Hey Du, vielleicht kennst Du das Gefühl oder hast es bei anderen mitbekommen: Die Party läuft, der Alkohol fließt, vielleicht sind auch Drogen im Spiel. Die Stimmung ist locker, vielleicht zu locker. Und dann passiert es – jemand bietet Dir Drogen oder Alkohol an, wenn Du dafür sexuell „nett“ bist. Oder Du selbst denkst darüber nach, auf diese Weise an Stoff zu kommen, weil das Geld knapp ist oder der Druck groß. Sofort schießt Dir vielleicht die Frage durch den Kopf: Ist das eigentlich schon Prostitution, was hier abgeht?
Diese Frage ist mega wichtig und gar nicht so leicht zu beantworten. Lass uns mal gemeinsam drauf schauen, was dahintersteckt und warum diese Situationen echt heikel sein können – auch wenn es „nur“ im Freundeskreis passiert.
Was ist Prostitution eigentlich – rein rechtlich?
Okay, fangen wir mal trocken an, damit wir wissen, wovon wir reden. Im deutschen Strafgesetzbuch (§ 184f StGB – und ähnliche Regelungen in anderen Ländern) geht es bei Prostitution meist darum, dass jemand sexuelle Handlungen gegen Entgelt anbietet oder vornimmt. Dieses Entgelt ist klassischerweise Geld, kann aber auch andere materielle Güter umfassen. Oft passiert das Ganze eher organisiert oder zumindest als klarer „Deal“ zwischen meist Fremden.
Sex für Drogen/Alkohol im Freundeskreis: Die Grauzone
Jetzt wird’s kompliziert. Wenn Du Sex im Austausch für Drogen oder Alkohol hast, dann ist das ja auch eine Art „Bezahlung“ – Du gibst etwas (Deinen Körper, Deine Intimität) und bekommst etwas dafür (Substanzen). Technisch gesehen könnte man das also als eine Form von Tauschhandel oder eben Entgelt sehen.
Aber: Im Freundeskreis ist die Sache viel verworrener.
- Kein klarer Deal: Es ist oft kein offenes Geschäft wie auf dem Strich. Manchmal passiert es „einfach so“, aus einer Situation heraus. Die Grenzen zwischen Freundschaft, Gefälligkeit, Druck und Ausnutzung sind total schwammig.
- Emotionale Ebene: Mit Freunden verbindet Dich mehr als mit Fremden. Vertrauen, Zuneigung, aber vielleicht auch Abhängigkeiten oder Angst, dazuzugehören, spielen eine riesige Rolle. Das macht es schwerer, Nein zu sagen oder die Situation klar zu bewerten.
- Gruppenzwang: Manchmal entsteht Druck, weil „alle“ es locker sehen oder weil Du denkst, Du musst mitmachen, um cool zu sein oder akzeptiert zu werden.
Ob das rechtlich immer als Prostitution gewertet wird, hängt vom Einzelfall ab (Alter, Umstände etc.). Aber ehrlich gesagt: Das Label „Prostitution“ ist vielleicht gar nicht die wichtigste Frage.

Warum diese Situationen trotzdem mega riskant sind (egal wie man es nennt!)
Viel wichtiger als das juristische Etikett ist, was solche Situationen mit Dir machen können:
- Deine Grenzen werden überschritten: Sex sollte immer freiwillig und aus eigenem Wunsch geschehen. Wenn Du Sex hast, nur um an Drogen oder Alkohol zu kommen (oder weil Du Dich unter Druck gesetzt fühlst), dann ist das nicht wirklich freiwillig. Es ist eine Grenzüberschreitung – entweder durch andere oder durch Dich selbst.
- Dein Selbstwertgefühl leidet: Wenn Sex zur Ware wird, kann das Dein Gefühl für Dich selbst total untergraben. Du fühlst Dich vielleicht benutzt, schmutzig oder wertlos. Das Gefühl, nur für Sex oder im Tausch gegen etwas gut genug zu sein, ist pures Gift für Dein Selbstbewusstsein.
- Ausnutzung und Abhängigkeit: Gerade wenn Drogen oder Alkohol im Spiel sind, bist Du verletzlicher. Jemand könnte Deine Sucht oder Dein Verlangen ausnutzen, um Dich zu Sex zu drängen. Das kann eine gefährliche Spirale in Gang setzen, bei der Du immer mehr Grenzen überschreitest, um an Stoff zu kommen.
- Gesundheitliche Risiken: Ungeschützter Sex kann zu sexuell übertragbaren Infektionen (STIs) führen. Unter dem Einfluss von Substanzen vergisst man vielleicht das Kondom oder ist weniger vorsichtig.
- Freundschaften gehen kaputt: Solche Tauschgeschäfte belasten Freundschaften extrem. Vertrauen geht verloren, es entstehen komische Machtverhältnisse und oft endet es in Streit oder Kontaktabbruch. Echte Freunde nutzen Dich nicht aus.

