nicht aufhören, den letzten Streifen Lyrica und das Bier leer zu machen. Ich rate es zwar immer anders, aber ich kann das einfach nicht wegwerfen. „Nur noch das“ ist in meinem Kopf.

Warum ich weitermache: Die Mission hinter der Webseite ✨

Das ist seltsam. Auf der einen Seite die Sucht, auf der anderen Seite arbeite ich weiter an der Webseite. Das ist auch eine Verhaltenssucht, gebe ich zu. Aber dieses Projekt liegt mir so am Herzen. Ich kann einfach nicht aufgeben.

Ich hatte schon einmal ein anderes Projekt, womit ich fast Millionär geworden bin. Da wusste ich auch: Das funktioniert, dafür lebe ich. Mit NeelixberliN ist nur eines anders: Ich verdiene damit nichts und will nur helfen. Nach meinem Motto: Aus allem Schlechten etwas Gutes machen. Es ist, als wäre das Projekt mit mir verankert und ich kämpfe damit gleichzeitig um mein Überleben. Ein Ziel, eine Aufgabe und eine große Möglichkeit, andere vor einem gleichen Suchtverlauf wie meinem zu schützen. Als würde ich etwas entwickeln, das mich wie eine Zeitreise zu meinem 14-jährigen Ich fliegt und mich schützt.


Ein einzelner, grüner Setzling, der durch einen rissigen, dunklen Betonboden bricht. Symbolisiert Hoffnung und den Willen zu wachsen trotz widrigster Umstände. "Hoffnung nach Rückfall", "Neuanfang Sucht", "Recovery ist möglich"

Der letzte Konsum & der feste Plan: Jetzt geht es WIRKLICH los 💪

Aber als erstes muss ich wieder clean werden. Ich stehe wieder am Anfang, lieber Leser, und ich werde Dir zeigen, dass man alles schaffen kann, wenn man es nur wirklich aus dem Herzen will.

Nachdem dieser Text fertig ist und der letzte Rest konsumiert, starte ich wieder richtig neu. Es wird hart die ersten Tage, aber ich kenne das ja schon und werde das schaffen. Und ich werde auch weiter auf der Webseite und Social Media aktiv sein. Ihr, die Leser, und die Community der „I Am Sober“-App helfen und motivieren mich so sehr.

Wenn ich meine Ziele mit der Webseite fertig habe, werde ich auch die Arbeitssucht eindämmen. Dann muss ich weiter am Therapieplatz hängen, mehr nachfragen und hoffen, schneller einen Termin zu bekommen. Ich schaffe das. Es waren wieder genug negative Erfahrungen und Momente, zu viele Menschen, die ich mit Sorgen verletzt habe, und genug Risiko für meine Gesundheit.

Clean bin ich die bessere Version von mir, und die will ich wieder werden.

Du darfst mich dann wieder täglich auf meiner Reise begleiten. Das neue Tagebuch wird anders, mehr aus Arbeit an sich selbst bestehen. Du kannst mitmachen, nur zuschauen oder lesen. Nimm Dir raus, was Dir eventuell auch helfen könnte.

Danke für Deine Zeit in diesem Artikel, das gibt mir Motivation und Kraft.


Häufige Fragen (FAQ) zum Thema Rückfall & Neuanfang


Warum ist es so schwer, Drogen einfach wegzuwerfen, auch wenn man aufhören will?

Das ist ein klassisches Symptom der Sucht. Das „Sucht-Gehirn“ hat eine irrationale Angst vor dem Mangel und dem kommenden Entzug. Der Gedanke, die Substanz zu „verschwenden“, ist für den süchtigen Teil des Gehirns unerträglich. Viele Betroffene brauchen diesen rituellen „letzten Konsum“, um sich mental auf den schweren Weg des Entzugs vorzubereiten und einen klaren Schlusspunkt zu setzen.

Ist ein Rückfall ein Zeichen, dass ich es nie schaffen werde?

Nein, absolut nicht. Sucht ist eine chronische Krankheit mit Rückfällen. Ein Rückfall ist kein moralisches Versagen, sondern ein Teil der Krankheit und eine harte, aber wichtige Lektion. Das Wichtigste ist nicht, dass du gefallen bist, sondern dass du wieder aufstehst, analysierst, was zum Rückfall geführt hat, und es beim nächsten Mal besser machst.

Wie kann man jemandem helfen, der gerade einen Rückfall hat, sich aber isoliert?

Das ist extrem schwierig, da man Hilfe nicht aufzwingen kann. Wie im Artikel beschrieben, sind oft kurze, liebevolle und nicht-wertende Nachrichten der beste Weg. Zeige, dass du da bist, wenn die Person bereit ist, ohne Druck auszuüben. Sätze wie „Ich denk an dich“ oder „Die Tür steht offen, wenn du reden willst“ können ein wichtiger Anker sein und zeigen, dass die Verbindung trotz der Sucht noch da ist.


Über den Autor: NeelixberliN

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