Drogenpsychose: Mein Horror-Trip in die Hölle, aus der ich nicht mehr aufwachte

Drogenpsychose: Mein Horror-Trip in die Hölle, aus der ich nicht mehr aufwachte

Ein Artikel aus der „Die Psychologie der Sucht“-Serie von NeelixberliN

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Trigger-Warnung: Dieser Artikel beschreibt explizit die Symptome einer Psychose, einschließlich Halluzinationen, Wahnvorstellungen und extremer Angst.


Nach 28 Jahren Sucht & Recovery kennen die meisten von uns „Bad Trips“. Den Horror, die Panik, die schlechten Gefühle, die nach ein paar Stunden wieder verschwinden, wenn die Droge nachlässt. Aber ich kenne auch die andere Seite. Den Moment, in dem du aufwachst und der Trip nicht vorbei ist. Wenn du duschst und der Trip nicht vorbei ist. Wenn du versuchst zu schlafen und der Trip nicht vorbei ist.

Der Moment, in dem die Paranoia bleibt. In dem die Stimmen bleiben. Wenn dein Gehirn zu deinem persönlichen Horrorfilm-Produzenten wird und du die Hauptrolle spielst, ob du willst oder nicht. Das ist eine drogeninduzierte Psychose. Und es ist die vielleicht furchterregendste Erfahrung, die ein Mensch machen kann, weil du nicht mehr vor dem Monster fliehen kannst. Denn das Monster ist in deinem eigenen Kopf.

Dieser Artikel ist ein unzensierter Blick in diesen Abgrund. Wir klären, was eine Drogenpsychose ist, welche Drogen die gefährlichsten Trigger sind, wie es sich wirklich anfühlt und was du verdammt noch mal tun musst, wenn du oder ein Freund von dir den Bezug zur Realität verliert.

Eine Drogenpsychose ist der Moment, in dem die Sicherung deines Verstandes durchbrennt. Es ist der ultimative Kontrollverlust, bei dem die Substanz nicht mehr nur deine Gefühle, sondern deine gesamte Realität kapert. Zu verstehen, was dabei passiert, ist der erste Schritt, um den Weg zurück ins Licht zu finden.


🎯 Die harten Fakten: Ein häufiger Grund für die Einweisung

📊 Die harten Fakten in Zahlen: Ein häufiger Grund für die Einweisung

Eine Drogenpsychose ist kein seltenes Phänomen für Hardcore-User, sondern eine reale Gefahr auch bei vermeintlich „weichen“ Drogen:

  • 25% der Ersteinweisungen: Laut der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie (DGPPN) sind substanzinduzierte Psychosen für etwa ein Viertel aller psychotischen Erstepisoden verantwortlich, die in Kliniken behandelt werden.
  • Hohes Risiko bei Stimulanzien: Bei regelmäßigem, hochdosiertem Konsum von Amphetaminen (Speed, Crystal) liegt die Wahrscheinlichkeit, eine Psychose zu entwickeln, bei bis zu 40%.
  • Gefahr durch hochpotentes Cannabis: Studien zeigen einen klaren Zusammenhang: Je höher der THC-Gehalt und je niedriger der schützende CBD-Gehalt im Cannabis, desto höher das Risiko, eine Psychose auszulösen, besonders bei jungen Menschen.
  • Prognose oft gut: Bei konsequenter Abstinenz und schneller Behandlung klingen die Symptome einer rein drogeninduzierten Psychose in über 80% der Fälle innerhalb von Tagen bis maximal sechs Monaten wieder vollständig ab.

