Ein Weckruf an die Suchthilfe: Schluss mit dem Applaus für die perfekte Fassade

Ein Weckruf an die Suchthilfe: Schluss mit dem Applaus für die perfekte Fassade


Hey Du,

neelixberlin.de begann als mein persönliches Tagebuch. Ein Weg, um zu überleben, Dinge zu verarbeiten und zu zeigen, wie man sich aus dem tiefsten Dreck zurückkämpfen kann. Mit radikaler Ehrlichkeit zu mir selbst und zu euch.

Doch je tiefer ich in die Welt der digitalen Suchthilfe eingetaucht bin, desto mehr ist mir aufgefallen: Hier läuft etwas gewaltig schief. Dieser Artikel ist ein Weckruf.

Die Entdeckung: Wenn die Suchthilfe-Szene selbst toxisch ist 🎭

Ich habe angefangen, andere Projekte und Influencer zu vernetzen und vorzustellen, im Glauben, wir hätten alle das gleiche Ziel. Doch ich musste schmerzhaft lernen: Während hinter den Kulissen angebliche Kooperationen besprochen wurden, wurden meine Themen und Ideen einfach kopiert, um damit schnelles Geld zu machen – ohne ein Wort des Dankes, ohne Support.

Es ist schon interessant zu beobachten: Plötzlich werden Interviews mit Personen aus meinen persönlichen Tagebüchern geführt. Themen, die in bestimmten Formaten nie vorkamen, sind auf einmal präsent. Personen, die meine Beiträge liken, werden gezielt kontaktiert, um sie für andere Projekte abzuwerben. Aber ein „Danke“ für die Inspiration oder Unterstützung? Fehlanzeige.

Noch schlimmer: Ich sehe, wie kritische Kommentare von Betroffenen auf diesen Kanälen gelöscht und User gesperrt werden, um die makellose Fassade zu wahren. Ein Hochglanz-Marketing, das mit dem echten, dreckigen Kampf der Sucht nichts zu tun hat.


Ein symbolisches Foto. Eine Person steht auf einer Bühne im Rampenlicht, lächelt und wird beklatscht. Der Schatten an der Wand hinter ihr ist aber eine verzweifelte, zusammengekauerte Gestalt. Symbolisiert die performative, unehrliche Recovery. "unehrliche Influencer", "Schein und Sein", "Recovery-Kultur"

Der Verrat am Grundgedanken: Was Selbsthilfe WIRKLICH bedeutet 🙏

Der Grundgedanke von Selbsthilfe, wie ihn z.B. die Anonymen Alkoholiker (AA) im Kern mal hatten, war: Sich unter Gleichgesinnten austauschen, um sich gegenseitig zu helfen. Es ging um Gemeinschaft, nicht um Fame. Es ging um Ehrlichkeit, nicht um Geld.

Heute sehe ich Influencer, die ihre „Erfolgsgeschichte“ verkaufen, aber offensichtlich selbst noch konsumieren. Die ihre Rückfälle verheimlichen, um das Image des unbesiegbaren Gurus nicht zu gefährden.

Das ist der ultimative Verrat an Hilfesuchenden.

  • Angehörige klammern sich an diese „perfekten“ Geschichten und versuchen, ihren Kindern oder Partnern diese unrealistischen Erwartungen überzustülpen – und erzeugen so nur noch mehr Distanz.
  • Betroffene spüren die Unehrlichkeit sofort. Ein Süchtiger erkennt einen Süchtigen. Das Ergebnis: Sie fühlen sich noch schlechter, weil sie denken: „Warum schafft der das so perfekt und ich nicht?“ Sie geben sich auf.

Diese Art von „Hilfe“ schadet mehr, als sie nützt. Sie geht buchstäblich über Leichen, nur für ein paar Klicks und Spenden.

Psychologie-Crashkurs: Narzissmus & Projektion in der Szene

Dieses Verhalten ist nicht nur unkollegial, es hat oft tiefe psychologische Wurzeln, die in einer Therapie eigentlich bearbeitet werden sollten.

