11 Tage Clean
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11 Tage Clean5 (3)

Guten Morgen Berlin, guten Morgen an den Rest der Welt.

Da bin ich wieder. Gestern habe ich mit diesem Projekt angefangen & bin irgendwie (ok, ich arbeite gleichzeitig mit KI – Microsoft Designer und Gemini- wenn wir schon in diesem Zeitalter sind) doch weiter gekommen als geplant. Mein ursprünglicher Plan war, heute mit meiner Suchtgeschichte anzufangen. Zudem erwähne ich noch einmal, evtl. Straftaten können fiktiv sein & ich distanziere mich von diesen Aussagen.

Wie man aber im Header lesen kann, betone ich die 11 Tage. Heute bin ich 11 Tage völlig clean. Ich habe meine letzten Drogen nach und nach abgesetzt und mich (obwohl das natürlich falsch ist) selbst medikamentiert. Ich wusste welche Risiken bei einem Entzug (zu Hause und allein) entstehen. In einer Entzugsstation bekommt man meistens Benzodiazepine wie Diazepam (Valium) und Lorazepam (Tavor) gegen Alkoholentzug. Da ich allerdings nicht nur darunter leide, würde man mir dort überhaupt nichts geben oder nur Mittel die nicht abhängig machen können. Und die sind aus meiner Sicht natürlich immer Mist gewesen. Und selbst hier hatte ich bei meiner letzten Entgiftung natürlich wieder Tricks gefunden (ich kenne mich auch mit Pharma Verträgen, Abläufen und Medikamentenformen aus – weiß dadurch Vorgänger wie Beispiel Pregabalin was ich nicht erhalte, im Gegensatz zu Gabapentin) Jedenfalls wusste ich nur, ok ein Delirium (Hey mir fällt auf das ich beim letzte Mal vielleicht deswegen mit einer Art epileptischen Anfall hier einfach umgefallen bin) ist zu gefährlich & Kontakte, ob zu Konsumenten oder süchtigen Ärzten hatte ich auf jeden Fall. Also jemanden kontaktieren, der nicht in Rente geht um es sich selbst weiter verschreiben zu können und innerhalb von 48 Stunden hatte ich eine Dose Lorazepam in meinem Briefkasten, kostenlos.

Um zurück zu kommen und nicht zu sehr abzuschweifen, ich berichte über die letzten Tage, um zukünftig wie bei einer Art Tagebuch, weiterhin über meine Gedanken & Erfahrungen zu sprechen. Der Teil meiner Geschichte wird zusätzlich aufgebaut. Also 11 Tage, obwohl ich lieber wegen all den abgesetzten Substanzen (nach und nach) mein Anfang so gesehen 1 Monat und 7 Tage in der Vergangenheit liegt. Ich fange mit aber ab 11 Tage rückwirkend für diese Zeit an.

Letztendlich für den alles auf 0 Entzug war sicher die Situation mit den Glassplittern & ein Polizeieinsatz am Haus. Ich war kein sogenannter Bunker mehr (man ist das Drogenversteck für Dealer)und hätte mich, wieder extrem in kriminelle Dinge verstrecken müssen, um meinen derzeitigen Konsum weiter finanzieren zu können. Und zwar habe ich alle digitalen Fähigkeiten dazu, aber kriminelle Dinge und Sucht lässt sich nicht vereinbaren. Zudem konnte ich mittlerweile gut reflektieren, sobald ich mehr als 85 Cent in der Hand habe, werde ich zu 99 Prozent rückfällig. In diesem Punkt ist mein Hyde noch zu stark. Dabei brauchte ich dringend Geld, denn mein Kühlschrank war bereits seit Tagen leer und ich hab mich nur noch mit Reis und Berglinsen Resten ernährt. Zudem war mein Hund zu diesem Zeitpunkt noch am Leben, zudem auch meine größte Motivation und Liebe. Er kam auch schon zu Zeiten als ich noch obdachlos war immer an erster Stelle und bevor es Tabak, Alkohol oder Drogen gab, hatte er immer etwas zu Essen. Aber wie ein verwöhnter Hund so ist, oder das Herrchen zu sehr vermenschlicht, bekam er selbst von diesem Reis und den ekeligen Linsen den größten Teil zusätzlich zu seinem Futter ab. Eine kleine / große Zwickmühle also.

