2 Monate und 2 Tage clean

Hallo Berlin, hallo an den Rest der Welt! Endlich ist es wieder so weit. Ein Eintrag im Tagebuch. Eigentlich das ursprüngliche Herzstück dieser Webseite. Nur gab es in den letzten Tagen so viele Termine und Ereignisse die ebenfalls Priorität hatten, das ich erst jetzt dazu komme. Ich bin gerade endlich beim Buchstaben Z im Drogenlexikon angekommen & ihr habt nun die wichtigsten Substanzen mit allen wichtigen Informationen zur Verfügung. Natürlich gibt es noch jede Menge hinzuzufügen, aber der größte Teil ist vollbracht. Auch das SEO der Webseite bringt mich immer wieder dazu, alte Artikel aufzuarbeiten oder wie jetzt Stück für Stück mit einem Inhaltsverzeichnis zu versehen, damit ihr schneller zu den gewünschten Informationen findet.

Komme ich also zu den wichtigsten Punkten der letzten Woche und berichte Euch von meiner aktuellen Situationen. Wie geht es mir? EIGENTLICH (ich muss das wegen einer Freundin und Leserin so betonen 😉 ) gut, doch habe ich an ein zwei Situationen deutlich zu knacken. Die größte, die eine negative Emotion verursacht (und treue Leser wissen, negative Emotionen sind eine der Hauptgründe für Konsum in meinem Leben gewesen) ist tatsächlich die Ex Beziehung, mit der es wieder so gut lief. Doch meine neue Art hat bei ihr nicht nur Vorteile. Denn dadurch, das ich so offen und ehrlich mit allem umgehe und hier berichte, hat bei ihr nichts Gutes ausgelöst. Sie fing erst sehr spät an, meine Beiträge zu lesen & wurde durch meine Vergangenheit immer geschockter. Dann wirkte es erst, als könne sie verstehen, das dies mein altes ich gewesen ist, in unserer damaligen Beziehung die sogenannten Halbwahrheiten verhinderten, das ich alles aus meiner Vergangenheit zum Konsum und der Kriminalität berichtet hatte & ich ehrlich mit allem bin, was ich ihr sage. Das Selbe dachte ich über ihre Aussagen aber ebenfalls.

Nur hat sie eben auch Probleme oder Situationen, an denen sie immer wieder arbeiten muss. Zwar nichts mit Konsum, aber auch Verhaltensweisen oder andere psychische Probleme können einen Menschen sehr belasten. Es ging ihr aufgrund einer Arbeitssituation immer schlechter, ihr Verhalten mir gegenüber wurde distanzierter und wüsste ich es nicht besser, würde ich es als ein Borderline Verhalten beschreiben, wo die Person plötzlich kalt und distanziert ist, obwohl 5 Minuten zuvor noch alles in Ordnung und schön gewesen ist. Jedenfalls habe ich wirklich alles versucht anders, besser zu machen als in unserer Zeit, als wir noch eine Beziehung hatten. Immer wieder angeboten sich zu treffen, sogar in Kauf genommen nur vorbei zu kommen mit der vorigen Anweisung, keinen Körperkontakt, kein Sprechen und vieles mehr. Es ging mir nur drum, das es ihr besser geht. Gut, ein wenig auch um meine Emotionen. Ich hatte sie vermisst & das Wissen, das es ihr schlecht ging und ich nicht für sie da sein konnte, ließ mich ebenfalls schlecht fühlen. Und all diese Emotionen sind ja durch das clean sein völlig neu und teilweise wirklich anstrengend für mich. Denn sie lösen auch schnell Suchtdruck aus. Ich weiß wie ich innerhalb von Minuten dieses Problem lösen könnte, aber dann gäbe es diesen Beitrag und die Arbeit der letzten Tage ganz sicher nicht.