  • Narzissmus: Viele in der Szene scheinen von einem unstillbaren Bedürfnis nach Bewunderung getrieben zu sein. Es geht um Fame, Follower und Geld. Kritik wird nicht als Feedback gesehen, sondern als persönlicher Angriff, auf den mit Wut (Löschen, Blockieren) reagiert wird. Die eigentlichen Hilfesuchenden werden zur klatschenden Masse degradiert, die das Ego des „Gurus“ füttern soll.
  • Projektion: Das ist ein klassischer Abwehrmechanismus. Man unterstellt anderen genau die Motive und Verhaltensweisen, die man bei sich selbst nicht sehen will. Man wirft anderen vor, nur auf Geld aus zu sein, während man selbst überteuerte Kurse verkauft. Man kritisiert die Methoden anderer, während man selbst deren Inhalte kopiert. Gleichzeitig merkt man, dass viele in der Therapie beim Thema Projektion nicht aufgepasst haben.

Warum radikale Ehrlichkeit (auch über Rückfälle) die einzige Währung ist ❤️‍🩹

Viele kritisieren mich dafür, dass ich trotz meiner Erfahrung offen über meine Rückfälle schreibe. Sie vergessen dabei das Wichtigste:

Die Botschaft ist nicht, dass ich falle. Die Botschaft ist, dass ich immer wieder aufstehe.

Nur das ist ehrlich. Nur das hilft wirklich. Es zeigt anderen Betroffenen: „Hey, bei ihm ist es wie bei mir. Es ist scheiße, es ist hart, aber es ist möglich, weiterzumachen.“ Das gibt Kraft. Authentizität ist die einzige Währung, die in der Suchthilfe zählt.

Echte Helfer vs. falsche Propheten: Die feinen Unterschiede

Ich will hier nicht alle schlechtreden. Es gibt fantastische, ehrliche Menschen da draußen. Der Unterschied liegt in der Haltung.

  • Marina Jung („Kokainjahre“): Sie hat mir nicht nur ihr Buch geschickt. Sie hat sich in Nachrichten immer wieder Sorgen um meinen Zustand gemacht und gefragt, wie es mir wirklich geht. Ihr geht es um den Menschen, nicht um die Vermarktung.
  • Roman Lemke: Er zeigt auf seinen Kanälen fast jeden Tag, wie er an sich arbeitet und wie gut das Leben ohne Drogen sein kann. Er schlachtet nichts aus und braucht keine anderen Stars, um seinen Erfolg zu pushen.

Das ist Authentizität.


Eine Nahaufnahme einer japanischen Kintsugi-Vase. Die goldenen Risse sind deutlich sichtbar und machen die Vase schöner und einzigartiger als zuvor. Symbolisiert, dass die "Narben" und "Brüche" (Rückfälle) Teil der wertvollen Geschichte sind. "Ehrlichkeit über Rückfälle", "Kintsugi", "Schönheit im Scheitern"

Meine Mission: Ein offenes & ehrliches Netzwerk 🌐

Deshalb entwickle ich neelixberlin.de anders.

  • Kostenlos für Betroffene & Angehörige: Echte Hilfe darf keine Geldfrage sein.
  • Zusammenarbeit statt Konkurrenz: Ich verweise auf andere gute Projekte, weil es darum geht, die beste Hilfe zu finden, nicht darum, der Beste zu sein.
  • Innovation für alle: Mein neues KI-Tool, der „Suchtkompass“, wird bald online gehen. Er wird Hilfesuchenden tagesaktuell die richtigen Ansprechpartner in ihrer Nähe zeigen. Kostenlos. Damit auch kleine, ehrenamtliche Projekte in den Dörfern gefunden werden, die sonst im Lärm der großen Influencer untergehen.