Ich kann nicht mal mehr richtig einschätzen was schlimmer war in diesem Moment. Der Suchtdruck nach allen möglichen Substanzen, oder der Hunger (Ich hatte bereits innerhalb der letzten 3 Monate über 30 Kilo dadurch verloren). Jedenfalls hatte ich noch ein kleines Glasflächen mir Resten von Kokain & Anfitamin an den Wänden. Ich schnappte mir einen Spiegel als Typische Unterlage. Davon hatte ich im Küchenschrank neben den Tellern schon mehrere die einfach dazu gehörten.

Dann einen Bleistift in die Hand und langsam die weißen Staubreste über dem Spiegel heraus kratzen. So der Plan. Aber irgendwie wollte es nicht richtig ab, die Gier und Aggressivität immer stärker und somit der Glasboden heraus gestoßen. Peng, da lagen nun tausende Splitter genau auf meiner letzten zusammen gekratzten Line.Die konnte ich unmöglich weg werfen (gedacht), immerhin war es ja wie schon so oft, das „letzte Mal“. Also nur die groben Stücke heraus sortiert und dann alles noch einmal mit der Krankenkarte zusammen geschoben und rein damit. Augen zu und durch quasi.

Das dumme (aus der damaligen Sicht gesehen), es hatte mir noch nicht mal etwas gebracht.Der Druck nach mehr war nun erst recht da. Aber es gab in diesem Moment nichts und Dealer waren auf jeden Fall nach den letzten Erfahrungen tabu. Also nur noch ein paar Bier hinter gekippt und ab ins Bett. Am anderen Morgen den Tag mit dem letzten Bier & dem eigentlichen Entzug begonnen. Deswegen auch 11 und nicht 12 Tage. Selbst ein Bier ist in meinem Fall ein Rückfall.

Zu diesem Zeitpunkt waren meine Kreislaufprobleme schon normal für mich. Da ich Cocktail Konsument gewesen bin (Drogen Down und Up gemischt konsumiert, ein Horror für das Herz und den Kreislauf), war es normal, immer wie in Zeitlupe aus Sitzpositionen aufzustehen. Kurz das schwarz vor den Augen und den Schwindel ertragen und dann dort hin bewegen wo das Ziel war. Meistens nur der Kühlschrank für ein Bier, eine Gassi Runde (was ich komischer Weise immer zuverlässig konnte, zur Not Tag & Nacht Rhythmus geändert damit es für ihn klappt), oder irgendwelche Pillen, Drogen und Co aus meinen zig Verstecken in der Wohnung suchen. Diesmal war das Ziel eben die Küche und nen Kaffee holen. Klappte sogar für meine Verhältnisse perfekt und ich muss min. 5 Minuten vor Situation gestanden haben. Dann ins Wohnzimmer um den Kaffee abzustellen.

Doch ich weiß nur noch, wie mich mein Hund mit großen Augen anschaut und auf meinem Platz gelegen hat. Und als ich den Kaffee abstelle merke ich, es fängt an. Eine Situation die ich nur noch aus meiner Anfangszeit mit ca. 14 kannte. Damals hatte ich bereits eine eigene Wohnung und nur Freunde ab 25 aufwärts die es ebenfalls wie ich als normal empfanden. Meine linke Hand fängt an zu zittern & ich wusste genau aus eben dieser Vergangenheit, gleich geht es durch den Körper und Du wirst fallen. So war es dann auch. Bis zum Fall weiß ich allerdings nur noch, das ich Stunden später auf dem Boden, zwischen Glastisch und anderen gefährlichen Gegenständen mit Blick in den Himmel wach geworden. Da wusste ich, oh je G@be, jetzt wäre es fast zu spät gewesen & Du musst wirklich am (positiven) Ball bleiben. Ich lebte zwar innerlich tatsächlich nur noch für meinen Hund und konnte keinen anderen Sinn mehr sehen, aber wenn man fast stirbt, denkt man doch auch mal kurz an sich. Seit diesem Zeitpunkt lebe ich nun 11 Tage clean.

