Guten Morgen Berlin, guten Abend an den Rest der Welt!
Ich bin wieder zurück und in zum Glück viel besseren Emotionen als noch vor 24 Stunden. Es hat sich also gelohnt, durchzuhalten.
Der Schlaf war mit ca. 5 Stunden am Stück ein riesiger Erfolg für mich! Ich wäre fast liegen geblieben, aber die neue Struktur ruft. Also raus aus dem fremden Bett, um euch zu schreiben.
Die Mission geht weiter: Zwischen Server-Angriffen & Polizei-Frust 💻
Der Tag begann wieder früh am Laptop. Anscheinend gefällt nicht allen, welche Infos hier bekannt gegeben werden, und ich hatte ziemlich mit Server-Problemen zu kämpfen. Aber pünktlich zur Selbsthilfegruppe stand die Webseite wieder.
Auf dem Weg dorthin musste ich mich wieder über die Polizei ärgern, die lieber harmlose Autofahrer kontrolliert, während ein paar Meter weiter die Kilos durch die Straßen wandern. Aber wenn ich runterkomme, ist mir klar: Es geht um das ganze Spinnennetz, nicht nur um die einzelne Fliege.

Ein Meilenstein & neue Hoffnung: Die Selbsthilfegruppe 🤝
Die Selbsthilfegruppe war super. Ich hab mich mit Kuchen und Keksen vollgestopft und meine erste 1-Monats-Münze von den AA bekommen. 🙂 Richtig positiv war, dass die Gruppe offen für Veränderungen war. Da ich derzeit für jede Aufgabe dankbar bin, habe ich mich direkt freiwillig gemeldet, um in Zukunft beim Aufbau zu helfen.
Der „Full-Circle-Moment“: Eine Nacht in der Notaufnahme (als Helfer!) 🚑
Auf dem Rückweg schrieb ich einer Freundin, deren Wohnung auf dem Weg lag. Sie hatte gesundheitliche Probleme und überlegte, ins Krankenhaus zu fahren. Also hab ich direkt meine Hilfe angeboten, bin mit ihrem Hund Gassi gegangen und habe sie dann in die Notaufnahme begleitet.
Und da, auf dem Parkplatz vor dem Krankenhaus, kam die Erinnerung hoch. Hier stand ich vor ca. 2 Jahren schon oft mit ihr. Aber damals war ich der Patient, und sie hat mich immer wieder zurück zur Entzugsstation gebracht. Mein Wunsch damals war, irgendwann mal clean hier zu parken und Richtung Wald statt Notaufnahme zu laufen.
Und gestern war es so weit. Zwar ging es trotzdem in die Notaufnahme, aber diesmal nicht wegen mir. Ich war der Unterstützer. Ein unglaublicher „Full-Circle-Moment“.
Im Wartezimmer hat sie mir dann von damals erzählt. Von den Unmengen an Diazepam und Wodka, die ich intus hatte. Wie ich mich geweigert hatte, Hilfe anzunehmen, und wie sie für mich kämpfen musste. Ich konnte mich an fast nichts davon erinnern. Diesmal saßen wir da, clean und trocken, haben die Zeit mit Gesprächen und „Tic Tac Toe“ überbrückt. Es war ein seltsames, aber auch ein schönes Gefühl.

Mein Fazit: Das Leben ist mehr wert als jeder Kick ✨
Gegen Mitternacht kamen wir zurück. Ich war müde, aber positiv. Ich hätte noch weiter schlafen können, aber meine neue Routine ist mir heilig.
Ihr merkt, ich kann mich plötzlich mit Kleinigkeiten beschäftigen und mich über „normale“ Momente total freuen. Ich erlebe viel mehr, als mir eine Droge je geben könnte. Denn diese Momente bleiben. Die von Drogen sind nur kurz und wandeln sich immer ins Negative.
Heute Abend steht was Besonderes an: Sternschnuppen gucken mit einer besonderen Person. Und darauf freue ich mich mehr als auf jeden Rausch der Vergangenheit.
Danke für Deine Zeit in diesem Artikel!
Häufige Fragen (FAQ) zur Recovery-Reise
Warum ist der erste Monat clean so ein wichtiger Meilenstein?
Weil in dieser Zeit oft die schlimmsten akuten körperlichen Entzugserscheinungen abklingen und man beginnt, die ersten klaren Gedanken und echten Gefühle wiederzuerleben. Man beweist sich selbst, dass ein Leben ohne die Substanz möglich ist und baut ein erstes, fragiles Fundament für die weitere Genesung. Es ist oft die härteste, aber auch die wichtigste Phase.
Wie wichtig ist es, in der Recovery neue Aufgaben und eine feste Struktur zu haben?
Absolut entscheidend. Sucht hinterlässt oft ein Gefühl von Leere und zielloser Zeit. Eine neue, gesunde Struktur (wie im Artikel: Gassi gehen, Termine wahrnehmen, für andere da sein, ehrenamtlich helfen) gibt dem Tag einen Sinn, lenkt vom Suchtdruck ab und baut neues Selbstwertgefühl auf. Es ist ein aktiver Weg, das neue Leben zu gestalten und sich selbst zu beweisen, dass man gebraucht wird.
Warum kann es helfen, sich an sein altes „Sucht-Ich“ zu erinnern, auch wenn es schmerzhaft ist?
Der Blick zurück, besonders durch die ehrlichen Erzählungen von Freunden, kann eine starke Motivation sein. Er zeigt einem ungeschönt, wie schlimm die Situation wirklich war (was man im Rausch oft verdrängt hat) und macht den Kontrast zum heutigen, cleanen Leben umso deutlicher. Diese Dankbarkeit für den gemachten Fortschritt ist ein starker Schutzschild gegen einen Rückfall.