Es geht um Dich – nicht nur um ein Wort
Stell Dir vor, Lena* (Name geändert) erzählt: „Auf Partys war es manchmal so, dass Typen mir was angeboten haben, wenn ich mit ihnen rummache. Erst fand ich’s okay, ’ne schnelle Lösung. Aber irgendwann hab ich mich total billig gefühlt. Das war’s nicht wert.“ Solche Erfahrungen, ob selbst erlebt oder bei anderen beobachtet, zeigen: Es geht nicht darum, ob es offiziell Prostitution ist. Es geht darum, dass Du Dich in solchen Situationen selbst verlierst und Dir schadest.
Dein Körper, Deine Entscheidung, Dein Wert – Immer!
Egal, wie sehr Du etwas willst oder brauchst (Alkohol, Drogen, Zugehörigkeit): Sex als Tauschmittel ist eine gefährliche Abkürzung, die Dich am Ende mehr kostet, als sie Dir bringt. Dein Körper und Deine Zustimmung gehören Dir. Niemand hat das Recht, sie als Bezahlung für irgendwas zu verlangen oder zu akzeptieren.
Hilfe holen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Stärke!
Wenn Du merkst, dass Du in solchen Situationen steckst, Dich unter Druck gesetzt fühlst oder vielleicht ein Problem mit Drogen oder Alkohol hast, dann bist Du nicht allein! Es gibt Menschen, die Dir helfen können – anonym, kostenlos und ohne Verurteilung:
- Nummer gegen Kummer: Für Kinder und Jugendliche: 116 111 (Mo-Sa 14-20 Uhr). Für Eltern: 0800 111 0 550. Anonym und kostenlos. (www.nummergegenkummer.de)
- Drug-Com (BZgA): Infos und Beratung zu Drogen und Sucht. Online und oft auch mit Telefonberatung. (www.drug-com.de)
- Lokale Suchtberatungsstellen: In fast jeder Stadt gibt es Beratungsstellen für Suchtfragen (Alkohol, Drogen, etc.). Such einfach online nach „Suchtberatung + Deine Stadt“. Die Beratung ist vertraulich.
- Telefonseelsorge: Rund um die Uhr erreichbar bei Sorgen und Krisen: 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222. (www.telefonseelsorge.de)
- Online-Beratung: Plattformen wie z.B. JugendNotmail bieten anonyme Online-Beratung durch Fachkräfte. (www.jugendnotmail.de)

Fazit: Pass auf Dich auf!
Die Frage, ob Sex für Drogen oder Alkohol im Freundeskreis Prostitution ist, lenkt oft vom eigentlichen Problem ab. Ja, es ist eine Form von transaktionalem Sex, ein Tauschgeschäft, das Dich extrem verletzlich macht und Dir schaden kann. Viel wichtiger ist aber: Ist diese Situation gut für DICH? Respektiert sie Deine Grenzen? Stärkt sie Dein Selbstwertgefühl? Meistens ist die Antwort darauf ein klares Nein.
Pass auf Dich auf, höre auf Dein Bauchgefühl und zieh klare Grenzen. Und wenn Du merkst, dass Du oder jemand, den Du kennst, Hilfe braucht – zögere nicht, sie Dir zu holen!
Was denkst Du darüber?
Hast Du ähnliche Situationen erlebt oder beobachtet? Was sind Deine Gedanken dazu? Schreib es gerne (anonym) in die Kommentare oder teile den Beitrag, wenn Du denkst, er könnte anderen helfen. Und wenn Du Fragen hast oder reden möchtest, nutze die oben genannten Hilfsangebote!
Leave a Comment