Den oben erwähnten Polizei Einsatz beschreibe ich auch mit kurzen Worten. Dieser führte dazu, das ich kein Bunker mehr war. Ich habe neben Depressionen im Entzug oder Extremkonsum auch mit Angststörung zu kämpfen. Da ich in der Vergangenheit auch schon in meiner Wohnung überfallen wurde und zusätzlich einen Tag vor Therapie in meiner Wohnung fast abgestochen wurde, kann ich jemanden der klingelt und sich vorher nicht über Telefon ankündigt nicht öffnen. Es klingelte aber und sehr schnell wurde klar, die Polizei. Sie standen um das ganze Haus herum und leuchteten sogar mit Taschenlampen in meine Fenster. Zusätzlich hatte ich eben wieder spezielle Kontakte und bekam die ersten Fotos mit Warnungen wo alle Polizisten und Co zu erkennen waren.Und ich hatte nur eines im Kopf, Du hast hier kiloweise Drogen im Haus und auch wenn sie nicht Deine sind, das glaubt Dir keiner und ist im Grundprinzip egal. Es wären auf jeden Fall viele Jahre gewesen, was gedacht nur wegen meinem Hund nicht ok war. Sonst wäre mir vermutlich auch das im Konsum egal gewesen. Ich lag nur versteinert auf dem Sofa um bloß nicht „offiziell“ anwesend zu sein. Doch irgendwann bemerkte ich, die wollen gar nicht zu Dir, sondern den Nachbarn über Dir. Und da ich da durch meinen tagelangen Wachzustand auch seltsame Geräusche an den Tagen zuvor vernehmen konnte, schaffte ich dann doch den Mut aufzubringen und die Tür zu öffnen. Ich konnte schnell erklären warum ich so lange dafür brauchte, da man die Situation bei mir allein von der letzten Hausdurchsuchung im April wegen Cannabis Pflanzen (und vermutlich wenn ich nach den abgesuchten Stellen gehe auch wegen anderen Vermutungen) kannte. Dann erfuhr ich, das man nur wissen wollte, ob es Flecken an meiner Decke gibt und wann ich meinen Nachbarn zuletzt gesehen hatte. Was heißt nur, es ist schlimm, denn er war wohl bereits mehrere Tage tot in seiner Wohnung. Da hatte es vermutlich das erste mal Klick im Kopf gemacht. In mehreren Hinsichten.

Da ich in diesem Blog vollkommen offen und ehrlich sein / schreiben (bis auf evtl. fiktive Straftaten wo jeder selbst entscheiden muss, ob daran etwas wahr ist) möchte muss ich aber hinzu fügen, sogenannte Verhaltensrückfälle kamen seitdem trotzdem wieder vor. Wie oft ich eine Deodose plus Handtuch in der Hand hatte nur um mir einen Sekunden-kick zu holen kann ich nicht zählen. Ich habe es nicht getan, aber eine Prozedur mit Kosummitteln ist ähnlich wie ein Rückfall. Bei meiner letzten Therapie wurde zum Beispiel ein Patient (ja ich weiß Rehabilitand ist aber so ein dämliches Wort)entlassen, weil er zugab, bei seinem Ausgang (erstes Weekend @home um zu testen wie stabil man ist)einen Tabakkopf ohne Cannabis und Co durch eine Bong geraucht zu haben. Wenn ich überlege das andere bei diesem Ausgangstest Wodka saufen & Kokain ziehen konnten und eine weitere Chance bekamen sehr unfair, (viele Entscheidungen dienten dort vermutlich nur als Abschreckung für andere), aber er wurde entlassen. Also ist selbst das Dübel drehen für andere, an der Kasse mit Wodka stehen und doch wieder zurück stellen, oder wie bei mir eben die Deodose so gesehen auch eine Art Rückfall.

