Heute hänge ich zeitlich etwas hinterher, aber es ist so viel passiert. Ich muss mich zuerst bei einer Leserin bedanken, die mir heute Nacht per WhatsApp geschrieben hat – es hat mich sehr gefreut und ja, es hat definitiv etwas bewirkt, denn danach konnte ich endlich schlafen!
Rückblick auf gestern: Zwischen Comedy-Tränen & harten Grenzen
Der Tag begann super. Ich hatte wieder den Hund einer Freundin, habe das neue Drogenlexikon gestartet und war bei meiner neuen Hausärztin. Ein tolles Gefühl, ihr erzählen zu können, dass ich mit eigenen Skills noch clean bin. Wir haben uns super verstanden (ich hätte ihr am liebsten ihr cooles Oberteil geklaut 😄) und ich habe die nötigen Überweisungen bekommen, um Herz und Nervenbahnen checken zu lassen.
Abends war ich dann in meiner Lieblings-Selbsthilfegruppe, habe meine 1-Monats-Münze bekommen und mich mit Keksen vollgestopft. Besonders stark fand ich, dass ein Mitglied nach langer clean-Zeit offen über einen Ausrutscher gesprochen hat. Das braucht Eier und zeigt allen: Wir leiden an einer Krankheit, niemand ist für immer geschützt. Es geht darum, wie schnell man wieder aufsteht.
Danach musste ich selbst noch eine harte Grenze ziehen und einem Freund auf der Entzugsstation, dem ich mehrfach helfen wollte, klarmachen, dass ich meine Energie nicht mehr investieren kann, wenn er seine Genesung nicht an erste Stelle setzt. Das war hart, aber notwendig für meine eigene Stabilität.

Der Schock am Nachmittag: Die gelben Briefe & die drohende Haft ✉️
Ich komme also nach einem langen Tag nach Hause, öffne den Briefkasten und mein Herz bleibt kurz stehen. Ein Umschlag von der Staatsanwaltschaft.
Ich habe ja erst vor ein paar Tagen Sozialstunden für eine alte Geldstrafe (ca. 1300€) beantragt, um einer Haftstrafe zu entgehen. Und heute? Die nächste. Eine Reststrafe von 360€ oder 24 Tage absitzen. Es geht um unerlaubten Waffenbesitz von früher. Die Waffe hatte ich zum Schutz, als ich durch eine meiner ersten Firmen viel Geld hatte und Erpressungsversuche ein Thema waren. Das entschuldigt nichts, aber es erklärt den Hintergrund.
Das Problem an der Sache: Der Brief ist vom 8.01., der Poststempel vom 10.01. und heute, am 15.01., war er erst im Briefkasten. Die Frist, mich freiwillig zu stellen, ist quasi schon abgelaufen. Der Haftbefehl wird also vermutlich schon raus sein. Entweder will man mich wirklich aus anderen Gründen von meiner Arbeit abhalten, oder ich habe gerade extremes Pech.
Der Kampf im Kopf: Angst vor dem Knast & dem Rückfall 🧠
Jetzt beginnt das Kopfkino. Ab morgen muss ich wieder „Verstecken spielen“, obwohl ich gerade versuche, alles richtig zu machen. Ich habe bereits Kontakte informiert, was zu tun ist, sollte ich plötzlich nicht mehr erreichbar sein. Die Timer auf meiner Webseite müssen ja kontrolliert werden.
Am Gefängnis macht mir eigentlich nur eines Sorgen, und das hat der Beamte, der heute wegen meiner Hundesteuer hier war (ja, der Tag war voll!), schon von sich aus gesagt: „Im Knast wird man gerade hier in Berlin/Brandenburg am ehesten rückfällig.“
Da gibt es fast alle Drogen und die psychische Situation ist nicht zu unterschätzen. Und genau davor habe ich Angst.

Mein Fazit: Trotzdem nicht aufgeben 💪
Ich war heute auch wieder bei einem Freund, den ich „Poker-Freund“ nenne (ihr wisst, was ich meine). Er wollte vorbeikommen. Es klingelte, ich mache auf und ein gut gekleideter Mann mit Aktentasche kommt die Treppe hoch. Oh je, dachte ich, der hat keine Medis dabei. Er war vom Amt wegen der Hundesteuer. Ich war ehrlich, hab ihm von meiner Situation erzählt, wir kamen gut ins Gespräch. Er war Ex-Polizist.
In dem Moment klingelte es wieder. Mein eigentlicher Poker-Freund. Ich hab ihn kurz im Flur warten lassen, das Gespräch beendet, das eine vollzogen und bin dann mit den Überweisungen ins Krankenhaus. Und dort der nächste Lichtblick: Ich bekomme einen Termin beim Chefarzt der Psychiatrie, meinem alten behandelnden Arzt, der mich und die Seite hier kennt. Er nimmt mich sofort als Patient an. Ein Termin schon nächsten Monat. Ich habe mich gefreut wie an Weihnachten.
Ihr seht, es ist ein ständiges Auf und Ab. Aber die positiven Momente und die Unterstützung überwiegen. Ich werde morgen früh alles in Bewegung setzen. Wir werden sehen, wie es sich entwickelt.
Ich danke Dir für Deine Zeit in diesem Artikel!
Häufige Fragen (FAQ) zum Umgang mit Konsequenzen in der Recovery
Warum holen einen alte Strafen oft erst ein, wenn man clean ist?
Weil man im aktiven Konsum oft Briefe ignoriert, Termine verpasst und in einem administrativen Chaos lebt. Sobald man clean wird, eine feste Adresse hat und anfängt, seine Post zu öffnen und Verantwortung zu übernehmen, wird man mit den Konsequenzen der Vergangenheit konfrontiert. Das ist ein schmerzhafter, aber extrem wichtiger Teil des „Aufräumens“ im neuen Leben.
Ist die Angst vor einem Rückfall im Gefängnis berechtigt?
Ja, leider. Obwohl Drogen verboten sind, sind sie in vielen Justizvollzugsanstalten verfügbar. Der immense psychische Stress, die Langeweile, die Hoffnungslosigkeit und der Kontakt mit anderen Drogenkonsumenten stellen ein extrem hohes Rückfallrisiko dar. Es ist eine der größten Herausforderungen für die Resozialisierung und ein valider Grund zur Sorge.
Was sind „gelbe Briefe“ in Deutschland?
Ein „gelber Brief“ ist die umgangssprachliche Bezeichnung für eine förmliche, offizielle Zustellung von einem Gericht, einer Behörde oder einem Anwalt. Der gelbe Umschlag signalisiert, dass es sich um ein wichtiges, rechtlich relevantes Dokument handelt (z.B. ein Strafbefehl, eine Ladung oder ein Urteil), dessen Zustellung genau dokumentiert wird. Man sollte sie niemals ignorieren, da sonst Fristen verstreichen können.
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