Sucht und Hautkrankheiten: Ein Teufelskreis

Sucht ist ein weit verbreitetes Problem, das Menschen jeden Alters und jeder Gesellschaftsschicht betrifft. Neben den bekannten Auswirkungen auf die Psyche und die inneren Organe, hinterlässt Sucht auch sichtbare Spuren auf unserer Haut. In diesem Beitrag erfahren Sie mehr über die komplexen Zusammenhänge zwischen Sucht und Hautkrankheiten. Außerdem geben wir Ihnen Tipps zur Hautpflege und Behandlung.  

Formen der Sucht

Grundsätzlich unterscheiden wir zwei Arten der Sucht:  

Darüber hinaus werden drei Formen der Abhängigkeit unterschieden:  

  • Seelische (psychische) Abhängigkeit: Sie zeigt sich in einem ständigen Verlangen nach der Substanz oder dem Verhalten. Betroffene haben das Gefühl, ohne diese Substanz oder Handlung ihren Alltag nicht mehr bewältigen zu können.
  • Körperliche (physische) Abhängigkeit: Der Körper gewöhnt sich an die Substanz. Um den gewünschten Effekt zu erzielen, muss die Dosis laufend erhöht werden. Wird die Substanz nicht konsumiert, treten Entzugserscheinungen auf.
  • Soziale Abhängigkeit: Diese entsteht über die soziale Umgebung, die mit dem Konsum oder dem Verhalten verknüpft ist.

Wie Sucht die Hautgesundheit beeinflusst

Suchtmittel beeinflussen die Hautgesundheit auf verschiedene Weise:  

  • Hormonelle Veränderungen: Suchtmittel können den Hormonhaushalt durcheinanderbringen. Alkohol kann beispielsweise die Talgproduktion anregen und Akne begünstigen. Ein erhöhter Dopaminspiegel, der durch Geschlechtshormone wie Östrogen und Testosteron gefördert wird, kann die belohnende Wirkung von Drogen verstärken und so die Suchtentwicklung begünstigen.  
  • Entzündungen: Suchtmittel können Entzündungsprozesse im Körper fördern. Nikotin stört beispielsweise die Wundheilung und erhöht das Risiko für Infektionen. Koffein kann ebenfalls Stress für die Haut bedeuten und die Wundheilung behindern, Entzündungen fördern und das Akne-Risiko erhöhen.  
  • Nährstoffmängel: Suchtmittelkonsum kann zu Mangelernährung und Nährstoffdefiziten führen. Alkohol hemmt beispielsweise die Aufnahme von Vitaminen und Mineralstoffen. Auch der Konsum von stark verarbeiteten Lebensmitteln, Süßigkeiten, Gebäck, Weißbrot und zuckerhaltigen Getränken kann Entzündungsprozesse im Körper begünstigen und Hautprobleme verschlimmern.  

Auswirkungen von Sucht auf die Haut

Suchtmittel und Suchtverhalten können die Hautgesundheit auf vielfältige Weise beeinträchtigen. Die Auswirkungen sind dabei abhängig von der Art der Sucht und der individuellen Konstitution.  

Alkohol

Alkohol entzieht dem Körper und der Haut Feuchtigkeit, was zu Trockenheit, Spannungsgefühlen und Faltenbildung führt. Zudem erweitert Alkohol die Blutgefäße im Gesicht, was Rötungen und Hautkrankheiten wie Rosazea begünstigen kann. Weitere mögliche Folgen sind Akne, Ekzeme und eine beschleunigte Hautalterung. Alkohol kann auch die Aufnahme von Vitamin C beeinträchtigen, was zu einer Schwächung des Bindegewebes und einer Erschlaffung der Haut führen kann. Ein erhöhter Alkoholkonsum kann bestehende Hautprobleme wie Akne und fettige Haut verschlimmern.  