Aber kommen wir zu den Anfang meiner 11 Tage. Die Motivation war zum Glück sehr groß. Das kann bei Abhängigen oft vorkommen, aber die richtige Hilfe und die Umsetzung von gelernten (wenn man zum Beispiel schon Infos durch Selbsthilfegruppe, Entgiftung oder Therapie hatte) Verhalten ist dabei sehr entscheidend. Ich muss hinzu fügen, das ein Entzug allein zu Hause auf keinen Fall zu empfehlen ist. generell soll hier nichts als Anleitung dienen und hier deutet noch nichts darauf hin, das ich mir nicht morgen warum auch immer den goldenen Schuss verpasse. Ich habe noch einen langen Weg vor mir uns es noch auf keinen Fall geschafft. Auch wenn es sich teilweise hoffnungsvoll so anfühlt.

Ich wusste zumindest was ich tun kann. Der Tag ist in meinem Fall auch nicht das Schwierigste. Bei mir sind es die Nächte. Denn da kommen plötzlich alle Gedanken ungewollt und ungesteuert als Reflektion. Ich sehe & fühle, wie sehr ich mich wieder verändert habe. Ich denke an alle möglichen Lebenssituationen von Kindheit an aufwärts. Man sieht / erkennt, wie schrecklich man mit seinem Hyde eigentlich gewesen ist. Und man kann es nicht abstellen. Wie ein Spinnennetz. Damals mit Klaus das war aber schrecklich. Da war ja auch Peter dabei, ach und Peter..oh je was habe ich dem angetan. Zum Glück hatte der damals Steffi..oh je Steffi, mit der hattest Du mal ungewollt etwas. Das war in diesem Club..oh je in dem Club hast Du dies und das gemacht… So geht das quasi die ganze Nacht. Ich lag durchschnittlich 12 Stunden im Bett, wovon ich max 1 Stunde wirklich mal weg nicken konnte, obwohl ich wirklich müde war und schlafen wollte. Gleichzeitig habe ich Nachts noch immer den sogenannten Affen, selbst nach fast 2 Jahren. Also fast 2 Jahre frei von Opiaten,die dies auslösen. Ich beschreibe es immer gern mit dem Film Alien. Du hast etwas im Körper was raus will, aber es geht nicht. Es ist mit keinem anderen Gefühl zu beschreiben und wenn man jemanden Foltern würde, wäre 1 Woche Heroin und dann auf 0 setzen sicher die beste Methode um an Infos zu kommen.Noch besser, gibt ihm Methadon oder wie in meinem Fall Polamidon, den die Pharma kann es noch schlimmer für den Menschen machen. Der körperliche Entzug von Heroin dauert durchschnittlich 1 Monat. Von Methadon ca 1 Jahr und Polamidon wie in meinem Fall 2 Jahre. Kein Wunder also, das man im sogenannten Substitutionsprogramm für Heroinabhängige auch direkt eine Chroniker Bescheinigung erhalten kann. Sprich lebenslang dieses Zeug in Dich reinstopfen, nicht um high zu werden (das klappt bei Süchtigen nicht), sondern nur um sich „normal“zu fühlen und keinen körperlichen Entzug zu erleiden. Es gibt auch noch Buprenorphin, doch das wollen die meisten Abhängigen nicht. Vorteil aus Sicht der Pharma: Du bist nicht in der sogenannten Watte gepackt und viel klarer. Nachteil aus Sicht der Konsumenten. Würde man zusätzlich ein anderes Opiat oder Heroin zu sich nehmen, kommt der sogenannte Turboentzug. Ich habe ihn 2 mal ungewollt erlebt und das ich nicht aus einem Fenster gesprungen bin ist ein Wunder.Weiterer Nachteil: Du kannst es als Abhängiger wieder missbrauchen, indem es Nasal (als Line durch die Nase ziehen) statt wie vorgesehen Sublingual (unter der Zunge schmelzen lassen) eingenommen wird. Wirkt dann ähnlich antriebssteigernd wie Kokain, nur länger und besser (Wenn ich so verherrlichend schreibe, ist das nur zur Aufklärung gemeint, den all diese Erfahrungen, dieses Wissen ist grausam). Es wird gern in Gefängnissen von Substituierten unter der Zunge vor auflösen heraus genommen und verkauft. Ich schweife wieder ab..