🔬 Wissenschaft: Wie Drogen dein Gehirn zum Absturz bringen

Eine Psychose ist im Grunde ein „Systemabsturz“ deiner Realitätswahrnehmung. Verschiedene Drogen sabotieren das System auf unterschiedliche Weise:

  • Das Dopamin-Gewitter (bei Stimulanzien): Kokain und Speed blockieren die Wiederaufnahme des Botenstoffs Dopamin. Das Gehirn wird damit überflutet. Ein überaktives Dopamin-System ist der zentrale neurobiologische Mechanismus bei Psychosen. Es signalisiert dem Gehirn fälschlicherweise eine extreme „Bedeutsamkeit“ bei eigentlich neutralen Reizen, was zu Wahn und Paranoia führt.
  • Die THC-Überdosis (bei Cannabis): Hochpotentes Cannabis (mit viel THC, wenig CBD) überreizt das körpereigene Endocannabinoid-System, das u.a. für die Filterung von Sinneseindrücken und die Angstregulation zuständig ist. Wenn dieser Filter ausfällt, kann es zu Derealisation, Angst und paranoiden Gedanken kommen.
  • Die „schlummernde“ Psychose (Vulnerabilitäts-Stress-Modell): Oft verursachen die Drogen die Psychose nicht allein, sondern sind der Auslöser (der „Stress“), der eine bereits vorhandene genetische oder biologische Anfälligkeit (die „Vulnerabilität“) für eine chronische Psychose wie Schizophrenie zum Ausbruch bringt.

🎭 So fühlt es sich an: Ein Erfahrungsbericht aus der Hölle

Ein Kopf, der in einer Explosion aus paranoiden Symbolen und Augen zerbirst, als Symbol für den Realitätsverlust bei einer Drogenpsychose.
Eine Drogenpsychose ist nicht nur eine Halluzination. Es ist die vollständige Kernschmelze deiner Realitätswahrnehmung.

Eine klinische Liste von Symptomen kann nicht beschreiben, wie sich eine Psychose wirklich anfühlt. Es ist ein Zustand des absoluten Terrors.

🎬 Aus dem Inneren der Hölle: Ein Erfahrungsbericht

Eine Liste von Symptomen kann den Terror nicht beschreiben. Es ist ein Zustand der totalen, inneren Auflösung:

  • Die Paranoia: Du BIST dir absolut sicher, dass du beobachtet wirst. Die Leute im Bus reden über dich. Im Radio laufen verschlüsselte Botschaften. Dein Essen ist vergiftet. Es ist keine „Angst“, es ist für dich die unumstößliche Realität.
  • Die Halluzinationen: Du hörst Stimmen, die deine Gedanken kommentieren oder dir Befehle geben. Du siehst Schatten oder Gestalten aus den Augenwinkeln. Es ist nicht wie im Film. Es ist real, und es ist zum Verrücktwerden, weil ein Teil von dir vielleicht noch weiß, dass es nicht sein kann.
  • Der Dermatozoenwahn: Ein klassisches Symptom bei Stimulanzien-Psychosen. Du spürst und siehst Insekten, Würmer oder Kristalle, die unter deiner Haut krabbeln. Der Drang, sie herauszukratzen, ist übermächtig und führt zu schweren Selbstverletzungen.
  • Der Kontrollverlust: Das Schlimmste ist nicht der Inhalt des Wahns. Es ist das Gefühl, dass dein eigener Verstand, der einzige Ort, an dem du je sicher warst, dich verrät und angreift. Du kannst deinen eigenen Gedanken nicht mehr trauen.

🛡️ Safer Use: Notfallplan für den psychotischen Ernstfall

Eine verirrte Person im Wald, die in der Ferne ein sicheres Haus (Psychiatrie) als Zufluchtsort sieht. Symbol für die Notwendigkeit professioneller Hilfe bei einer Psychose.
Wenn du im Wald deines eigenen Wahnsinns verloren bist, ist die Psychiatrie kein Gefängnis. Sie ist der sichere Hafen, der dir Schutz vor dem Sturm bietet.

Wenn du oder ein Freund die Realität verliert, zählt jede Minute. Panik ist der falsche Ratgeber. Klares, strukturiertes Handeln ist überlebenswichtig.