Nikotin

Nikotin verengt die Blutgefäße und reduziert die Durchblutung der Haut. Dadurch wird die Haut schlechter mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt, was zu einem fahlen Teint, Faltenbildung und einer verzögerten Wundheilung führt. Rauchen erhöht zudem das Risiko für Hautkrebs und kann die Entstehung von Akne, Warzen und Schuppenflechte begünstigen. Zudem kann Rauchen zu Schmerzen beim Sex führen, da die Haut im Genitalbereich trocken und empfindlich wird. Rauchen kann auch das Aussehen des Gesichts beeinträchtigen, indem es zu einer Gelbfärbung der Gesichtsbehaarung und zur Bildung von Leukoplakie im Mund führt. Die Auswirkungen des Rauchens auf die Hautalterung sind bei Frauen stärker ausgeprägt als bei Männern.  

Drogen

Der Konsum von Drogen wie Heroin, Crystal Meth oder Kokain kann zu einer Vielzahl von Hautproblemen führen. Injektion von Drogen kann zu Einstichstellen, Narben, Geschwüren und Infektionen führen. Crystal Meth kann ein starkes Jucken auslösen, das zu Kratzwunden und Hautschäden führt. Kokain kann Nekrosen, Hautgeschwüre und Vaskulitis verursachen. Kokain/Levamisol-induzierte Vaskulitis (CLIV) kann zu Purpura an den unteren Extremitäten und zu nekrotischen Hautveränderungen an den Ohren führen. Langfristiger Speedkonsum kann zu charakteristischen Pickeln führen, da sich Stoffwechselprodukte unter der Haut ablagern. Drogenkonsum kann auch die Wundheilung beeinträchtigen.  

Spielsucht

Spielsucht hat zwar keine direkten Auswirkungen auf die Haut, kann aber indirekt zu Hautproblemen beitragen. Exzessive Bildschirmzeit, die oft mit Spielsucht einhergeht, kann zu Augenbelastung, Augenringen und vorzeitiger Hautalterung führen. Stress, Schlafmangel und eine ungesunde Lebensweise, die oft mit Spielsucht einhergehen, können das Hautbild negativ beeinflussen und die Entstehung von Hautkrankheiten begünstigen.  

Hautkrankheiten im Zusammenhang mit Sucht

Verschiedene Hautkrankheiten können durch Sucht verursacht oder verschlimmert werden. Dazu gehören:  

  • Akne: Alkohol und Crystal Meth können die Talgproduktion anregen und Akne verschlimmern.  
  • Ekzeme: Alkohol und Crystal Meth können Ekzeme auslösen oder verschlimmern.  
  • Psoriasis (Schuppenflechte): Alkohol kann die Schuppenbildung und Entzündungen bei Psoriasis verstärken.  
  • Rosazea: Alkohol erweitert die Blutgefäße im Gesicht und kann Rosazea begünstigen.  
  • Hautinfektionen: Drogeninjektion und ein geschwächtes Immunsystem durch Suchtmittelkonsum erhöhen das Risiko für Hautinfektionen.  
  • Nesselsucht: Alkohol kann Nesselsucht auslösen.  
  • Skin Picking Disorder (Dermatillomanie): Emotionale Faktoren wie Langeweile, Angst oder Stress können Skin Picking Disorder auslösen, bei der Betroffene zwanghaft an ihrer Haut knibbeln und kratzen.  

Hautpflege für Menschen mit Suchtproblemen

Eine gute Hautpflege ist für Menschen mit Suchtproblemen besonders wichtig, um die Haut vor Schäden zu schützen und die Regeneration zu unterstützen. Die Haut ist unser größtes Organ und schützt uns vor äußeren Einflüssen. Um diese Schutzfunktion zu erhalten, ist es wichtig, den Hydrolipidmantel der Haut zu bewahren. Dieser Film aus Talg, Schweiß und Absonderungen der Hornschicht schützt die Haut vor dem Austrocknen und dem Eindringen von Krankheitserregern.  