Ja, ich habe auch eine Spendenseite. Aber nicht, um reich zu werden, sondern um die Server zu bezahlen (wie jetzt einen neuen damit das neue KI-Tool bald funktioniert und andere nicht überlastet sind). Und um zu zeigen, dass meine KI-Strategien funktionieren, damit ich vielleicht Aufträge von Firmen bekomme und das Projekt so querfinanzieren kann.

Ein Appell an Euch: Schaut genau hin

Hinterfragt die Kanäle, denen ihr folgt.

  • Ist die Person wirklich ehrlich, auch über ihre Kämpfe?
  • Wofür werden Spenden gesammelt und ist das transparent?
  • Geht es um Hilfe oder um Selbstinszenierung?

Echte Helfer vs. falsche Propheten: Die feinen Unterschiede

Ich will hier nicht alle schlechtreden. Es gibt fantastische, ehrliche Menschen da draußen. Der Unterschied liegt in der Haltung.

  • Marina Jung („Kokainjahre“): Sie hat mir nicht nur ihr Buch geschickt. Sie hat sich in Nachrichten immer wieder Sorgen um meinen Zustand gemacht und gefragt, wie es mir wirklich geht. Ihr geht es um den Menschen, nicht um die Vermarktung.
  • Roman Lemke: Er zeigt auf seinen Kanälen fast jeden Tag, wie er an sich arbeitet und wie gut das Leben ohne Drogen sein kann. Er schlachtet nichts aus und braucht keine anderen Stars, um seinen Erfolg zu pushen.

Es geht um den Grundsatz. Suchthilfe ist kein Geschäftsmodell. Es ist eine Verantwortung.


Häufige Fragen (FAQ) zur Authentizität in der Suchthilfe


Darf man mit Suchthilfe Geld verdienen?

Ja, natürlich. Therapeuten, Berater und Autoren leisten wertvolle, professionelle Arbeit, die bezahlt werden muss. Der entscheidende Unterschied liegt in der Transparenz und der Motivation. Geht es primär darum, ein ehrliches und hilfreiches Angebot zu schaffen, das sich selbst tragen muss? Oder wird eine falsche „Heile-Welt“-Geschichte als Marketing-Tool benutzt, um überteuerte Kurse oder Spenden zu generieren, während die eigene Realität ganz anders aussieht?

Warum ist es so schädlich, wenn Recovery-Influencer ihre Rückfälle verheimlichen?

Weil es ein falsches, unerreichbares Bild von Genesung zeichnet. Recovery ist kein gerader Weg, sondern ein Prozess mit Höhen und Tiefen. Wenn ein Influencer nur die „perfekte“ Seite zeigt, fühlen sich Follower, die gerade kämpfen, als persönliche Versager. Sie denken, sie seien die Einzigen, die es nicht „richtig“ machen. Die offene Thematisierung von Rückschlägen hingegen normalisiert den Kampf und zeigt die wichtigste Lektion: Wieder aufstehen.

Woran erkenne ich ein authentisches und vertrauenswürdiges Hilfsangebot?

Achte auf dein Bauchgefühl. Authentische Helfer sprechen auch über ihre Zweifel, ihre Kämpfe und ihre Fehler. Sie geben zu, nicht alle Antworten zu haben. Sie verweisen auf andere Experten und Projekte, anstatt sich selbst als einzigen Guru darzustellen. Und ihre Arbeit ist darauf ausgerichtet, dich stark zu machen, nicht, dich von ihnen abhängig zu halten.


Über den Autor: NeelixberliN

Über Gabriel Maetz

NeelixberliN teilt hier seine persönliche und ungefilterte Erfahrung auf dem Weg aus der Sucht. Nach Jahren der Abhängigkeit, unter anderem von Polamidon, kämpft er sich Tag für Tag zurück ins Leben. Dieser Blog ist sein persönliches Logbuch, eine Hilfe für sich selbst und hoffentlich auch eine stütze für andere, die einen ähnlichen Kampf führen.

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