Somatoforme Störung & Sucht: Wenn die Seele über den Körper schreit. Podcast und Artikelbild

Somatoforme Störung & Sucht: Wenn die Seele über den Körper schreit



Hey Du,

kennst du das? Dein Rücken tut weh, aber der Arzt findet nichts. Dein Magen krampft, aber alle Tests sind unauffällig. Du hast Schwindel, Herzrasen, bist ständig erschöpft – aber medizinisch bist du „kerngesund“.

Dieses Phänomen hat einen Namen: Somatoforme Störung oder auch somatische Belastungsstörung. Und wenn die Ärzte keine Antwort mehr haben, scheint oft nur noch ein „Arzt“ zu helfen: die Flasche, die Pille oder der Joint. Lass uns über diesen gefährlichen Teufelskreis aus unerklärlichem Schmerz und Sucht reden.

Was ist eine somatoforme Störung? 🗣️

Eine somatoforme Störung liegt vor, wenn du unter echten, körperlichen Symptomen leidest, für die es aber keine ausreichende medizinische Erklärung gibt.

Wichtig: Der Schmerz ist real. Du bildest ihn dir nicht ein!

Aber die Ursache liegt nicht im Körper, sondern in der Psyche. Es ist, als würde deine Seele, die vielleicht keine Worte für ihren Stress, ihre Angst oder ihr Trauma findet, über den Körper um Hilfe schreien. Die körperlichen Symptome sind das Ventil für einen tiefen seelischen Schmerz.


Eine stilisierte Grafik einer menschlichen Silhouette. Im Kopf- und Brustbereich ist ein verknotetes, chaotisches Knäuel (Psyche). Von diesem Knäuel gehen leuchtende, schmerzhafte Linien zu verschiedenen Körperteilen wie Rücken, Magen und Kopf. Symbolisiert die Verbindung von psychischem Stress und körperlichem Schmerz. "somatoforme Störung erklärt", "psychosomatische Schmerzen", "Körper und Seele"

Die Falle der Selbstmedikation: Wie Schmerz zu Sucht führt 💊

Wenn du ständig Schmerzen hast und kein Arzt dir helfen kann, ist die Verzweiflung riesig. Der Griff zu Substanzen, die schnelle Linderung versprechen, ist dann fast schon ein logischer Schritt.

  • Schmerzmittel (Opioide, etc.): Scheinen die direkteste Lösung gegen den körperlichen Schmerz zu sein.
  • Alkohol & Benzodiazepine: Betäuben nicht nur den Schmerz, sondern auch die begleitende Angst und Verzweiflung über die eigene Situation.
  • Cannabis: Dient oft zur Entspannung und zur Ablenkung von den permanenten Körperempfindungen.

Das Problem: Du behandelst nur das Symptom (den Schmerz), aber nicht die Ursache (den seelischen Konflikt).

Der Teufelskreis: Wie Schmerz, Psyche & Sucht sich gegenseitig befeuern 🔄

Hier beginnt die Abwärtsspirale, eine klassische Doppeldiagnose:

  1. Der Schmerz ist da. Die somatoforme Störung verursacht echtes körperliches Leid.
  2. Die Psyche leidet mit. Ständige Schmerzen führen zu Angst, Depression und Hoffnungslosigkeit.
  3. Die Selbstmedikation beginnt. Du greifst zur Substanz, um den körperlichen und seelischen Schmerz zu lindern.
  4. Die Sucht entsteht. Dein Körper entwickelt eine Toleranz, du brauchst immer mehr. Die Sucht wird zu einem eigenen, riesigen Problem.
  5. Die Sucht verstärkt alles. Der Substanzkonsum (und der Entzug) führt zu neuen körperlichen Problemen, verstärkt Depressionen und Ängste, was wiederum die ursprünglichen somatoformen Schmerzen schlimmer macht.

Der Kreis schließt sich und wird immer enger.