Irgendwann fing es dann an, das ich wirklich Tage nichts hörte. Das war schwer auszuhalten und nach einem erneuten Kampf um ihre Nähe, kam ich endlich zu dem Ergebnis, das wir zusammen Gassi gehen würden. Ich versprach auch nichts kompliziertes anzusprechen, obwohl ich ihr seit Tagen bereits verkündet hatte, das es da etwas gibt, was ich persönlich mit ihr besprechen möchte. Denn mir war mittlerweile klar, was ich wollte und was ich nicht wollte. Zudem hatte ich ihr von Anfang an gesagt, bemerke ich, meine Emotionen werden wieder zu stark und wirken eher Hoffnungslos, dann muss ich mich distanzieren. Doch kurz bevor der von Herzen ersehnte Termin dann stattfinden konnte, bekam ich eine Absage. Aufgrund meiner Arbeit hier. Sie hatte wieder im Tagebuch gelesen & kam mit vielen Dingen nicht zurecht. Ein Teil war sicher auch die Textpassage, in der ich erwähnte, aus dem Medikamentenhandel raus zu sein. Sie wusste davon nichts, hatte eben nie immer alles gelesen. Und mit ihr über all diese Dinge sprechen konnte ich auch nicht, denn für sie waren diese Themen schrecklich und zu negativ. Sie wollte nicht das ich irgendetwas aus meinem Leben was diese Themen betrifft bei ihr ausspreche. Also war ich in einer gewissen Zwickmühle und hatte nur das Gewissen, das sie es über diese Zeilen jederzeit lesen kann. Also auch keine Lügen oder Halbwahrheiten, denn ich war zu allen inkl. Euch Lesern völlig offen und ehrlich was mein Leben & meine Vergangenheit betraf.

Ich versuchte ihr noch mit sanften Worten klar zu machen, das ich ziemlich enttäuscht darüber bin & gerade jetzt, wo ich die Gefühle / Emotionen habe die sie sich immer gewünscht hat, evtl. auch mal mich und meine Situation der letzten Tage (mit ihrem Verhalten) reflektieren sollte. Das merkwürdige daran, andere richtig reflektieren habe ich von ihr in meiner Konsum-zeit gelernt & nun habe ich das Gefühl, bei ihr waren es nur theoretische Worte und sie kann es selbst nicht richtig. Das war jedenfalls am letzten Samstag & seitdem habe ich nichts mehr von ihr gehört. Sie sieht all meine Verhaltensweisen leider genau gegenteilig (wie ich sie umsetzten und verständlich machen wollte) und sieht einen Egoismus an meiner Situation. Dabei habe ich nur noch für sie gehandelt, was rückblickend auch nicht richtig war. Ich wollte wieder der Richtige für sie sein, diesmal clean und eben der, der ich nun tatsächlich bin. Und der ist völlig anders als der alte unter Polamidon und anderen Substanzen.

Nun ja, ich kann an der Situation leider nichts ändern und muss hier eine neue Lebenserfahrung machen.Es gibt eben nicht nur gute Situationen und auch Enttäuschungen im Leben. Doch so richtig ohne täglichen Suchtdruck verarbeiten, ohne sich aussprechen zu können (und damit meine ich nicht über Nachrichten, das hasse ich mittlerweile) ist eine der schwersten Aufgaben seit meinem Entzug. Sie wird meine Artikel laut ihrer letzten Text-aussage auch nicht mehr lesen, also bleibt das unter uns 😉 Der olle Nachbar, der mich noch immer mit seinem Stalking und Rufmord in der Nachbarschaft nervt, ist mir mittlerweile völlig KACKA geworden. Genau wie die Tussi, die er mittlerweile eingebunden hatte. Die hat vor kurzem am Fenster eine Ansage von mir bekommen, warum sie immer so scheiße in mein Fenster glotzt und seitdem habe ich sie nicht mehr starrend und stehend vor meinen Fenstern gesehen 😀 Wut und Ärger war ja ebenfalls eine neue Emotion, die starken Suchtdruck auslösen konnte, nun aber nicht mehr.

