23 Tage clean – Guten Abend Berlin, guten Abend an den Rest der Welt! Es ist nun 22.36 Uhr und schon ziemlich spät. Mein Tag wird irgendwie immer ausgefüllter und ich erweitere meistens eher meine Tagesstrukturen. Es gibt doch tatsächlich so viel zu tun im Leben & trotzdem kann es Spaß machen, wenn man die guten Momente im Leben zu schätzen weiß.

Wie hat mein Tag also begonnen? Im Grunde so wie der Abend geendet ist, nicht zu Hause und bei jemand anderen @home. Es war auf jeden Fall ein schöner und gemütlicher Abend der mir wieder gezeigt hat, wie besonders einiges in cleanen Situationen sein kann. Ich hatte es mir gestern Abend schon fast gedacht & hatte bereits vorgewarnt.Ich werde früh wach und muss dann vermutlich verschwinden, weil mein Zappelphillipp, Affe, Restless Syndrom oder wie man es auch immer bezeichnen möchte dann wieder ausbricht & es für jemanden der gerade seinen Urlaub genießt und mal ausschlafen kann ziemlich nervig werden könnte. So war es dann auch gegen 6 Uhr und ich musste wirklich (für mich) raus auf dem Bett. Ich hätte auch so long in der Wohnung, Wohnzimmer usw. bleiben können, aber das dann Langeweile aufkommt, ist für meinen aktuellen Clean Status noch nicht gut. Ich brauchte meine Struktur, meinen Tagesablauf. Und das fängt ja mit lauter Musik und einer Dusche an 🙂 Meine große Liebe, der Laptop war immerhin auch nicht da in diesem Moment, mit der frühstücke ich normalerweise gemeinsam 🙂 Also leise anziehen, wie jemand der sich nach einem One Night Stand heimlich verpieseln möchte, der Person noch kurz leise ans Ohr geflüstert das es so weit ist und ich leider gehen muss und dann raus. Kopfhörer auf, Amy Winehouse an und zu mir unter die Dusche.

Dann Frühstücken, kurz ein paar Lebensmittel besorgen, damit auch Morgen das Frühstück wie gewohnt klappt & dann Richtung Krankenhaus, mein neues 2tes Zuhause (irgendwie kommt es mir schon so vor 😀 ) um dort wieder 2 Patienten zu besuchen. Auf der Entzugsstation versteht sich. Kaffee trinken und ernsthafte gute Gespräche führen, mit Menschen die es auch „wirklich“ schaffen wollen und auch harte Suchtgeschichten hinter sich haben. Allein bis zu diesem Moment war mein tag schon wieder mit so tollen Momenten gefüllt, das habe ich drauf (was ja ursprünglich mal für gute Momente gedacht war) die letzten Jahre in einer ganzen Woche nicht aufnehmen können. Was mich übrigens an dieser Station, wo ich meinen härtesten Entzug über 13 Wochen erleben musste besonders beindruckt hat ist Folgendes:

Als ich dort damals vor ca. 2 Jahren vom Polamidon auf 0 gesetzt wurde, hatte ich so einen Körperklaus, das ich mir einen Brocken Ton schnappte um mich irgendwie auf etwas zu konzentrieren und abzulenken. Daraus entstand dann ein Alien (tatsächlich perfekt, weil ich dieses Gefühl eines Affen immer mit dem Film Alien beschreibe – da will was aus Deiner Brust und Du würdest sie am liebsten aufreißen) was tatsächlich immer noch mit meinen Initialen und dem Datum dort auf einer Fensterbank steht.

Jedenfalls bin ich dann wieder nach Hause, dann viel mir ein das ich noch einen gefunden Schlüsselbund zum Bürgeramt bringen wollte und tat das dann auch direkt. Dies konnte ich wieder nutzen um meinen verstorbenen Hund abzumelden und ich hatte gleich 2 Fliegen mit einer Klappe geschlagen + etwas Gutes getan. Wieder zu Hause angekommen, habe ich dann wieder echt viele Stunden am Aufbau dieser Webseite verbracht um dann gegen 15 Uhr doch noch mal ein Nickerchen auf dem Sofa riskierte. Das klappte genau 40 Minuten, dann gab ich auf. Dieses blöde Vieh in mir lässt mich einfach nicht zur Ruhe kommen, egal wie platt ich bin. ich hoffe wirklich, irgendwann ist das mal ohne Parkinson-Medikament und für längere Zeiträume möglich. Wenn ich Pech habe, haben die ganzen Drogen-Mischungen meine Nervenbahnen aber so geschädigt, das es auch für immer bleiben kann.