Folgende Tipps können hilfreich sein:

  • Milde Reinigungsprodukte: Verwende milde, pH-neutrale Reinigungsprodukte, die den natürlichen Säureschutzmantel der Haut nicht angreifen. Achte darauf, dass die Produkte keine aggressiven Alkohole enthalten, die die Hautbarriere schädigen können.  
  • Feuchtigkeitspflege: Creme die Haut regelmäßig mit einer feuchtigkeitsspendenden Lotion oder Creme ein, um Trockenheit und Spannungsgefühle zu vermeiden.  
  • Sonnenschutz: Schütze die Haut vor UV-Strahlung mit einem Sonnenschutzmittel mit ausreichendem Lichtschutzfaktor.  
  • Hauttyp beachten: Wähle Hautpflegeprodukte, die zu Deinem Hauttyp passen. Trockene Haut benötigt beispielsweise reichhaltigere Produkte, während fettige Haut eher leichte Lotionen oder Gele verträgt.  
  • Harsche Produkte und langes, heißes Duschen vermeiden: Vermeide aggressive Hautpflegeprodukte und langes, heißes Duschen, da diese die Hautbarriere schädigen können.  
  • Ausgewogene Ernährung: Achte auf eine ausgewogene Ernährung, die reich an Vitaminen und Nährstoffen ist, die für die Hautgesundheit wichtig sind. Dazu gehören Vitamin A, Vitamin C, Vitamin B2, Biotin, Zink und Omega-3-Fettsäuren.  

Behandlungsmöglichkeiten

Die Behandlung von Sucht und den damit verbundenen Hautproblemen sollte immer individuell erfolgen. Dabei sollten die Art der Sucht, der Schweregrad und die persönlichen Umstände des Betroffenen berücksichtigt werden.  

Suchttherapie

  • (Kognitive) Verhaltenstherapie: Hilft, ungünstige Verhaltensmuster zu erkennen und zu verändern. Die kognitive Verhaltenstherapie hat im Vergleich zu anderen Therapieformen eine höhere Erfolgsquote.  
  • Medikamentöse Therapie: Kann Entzugserscheinungen lindern und das Verlangen nach Suchtmitteln reduzieren.  
  • Selbsthilfegruppen: Bieten Unterstützung und Erfahrungsaustausch mit anderen Betroffenen.  
  • Künstlerische Therapien: Musiktherapie, Kunsttherapie und Tanztherapie können Menschen mit Suchtproblemen helfen, sich auszudrücken, mit Emotionen umzugehen und gesunde Bewältigungsmechanismen zu entwickeln.  
  • Psychosoziale Interventionen: Motivationsgespräche, Familientherapie und Selbsthilfegruppen bieten Unterstützung, gehen auf zugrunde liegende Probleme ein und helfen, die Abstinenz aufrechtzuerhalten.  
  • Kontingenzmanagement: Diese Methode nutzt positive Verstärkung, um gesunde Verhaltensweisen und Abstinenz von Suchtmitteln zu fördern.  
  • Ergotherapie: Kann Menschen mit Suchtproblemen helfen, Alltagsfähigkeiten zu entwickeln, ihre tägliche Funktionsfähigkeit zu verbessern und sich an sinnvollen Aktivitäten zu beteiligen, die ihre Genesung unterstützen.  

Hautbehandlung

  • Medikamente: Je nach Hautkrankheit können Medikamente wie Antihistaminika, Kortison oder Antibiotika zum Einsatz kommen. Bei chronischer Nesselsucht können auch Anti-IgE-Antikörper oder Immunsuppressiva eingesetzt werden.  
  • Hautpflege: Eine angepasste Hautpflege mit milden Reinigungsprodukten, Feuchtigkeitspflege und Sonnenschutz ist wichtig.  
  • Auslöser vermeiden und Stress bewältigen: Bei Nesselsucht ist es wichtig, Auslöser wie bestimmte Lebensmittel, Medikamente, Sonnenlicht und Stress zu vermeiden.  

Persönliche Geschichten und Fallstudien

Persönliche Geschichten und Fallstudien können verdeutlichen, wie Sucht die Hautgesundheit beeinflussen kann und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.  

