Wie Süchtige wieder Vertrauen aufbauen können

Sucht ist eine Krankheit, die nicht nur den Süchtigen selbst, sondern auch sein Umfeld betrifft. Vertrauensverlust ist eine der schwerwiegendsten Folgen von Sucht. Lügen, gebrochene Versprechen und unberechenbares Verhalten führen dazu, dass Angehörige, Freunde und Partner den Glauben an den Süchtigen verlieren. Doch wie kann nach einer Sucht das Vertrauen wieder aufgebaut werden? Dieser Blog-Beitrag beleuchtet die Ursachen und Auswirkungen von Vertrauensverlust und zeigt konkrete Schritte auf, wie Süchtige wieder Vertrauen gewinnen können.

Ursachen für Vertrauensverlust bei Sucht

Sucht geht oft mit Verleugnung, Beschönigung und Bagatellisierung einher. Süchtige lügen oft, um ihr Suchtverhalten zu verbergen oder um an Geld für die Suchtmittel zu kommen. Sie brechen Versprechen und verhalten sich unzuverlässig. Dies führt dazu, dass Angehörige das Vertrauen in den Süchtigen verlieren.  

Auch Erinnerungslücken durch den Konsum von Suchtmitteln tragen zum Vertrauensverlust bei. Süchtige können sich an bestimmte Ereignisse oder Versprechen nicht mehr erinnern, was von Angehörigen als Lüge oder Ignoranz interpretiert werden kann. Ein Teufelskreis entsteht, da die Angehörigen dem Süchtigen immer weniger zutrauen und dieser durch den Vertrauensverlust und die damit verbundenen Konflikte noch stärker in die Sucht getrieben wird.  

Auswirkungen von Vertrauensverlust

Vertrauensverlust hat massive negative Auswirkungen auf die Beziehungen des Süchtigen. Partner, Familie und Freunde fühlen sich verletzt, enttäuscht und ohnmächtig. Es entstehen Konflikte, Streit und emotionale Distanz. In einigen Fällen führt der Vertrauensverlust sogar zur Trennung.  

Vertrauensverlust kann auch dazu führen, dass Süchtige sich sozial isolieren. Sie ziehen sich zurück und meiden soziale Kontakte, da sie sich schämen und Angst vor Ablehnung haben.  

Darüber hinaus können häufige Enttäuschungen und Vertrauensbrüche auch die Gesundheit beeinträchtigen. Chronischer Stress, der durch Vertrauensverlust und die damit verbundenen Probleme entsteht, kann zu Schlafstörungen, Depressionen, Angstzuständen, Herzkrankheiten und einem geschwächten Immunsystem führen.  

Schritte zum Wiederaufbau von Vertrauen

Der Wiederaufbau von Vertrauen ist ein langwieriger Prozess, der Zeit, Geduld und Engagement erfordert. Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass Vertrauen nicht einfach „gefordert“ werden kann, sondern durch konsequentes Handeln und ehrliches Verhalten langsam wieder aufgebaut werden muss.  

Selbstvertrauen als Basis

Bevor Süchtige das Vertrauen anderer zurückgewinnen können, müssen sie zunächst wieder Vertrauen in sich selbst entwickeln. Sucht geht oft mit einem geringen Selbstwertgefühl und Selbstzweifeln einher. In der Therapie und durch die Auseinandersetzung mit sich selbst können Süchtige lernen, sich selbst wieder zu vertrauen und ihre Stärken zu erkennen. Dieses Selbstvertrauen bildet die Grundlage für den Wiederaufbau von Vertrauen in Beziehungen.  

Konkrete Schritte zum Vertrauensaufbau

SchrittBeschreibung
EhrlichkeitDer erste Schritt ist, ehrlich zu sich selbst und zu anderen zu sein. Süchtige müssen ihr Suchtproblem anerkennen und die Verantwortung für ihr Verhalten übernehmen.
AbstinenzUm Vertrauen wieder aufzubauen, ist es unerlässlich, abstinent zu leben. Nur wenn der Süchtige konsequent auf Suchtmittel verzichtet, kann er zeigen, dass er es ernst meint.
TherapieEine Therapie kann Süchtigen helfen, die Ursachen ihrer Sucht zu verstehen und neue Bewältigungsstrategien zu erlernen. In der Therapie lernen sie auch, ehrlich mit sich selbst und anderen umzugehen und Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen.
VerlässlichkeitSüchtige müssen zeigen, dass sie verlässlich sind. Sie sollten Versprechen einhalten, pünktlich sein und sich an Absprachen halten.
KommunikationOffene und ehrliche Kommunikation ist essenziell. Süchtige sollten mit ihren Angehörigen über ihre Gefühle, Ängste und Fortschritte sprechen. Dabei ist es wichtig, die Bedürfnisse und Grenzen des Gegenübers zu respektieren und aktiv zuzuhören. Konkrete Kommunikationsstrategien, wie die Paarübung „Zwiegespräch“ , können helfen, Missverständnisse zu vermeiden und eine vertrauensvolle Gesprächsatmosphäre zu schaffen.
Grenzen akzeptierenSüchtige müssen lernen, die Grenzen ihrer Mitmenschen zu akzeptieren. Sie sollten nicht versuchen, sie zu überreden oder zu manipulieren.