Die anderen Situationen die bei mir diese Woche wie zum Beispiel gestern starken Suchtdruck ausgelöst haben, sind die Rückfälle von anderen Personen. Ich treffe in der Stadt so oft bekannte Gesichter, auch aus der Klinik, die ich eigentlich noch nicht lange kenne. Wenn dann aber jemand bereits 12 Wochen clean gewesen ist, mit einer ähnlichen Vorgeschichte wie meiner & ich ihn dann im Supermarkt treffe, ist das EIGENTLICH ein Grund zur Freude. EIGENTLICH, denn wenn dann der Korb voller Desperados ist und man mir stolz berichtet, das man schon am Nachmittag auf 2 Streifen Lyrika (Pregabalin) ist und am Vorabend jemanden ziemlich viele Benzos zum konsumieren abnehmen konnte, dann ist dies nicht nur enttäuschend. Das löst schon ziemlich stark eine Art ungewolltes Verlangen in mir aus. Dann fängt mein Hyde plötzlich wieder aus dem Hinterstübchen zu kriechen & mir weiß zu machen „siehst Du, man hat darauf jede Menge Spaß und fühlt sich richtig stark und gut“. Aber stark fühle ich mich mittlerweile auch clean, genau wie gut. Doch ich weiß eben die Vorteile des anfänglich immer gut wirkenden Rausches, egal zu welcher Droge. Das Vorhalten und Wissen, das dies nur die ersten Tage so ist und dann immer im selben Desaster der Toleranz und Problematiken führt, hält mich Gott sei Dank davon ab, dann einen Fehler zu machen. Zudem habe ich mir mit dieser Webseite und die kleine Community die sich dazu gebildet hat eine gute Brücke der Stabilität geschaffen. Zu wissen, das es da draußen viele Leser sind, die an mich glauben, mich mittlerweile als Vorbild sehen und hoffen, das ich es schaffe gibt mir sehr viel Kraft. Auch andere Dinge wie die Momente in den Selbsthilfegruppen, wenn ich auch mal anderen gute Hilfen oder Ratschläge geben kann oder die cleanen Freunde die auf mich zählen, all das überwiegt bisher.

Aber ich würde lügen, wenn ich behaupte, das es nach 2 Monaten einfacher geworden ist. Die Abstände zum Suchtdruck waren auf jeden Fall kürzer und besser. Aber ich erlebe gerade, das es selbst nach so einer Zeit plötzlich auch mal schlimmer oder genau so stark wie am Anfang sein kann. Dann fängt das sogenannte Zerdenken an. Man redet sich die Substanzen wieder schön. Ich erwische mich auch jedes Mal bei Kleinigkeiten wie an Gasflaschen vorbei laufen oder die Snackautomaten abchecken (ob nicht doch Lachgas verfügbar ist) bei kleinen Verhaltensrückfällen. Blister kann ich mittlerweile auf der Straße liegen lassen, aber im Gehirn rattert immer noch schnell die Größe und Form nach den evtl. passenden Substanzen ab. Aber ich drehe sie nicht mehr um oder hebe sie automatisch auf.

Ich habe sogar mit dem Rauchen aufgehört. Aber eher weil mich die Nikotin-finger genervt haben. Ich dampfe jetzt 😉 Der Geruch und die gelbe Farbe passten einfach nicht mehr zu meinem Nagellack und dem Parfum was ich trage. Ansonsten mache ich nun auch regelmäßig Sport zu Hause, was mir ziemlichen Muskelkater verschafft hat. Nach jedem Artikel immer ein paar kleine Workouts reichen da schon 😀