Jedenfalls waren die Nächte das Schlimmste für mich. Denn der Schlafentzug, keine Lebensmittel zu sich nehmen usw, sorgt dann nicht für eine Besserung der Psyche, die im Entzug eh schon völlig im Eimer ist. Aber es gab auch gute Momente die mir letztendlich über den schlimmsten Teil geholfen haben. Denn das muss ich noch erwähnen, auch wenn es im ersten Artikel zum Thema Rückfall in der Rehaeinrichtung so klingt, als wäre die Klinik schuld oder verantwortlich (ich allein bin dafür verantwortlich und bin leider so gut in Ausreden, verstecken und unentdeckt konsumieren, da würde wirklich niemand merken, was bei mir los ist), ich habe dort viel gelernt. Hauptsächlich durch andere Patienten, aber eben auch Stunden wie Rückfallprävention saßen plötzlich wieder im Kopf. Ich wusste, G@be, entscheidend ist nicht der Rückfall oder Konsum, sondern wie schnell Du da wieder raus kommst. Das Du weißt, was musst Du tun, was kannst Du tun und wie geht es weiter. Sich vorzuhalten das man eben eine echte Krankheit hat& selbst ich die typischen und oberflächlichen Gedanken eines „normalen“ Menschen an sich lässt. Warum hört der nicht einfach auf, warum wird der immer wieder rückfällig oder lernt nicht aus seinen Fehlern. Evtl. ist es ähnlich wie bei einem Traumata oder einer psychischen anderen Störung. Sogenannte Triggerpunkte lösen plötzlich Reize im Körper aus die so stark und extrem sind, das die Krankheit (ich nenne sie ja Hyde) die Kontrolle gewinnt und man rückfällig wird. Irgendwann hat das für einen Konsumenten schon lange nichts mehr mit Spaß und tollen Gefühlen / Situationen zu tun. Bevor man an diesen Punkt kommt, sind andere Faktoren wie soziales Umfeld und Co oft der Grund. Eine Mutter oder ein Vater die Dich täglich verprügeln, evtl sogar Sucht in der Familie, Freunde denen Du imponieren willst. Mithalten oder eben so jung und naiv.

Gute Momente konnte ich aber nur durch eines schaffen. Ehrlich sein. Und wer eine ähnliche Laufbahn durch hat wie ich, der weiß oder kann mittlerweile reflektieren, das ehrlich sein funktioniert, aber das glaubhaft machen nicht. Verständlich. Wenn andere immer wieder hören, Du warst rückfällig und meinst es diesmal erst, egal ob Konsum, dem oft verbundenen Lügenkonstruckt oder kriminellen Verhalten und hörst damit auf. Irgendwann kann selbst der herzlichste Mensch nicht mehr. Denn oft ist uns gar nicht bewusst, wer uns wirklich mag, der leidet insgeheim mit und kann irgendwann genau wie wir nicht mehr.

