Klinik-Erfahrung: Wenn der "Safe Space" versagt & dich stärker macht. Podcast und Artikel Titebild

Klinik-Erfahrung: Wenn der „Safe Space“ versagt & dich stärker macht



Hey Leute, hier ist NeelixberliN. ✌️

Wer meinen Blog kennt, weiß: Ich bin immer 100% ehrlich mit euch. Viele erinnern sich an meinen Artikel „Sucht oder Krise?“. Damals war ich nach meinem Aufenthalt auf der Krisenstation 34 mega hoffnungsvoll. Ich dachte echt, ich hätte einen Safe Space gefunden. 🙏

Genau deshalb ist es für mich wichtig, diesen neuen Text zu schreiben. Weil diese Hoffnung von einer anderen Station im selben Haus – der Station 20 – nicht nur enttäuscht, sondern systematisch zerstört wurde. Das hier ist keine pauschale Kritik. Es ist der schmerzhafte zweite Teil einer Story, die so gut angefangen hat. Und es ist die überfällige Korrektur meiner alten Empfehlung. ❌


Ein Schild mit der Aufschrift "SAFE SPACE", das aber Risse hat oder zerbrochen am Boden liegt. Symbolisiert das zerbrochene Vertrauen. "zerstörtes Vertrauen", "schlechte Erfahrung Klinik", "Safe Space gebrochen"

Der Vertrauensbruch: 10 Minuten, die alles zerstörten 💔

Kennt ihr dieses miese Gefühl? Du nimmst all deinen Mut zusammen, willst offen reden und rennst gegen eine Wand aus Arroganz. Ich hatte einen Termin beim Chefarzt der Psychiatrie der Oberhavel Kliniken in Hennigsdorf, der mich seit Jahren kennt. Er weiß von meiner Polytox-Vergangenheit, meinem harten Polamidon-Entzug und meiner öffentlichen Arbeit.

Das Ergebnis? 10 Minuten oberflächliche Abfertigung. 🤯 Ein „Gespräch“, das sich anfühlte wie ein Schlag ins Gesicht. Mir wurde klar: Meine Akte wurde nicht gelesen, meine Sorgen als Spinnerei abgetan und meine wochenlangen Beobachtungen ignoriert. Eine reine Machtdemonstration, die das ganze Vertrauen, das die Station 34 aufgebaut hatte, mit Füßen trat.

Eine Chronik der Probleme auf Station 20 📉

Was ich auf Station 20 erlebt habe, waren keine Zufälle. Es war systematisches Versagen in mehreren Punkten.

🚨 Problem #1: Datenschutz? Eher „Daten zum Mitnehmen“!

In unserer Welt bedeutet Anonymität Schutz. Ein Datenleck ist eine Katastrophe. Als ich beweisen konnte, dass unzuständige Mitarbeiter in meiner Akte rumschnüffeln und vertrauliche Infos nach außen tragen, erwarte ich sofortiges Handeln! Stattdessen hieß es von den Pflegern: „Er kommt nicht mehr und ist im Feierabend.“ Unfassbar. Das ist nicht nur ein Vertrauensbruch, es ist ein massives Sicherheitsrisiko für JEDEN Patienten dort.

👨‍⚕️ Problem #2: Ignoranz im Arztkittel

Wenn ein Chefarzt den Missbrauch von Sertralin als „Blödsinn“ abtut, weil es nicht in seinem Lehrbuch steht, hat er die Realität auf der Straße nicht verstanden. Meine Hinweise, was in der Szene wirklich abgeht, wurden einfach weggewischt. Diese Arroganz gegenüber der echten Erfahrung eines Patienten ist brandgefährlich. 🤦‍♂️

🤢 Problem #3: Der „Safe Space“ als Farce

Wenn ich als Patient auf Dealer hinweise, die auf der Station ihr Business machen, und es passiert NICHTS, dann ist der „Safe Space“ eine Lüge. Wenn andere Patienten, die es WIRKLICH ernst meinen, deswegen scheitern, trägt die Klinik eine große Mitverantwortung.


Eine stilisierte Grafik einer Akte mit einem gebrochenen Schloss oder einem unbefugten Auge, das hineinschaut. Symbolisiert den Datenschutzbruch. "Datenschutzverletzung Psychiatrie", "Patientenakte", "Vertrauensbruch Arzt"

Mein Appell an alle: Wir müssen Sucht endlich kapieren! 📣💡

Nach all den Jahren bin ich zu einer festen Überzeugung gekommen: Wir müssen Sucht als das behandeln, was sie im Kern oft ist: eine Störung der Emotionsregulation. 🧠

Der Mechanismus ist dem bei Borderline oft verblüffend ähnlich. Der Borderliner verletzt sich selbst, um einem unerträglichen Gefühl zu entkommen. Der Süchtige greift zur Substanz. Exakt derselbe Zweck. Es ist eine verzweifelte Jagd nach Linderung, die in Zerstörung endet. Wenn wir das verstehen, müssen wir auch die Behandlung ändern: Weg von der reinen Symptombekämpfung („Hör auf zu konsumieren!“), hin zur Ursachenbehandlung („Lass uns lernen, mit diesem Gefühl umzugehen!“). Genau das hat auf Station 34 funktioniert! Es ist also möglich!