🛡️ Safer Use: Notfallplan für den psychotischen Ernstfall

Wenn die Realität zerbricht, ist schnelles, ruhiges und richtiges Handeln überlebenswichtig.

Für Betroffene (Wenn du merkst, dass du abdriftest):

  • STOPPE DEN KONSUM SOFORT. Nimm auf keinen Fall mehr, um es „besser“ zu machen.
  • Suche eine sichere, reizarme Umgebung. Geh nach Hause, wenn möglich. Schalte laute Musik und grelles Licht aus.
  • Sprich mit einer Vertrauensperson. Sage klar: „Ich glaube, ich verliere den Bezug zur Realität. Ich habe Angst.“
  • Zögere nicht, Hilfe zu rufen. Wähle den psychiatrischen Notdienst oder die 112. Das ist keine Schwäche, das ist ein lebensrettender Akt.

Für Angehörige & Freunde (Wenn jemand bei dir psychotisch wird):

  • Bleib ruhig. Deine Panik füttert seine Paranoia. Atme. Sprich langsam und leise.
  • Argumentiere NICHT gegen den Wahn. Du kannst ihn nicht überzeugen, dass die Stimmen nicht real sind. Das verstärkt nur seine Angst. Validiere das Gefühl, nicht den Inhalt: „Ich kann nicht sehen/hören, was du wahrnimmst, aber ich sehe, dass du Todesangst hast. Ich bin hier, um dir zu helfen.“
  • Sorge für Sicherheit. Entferne gefährliche Gegenstände. Bringe die Person an einen ruhigen Ort.
  • RUFE PROFESSIONELLE HILFE. Du bist kein Therapeut. Wenn die Person eine Gefahr für sich oder andere wird, ist es deine verdammte Pflicht, den psychiatrischen Notdienst oder die 112 zu rufen.

🤔 Ausführliche FAQ

🤔 Was ist der Unterschied zwischen einem „Bad Trip“ und einer Psychose?

✅ Ein Bad Trip ist eine zeitlich begrenzte, negative Rauscherfahrung, die mit dem Abklingen der Droge wieder verschwindet. Eine drogeninduzierte Psychose ist ein ernsthafter Krankheitszustand, bei dem die Symptome (Wahn, Halluzinationen) auch nach dem Abklingen der unmittelbaren Drogenwirkung anhalten – über Stunden, Tage, Wochen oder sogar länger.

❤️ Kann eine Psychose auch noch lange nach dem Drogenkonsum auftreten?

✅ Normalerweise tritt sie im direkten zeitlichen Zusammenhang auf. Drogen können aber eine schlummernde, chronische Psychose wie Schizophrenie „triggern“, die dann ein Leben lang bestehen bleibt. In seltenen Fällen können auch Flashbacks (bei Halluzinogenen) Wochen später psychose-ähnliche Zustände auslösen.

🧠 Kann ich nach einer Drogenpsychose jemals wieder „normal“ kiffen oder Drogen nehmen?

✅ Davon ist extrem dringend abzuraten. Wenn dein Gehirn einmal eine psychotische Reaktion auf eine Substanz gezeigt hat, ist deine Anfälligkeit massiv erhöht. Jeder weitere Konsum, auch von vermeintlich „leichten“ Drogen wie Cannabis, ist wie Russisch Roulette mit deinem Verstand. Die meisten Ärzte und Therapeuten empfehlen eine lebenslange, vollständige Abstinenz von allen psychoaktiven Substanzen.

💪 Ein Freund redet wirres Zeug und hat Angst. Was soll ich tun?

✅ Nimm es ernst. Bleib ruhig. Widersprich seinem Wahn nicht, sondern validiere seine Angst („Ich sehe, dass du Angst hast“). Sorge für eine sichere, reizarme Umgebung. Wenn die Situation eskaliert oder er eine Gefahr für sich oder andere ist, zögere keine Sekunde und rufe professionelle Hilfe (psychiatrischer Notdienst oder 112).