Aber es ging nicht anders. Ein Nachbar in der letzten Rückfall-zeit sehr eintäuscht und sogar (auch wenn es „nur“ Medikamente aus dem Badezimmerschrank waren) das erste Mal in meinem Leben bestohlen habe (seitdem weiß ich auch, das ich durch und durch Junkie bin und es wirklich 2 Personen in meinem Körper gibt – für die mich kennen, nein ich meine nicht Mann und Frau 😉 ) und eine Exbeziehung, die ich so lange belogen hatte und die letztendlich für meine letzte Entgiftung verantwortlich war musste ich aufklären.

Meine Emotionen kamen zudem nach und nach zurück. Diese Personen haben natürlich misstrauisch und ehrlich mit mir kommuniziert. Das führte dazu, das ich sie richtig nachempfinden konnte & mir selbst nicht mehr geglaubt hätte. Irgendwo musste ich anfangen, denn ich meinte es wirklich ernst. Ich musste meine größten Rückfallgefahren angehen und offen sein. Vor allem baute ich wie jeder Abhängige Schulden auf und diese Menschen interessierte hauptsächlich (verständlich) nur, wann sie dieses Geld zurück erhalten. Nur wollte ich nicht den Eindruck erwecken, das ich Mitleid oder Verständnis erwarte, also konnte ich dazu keine klaren Versprechen machen.Auch nicht sagen, das ich nicht mal weiß, wie ich wieder irgendwas zu Essen bekomme und wirklich mit der letzte Kraft durchs Leben kam. Das alles machte den Entzug jedenfalls nicht einfacher, aber sie sprachen mit mir. Hatten irgendwo ein Ohr und ich habe wirklich etwas getan, um etwas zu ändern. Das war gleichzeitig auch Motivation. Ich hasste oder hasse mich noch immer selbst dafür, und wollte mit aller Kraft den ekeligen G@be / Hyde bekämpfen. Das Menschen wieder den Menschen in mir sehen können, der ich wirklich bin. Denn dieser Mensch ist tatsächlich das komplette Gegenteil.

Am Tag der schwierigsten Kommunikation (auch wenn es nur über Whatsapp war) Sonntag der 15te sprach eigentlich alles für „ich schaffe es nicht“. Das Reflektieren meiner damaligen Beziehung und Einstellung dieser Person, die dabei gefühlten Emotionen und die schon da angefangene gesundheitliche Verschlechterung meines Hundes kamen nur zu einer Lösung. Es war halb 6 (am Abend), der Hund zu ko für einen Gassi Gang (ich habe da schon entdeckt, das einfach Hund nehmen, raus und laufen ein gutes Hilfsmittel gegen Hyde gewesen waren) und ich voller Suchtdruck auf dem Sofa. Moment, Sonntag? Da war doch diese Selbsthilfegruppe in der Nähe. zwar nicht unbedingt meine Lieblingsgruppe (was aber mit den Unterschieden von Dialog und Monolog Gruppen zu tun hatte) aber tausend mal besser als hier rückfällig werden. Also Jacke an und los laufen, denn um 18 Uhr sollte diese Gruppe starten.

Unterwegs denke ich dann nach.. du warst da schon ewig nicht mehr, als schreibe kurz die Gruppenleiterin an und frage, ob es überhaupt ok ist das Du kommst. Wo ist denn die Nummer? Ach ich hab sie ja auf blockieren gesetzt, weil ihre eigentlich motivierenden Status-berichte in Whatsapp nicht mehr zu meinem Lebensstile passten und ich ja wieder konsumieren wollte (bis zu dem Entzug). Zudem weiß mein Unterbewusstsein, die Gruppe hilft Dir allein durch die Menschen dort. Also entsperrt und gefragt. Als ich schon fast beim Zielgebäude angekommen war kam dann auch eine Antwort. Sorry, G@be, aber genau heute ist keine Gruppe aufgrund einer anderen Veranstaltung.

