Herzlich willkommen zu Tag 2! Gestern hast du das Fundament gelegt, indem du verstanden hast, dass Sucht eine Krankheit ist. Heute gehen wir einen Schritt tiefer und leuchten in eine Ecke, die für viele Angehörige schmerzhaft, aber unglaublich heilsam ist: die Co-Abhängigkeit.
Vielleicht hast du den Begriff schon gehört. Er klingt hart, fast wie ein Vorwurf. Aber das ist er nicht. Co-Abhängigkeit ist kein Charakterfehler, sondern ein erlerntes Überlebensmuster. Es ist der Versuch, auf einem stürmischen Ozean die Kontrolle zu behalten. Heute lernst du, dieses Muster zu erkennen – und das ist der erste Schritt, um das Ruder wieder selbst in die Hand zu nehmen.

Was genau bedeutet Co-Abhängigkeit eigentlich? 🤔
Stell dir vor, du bist in einem Ruderboot mit einer Person, die ständig Löcher in den Boden bohrt. 🛶 Co-Abhängigkeit bedeutet, dass du deine ganze Zeit und Energie darauf verwendest, panisch die Löcher zu stopfen, das Wasser aus dem Boot zu schöpfen und so zu tun, als sei alles in Ordnung – anstatt dich um dein eigenes Rettungsboot oder deine Schwimmweste zu kümmern.
Co-Abhängigkeit ist ein Verhaltensmuster, bei dem du dein eigenes Wohlbefinden und deine Bedürfnisse komplett von den Handlungen einer anderen Person abhängig machst. Du wirst zum „Manager“ der Sucht. Deine Stimmung hängt davon ab, ob der andere „clean“ ist oder nicht. Du vergisst dabei eine ganz entscheidende Person: Dich selbst.
Schlüssel-Erkenntnis zum Mitnehmen 🔑
Co-Abhängigkeit ist nicht deine Schuld, sondern eine Reaktion auf das Chaos der Sucht. Das Muster zu erkennen, gibt dir die Macht zurück, bewusst anders zu handeln und aus der Verstrickung auszusteigen.
Dein Action-Plan: Der ehrliche Co-Abhängigkeits-Check 📋
Sei jetzt ganz ehrlich zu dir. Es geht nicht um Verurteilung, sondern um liebevolle Klarheit. Wie viele dieser typischen Verhaltensweisen erkennst du bei dir wieder?
- 💰 Du übernimmst die volle Verantwortung: Du bezahlst seine Schulden, räumst sein Chaos auf oder lügst für ihn bei seinem Arbeitgeber.
- 🕵️♀️ Dein Radar ist immer an: Du scannst ständig seine Stimmung, seine Pupillen, seinen Atem, um seinen „Zustand“ zu checken.
- 💔 Du vernachlässigst dich selbst: Deine Hobbys, deine Freunde, deine eigenen Ziele? Liegen seit Langem auf Eis.
- ** manipulative Kontrolle (aus Sorge):** Du durchsuchst Taschen, schüttest Alkohol weg oder stellst Ultimaten, die du dann doch nicht einhältst.
- 🎭 Dein Selbstwertgefühl hängt von ihm ab: Ein „guter Tag“ ist nur, wenn er einen guten Tag hat. Du fühlst dich nur wertvoll, wenn du als „Retter“ gebraucht wirst.
Wenn du bei zwei oder mehr Punkten genickt hast, ist das kein Grund zur Panik. Es ist dein Wegweiser, der dir zeigt, wo du ansetzen kannst, um wieder für dich selbst zu sorgen.

Deine Affirmation für heute 🗣️
Diese Worte sind Medizin für jede co-abhängige Seele. Sprich sie, fühle sie, glaube sie.
„Ich bin für mein Leben verantwortlich. Er/Sie ist für sein/ihr Leben verantwortlich. Ich lasse los, was ich nicht kontrollieren kann.“
Ausblick & Vorbereitung auf Tag 3 🗓️
Das Erkennen der Co-Abhängigkeit ist der erste, riesige Schritt. Morgen wird es noch praktischer. Wir werden über das mächtigste Werkzeug sprechen, das du hast, um aus diesem Muster auszubrechen: das Setzen von klaren und liebevollen Grenzen. Du lernst, wie du „Nein“ zum Verhalten der Sucht sagst, ohne „Nein“ zum Menschen zu sagen. Das wird alles verändern!
Häufige Fragen zum Thema Co-Abhängigkeit (FAQ)
Bin ich co-abhängig, nur weil ich meinem Partner helfen will?
Nein. Helfen aus Liebe und Stärke ist gesund. Co-abhängig wird es, wenn dein Helfen zwanghaft wird, es dir selbst schadet und wenn du die negativen Konsequenzen der Sucht für den anderen ständig abfederst und ihn so (unbewusst) im kranken System hältst.
Was ist der Unterschied zwischen Mitgefühl und Co-Abhängigkeit?
Mitgefühl sagt: „Ich sehe deinen Schmerz und bin für dich da, wenn du Hilfe zur Selbsthilfe willst.“ Co-Abhängigkeit sagt: „Dein Schmerz ist mein Schmerz. Ich muss ihn für dich lösen, damit es mir besser geht.“ Mitgefühl kann auf gesundem Abstand sein, Co-Abhängigkeit ist immer emotional verstrickt.
Wie kann ich aufhören, co-abhängig zu sein, ohne ihn/sie im Stich zu lassen?
Das ist die Kernfrage! Die Antwort liegt darin, die Art deiner Hilfe zu verändern. Anstatt die Probleme zu lösen, die die Sucht verursacht (z.B. Schulden bezahlen), bietest du Hilfe zur Selbsthilfe an (z.B. die Nummer einer Beratungsstelle geben). Du unterstützt den Menschen, nicht die Krankheit. Mehr dazu an Tag 3 und 4.
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