Hey Du,
heute reden wir über eine der am häufigsten verschriebenen Medikamentengruppen überhaupt: Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer, kurz SSRIs.
Du kennst sie unter Namen wie Sertralin, Citalopram oder Fluoxetin (Prozac®). Sie sind für Millionen Menschen eine wichtige Stütze im Kampf gegen Depressionen und Angststörungen. Aber eine Frage schwebt immer im Raum: Machen diese Pillen eigentlich süchtig oder „high“?
Was sind SSRIs & wie wirken sie im Gehirn? 🧠
SSRIs sind eine Klasse von Antidepressiva. Ihre Hauptaufgabe ist es, die Konzentration des Botenstoffs Serotonin im Gehirn zu erhöhen. Sie blockieren die „Recycling-Pumpen“ der Nervenzellen, wodurch das vorhandene Serotonin länger zwischen den Zellen aktiv bleibt. Das kann die Stimmung aufhellen und Ängste lindern.

Missbrauch & Sucht: Kann man von SSRIs „high“ werden?
Das ist der entscheidende Punkt: SSRIs haben kein Suchtpotenzial im Sinne einer klassischen Droge. Sie wirken nicht sofort, sondern über Wochen, und sie erzeugen keine Euphorie.
Die große Verwechslung: Serotonin-Syndrom statt Koks-Rausch ⚠️
Manchmal hört man, dass hohe Dosen Sertralin einen „MDMA-ähnlichen“ oder „kokain-ähnlichen“ Zustand auslösen können. Diese Annahme ist neurobiologisch falsch, aber es ist wichtig zu verstehen, woher sie kommt.
- MDMA & Koks wirken durch eine massive Flutung des Gehirns mit Dopamin und/oder Serotonin.
- SSRIs tun das nicht. Sie „managen“ nur das vorhandene Serotonin.
Was bei einer massiven Überdosis Sertralin wirklich passiert, ist das lebensgefährliche Serotonin-Syndrom. Die Symptome davon – extreme Unruhe, Herzrasen, Verwirrtheit, Muskelzuckungen, hoher Blutdruck – können von Laien mit den negativen Nebenwirkungen eines Speed- oder Koks-Absturzes verwechselt werden. Es ist aber kein euphorischer Rausch, sondern eine schwere Vergiftung und ein medizinischer Notfall!
Die Falle der körperlichen Abhängigkeit & des Entzugs
Auch wenn sie nicht „süchtig“ machen, gewöhnt sich der Körper an SSRIs. Ein abruptes Absetzen kann zu teils heftigen Absetzsymptomen führen:
- Schwindel, Übelkeit, Kopfschmerzen
- „Brain Zaps“ (Gefühl von elektrischen Schlägen im Kopf)
- Starke Unruhe, Reizbarkeit und Angst
Deshalb müssen SSRIs immer langsam und unter ärztlicher Aufsicht „ausgeschlichen“ werden!

Weitere Risiken & Nebenwirkungen
Die häufigsten Nebenwirkungen sind oft zu Beginn der Behandlung spürbar:
- Übelkeit, Magen-Darm-Probleme
- Schlafstörungen
- Sexuelle Funktionsstörungen (Libidoverlust, Orgasmusprobleme)
Fazit: Wichtige Medikamente, kein Teufelszeug
SSRIs sind wirksame Medikamente, um schwere psychische Erkrankungen zu behandeln. Sie sind keine Drogen. Der Versuch, sich damit zu berauschen, endet nicht im High, sondern potenziell in der Notaufnahme. Sie erfordern einen verantwortungsvollen Umgang und eine enge ärztliche Begleitung.
Häufige Fragen (FAQ) zum Thema SSRIs
Warum sagen manche Leute, sie werden von Sertralin high wie auf Ecstasy?
Das ist eine gefährliche Verwechslung von Symptomen. Eine massive Überdosis von SSRIs kann zum Serotonin-Syndrom führen. Dessen Symptome wie Herzrasen, Unruhe, erweiterte Pupillen und Verwirrtheit ähneln oberflächlich den negativen Nebenwirkungen eines starken Drogenrausches. Es ist aber keine Euphorie, sondern eine medizinische Vergiftung, die lebensbedrohlich ist.
Was ist der Unterschied zwischen SSRIs und Benzodiazepinen (Tavor®, Valium®)?
Das ist ein riesiger und extrem wichtiger Unterschied. SSRIs wirken langsam über Wochen, verändern die Stimmung langfristig und machen nicht „süchtig“ im Rausch-Sinne. Benzodiazepine wirken sofort (innerhalb von Minuten), sind extrem stark angstlösend und haben ein extrem hohes Suchtpotenzial. Benzos sind nur für kurzfristige Kriseninterventionen gedacht, SSRIs für die Langzeitbehandlung.
Machen alle Antidepressiva süchtig?
Nein. Moderne Antidepressiva wie SSRIs oder SNRIs machen nicht süchtig, da sie keine Euphorie auslösen. Ältere Antidepressiva oder bestimmte andere Psychopharmaka (wie einige Beruhigungsmittel) können jedoch ein Abhängigkeitspotenzial haben. Es ist wichtig, dies immer mit dem Arzt zu besprechen.