Meine Struktur behalte ich immer noch bei. Jeden Morgen zwischen 4 und 5 aufstehen und die üblichen Verhalten und Strukturen verfolgen. Das, wenn ich das nicht so machen kann es mir schnell ziemlich schlecht geht, habe ich gestern bemerkt. Einen Abend zuvor kam spontan eine alte Freundin aus eine anderen Bundesland vorbei. Da es da schon ziemlich spät gewesen war, konnte sie bei mir übernachten. Doch schon Morgens fing es an. Musik leiser lassen um Rücksicht zu nehmen, duschen mit WC Tür zu, kacken auch (ne, selbst kacken kann ich nicht wenn andere in meiner Wohnung sind) und meine Arbeit am Lappy funktioniert auch nicht so, wie wenn ich alleine bin und nicht jemand ein paar Meter weiter sitzt. Sie musste noch bis Nachmittag warten, da die Freundin bei der sie in ihrer Berlin Zeit unterkam noch nicht zu Hause war. Sie wäre auch stundenlang Ringbahn gefahren und eher gegangen, aber das hätte ich echt unhöflich gefunden. Also musste ich da durch und es war echt schwer für mich. Da kam auch meine soziale Distanzstörung auf jeden Fall wieder zum Vorschein. Aber ich habe es überlebt,sie übrigens auch 😉

Ja und nun haben wir Samstag, Weekend, Party-zeit. Und ich habe auch noch das dringende Gefühl seit Tagen, das ich mal raus und tanzen muss. Aber das Risiko für einen Rückfall wäre noch viel zu hoch und ich halte mich zurück. Ich hoffe heute einfach wieder auf die spontanen Momente, die so oft in den letzten Wochen eingetreten sind und evtl. passiert ja noch etwas, was diese ganzen Kopfsachen wenigstens für einen Moment von mir nehmen kann. Irgendwas machen muss ich aber auf jeden Fall, denn so sehr ich meine Wohnung auch liebe, sie ist mittlerweile auch mein Arbeitsplatz geworden & ich halte es hier mit Langeweile einfach nicht aus 😀

Da wir das Drogenlexikon nun zum größten Teil fertig haben, werde ich auch wieder öfter im Tagebuch berichten. Heißt ja im Grunde auch nicht umsonst TAGEBUCH. Morgen geht es zum Zahnarzt. Als vertrauensbildende Maßnahme will er mir zwei hintere Zähne ziehen. Der Anfang von einer langen Story bei ihm, denn die Knabberleisten werden komplett überarbeitet. Ich habe mir wohl zu viel weg geknirscht. Aber ich habe bei diesem Zahnarzt ein echt gutes Gefühl, allein weil ich auch dort völlig ehrlich mit meiner Sucht umgehen kann und konnte.

Eine wichtige Entscheidung die ich diese Woche noch treffen werde, betrifft meine Anonymität. Ich war mit einigen Social Media Kanälen zu ähnlichen Themen in Kontakt. Um sich gegenseitig seiner Community etwas vorzustellen. Dabei gibt es allerdings ein Problem. Meine Anonymität. Andere wissen nicht, wen sie da wirklich empfehlen würden. Das dies bei mir Gründe zum Schutz betrifft, weil ich ja auch sehr offen über System im Drogenhandel schreibe und gleichzeitig so gesehen als Whistleblower arbeite, hilft da leider nicht. Und da ich mir ja einiges geschworen habe, unter anderem alles zu tun, damit es so viele Menschen wie möglich erreicht, bis zum letzten Atemzug, muss ich diesen Weg der Öffentlichkeit vielleicht doch noch früher gehen als geplant. Ich hatte gehofft, die Behörden arbeiten bis dahin etwas schneller, aber zumindest sichtbar ist dem nicht so. Aber ich wäre 1 Woche bevor mein Hund verstarb vermutlich selbst fast wegen dem Konsum gestorben & habe so gesehen eine Chance für etwas Besonderes erhalten. Wenn nur einer von Euch durch diese Webseite oder meine Arbeit geschützt wird, clean oder ihm sonst wie geholfen wird, dann hatte alles einen Sinn. Mein Leben einen Sinn. Aus allem Schlechten in meinem Leben etwas Gutes machen, das ist was ich hier mache. Und predigen, wie Jesus einst zu seinen Jüngern 😉 Danke für Deine Zeit in meinem Artikel!

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