😔 Ich habe Angst, in die Psychiatrie zu gehen. Sperren die mich für immer weg?

✅ Nein. Das ist eine häufige Angst, die aber meist unbegründet ist. Eine psychiatrische Notaufnahme ist ein sicherer Ort, um eine akute Krise zu stabilisieren. Du wirst dort medizinisch versorgt und medikamentös eingestellt. Eine langfristige Unterbringung gegen deinen Willen ist in Deutschland an extrem hohe rechtliche Hürden geknüpft und nur bei akuter, schwerer Selbst- oder Fremdgefährdung möglich. Das Ziel ist immer, dich so schnell wie möglich zu stabilisieren und in eine ambulante Weiterbehandlung zu entlassen.

📚 Lesetipp zur Vertiefung

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Stimmenreich: Mitteilungen über den Wahnsinn von Thomas Bock & U. Klein

Prof. Dr. Thomas Bock ist einer der führenden deutschen Experten für Psychosen und hat die Psychiatrie-Landschaft mit seinem verständnisvollen Ansatz revolutioniert. Dieses Buch (und viele andere von ihm) hilft, die Erfahrung des „Wahnsinns“ von innen zu verstehen, entstigmatisiert das Stimmenhören und zeigt Wege auf, mit der Psychose zu leben, anstatt nur gegen sie zu kämpfen. Ein zutiefst menschlicher Blick auf das Thema.

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🎬 NeelixberliN Fazit

Eine Person betrachtet eine Welt, die wie eine rissige Glasscheibe aussieht. Symbol für die Verletzlichkeit und die Narben nach einer Drogenpsychose.
Eine überstandene Psychose hinterlässt feine Risse in deiner Realitätswahrnehmung. Sie sind eine ewige Mahnung daran, dass es Grenzen gibt, die man nicht ungestraft überschreitet.

Ich hatte Glück. Meine drogeninduzierten psychotischen Episoden waren temporär. Aber sie haben mir eine Lektion erteilt, die ich nie vergessen werde: Du spielst mit deiner Hirnchemie Russisches Roulette. Du jonglierst mit den Bausteinen deiner Realität, und du hast keine Ahnung, wann du sie fallen lässt.

Diese Erfahrung hat mir einen tiefen, tiefen Respekt vor der Zerbrechlichkeit des menschlichen Verstandes gelehrt. Es gibt Grenzen, die man nicht ungestraft überschreitet. Und wenn du merkst, dass die Realität Risse bekommt, dass dein Denken bizarr wird, dass du anfängst, an Dingen zu zweifeln, die gestern noch felsenfest waren: RENNE. Renn so schnell du kannst in Richtung Hilfe.

Denn der Trip, der nicht mehr aufhört, ist die Definition von Hölle auf Erden. Spiel nicht mit deinem Verstand. Du hast nur den einen.


📖 Quellen & Referenzen

  • Weltgesundheitsorganisation (WHO): Internationale Klassifikation der Krankheiten, 11. Revision (ICD-11). (Definiert die Kriterien für substanzinduzierte psychotische Störungen).
  • Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN): S3-Leitlinien zur Behandlung von Schizophrenie und substanzbezogenen Störungen.
  • Deutsches Ärzteblatt: Diverse Fachartikel zur Prävalenz und Behandlung von drogeninduzierten Psychosen.
  • National Institute on Drug Abuse (NIDA): Forschung zum Zusammenhang von Dopamin-Dysregulation und Psychose.

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Über Gabriel Maetz

NeelixberliN teilt hier seine persönliche und ungefilterte Erfahrung auf dem Weg aus der Sucht. Nach Jahren der Abhängigkeit, unter anderem von Polamidon, kämpft er sich Tag für Tag zurück ins Leben. Dieser Blog ist sein persönliches Logbuch, eine Hilfe für sich selbst und hoffentlich auch eine stütze für andere, die einen ähnlichen Kampf führen.

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