  • Beispiel: Eine junge Frau berichtet, wie ihre Haut durch Crystal Meth-Konsum stark gelitten hat. Sie litt unter starkem Juckreiz, Kratzwunden und Infektionen. Durch eine Suchttherapie und eine angepasste Hautpflege, die auch feuchte Umschläge (Wet Wraps) umfasste, konnte sie ihre Hautgesundheit wieder verbessern.  
  • Weitere Beispiele: Menschen berichten von ihren Erfahrungen mit Hautproblemen wie Akne, Ekzemen und Narben und wie sie diese mit professioneller Hautpflege verbessern konnten. Eine Frau erzählt, wie sie ihre Neurodermitis durch die Teilnahme an einer Medikamentenstudie in den Griff bekommen hat.  

Weiterführende Informationen

Seriöse Quellen und weiterführende Informationen zum Thema Sucht und Hautkrankheiten finden Sie unter anderem bei:

  • Krebsinformationsdienst  
  • Caritas  
  • Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV)  
  • International Labour Organization (ILO)  
  • ZAVA  
  • Infektionsschutz.de  
  • NetDoktor  
  • Gelbe Liste  

Prävention

Ein wichtiges Ziel in der Suchtprävention ist es, den ersten Konsum von Drogen oder Alkohol in der Jugend hinauszuzögern. Je später der erste Kontakt mit Suchtmitteln erfolgt, desto geringer ist das Risiko, später eine Abhängigkeit zu entwickeln.  

Fazit

Sucht und Hautkrankheiten sind eng miteinander verbunden. Suchtmittel und Suchtverhalten können die Hautgesundheit stark beeinträchtigen und die Entstehung verschiedener Hautkrankheiten begünstigen. Eine angepasste Hautpflege und eine professionelle Suchttherapie sind wichtig, um die Haut zu schützen und die Regeneration zu unterstützen. Eine gesunde Lebensweise mit ausgewogener Ernährung, ausreichend Bewegung und genügend Schlaf kann ebenfalls dazu beitragen, die Hautgesundheit zu verbessern.

Zusammenfassung

AspektBeschreibungKey InsightsBeispiele
Formen der SuchtSubstanzgebundene Süchte (Alkohol, Nikotin, Drogen, Medikamente) und Verhaltenssüchte (Glücksspiel, Internetsucht, etc.)Unterscheidung zwischen psychischer, physischer und sozialer Abhängigkeit.
Auswirkungen auf die HautTrockenheit, Falten, Akne, Ekzeme, Psoriasis, Rosazea, Hautinfektionen, Wundheilungsstörungen, AugenringeAlkohol kann bestehende Hautprobleme verschlimmern. Die Auswirkungen des Rauchens auf die Hautalterung sind bei Frauen stärker ausgeprägt.Exzessive Bildschirmzeit bei Spielsucht kann zu Hautproblemen beitragen.
MechanismenHormonelle Veränderungen, Entzündungen, Nährstoffmängel, Stress, SchlafmangelHormonelle Veränderungen können die belohnende Wirkung von Drogen beeinflussen. Alkohol kann die Vitaminverwertung im Körper stören.Chronischer Stress kann Hautkrankheiten auslösen oder verschlimmern.
HautpflegeMilde Reinigungsprodukte, Feuchtigkeitspflege, Sonnenschutz, Vermeidung von aggressiven Inhaltsstoffen, Hauttyp beachtenAlkohol in Hautpflegeprodukten kann die Hautbarriere schädigen.
BehandlungSuchttherapie (Verhaltenstherapie, Medikamente, Selbsthilfegruppen, künstlerische Therapien, psychosoziale Interventionen, Kontingenzmanagement, Ergotherapie), Hautbehandlung (Medikamente, Hautpflege, Auslöser vermeiden)Die kognitive Verhaltenstherapie hat eine höhere Erfolgsquote in der Suchtbehandlung.

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