Tag 3: Grenzen setzen – Wie du "Nein" sagst & dich schützt - Titelbild Podcast Folge

Tag 3: Grenzen setzen – Wie du „Nein“ sagst & dich schützt



Herzlich willkommen zu Tag 3! Gestern hast du die Muster der Co-Abhängigkeit beleuchtet. Heute bekommst du das kraftvollste Werkzeug an die Hand, um diese Muster zu durchbrechen: die Kunst, klare und liebevolle Grenzen zu setzen.

Das Wort „Grenze“ klingt für viele erstmal hart. Wie eine Mauer. Wie eine Bestrafung. Aber das ist es nicht. Eine gesunde Grenze ist keine Mauer, die jemanden aussperrt, sondern ein Zaun, der deinen eigenen, wertvollen Garten schützt. Es geht darum, klar zu definieren, was für dich in Ordnung ist und was nicht. Heute lernst du, wie du diesen Zaun baust – stabil, aber mit einem Tor, das du bewusst öffnen und schließen kannst.

Warum Grenzen keine Mauern, sondern Rettungsinseln sind 🏝️

Viele Angehörige denken, sie müssten alles aushalten, um ihre Liebe zu beweisen. Das ist ein tragischer Irrtum. Grenzenlosigkeit führt zu Burnout, Wut und Verzweiflung. Grenzen hingegen schaffen Klarheit und Respekt – für dich und für den suchtkranken Menschen.

Der entscheidende Denkfehler ist: Eine Grenze bezieht sich nicht auf die andere Person, sondern immer auf dich selbst.

  • Falsch (Kontrolle): „Du darfst nicht mehr trinken.“
  • Richtig (Grenze): „Ich werde nicht mehr mit dir reden, wenn du getrunken hast.“

Du kontrollierst nicht das Verhalten des anderen, sondern deine eigene Reaktion darauf. Damit gibst du ihm die Verantwortung für sein Handeln zurück und schützt gleichzeitig deine eigene Energie.

Schlüssel-Erkenntnis zum Mitnehmen 🔑

Eine Grenze ist eine Regel für dein eigenes Verhalten. Sie ist ein liebevoller Akt des Selbstschutzes, der niemanden zu etwas zwingt, aber klare Konsequenzen für dein Wohlbefinden schafft.


Ein wunderschöner, blühender Garten, der von einem sauberen, stabilen Holzzaun umgeben ist. Das Gartentor steht einladend offen. Symbolisiert die positive Metapher der Grenze. "gesunde Grenzen setzen", "sich selbst schützen", "liebevolle Abgrenzung"

Dein Action-Plan: Die 3-Schritte-Formel für eine wirksame Grenze 📝

Das Setzen von Grenzen kann man lernen wie eine neue Sprache. Diese 3-Schritte-Formel hilft dir dabei, klar und fair zu kommunizieren.

Schritt 1: Finde deine Grenze (Was genau stört mich?)

Sei ultra-spezifisch. „Ich will nicht mehr, dass du so respektlos bist“ ist zu vage.

Besser: „Ich möchte nicht mehr angeschrien werden.“ oder „Ich werde dir kein Geld mehr leihen.“

Schreib eine konkrete Grenze, die du ab heute ziehen willst, auf einen Zettel.

Schritt 2: Kommuniziere sie mit der „Ich-Botschaft“-Formel

Vermeide „Du“-Vorwürfe. Nutze stattdessen diese Struktur:

„Ich fühle mich [DEIN GEFÜHL], wenn du [SEIN/IHR VERHALTEN] zeigst. Deshalb werde ich in Zukunft [DEINE KLARE HANDLUNG/KONSEQUENZ].“

Beispiel: „Ich fühle mich verletzt und nicht respektiert, wenn du mich anschreist. Deshalb werde ich in Zukunft den Raum verlassen, wenn du deine Stimme erhebst.“

Schritt 3: Sei konsequent (Der absolut wichtigste Teil!)

Eine Grenze ohne Konsequenz ist nur eine leere Drohung. Wenn du sagst, du verlässt den Raum, dann TUE es. Jedes Mal. Anfangs wird deine Grenze getestet werden. Aber jedes Mal, wenn du konsequent bleibst, wird dein Zaun stabiler und deine Selbstachtung wächst.


Eine klare, rote Linie, die auf dem Boden gezeichnet ist. Eine Person steht auf der einen Seite und bleibt dort stehen, anstatt sie zu übertreten. Symbolisiert das konsequente Einhalten der Grenze. "Grenze ziehen", "konsequent bleiben", "Nein sagen lernen"

Deine Affirmation für heute 🗣️

Dieser Satz gibt dir die Erlaubnis, die du vielleicht nie bekommen hast. Mach ihn zu deinem Mantra.

„Mein ‚Nein‘ zu einer Forderung ist ein ‚Ja‘ zu meinem eigenen Wert und meiner Gesundheit.“

Ausblick & Vorbereitung auf Tag 4 🗓️

Wow! Grenzen setzen ist Schwerstarbeit, aber du hast jetzt eine klare Anleitung. Morgen lernst du eine Kommunikationsmethode kennen, die darüber hinausgeht: die CRAFT-Methode. Sie ist ein unfassbar wirksamer Weg, um positiv Einfluss zu nehmen und die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass dein Angehöriger Hilfe annimmt – ganz ohne Druck und Streit.


Häufige Fragen zum Grenzen setzen bei Sucht (FAQ)


Was mache ich, wenn mein Angehöriger extrem wütend auf meine Grenze reagiert?

Das ist zu erwarten, denn du veränderst die eingespielten Regeln. Wichtig: Bleib ruhig und wiederhole deine Grenze. Verwickle dich nicht in eine Diskussion über die Grenze selbst. Sag z.B.: „Ich verstehe, dass du wütend bist. Dennoch bleibe ich dabei: Ich werde den Raum verlassen.“ Deine Ruhe ist deine Superkraft.

Fühlt es sich nicht total egoistisch an, Grenzen zu setzen?

Anfangs ja, weil es ungewohnt ist. Aber denk an die Sicherheitshinweise im Flugzeug: „Setzen Sie zuerst Ihre eigene Sauerstoffmaske auf, bevor Sie anderen helfen.“ Wenn du ausbrennst, kannst du für niemanden mehr da sein. Für dich zu sorgen ist nicht egoistisch, sondern notwendig.

Was ist eine gute „Einsteiger-Grenze“, die ich sofort umsetzen kann?

Eine gute erste Grenze ist eine, die du zu 100% selbst kontrollieren kannst. Zum Beispiel: „Ich werde nicht mehr auf Anrufe oder Nachrichten antworten, die nach 22 Uhr kommen und sich um Sucht-Themen drehen.“ oder „Ich werde nicht mehr an Diskussionen teilnehmen, wenn du getrunken hast.“


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