Stechapfel: Kein Trip, sondern Delirium – Eine Warnung

Stechapfel: Kein Trip, sondern Delirium – Eine Warnung


Hey Du,

heute reden wir über eine Pflanze, die an vielen Wegrändern und auf Feldern wächst und mit ihren großen, trompetenförmigen Blüten fast schon schön aussieht: der Gemeine Stechapfel (Datura stramonium).

Er hat eine lange Geschichte als Ritualpflanze und „Hexenkraut“, wird aber heute von unvorsichtigen oder verzweifelten Menschen als „legale“ Droge missbraucht. Lass es mich ganz klar sagen: Das ist keine Droge. Das ist Gift. Die Erfahrung ist kein psychedelischer Trip, sondern ein tagelanges, oft furchtbares Delirium.

Was ist der Stechapfel & seine giftigen Wirkstoffe? 🌿

Der Stechapfel ist ein Nachtschattengewächs. Alle Teile der Pflanze, besonders aber die Samen in den stacheligen Kapseln, enthalten hochpotente Tropan-Alkaloide:

Diese Stoffe sind Anticholinergika. Sie blockieren den Botenstoff Acetylcholin im Gehirn, der für rationale Gedanken und die Verbindung zur Realität zuständig ist.

ACHTUNG: FALSCHES GIFT, ECHTE GEFAHR! ⚠️

Im Internet kursiert oft das Gerücht, der Stechapfel enthalte die gleichen tödlichen Gifte wie der Knollenblätterpilz (Amatoxine). DAS IST FALSCH! Die Gifte des Stechapfels zerstören nicht langsam deine Leber, sondern sie lösen ein akutes, schweres Nerven-Delirium aus.


Eine Nahaufnahme der charakteristischen, stacheligen Samenkapsel des Stechapfels, die vielleicht schon leicht geöffnet ist und die schwarzen Samen im Inneren zeigt. Die Stimmung ist düster und warnend. "Stechapfel Samen", "Datura stramonium giftig", "Tropan-Alkaloide"

Die „Wirkung“: Ein tagelanges Delirium mit totalem Realitätsverlust

Ein Stechapfel-Rausch hat nichts mit der oft als positiv empfundenen Wirkung von LSD oder Psilocybin zu tun. Es ist ein Zustand, der einer schweren Psychose gleicht.

  • Keine Halluzinationen, sondern Realität: Du siehst keine bunten Muster. Du hast echte, nicht von der Realität unterscheidbare Halluzinationen. Du führst stundenlange Gespräche mit Menschen, die nicht da sind. Du rauchst „Phantom-Zigaretten“, die du nicht in der Hand hältst. Du interagierst mit einer Welt, die nur in deinem Kopf existiert.
  • Totale Verwirrung & Amnesie: Du weißt nicht mehr, wer oder wo du bist. Nach dem „Trip“ hast du meist einen kompletten Filmriss und kannst dich an nichts erinnern.
  • Körperliche Vergiftungssymptome:
    • Extreme Mundtrockenheit („dry as a bone“)
    • Heißes, gerötetes Fiebergesicht („red as a beet“)
    • Weit geöffnete, lichtstarre Pupillen, die zu Sehstörungen führen („blind as a bat“)
    • Herzrasen, Unruhe und Verwirrtheit („mad as a hatter“)
    • Hohe Körpertemperatur („hot as a hare“)

Der Zustand kann bis zu drei Tage anhalten und ist für die Betroffenen und ihr Umfeld extrem beängstigend.

Meine persönliche Erfahrung: Die verzweifelte Suche in der Reha ✍️

Auch ich habe in einer meiner dunkelsten Phasen einen Fehler gemacht. Während meiner Reha, als ich auf der verzweifelten Suche nach einem nicht nachweisbaren Rausch war, habe ich diese Pflanze entdeckt, nur 200 Meter von der Klinik entfernt. Ich dachte: „Das muss doch dieser Stechapfel sein.“ Google Lens bestätigte es.