Eine Grafik, die diesen Teufelskreis als eine sich nach unten drehende Spirale zeigt. Die einzelnen Schleifen sind beschriftet mit "Schmerz", "Angst", "Substanzkonsum", "Sucht", "mehr Schmerz". Symbolisiert die Abwärtsdynamik.  "Teufelskreis Sucht und Schmerz", "Doppeldiagnose somatoforme Störung", "Selbstmedikation Falle"

Der Ausweg: Wie man den Kreislauf durchbricht 💪

Der Schlüssel zur Heilung ist, beide Probleme gleichzeitig zu behandeln. Eine reine Suchttherapie oder eine reine Schmerztherapie scheitert oft, weil die andere Seite ignoriert wird.

  • Akzeptanz: Der erste, schwerste Schritt ist zu akzeptieren, dass die Ursache für den realen körperlichen Schmerz in der Psyche liegen könnte.
  • Integrierte Psychotherapie: Du brauchst einen Therapeuten, der Erfahrung mit beiden Themen hat – Sucht und Psychosomatik. Hier lernst du:
    • Die Sprache deiner Seele zu verstehen: Was will dir dein Körper mit dem Schmerz sagen?
    • Gesunde Strategien im Umgang mit Stress und Emotionen (siehe TEK-Workshop!).
    • Neue Wege zur Schmerzbewältigung ohne Medikamente (z.B. durch Achtsamkeit, sanfte Bewegung).
  • Qualifizierter Entzug: Der Entzug von den selbst verordneten „Schmerzmitteln“ muss professionell und ärztlich begleitet werden.

Fazit: Nimm deinen Körper und deine Seele ernst

Wenn du unter körperlichen Symptomen leidest, für die kein Arzt eine Ursache findet, und du gleichzeitig merkst, dass du immer öfter zu Substanzen greifst, um es auszuhalten, dann bist du vielleicht in diesem Teufelskreis gefangen.

Das ist keine Einbildung und keine Schwäche. Es ist eine ernstzunehmende Doppeldiagnose. Der Weg hinaus ist, einen Therapeuten oder eine Klinik zu finden, die beide Seiten deiner Medaille sehen und behandeln.


Häufige Fragen (FAQ) zum Thema Somatoforme Störung und Sucht


Bilde ich mir die Schmerzen nur ein, wenn die Ärzte nichts finden?

Nein, absolut nicht. Das ist das wichtigste Verständnis. Der Schmerz, der Schwindel oder die Übelkeit sind real und werden wirklich gefühlt. Der Unterschied ist, dass die Ursache nicht in einem kaputten Organ oder Knochen liegt, sondern in einer komplexen Störung der Schmerzverarbeitung im Gehirn, die durch psychischen Stress, Angst oder Traumata ausgelöst wird.

Welche Drogen werden bei Schmerzstörungen am häufigsten zur Selbstmedikation missbraucht?

Am häufigsten sind es Substanzen, die eine schmerzlindernde oder dämpfende Wirkung versprechen. Dazu gehören vor allem Opioid-Schmerzmittel (von Tilidin bis hin zu illegalen Opiaten), Alkohol und Benzodiazepine (Beruhigungsmittel). Auch Cannabis wird oft zur Entspannung und Schmerzlinderung eingesetzt.

Hilft es, wenn ich zuerst „nur“ die Sucht behandle?

Das ist oft nicht nachhaltig. Wenn die zugrundeliegende somatoforme Störung – also die Ursache für den Schmerz und den Drang zur Selbstmedikation – nicht mitbehandelt wird, ist das Rückfallrisiko extrem hoch. Sobald der seelische oder körperliche Schmerz wieder auftritt, ist der Griff zur altbekannten „Lösung“ sehr wahrscheinlich. Ein integrierter Ansatz, der beides gleichzeitig behandelt, ist der Schlüssel zum Erfolg.


Über den Autor: NeelixberliN

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