Wenn die Seele Achterbahn fährt
Bipolare Störungen sind psychische Erkrankungen, die das Leben der Betroffenen in ein extremes Auf und Ab verwandeln. Stimmungsschwankungen, die von euphorischen Hochphasen (Manie) bis zu tiefster Verzweiflung (Depression) reichen, sind charakteristisch. In diesen extremen Zuständen suchen viele Betroffene nach Wegen, ihre Gefühle zu kontrollieren. Der Griff zu Drogen oder Alkohol scheint für manche ein Ausweg zu sein – doch dies kann einen gefährlichen Teufelskreis auslösen. Dieser Artikel beleuchtet den Zusammenhang, die Risiken und die Wege aus der Sucht.
Warum Drogen? Die Suche nach Kontrolle und Linderung

Es gibt verschiedene Gründe, warum Menschen mit bipolarer Störung ein erhöhtes Risiko für Substanzmissbrauch haben:
- Selbstmedikation als verzweifelter Versuch:
- Manie: Drogen wie Kokain oder Amphetamine können das Gefühl von Euphorie, Energie und Leistungsfähigkeit kurzfristig verstärken.
- Depression: Alkohol, Opiate oder Benzodiazepine dämpfen die Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit und innere Leere – jedoch nur vorübergehend.
- Impulsivität: Ein unkontrollierter Drang: Manische Phasen sind oft von Impulsivität und erhöhter Risikobereitschaft geprägt, was den Griff zu Drogen ohne Rücksicht auf Konsequenzen begünstigt.
- Komorbidität: Wenn die Seele doppelt leidet: Bipolare Störungen treten oft zusammen mit Angststörungen, posttraumatischen Belastungsstörungen oder Persönlichkeitsstörungen auf, was das Risiko für Substanzmissbrauch zusätzlich erhöht.
- Genetische Veranlagung: Eine Frage der Vererbung?: Es gibt Hinweise auf eine genetische Komponente sowohl bei bipolaren Störungen als auch bei Suchterkrankungen.
Fallbeispiele: Stimmen aus der Realität
Um den Zusammenhang greifbarer zu machen, hier zwei fiktive Fallbeispiele:
- „Lena, 28, Studentin“: „In meinen manischen Phasen fühlte ich mich unbesiegbar. Ich nahm Kokain, um noch länger wach zu bleiben, noch mehr zu leisten. Ich dachte, ich hätte alles im Griff. Aber nach dem Rausch kam der Absturz, und die Depression war schlimmer als je zuvor.“
- „Max, 45, selbstständig“
„Ich habe immer wieder getrunken, wenn ich mich depressiv fühlte, um die Hoffnungslosigkeit zu betäuben, doch die Phasen der Depression wurden dadurch nur immer länger, und ich brauchte immer mehr Alkohol, um überhaupt noch etwas zu spüren“
Die Abwärtsspirale: Wenn Drogen die Krankheit verschlimmern

Drogen- und Alkoholkonsum kann bei bipolarer Störung verheerende Folgen haben:
- Verstärkte Symptome: Drogen verstärken Stimmungsschwankungen, erhöhen die Frequenz und Intensität von manischen und depressiven Episoden.
- Psychose-Risiko: Insbesondere Cannabiskonsum kann psychotische Symptome auslösen.
- Medikamenten-Wechselwirkungen: Drogen/Alkohol können die Wirkung von Medikamenten beeinträchtigen oder gefährliche Wechselwirkungen hervorrufen.
- Erhöhtes Suizidrisiko: Substanzmissbrauch erhöht das ohnehin erhöhte Suizidrisiko.
- Soziale und berufliche Probleme: Drogenkonsum führt oft zu Problemen in Beziehungen, am Arbeitsplatz und im sozialen Umfeld.
- Verschlechterte Behandlung: Komorbide Süchte verschlechtern die Behandlungsergebnisse erheblich.
Wege aus dem Teufelskreis: Hoffnung und Hilfe bei bipolare Störungen

Es gibt Auswege! Eine erfolgreiche Behandlung erfordert einen integrierten Ansatz:
- Professionelle Hilfe: Der wichtigste Schritt ist die Suche nach professioneller Hilfe (Psychiater, Psychotherapeut).
- Medikamentöse Behandlung: Stimmungsstabilisierende Medikamente sind oft unerlässlich.
- Psychotherapie: Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) und andere Therapieformen helfen, den Umgang mit der Erkrankung zu erlernen.
- Suchttherapie: Eine spezialisierte Suchttherapie (ambulant, teilstationär, stationär) ist entscheidend.
- Selbsthilfegruppen: Der Austausch mit anderen Betroffenen kann sehr unterstützend sein.
- Gesunder Lebensstil: Ernährung, Bewegung, Schlaf und Stressmanagement sind wichtige Faktoren.
- Achtsamkeit: Kann in Akutsituationen helfen, Drogenkonsum zu vermeiden
Wo finde ich Hilfe zu bipolare Störungen?
- Deutsche Gesellschaft für Bipolare Störungen e.V. (DGBS): https://www.dgbs.de/ (Bietet Informationen, Beratung und Selbsthilfegruppen)
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): https://www.bzga.de/ (Informationen zu Suchtprävention und Suchthilfe)
- Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V. (DHS): https://www.dhs.de/ (Informationen und Suchthilfeverzeichnis)
- Telefonseelsorge: https://www.telefonseelsorge.de/ (Anonyme Beratung rund um die Uhr: 0800/111 0 111 · 0800/111 0 222 · 116 123)
- Nummer gegen Kummer:https://www.nummergegenkummer.de/ (Für Kinder, Jugendliche und Eltern)
- Kinder- und Jugendtelefon: 116 111
- Elterntelefon: 0800 111 0550
Fazit: Ein Leben mit bipolarer Störung – jenseits der Sucht
Bipolare Störung und Drogenkonsum bilden einen gefährlichen Teufelskreis. Doch mit frühzeitiger Diagnose, umfassender Behandlung und der Bereitschaft, Hilfe anzunehmen, ist ein erfülltes Leben möglich.
Du kannst helfen:
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