Oh man(n) denke ich nur, ausgerechnet heute, wo Du sie wirklich brauchst und nicht als Vorsorge nutzen möchtest, fällt sie aus. Ich muss vielleicht hinzufügen, das ich generell unter Depressionen leiden kann & es im Entzug gefühlt noch 1000 mal schlimmer ist. So schlimm, das ich wie am Anfang meiner Suchtkarriere wirklich extrem selbstmordgefährdet bin. Warum kann ich darüber so offen schreiben / mittlerweile sprechen? Ich habe davor selbst immer gesagt, wer sowas offen sagt, der will nur Aufmerksamkeit und macht es nicht. Wer es macht, spricht nicht darüber und macht / versucht es einfach. Da bin ich aber nur von meinem Verhalten und meinem Hindernis generell um Hilfe zu bitten ausgegangen. Heute weiß ich, ich muss es offen sagen, sonst merkt überhaupt niemand rechtzeitig, wenn Hyde es wirklich umsetzt. Denn mich Tage, Wochen oder Monate nicht zu hören oder zu sehen war normal.

Also keine Möglichkeit. Also was machen G@be? Laufen, einfach weiter laufen und über Kopfhörer laut Fritz Radio oder Spotify hören. Und da kam dann dieses eine Lied wovon ich schon berichtet habe, die ersten echt gefühlten Tränen und das zulassen von Emotionen. Das funktionierte bis dahin schon seit meiner Substitution nicht mehr. Zusätzlich hatte ich nicht weinen zum vor ca. 8 Jahren aus anderen Gründen mit Methadon Überdosen antrainiert und die aufgebaute Blockade war bis dahin immer noch aktiv. Aber es ging und da der regen auf meiner Seite stand, konnte es eh niemand sehen. Es war aber ein riesen Schritt, all diese neuen Emotionen, das loslassen bei negativen Gefühlen und der immer größere Hass gegen Dealer, die mich und meine Krankheit gezielt genutzt hatten und ich blieb stark. Das durfte ich nicht aufgeben. Das kurze zeit später, am 17ten Dezember meine größte Probe im Leben kam, wusste ich bis dahin noch nicht. Denn nicht nur, das der Dezember generell immer mein depressivster Moment im Leben war (weil 2 meiner Kinder, wo natürlich kein Kontakt besteht und die ich mindestens die Hälfte ihres Lebens nur mit Unzuverlässigkeit enttäuscht hatte Geburtstag hatten / plus Familien Weihnachtstage. Familie, immer mein größter Wunsch im Leben konnte ich aufgrund meines Konsums nie erreichen) am 17ten Dezember hatte mein mittlerweile erwachsender Sohn Geburtstag und mein treuster Freund und Begleiter musste beim Tierarzt eingeschläfert werden. An dieser Stelle muss ich dann auch eine Pause machen. Jacke an, raus und laufen. Evtl. schreibe ich später weiter und korrigiere diesen Artikel noch in seinen Fehlern.

Danke das Du evtl. bis hier hin trotz meiner schwierigen Schreibweise gelesen hast.

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2 Antworten zu „11 Tage Clean
5 (3)

  1. Avatar von Marion
    Marion

    Vielen Dank, Gabe, für dein Vertrauen. Dein Bericht hat mich mitten ins Herz getroffen und erinnert, wie es am 15.12. für mich war. Auf dem Weg zum Konzert…das Gefühl, doch noch ins Handy zu schauen…Deine Frage…und mir wurde warm – du lebst und bist in der Stadt, juchu. Es gibt Hoffnung für jeden von uns. Ich war traurig mit dir, als dein Hund starb und bin dankbar dass du clean geblieben bist. Danke, dass es Hoffnung gibt. Danke für deine Texte. Danke, dass ich mich erinnern darf, wie es bei mir war.
    Morgen ist Gruppe und Weihnachtsfeier, du bist herzlich eingeladen.
    Es ist, als ob unser Sohn aus dem Krieg heimkehrt…so fühle ich mich.
    Danke und bis nachher 16.30 Uhr.

    1. Avatar von admin

      So liebevolle Worte 🙂 Ja, wir werden uns heute bestimmt noch sehen & ich danke Dir dafür!

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