Ich pflückte ein paar der stacheligen Früchte, nahm die Samen mit und testete sie vorsichtig. Die Toleranz entwickelte sich schnell. Erst als ich die Kerne, die ich zum Naschen bei mir trug, im Gruppenraum verstreute, wurde mir das Risiko für andere bewusst. Ich hatte sogar den kranken Gedanken, eine Handvoll davon übers Müsli zu streuen, um die ganze Klinik auf einen Trip zu schicken – was ich natürlich nie getan hätte.

Rückblickend war das eine der dümmsten und gefährlichsten Aktionen meiner Suchtkarriere. Ich kann nur sagen: Lasst die Finger davon!


Eine stilisierte, surreale Grafik, die eine Person zeigt, die auf einem Stuhl sitzt und mit einer nicht-existenten, durchsichtigen "Phantom"-Person am Tisch gegenüber spricht. Symbolisiert die real wirkenden Halluzinationen. "Stechapfel Trip", "anticholinerges Delirium", "Datura Halluzinationen"

Fazit & Rechtliches: Eine der gefährlichsten Pflanzen Europas

  • Rechtliches: Der Stechapfel fällt nicht unter das Betäubungsmittelgesetz (BtMG). Er gilt als Giftpflanze, deren Besitz nicht verboten ist. Aber der Verkauf zum Zweck des Konsums ist strafbar.
  • Fazit: Lass es mich noch einmal ganz klar sagen. Der Stechapfel ist eine hochgiftige Pflanze, die ein schweres, tagelanges Delirium auslöst. Es gibt keine sichere Dosis, da der Wirkstoffgehalt extrem schwankt. Der „Rausch“ ist fast immer eine furchtbare, angstbesetzte Erfahrung. Die Gefahr, sich im Zustand der totalen Verwirrung selbst zu verletzen oder durch eine Überdosis zu sterben, ist real.

Es gibt absolut keinen Grund, mit diesem Gift zu experimentieren.


Häufige Fragen (FAQ) zum Thema Stechapfel


Ist der Stechapfel tödlich?

Ja, absolut. Eine Überdosierung ist leicht möglich, da der Wirkstoffgehalt der Pflanzenteile extrem schwankt. Der Tod tritt meist durch Atemlähmung oder Herzstillstand infolge der Überhitzung und des extremen Stresses für den Körper ein.

Ist der Rausch von Stechapfel wie bei LSD oder „Magic Mushrooms“?

Nein, überhaupt nicht. Das ist die wichtigste Unterscheidung. LSD und Psilocybin erzeugen einen psychedelischen Zustand, in dem man meistens weiß, dass man auf einer Droge ist. Stechapfel (bzw. Atropin/Scopolamin) erzeugt ein anticholinerges Delirium. Das ist ein Zustand, der einer schweren Psychose gleicht, in dem du nicht mehr zwischen Halluzination und Realität unterscheiden kannst.

Kann man schon durch das Berühren der Pflanze vergiftet werden?

Eine schwere Vergiftung durch reinen Hautkontakt ist sehr unwahrscheinlich. Die Gefahr besteht, wenn man nach dem Berühren der Pflanze die Finger in den Mund, die Nase oder die Augen bringt. Die Schleimhäute können die giftigen Alkaloide aufnehmen. Daher gilt: Nicht anfassen, und wenn doch, sofort gründlich die Hände waschen.


Über den Autor: NeelixberliN

Über Gabriel Maetz

NeelixberliN teilt hier seine persönliche und ungefilterte Erfahrung auf dem Weg aus der Sucht. Nach Jahren der Abhängigkeit, unter anderem von Polamidon, kämpft er sich Tag für Tag zurück ins Leben. Dieser Blog ist sein persönliches Logbuch, eine Hilfe für sich selbst und hoffentlich auch eine stütze für andere, die einen ähnlichen Kampf führen.

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