Eine nachträgliche, wichtige Reflexion (Update)

Wichtig ist mir aber auch zu betonen, dass sich meine Kritik nicht pauschal auf eine ganze Station bezieht. Ich möchte hier ganz klar die gute Arbeit der Pflegerinnen und Pfleger hervorheben. Sie sind oft sehr einfühlsam, immer freundlich und kompetent. Vielleicht hätte ich mich nach dem Gespräch mit dem Arzt erst an sie wenden und mich beruhigen lassen sollen. Aber wie der Süchtige im Suchtdruck eben so ist, hat mein innerer „Hyde“ in dem Moment alles Negative angezogen, um eine Bestätigung für seinen Frust zu bekommen.

Als ich diesen Artikel ursprünglich schrieb, war ich voller Wut, geleitet von meinen Emotionen und dem Suchtdruck. Heute sehe ich die Sache differenzierter. Der Konflikt mit dem Arzt war vielleicht auch ein Aufeinanderprallen zweier sturer Köpfe.

Ich will hier auch auf keinen Fall undankbar sein, denn genau diesem Chefarzt habe ich sehr viel zu verdanken. Ohne seinen extremen Einsatz vor ein paar Jahren bei der Rentenkasse und anderen Institutionen und seine damalige Unterstützung hätte ich meinen schweren Opiat-Entzug (Polamidon) vielleicht nie geschafft. Daher ist dies auch eine gewisse persönliche Entschuldigung von mir für den ersten, sehr emotionalen Entwurf dieses Artikels.

Trotzdem: Ich halte ihn als Mediziner weiterhin für sehr kompetent und gut. Die Klinik und dieser Arzt können für andere Menschen immer noch eine sehr hilfreiche Anlaufstelle sein. Nur für mich persönlich kommt sie wegen der jüngsten Erfahrungen nicht mehr infrage. Mein Wunsch wäre einfach mehr Kommunikation und eine Aufarbeitung meiner Sorge bezüglich des Datenschutzes gewesen.

Das Verrückte ist: Während ich diesen Text überarbeite, bin ich wieder seit 8 Tagen eigenständig clean. Und so wütend ich über diese Erfahrung auch war, ich muss zugeben: Sie hat mir geholfen, dranzubleiben.

Manchmal ist die beste Hilfe, keine Hilfe zu bekommen. Weil die Klinik mir das Gefühl gab, allein gelassen zu werden, war ich gezwungen, mich auf meine eigenen Skills, mein Wissen und mein echtes, privates Netzwerk zu verlassen. Ich musste meine eigene Stärke finden – zugegeben, anfangs auch aus Trotz, um allen zu zeigen, dass ich es auch ohne ihre Hilfe schaffe. Ich bin nur froh, dass ich trotz dieser Erfahrung nicht wieder konsumiert habe und sie mich letztendlich gestärkt hat.

Passt auf Euch auf und denkt mal drüber nach. Euer NeelixberliN


Häufige Fragen (FAQ) zum Umgang mit schlechten Klinikerfahrungen


Was kann ich tun, wenn ich in einer Klinik schlechte Erfahrungen mache?

Es ist wichtig, deine Rechte zu kennen. Jede Klinik hat eine offizielle, unabhängige Beschwerdestelle oder einen Patientenfürsprecher. Dokumentiere alles schriftlich (Datum, Uhrzeit, was genau ist passiert, wer war beteiligt). Das ist der erste offizielle Weg. Bei schwerwiegenden Dingen wie Datenschutzverletzungen kannst du dich auch an die Landesärztekammer oder den Landesdatenschutzbeauftragten wenden.

Dürfen Mitarbeiter, die nicht für mich zuständig sind, meine Akte lesen?

Nein. Grundsätzlich gilt das „Need-to-know“-Prinzip. Nur das Personal, das direkt an deiner Behandlung beteiligt ist (deine Ärzte, Therapeuten, zuständige Pfleger), darf auf deine Daten zugreifen. Ein unbefugter Zugriff und erst recht die Weitergabe von Informationen an Dritte ist ein schwerwiegender Verstoß gegen die ärztliche Schweigepflicht und den Datenschutz (DSGVO).

Was ist der Unterschied zwischen einer „normalen“ Entzugsstation und einer, die auf Emotionsregulation (z.B. TEK/DBT) spezialisiert ist?

Eine „normale“ oder klassische Entzugsstation konzentriert sich oft primär auf die körperliche Entgiftung und die medikamentöse Stabilisierung. Eine spezialisierte Station für Emotionsregulation (oft für Doppeldiagnosen) sieht die Sucht als Symptom eines tieferliegenden Problems. Dort liegt der Fokus darauf, den Patienten aktiv neue Fähigkeiten (Skills) beizubringen, um mit ihren Gefühlen umzugehen. Es ist der Unterschied zwischen reiner Symptombekämpfung und nachhaltiger Ursachenbehandlung.


Über den Autor: NeelixberliN

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