Da kam dann eine Nachricht von der Person, wo ich mich noch am Morgen aus der Wohnung geschlichen habe. Das diese mir wieder Vertrauen schenkt und mich überhaupt in ihr Leben lässt ist schon ein Wunder, das ich tatsächlich ehrlich kommunizieren und auch mal zuhören kann, ein noch viel Größeres. Die Person nannte mir ihre Ängste und Sorgen was mich betraf und ich konnte es wie vorher auch schon gut nachvollziehen. Ich bin clean wirklich ein völlig anderer Mensch, aber mach das mal jemanden klar, den Du Jahre mit Halbwahrheiten, Ausreden und Co (wegen dem Konsum und verbundener Kriminalität / kriminellen Gedanken) an der Nase rum geführt hast. Dem Du nie offen Emotionen zeigen konntest (ich dachte zwar ich kann das, aber heute weiß ich, wie diese Person unter meinem Konsum und Opiatprogramm gelitten hat) Und ich sage mir dann selbst, ich kann natürlich viel reden, aber ich muss es dauerhaft zeigen können, damit man mir wieder Vertrauen kann und nicht durch eine Art Co-Abhängigkeit oder zu viel Einsatz selbst zerbricht. Dieses Gespräch war jedenfalls sehr offen und fand spontan bei mir @home statt. Und es endete für beide mit einem guten / besseren Gefühl für die Zukunft. Und das ging wieder nur mit ehrlicher Kommunikation, Kritikfähigkeit (oder Ratschlägen was man vielleicht wieder zerdenkt – alte Muster – oder sich noch nicht ganz so verhält wie es am besten wäre) und ein Lächeln auf beiden Seiten beim Verabschieden.

Direkt danach habe ich ich noch einem Nachbarn bei Keller-Räumungen geholfen und sitze nun wieder am Laptop, um Euch diese Zeilen zu tippen. Ich weiß noch, wie ich mir nicht vorstellen konnte, als man mir begreiflich machen wollte, ich würde nicht richtig fühlen, kommunizieren und erleben. Ich war 13 Jahre im Substitutionsprogramm und meine Gefühle waren echte richtige Gefühle, meine Gedanken richtige und gute Gedanken, meine Handlungen immer auf Andere bedacht und nicht egoistisch. Aber jetzt wo ich die ersten Wochen mal richtig clean, also clean von allem bin (keine Hintertüren aufhalten mit mal einen rauchen oder ein Bierchen), weiß ich endlich was meine Vergangenheit mir immer zeigen wollte. Und das man es erst verstehen kann, wenn man den großen Schritt wagt und all diese Veränderungen versucht. Natürlich läuft mein Leben jetzt nicht jeden Tag zu 100 % perfekt, aber ich weiß wie ich schnell wieder raus kann und hab „ECHTE“ Freunde und Menschen um mich, die mich mit ihrer Art, ihren Chancen und dem Vertrauen so beschenken, das ist ein unglaublich gutes Gefühl. In der letzten Therapie habe ich immer überlegt, welches natürliche Gefühl ich niemals für ein Drogen initiiertes Gefühl tauschen würde.

Damals waren es nur die kuscheligen Momente voller Liebe mit meinen Kindern als sie noch klein waren. Aber da sah ich meine Chancen bei 0 und somit gab es gedacht kein vergleichbares Gefühl. Doch nun kenne ich es, das Gefühl zu leben, Dankbarkeit und Vertrauen zu spüren. Dieses Gefühl will ich nicht tauschen & muss es zukünftig nur noch meinen Hyde klar machen, sollte der wieder aus mir heraus springen und die Kontrolle übernehmen wollen. Probiert es aus, ich verspreche Euch, egal wie sehr Du Dein Leben gerade an der Wand gefahren siehst, Du wirst es auch erleben und all diese Probleme aus Deinem Leben verschwinden / ersetzt werden. In diesem Sinne, guten Nacht & danke für Deine Zeit in diesem Artikel!

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