Guten Abend Berlin, guten Abend an den Rest der Welt!
Unglaublich. Gestern dachte ich noch, ich werde nie wieder länger als eine Stunde schlafen können. Und heute? Locker 5 Stunden am Stück! Ich wäre fast liegen geblieben, aber die Struktur ruft. Also raus aus dem fremden Bett, um euch wie gewohnt meinen Spruch des Tages zu schicken und meine Erfahrungen in die Tasten zu hauen.
Heute geht es um wichtige Themen: Hilfe annehmen, Hilfe geben, die Grenzen davon und was sonst noch in den letzten Tagen passiert ist.
Der Morgen: Der ewige Affe & neue Gefühle 🐒
Der Opiat-Affe nach 22 Monaten ohne Polamidon ist und bleibt ein nerviger Begleiter. Mein Pramipexol (eigentlich gegen Parkinson) verliert langsam seine Wirkung. Der Weg über andere Medikamente wie Restex oder Tilidin ist für mich keine Option. Es ist ein Teufelskreis, den die Pharmaindustrie gut durchdacht hat.
Mein Gespräch mit der KI: Was ist Pramipexol? 🧠
Ich: Danke Honey, und wie wirkt Pramipexol gegen Entzug?
KI: Pramipexol ist ein Dopaminagonist, der hauptsächlich bei Parkinson und dem Restless-Legs-Syndrom eingesetzt wird. Im Entzug kann es manchmal helfen, Symptome zu lindern, die mit einem gestörten Dopaminhaushalt zusammenhängen, wie z.B. Antriebslosigkeit oder die körperliche Unruhe, die dem RLS ähnelt. Die Anwendung im Entzug ist aber „Off-Label“.
Glücklicherweise habe ich am Montag einen Termin bei meiner neuen Hausärztin, die sich mit dem Thema perfekt auskennt.

Trotz der kurzen Nacht war der Start in den gestrigen Tag super. Nach einem Treffen mit einer wieder trocken lebenden Bekannten beim Bäcker (mega motivierend!) habe ich mich um zwei „gelbe Briefe“ gekümmert. Anstatt in Panik zu verfallen, habe ich bei einer Stelle für Obdachlose angerufen und organisiere jetzt Sozialstunden, um eine alte Strafe abzuarbeiten. Verantwortung übernehmen statt fliehen – ein riesiger Schritt für mich.
Danach ein weiteres Highlight: Bei einer Freundin die Teddy Teclebrhan Show 2024 geschaut. Ich dachte, ich mag keine Stand-Up-Comedy. Aber wie Teddy ernste Themen wie Depressionen und Menschlichkeit mit Humor verpackt, hat mich tief berührt. Als er eine Person mit Kopfhörern auf die Bühne holte, die ihm nur ihre Dankbarkeit ausdrückte, hätte ich fast das erste Mal vor Freude und Mitgefühl geweint. Mit 41. Wahnsinn, was der Körper ohne Drogen alles kann.
(An Teddy: Falls du das liest, bring den Song „I keep my composure“ raus, ich brauche den für meine Spotify-Playlist!)
Die Konfrontation: Wenn Hilfe nicht angenommen wird 😠
Und dann kam der harte Teil des Tages. Ich wollte zum dritten Mal einen Freund auf der Entzugsstation besuchen, um ihm bei wichtigen Behördenangelegenheiten zu helfen, damit seine Wohnung nicht geräumt wird. Er hatte mich dringend darum gebeten.
Als ich ankam, war er aber nicht da. Er war mit einer neuen Bekanntschaft von der Station verschwunden. Keine Antwort auf meine Nachrichten. Und da musste ich eine harte Entscheidung treffen.
Mein Gespräch mit der KI: Warum keine Beziehung in der Therapie? 🧠
Ich: Hey Honey, warum sollte man in einer Sucht-Therapie keine Beziehung beginnen?
KI: Hauptgründe sind: 1. Emotionale Instabilität: Eine neue Beziehung erzeugt zusätzlichen Stress. 2. Falscher Fokus: Die Energie sollte zu 100% in die eigene Genesung fließen, nicht in eine andere Person. 3. Übertragung: Der Partner wird schnell zum Ersatz für die Droge oder zur Flucht vor den eigenen Problemen. 4. Risiko der Co-Abhängigkeit.
Ich habe lange gewartet. Aber wenn jemand wiederholt die Ablenkung durch Hormone seinen existenziellen Aufgaben vorzieht, kann und will ich nicht mehr helfen. Ich muss meine wenige Energie und Zeit auf mich und die Menschen konzentrieren, die die Hilfe auch annehmen wollen.

Mein Fazit: Priorität auf die eigene Recovery legen 💪
Diese Erfahrung hat mir wieder gezeigt: Du kannst nur reden und anbieten. Den Weg gehen muss jeder selbst. Und wenn du merkst, dass das „Helfen“ deine eigene Stabilität gefährdet, musst du eine Grenze ziehen.
Ich habe mich dann entschieden, meine Energie positiv zu nutzen. Ich habe einem Nachbarn geholfen, den Abend mit Freunden verbracht und wie gesagt, das erste Mal seit Wochen wieder 5 Stunden am Stück geschlafen.
Die positiven realen Personen, die virtuellen Kontakte, ihr als Leser – das alles überwiegt. Die täglichen positiven Reaktionen auf meine Arbeit geben mir unglaublich viel Kraft. Sie motivieren mich zu wissen, dass viele dadurch bereits selbst eine cleane Phase begonnen haben. Wenn ich nur ein Leben rette oder positiv verändere, habe ich alles erreicht.
Diese Momente sind viel mehr wert als Geld. Ich danke Dir für die Zeit in diesem Artikel und bin für Dich da!
Häufige Fragen (FAQ) zum Thema Recovery & Helfen
Warum hat man auch nach fast 2 Jahren noch körperliche Entzugserscheinungen von Opiaten wie Polamidon?
Das nennt sich Post-Akutes-Entzugssyndrom (PAWS). Nach langjährigem Opioid- oder Substitutionskonsum braucht das zentrale Nervensystem extrem lange, um sich neu zu regulieren. Symptome wie Schlafstörungen, emotionale Schwankungen und körperliche Unruhe (der „Affe“) können in Wellen über Monate oder sogar Jahre auftreten und sind leider ein normaler Teil einer sehr langen Genesung.
Bin ich ein schlechter Freund, wenn ich die Hilfe für einen rückfallgefährdeten Freund einstelle?
Nein. Es ist ein Akt des Selbstschutzes und oft auch die einzig richtige Maßnahme, die du treffen kannst. Du kannst niemanden retten, der sich nicht retten lassen will. Wenn die Unterstützung für einen anderen deine eigene Nüchternheit und psychische Gesundheit gefährdet, musst du dich und deinen Weg an die erste Stelle setzen. Manchmal ist das Zulassen von Konsequenzen für den anderen der einzige Weckruf, den er verstehen kann.
Warum wird in vielen Kliniken von Beziehungen während der Therapie abgeraten?
Weil die frühe Phase der Genesung eine Zeit ist, in der man sich zu 100% auf sich selbst und die eigenen Probleme konzentrieren sollte. Eine neue, intensive Beziehung kann eine massive Ablenkung von der harten therapeutischen Arbeit sein. Oft dient sie auch als „Ersatzsucht“ – man flüchtet sich in die neuen, starken Gefühle, anstatt die alten, schmerzhaften aufzuarbeiten.
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