WICHTIGER HINWEIS ZUERST! 📢
Willkommen zu Tag 5! Mega, dass du so konsequent dabei bist! Denk dran: Dieser kostenlose Workshop dient der Selbsthilfe. Er ist kein Ersatz für eine professionelle Therapie. Wenn du dich in einer akuten Krise befindest oder starken Suchtdruck verspürst, wende dich bitte umgehend an die Telefonseelsorge (0800 1110111), den Notruf (112) oder eine Suchtberatungsstelle.
Gestern hast du gelernt, dir selbst mit Mitgefühl zu begegnen. Heute gehen wir einen Schritt weiter und schalten unseren Verstand als mächtigen Verbündeten hinzu. Wir lernen, die Geschichten zu überprüfen, die unsere Gefühle antreiben. Denn die wichtigste Lektion heute lautet: Nur weil du etwas denkst, heißt das nicht, dass es wahr ist.
Dein Motto für Tag 5: „Ich bin der Detektiv meiner Gedanken, nicht ihr Gefangener.“ 🕵️
Der Kerngedanke: Deine Gefühle sind keine Fakten
Unser Gehirn ist eine brillante Maschine, aber es liebt dramatische Geschichten. Besonders unter Stress oder bei Suchtdruck neigt es zu kognitiven Verzerrungen wie Übertreibungen, Schwarzmalerei und Katastrophendenken. Ein kleiner Fehler wird zu „Ich werde alles verlieren!“. Ein schiefer Blick wird zu „Niemand mag mich!“.
Diese Gedanken fühlen sich zu 100% wahr an und erzeugen starke, schmerzhafte Emotionen. Aber sie sind oft nur Interpretationen, keine Fakten. Sie sind die Schlagzeile der BILD-Zeitung, nicht der Bericht der Tagesschau.
- „Ich fühle mich wie ein Versager.“ -> Das ist ein Gefühl. Es ist gültig und darf da sein.
- „Ich BIN ein Versager.“ -> Das ist die Geschichte, der vermeintliche Fakt, den wir heute überprüfen lernen.

Deine praktische Übung: Die Zwei-Spalten-Technik (Der Faktencheck) 📝
Dies ist ein klassisches, extrem wirksames Werkzeug aus der kognitiven Verhaltenstherapie, um automatische negative Gedanken zu entschärfen.
So funktioniert’s: Werde zum Anwalt gegen dein Kopfkino
Nimm dein Logbuch. Wähle einen „heißen Gedanken“ von gestern oder heute, der ein starkes negatives Gefühl ausgelöst hat. Ziehe eine senkrechte Linie in der Mitte der Seite.
Spalte 1: Mein Gefühl / Mein „heißer“ Gedanke
Schreibe hier den automatischen, emotionalen Gedanken genau so auf, wie er dir in den Kopf geschossen ist.
Beispiel: „Ich habe die E-Mail immer noch nicht beantwortet. Ich werde das niemals schaffen. Mein Chef wird mich für komplett unfähig halten und ich verliere meinen Job.“
Spalte 2: Der Faktencheck / Andere Sichtweisen
Werde jetzt zum Detektiv. Stelle deinem „heißen Gedanken“ kritische Fragen und schreibe die Antworten auf.
- Die Beweisfrage: Welche handfesten Beweise gibt es, dass dieser Gedanke zu 100% wahr ist? Welche Beweise gibt es dagegen? (z.B. „Ich habe schon hunderte E-Mails beantwortet. Ich wurde noch nie wegen so etwas gekündigt.“)
- Die Alternativ-Frage: Gibt es eine andere, weniger katastrophale Erklärung? (z.B. „Vielleicht erwartet niemand eine sofortige Antwort. Die Aufgabe ist schwierig, aber nicht unmöglich.“)
- Die „Was-wäre-wenn“-Frage: Was ist das absolut Schlimmste, das passieren könnte? Wie wahrscheinlich ist das (in %)? Was würde ich dann tun? (z.B. „Im schlimmsten Fall gäbe es ein kritisches Gespräch. Wahrscheinlichkeit: 5%. Ich würde die Situation erklären.“)
- Die Freundes-Frage (Tag 4): Was würde ich einem guten Freund sagen, der diesen Gedanken hat? (z.B. „Hey, mach dir nicht so einen Druck. Das ist nur eine E-Mail. Atme durch und geh es Schritt für Schritt an.“)
Schreibe am Ende der zweiten Spalte einen neuen, ausgewogeneren und realistischeren Gedanken auf.
Beispiel: „Es ist unangenehm, diese E-Mail aufzuschieben. Aber ich habe schon schwierigere Aufgaben gemeistert. Ich nehme mir jetzt 15 Minuten Zeit, um einen ersten Entwurf zu schreiben.“
Mein persönlicher Check-in: Ich mach mit! ✍️
- Reflexion zu Tag 4: Mein Satz ‚Es ist okay, dass du kämpfst‘ hat mir gestern Abend geholfen, nicht in Selbstkritik zu versinken, als der Suchtdruck kam.“]
- Mein Faktencheck (Beispiel von heute): „Heißer Gedanke: ‚Ich schaffe das heute alles nicht.‘ Faktencheck: ‚Ich habe heute schon XYZ erledigt. Der Gedanke ist also faktisch falsch. Vielleicht schaffe ich nicht alles, aber einiges.'“]

Reflexionsfrage zum Abschluss des Tages:
Notiere die Antwort in deinem Logbuch:
„Welcher meiner ‚heißen Gedanken‘ hat dem Faktencheck heute am wenigsten standgehalten?“
Du hast heute ein machtvolles Werkzeug gelernt, um den Stecker von emotionalen Abwärtsspiralen zu ziehen.
Ausblick & Vorbereitung auf Tag 6 🗓️
Morgen füllen wir unseren Werkzeugkoffer weiter auf. Wir lernen ganz konkrete „Skills“ kennen, die uns helfen, die Zeit zu überbrücken, während die Gefühlswelle rollt oder wir den Faktencheck durchführen. Bis morgen!
Häufige Fragen (FAQ) zu Tag 5
Fühlt sich das nicht an, als würde ich mir meine Gefühle ‚ausreden‘?
Das ist ein wichtiger Punkt. Wir reden uns nicht das Gefühl aus (das Gefühl ist da und darf da sein), sondern wir überprüfen den Gedanken, der das Gefühl verursacht. Es geht nicht darum zu sagen „Du darfst keine Angst haben“, sondern zu fragen: „Ist der Grund, aus dem ich Angst habe, wirklich so bedrohlich, wie mein Kopf ihn gerade darstellt?“.
Was ist, wenn mein katastrophaler Gedanke tatsächlich wahr ist oder sein könnte?
Manchmal sind Situationen real bedrohlich oder schwierig (z.B. eine Kündigung, eine Trennung). Auch hier hilft der Faktencheck. Er holt dich aus der Panik („Mein Leben ist vorbei“) und bringt dich ins lösungsorientierte Denken („Okay, das ist die Realität. Was ist der allererste, kleine Schritt, den ich jetzt tun kann, um damit umzugehen?“).
Mein Kopf ist komplett leer, wenn ich versuche, alternative Gedanken zu finden.
Das ist sehr normal, besonders am Anfang. Der „heiße Gedanke“ ist wie eine laute Sirene, die alles andere übertönt. Konzentriere dich dann nur auf eine einzige Frage: „Was würde ich einem guten Freund sagen?“. Diese Frage schafft am einfachsten die nötige Distanz, um eine neue Perspektive zu finden.
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