Guten Morgen Berlin, guten Morgen an den Rest der Welt! 🌍 Da bin ich wieder. Wer mich noch nicht kennt: Ich bin NeelixberliN und das hier ist mein Versuch, meinen Weg aus der Sucht zu dokumentieren – ungeschönt und echt.
Eigentlich wollte ich heute meine komplette Suchtgeschichte erzählen, aber der Fokus liegt auf dem Hier und Jetzt: Ich bin 11 Tage komplett clean. Ein kleiner Schritt für die Welt, ein riesiger für mich.
Der Wendepunkt: Warum es Klick machen musste 💥
Der finale Auslöser für den Cut? Eine Mischung aus einem Polizeieinsatz im Haus und einem persönlichen Tiefpunkt, der mich fast alles gekostet hätte. Ich stand vor der Wahl: noch tiefer in die Kriminalität abrutschen oder endlich den Absprung schaffen. Ich wusste: Meine digitalen Skills und die Sucht passen nicht zusammen.
Die Reflexion war brutal: Sobald ich mehr als 85 Cent in der Tasche habe, gewinnt zu 99% mein „Hyde“ – die Suchtperson in mir. 😈
Dazu kam der leere Kühlschrank. Ich hatte in 3 Monaten über 30 Kilo abgenommen. Mein einziger Halt: mein Hund. 🐾❤️ Er war meine größte Motivation. Bevor es Drogen gab, hatte er immer sein Futter. Er war der Grund, weiterzumachen.
Am Abgrund: Die Nacht mit den Glassplittern ☠️
Ich weiß nicht, was schlimmer war: der Suchtdruck oder der Hunger. Eines Abends kratzte ich die letzten Koks- und Speed-Reste aus einem Glas. Die Gier war so groß, dass ich den Glasboden durchstieß.
PENG! 💥
Tausende Glassplitter in meiner letzten Line. Aufgeben? Keine Option. Es war ja wie immer das „letzte Mal“. Also grob sortiert, mit der Krankenkassenkarte zusammengeschoben und rein damit. Augen zu und durch. 🙈
Gebracht hat es nichts. Der Druck wurde nur stärker. Am nächsten Morgen, nach dem letzten Bier, begann der eigentliche Entzug. Dann der Weckruf: Ich brach im Wohnzimmer zusammen. Als ich Stunden später aufwachte, wusste ich: Das war’s. Du schaffst es jetzt, oder du stirbst. Seit diesem Moment zählt jeder einzelne Tag.
Der Kampf im Entzug: Was wirklich in dir abgeht 🧠
Wer glaubt, ein Entzug sei nur eine Sache des Willens, hat keine Ahnung.
- Die Nächte: Die Hölle. Ein Spinnennetz aus Gedanken, Reue und Selbsthass. 🕸️ 12 Stunden im Bett, vielleicht 1 Stunde unruhiger Schlaf.
- Der „Affe“: Selbst nach fast 2 Jahren ohne Opiate ist der körperliche Entzug noch da. Ein Gefühl, als wolle etwas von innen aus dir herausbrechen. 👽
- Die Psyche: Depressionen, Angststörungen und Suizidgedanken sind im Entzug tausendmal lauter. Darüber offen zu sprechen, ist für mich überlebenswichtig geworden.
Ich habe in Therapien viel gelernt. Der wichtigste Satz: Entscheidend ist nicht der Rückfall, sondern wie schnell du wieder aufstehst.
Meine ersten Waffen: Ehrlichkeit und ein Spaziergang im Regen 💧
Ehrlichkeit war der erste Schritt. Gegenüber den Menschen, die ich belogen und bestohlen habe. Es war schmerzhaft, aber notwendig.
An einem Abend, als der Suchtdruck unerträglich war und meine Selbsthilfegruppe ausfiel, tat ich das Einzige, was noch ging: Ich zog meine Jacke an, setzte Kopfhörer auf und lief los. Einfach nur laufen. 🚶♂️
Und dann passierte es: Ein Song im Radio, und die Mauer brach. Die ersten echten Tränen seit Jahren. Der Regen wusch sie weg, aber in mir drin löste sich ein Knoten. In diesem Moment voller Schmerz und Klarheit fasste ich den Entschluss: Ich bleibe stark. Ich kämpfe.
Ein dunkler Schatten: Der schwerste Tag steht noch bevor…
Ich wusste damals noch nicht, dass die härteste Probe erst noch kommen sollte. Am 17. Dezember. Dem Geburtstag meines Sohnes. Und dem Tag, an dem ich meinen treuesten Freund, meinen Hund, über die Regenbogenbrücke gehen lassen musste. 🐾💔
Hier muss ich für heute aufhören. Jacke an, raus, laufen.
Danke, dass du meine Geschichte bis hierhin gelesen hast. ❤️
Häufige Fragen (FAQ) zum Beginn einer Recovery
Was ist oft der wirkliche Auslöser, um clean zu werden?
Wie meine Geschichte zeigt, ist es oft nicht ein einzelnes Ereignis, sondern eine Kombination aus dem Erreichen eines absoluten Tiefpunkts (körperlich, finanziell, sozial) und gleichzeitig dem Festhalten an einem kraftvollen Grund zu leben, der stärker ist als die Sucht (in meinem Fall mein Hund).
Ist ein „kalter Entzug“ zu Hause eine gute Idee?
Meine Erfahrung zeigt, wie brutal und gefährlich das ist. Obwohl ich es getan habe, ist das Risiko von körperlichen Komplikationen (wie Zusammenbrüchen) und extremen psychischen Krisen (Suizidgedanken) sehr hoch. Ein medizinisch begleiteter Entzug in einer Klinik ist immer der sicherere und erfolgversprechendere Weg.
Hilft es, über die dunkelsten Momente der Sucht zu sprechen?
Ja, absolut. Radikale Ehrlichkeit ist, wie ich feststelle, ein entscheidender erster Schritt. Sie bricht die Macht der Scham und der Geheimnisse. Es ist die Grundlage, um Vertrauen wieder aufzubauen – zuerst zu sich selbst und dann zu anderen.
Über den Autor: NeelixberliN
Vielen Dank, Gabe, für dein Vertrauen. Dein Bericht hat mich mitten ins Herz getroffen und erinnert, wie es am 15.12. für mich war. Auf dem Weg zum Konzert…das Gefühl, doch noch ins Handy zu schauen…Deine Frage…und mir wurde warm – du lebst und bist in der Stadt, juchu. Es gibt Hoffnung für jeden von uns. Ich war traurig mit dir, als dein Hund starb und bin dankbar dass du clean geblieben bist. Danke, dass es Hoffnung gibt. Danke für deine Texte. Danke, dass ich mich erinnern darf, wie es bei mir war.
Morgen ist Gruppe und Weihnachtsfeier, du bist herzlich eingeladen.
Es ist, als ob unser Sohn aus dem Krieg heimkehrt…so fühle ich mich.
Danke und bis nachher 16.30 Uhr.
So liebevolle Worte 🙂 Ja, wir werden uns heute bestimmt noch sehen & ich danke Dir dafür!