Herzlich willkommen zu Tag 4! Nachdem du gestern gelernt hast, wie du deinen eigenen Garten durch Grenzen schützt, zeigen wir dir heute, wie du liebevoll und strategisch ein paar schöne Blumen auf der anderen Seite des Zauns zum Wachsen bringen kannst. 💐
Vergiss alles, was du über harte Konfrontationen oder „Interventionen“ aus Filmen kennst. Heute lernst du die CRAFT-Methode kennen. CRAFT steht für „Community Reinforcement and Family Training“ und ist ein wissenschaftlich fundierter Ansatz, der die ganze Dynamik auf den Kopf stellt.
Anstatt den Süchtigen zu bestrafen oder zu beschämen, machst du ein Leben ohne Suchtmittel schrittweise wieder attraktiver. Klingt zu gut, um wahr zu sein? Lies weiter.
Was ist die CRAFT-Methode? Der Game-Changer für Angehörige 💡
Die Grundidee von CRAFT ist genial einfach: Verstärke positives Verhalten und entziehe dem negativen Verhalten die „Belohnung“.
Die Methode geht davon aus, dass niemand Drogen nimmt, um sich schlecht zu fühlen. Suchtmittel erfüllen eine Funktion: Sie lindern Schmerz, Langeweile oder Angst. CRAFT zielt darauf ab, diese Funktionen durch gesunde Alternativen zu ersetzen.
Du hörst auf, gegen die Sucht zu kämpfen und beginnst stattdessen, für die Gesundheit zu werben. Du wirst vom Manager der Krankheit zum liebevollen Marketing-Manager für ein besseres Leben.
Schlüssel-Erkenntnis zum Mitnehmen 🔑
Bei CRAFT geht es nicht darum, deinen Angehörigen zu ändern. Es geht darum, dein eigenes Verhalten so zu ändern, dass es für ihn oder sie wahrscheinlicher und attraktiver wird, sich selbst zu ändern.

Dein Action-Plan: 3 CRAFT-Techniken für deinen Alltag 🛠️
CRAFT ist ein ganzes Set an Fähigkeiten. Wir starten heute mit drei der wichtigsten Techniken, die du sofort anwenden kannst.
Technik 1: Werde zum „Belohnungs-Detektiv“ 😍
Dein Gehirn ist wahrscheinlich darauf trainiert, jeden Fehler sofort zu sehen. Drehe den Spieß um! Suche aktiv nach jedem noch so kleinen Moment, der positiv ist.
- Hat er morgens ohne zu trinken Kaffee mit dir getrunken?
- Hat sie es geschafft, zu einem Termin zu gehen?
Verstärke das! Aber nicht mit Geld, sondern mit echter, warmer Aufmerksamkeit: „Es war heute Morgen richtig schön, in Ruhe mit dir zu reden.“ Ein Lächeln, eine Umarmung, ein ehrliches Kompliment. Das ist die Belohnung.
Technik 2: Lass natürliche Konsequenzen zu 🌬️
Das ist die Kehrseite der Medaille und die praktische Anwendung deiner Grenzen von gestern.
- Wenn er seinen Job wegen eines Rausches verliert, versuche nicht, ihn beim Chef rauszuhauen.
- Wenn sie eine Verabredung vergisst, decke sie nicht bei Freunden.
Es tut weh, das mit anzusehen, aber nur wer die negativen Konsequenzen seines Handelns selbst spürt, entwickelt den Wunsch, etwas zu ändern. Du hörst auf, der Stoßdämpfer der Sucht zu sein.
Technik 3: Erkenne die „offenen Fenster“ 🌤️
Es gibt kleine Momente, in denen dein Angehöriger empfänglicher für ein Gespräch über Hilfe ist. Oft ist das nach einer negativen Konsequenz, wenn Scham oder Reue spürbar sind. In diesen Momenten kannst du ganz kurz und ohne Vorwurf das Thema ansprechen:
„Ich sehe, wie schlecht es dir gerade geht. Es tut mir so leid für dich. Ich habe hier die Nummer einer Beratungsstelle, die wirklich gut sein soll. Vielleicht wäre das eine Idee?“
Kurz, klar, ohne Druck.

Deine Affirmation für heute 🗣️
Dieser Satz verändert deinen Fokus von Kontrolle hin zu positivem Einfluss.
„Ich konzentriere meine Energie auf das, was ich fördern kann, nicht nur auf das, was ich bekämpfen will.“
Ausblick & Vorbereitung auf Tag 5 🗓️
Du hast heute die Grundlagen der CRAFT-Methode gelernt. Das ist pures Gold! Morgen werden wir das Ganze noch konkreter machen und uns darauf fokussieren, wie du diese Techniken gezielt einsetzen kannst, um die Motivation für eine Therapie aufzubauen. Wir schauen uns an, wie man die richtigen Hilfsangebote findet und wie deine Rolle während einer Therapie aussehen kann.
Häufige Fragen zur CRAFT-Methode (FAQ)
Ist das nicht einfach nur Manipulation, wenn ich Verhalten „belohne“?
Das ist eine berechtigte Frage. Der Unterschied liegt in deiner Absicht. Manipulation ist, jemanden zu etwas zu zwingen, das nur dir nützt. Bei CRAFT stärkst du liebevoll ein Verhalten, das für die Gesundheit deines Angehörigen objektiv besser ist. Du schaffst Anreize für einen gesunden Weg, den er oder sie selbst gehen muss.
Was mache ich, wenn es einfach GAR KEIN positives Verhalten gibt, das ich verstärken kann?
Das fühlt sich oft so an. Beginne winzig klein. Hat er „Guten Morgen“ gesagt? Hat sie den Müll rausgebracht? Es geht nicht um riesige Erfolge, sondern darum, dein Gehirn darauf zu trainieren, die kleinsten positiven Ansätze zu erkennen und wertzuschätzen. Das allein verändert schon die Atmosphäre.
Wie lange dauert es, bis die CRAFT-Methode wirkt?
CRAFT ist ein Marathon, kein Sprint. Es geht um eine grundlegende Veränderung der Beziehungsdynamik. Manche sehen nach Wochen erste kleine Erfolge, bei anderen kann es Monate dauern. Das Wichtigste ist: Die Methode stärkt von Tag 1 an DEIN Wohlbefinden, weil du aus der passiven Opferrolle in eine aktive, selbstfürsorgliche Haltung kommst.
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