Beispiele für erfolgreiche Vertrauenswiederherstellung

Es gibt viele Beispiele für Süchtige, die das Vertrauen ihrer Mitmenschen erfolgreich wiederaufgebaut haben. In der Fachklinik Haus Kraichtalblick lernen suchtkranke Frauen beispielsweise, die Hintergründe ihrer Sucht zu verstehen und eine tragfähige Perspektive für die Zukunft zu entwickeln. Durch die Therapie und die intensive Auseinandersetzung mit sich selbst gewinnen sie Selbstvertrauen und lernen, Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen. Dies ermöglicht es ihnen, wieder Vertrauen in Beziehungen aufzubauen und ein erfülltes Leben in Freiheit zu führen.  

Die Rolle von Familie und Freunden

Familie und Freunde spielen eine wichtige Rolle beim Wiederaufbau von Vertrauen. Sie können dem Süchtigen emotionale Unterstützung, Verständnis und Geduld entgegenbringen. Es ist jedoch wichtig, dass sie sich auch selbst schützen und klare Grenzen setzen. Co-Abhängigkeit sollte vermieden werden.  

Co-Abhängigkeit bedeutet, dass Angehörige die Verantwortung für den Süchtigen übernehmen und versuchen, dessen Suchtverhalten zu kontrollieren. Dies ist jedoch nicht hilfreich und kann die Sucht sogar verstärken. Angehörige sollten lernen, loszulassen und dem Süchtigen die Verantwortung für sein Handeln zurückzugeben. Die KLAR-Regeln (Konsequenz, Loslassen, Abgrenzen, Reden) bieten Angehörigen eine gute Orientierung im Umgang mit Sucht.  

Sucht ist eine Familienkrankheit. Das bedeutet, dass die Sucht nicht nur den Süchtigen selbst, sondern die ganze Familie betrifft. Kinder aus suchtbelasteten Familien sind besonders gefährdet. Sie erleben oft Vernachlässigung, Unberechenbarkeit und Unsicherheit. Es ist wichtig, dass die Familie in den Genesungsprozess einbezogen wird und dass die Bedürfnisse aller Familienmitglieder berücksichtigt werden.  

Freunde können dem Süchtigen helfen, sich wieder in die Gesellschaft zu integrieren und ein neues soziales Umfeld aufzubauen. Sie können ihm Halt, Motivation und Ablenkung bieten. Dabei ist es wichtig, dass Freunde die „Gesetze der Freundschaft“ beachten. Freundschaft basiert auf Gegenseitigkeit, Respekt und Vertrauen. Freunde sollten dem Süchtigen Unterstützung anbieten, aber auch klare Grenzen setzen und die Sucht nicht unterstützen.  

Selbsthilfegruppen und Therapien

Selbsthilfegruppen bieten Süchtigen die Möglichkeit, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen und voneinander zu lernen. In Gruppen wie den Anonymen Alkoholikern oder dem Blauen Kreuz finden Süchtige Unterstützung, Motivation und Verständnis.  

Neben den traditionellen Selbsthilfegruppen gibt es auch eine wachsende Zahl von Online-Selbsthilfegruppen. Diese bieten den Vorteil, dass sie ortsunabhängig und anonym genutzt werden können. Online-Selbsthilfegruppen gibt es zu verschiedenen Suchtformen und für unterschiedliche Zielgruppen, beispielsweise für junge Menschen, Frauen oder Alleinerziehende.  

Therapien können Süchtigen helfen, die Ursachen ihrer Sucht zu verstehen und neue Bewältigungsstrategien zu erlernen. Es gibt verschiedene Therapieformen, die auf die individuellen Bedürfnisse des Süchtigen abgestimmt werden können. In der Therapie lernen Süchtige, ehrlich mit sich selbst und anderen umzugehen, Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen und ein suchtfreies Leben zu führen.  

Fazit

Der Wiederaufbau von Vertrauen nach einer Sucht ist ein herausfordernder, aber lohnenswerter Prozess. Es erfordert Zeit, Geduld und die Bereitschaft, sich mit sich selbst und den Ursachen der Sucht auseinanderzusetzen.

Folgende Punkte sind dabei besonders wichtig:

  • Entwicklung von Selbstvertrauen: Der erste Schritt ist, wieder Vertrauen in sich selbst zu gewinnen.
  • Ehrlichkeit und Abstinenz: Ehrlichkeit gegenüber sich selbst und anderen sowie konsequente Abstinenz sind die Grundlage für den Wiederaufbau von Vertrauen.
  • Aktive Kommunikation: Offene und ehrliche Kommunikation mit Angehörigen und Freunden ist essenziell.
  • Unterstützung annehmen: Die Unterstützung von Familie, Freunden und Selbsthilfegruppen kann den Genesungsprozess erleichtern.
  • Professionelle Hilfe: Eine Therapie kann Süchtigen helfen, die Ursachen ihrer Sucht zu verstehen und neue Bewältigungsstrategien zu erlernen.

Mit Engagement und der richtigen Unterstützung können Süchtige das Vertrauen ihrer Mitmenschen zurückgewinnen und ein erfülltes Leben in Freiheit führen. Verbiege Dich aber nicht unendlich. Wenn Personen Deine neue und ehrliche Art nicht schätzen oder glauben können, gib ihnen Zeit oder wende Dich lieber zu Personen, die Dich so nehmen wie Du bist und warst.

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