Der Abou-Chaker – Clan ist eine palästinensischstämmige Großfamilie, die seit den 1980er Jahren in Berlin ansässig ist und in den letzten Jahrzehnten immer wieder für Schlagzeilen sorgte. Die Familie, die schätzungsweise 200 bis 300 Mitglieder in Berlin hat ist bekannt für ihre Verwicklungen in die organisierte Kriminalität und diverse Kontroversen. Dieser Blog-Artikel beleuchtet die Geschichte, die Aktivitäten, die rechtlichen Probleme und die Auswirkungen des Abou-Chaker-Clans auf die Berliner Gesellschaft.
Die Geschichte des Abou-Chaker-Clans
Die Familie Abou-Chaker floh zunächst vor dem Nahostkonflikt und später vor dem Bürgerkrieg im Libanon nach Deutschland. In Berlin etablierten sie sich schnell und erlangten durch diverse kriminelle Aktivitäten Macht und Einfluss. Zu den bekanntesten Mitgliedern des Clans gehören Arafat Abou-Chaker, der lange Zeit als Oberhaupt der Familie galt, sowie seine Brüder Nasser, Rommel und Yasser. Neben seinen kriminellen Aktivitäten ist Ahmed Abou-Chaker auch als Kunst- und Antiquitätenhändler tätig. Auch Abdallah Abou-Chaker, bekannt unter dem Spitznamen „Emilieu Nivea“, erlangte durch seine Präsenz in den sozialen Medien und seine kriminellen Aktivitäten Bekanntheit.
Aktivitäten des Abou-Chaker-Clans
Die Aktivitäten des Abou-Chaker-Clans erstrecken sich über verschiedene Bereiche der Kriminalität. Dazu gehören unter anderem:
Aktivität | Beschreibung | Beispiele/Fälle |
Schutzgelderpressung | Der Clan soll in Berlin diverse Geschäfte und Einzelpersonen unter Druck gesetzt und Schutzgelder erpresst haben. | |
Drogenhandel | Die Polizei geht davon aus, dass der Clan in großem Stil mit Drogen handelt. | Im Dezember 2020 wurden Rabih und Mohammed Abou-Chaker wegen des Verdachts der Bildung einer kriminellen Vereinigung verhaftet, die unter anderem mit Drogenhandel in Verbindung gebracht wird. Bei der Razzia waren 500 Beamte im Einsatz. |
Waffenhandel | Der Clan soll auch mit Waffen handeln. | |
Geldwäsche | Um die Herkunft illegaler Gelder zu verschleiern, soll der Clan diverse Geldwäschemethoden angewandt haben. | |
Raubüberfälle | Mitglieder des Clans waren an verschiedenen Raubüberfällen beteiligt. | – Überfall auf ein Pokerturnier im Berliner Grand Hyatt Hotel im Jahr 2010, bei dem Mohammed Abou-Chaker beteiligt war. Überfall auf einen Geldtransporter in Berlin-Mitte im Jahr 2018, bei dem die Täter einen verfolgenden Streifenwagen mit einer Kalaschnikow unter Beschuss nahmen. |
Zuhälterei | Der Clan soll auch im Bereich der Prostitution aktiv gewesen sein und Frauen zur Prostitution gezwungen haben. | Abdallah Abou-Chaker stand mehrfach wegen Zuhälterei vor Gericht. |
Gewaltdelikte | Immer wieder wurden Mitglieder des Clans wegen Körperverletzung und anderer Gewaltdelikte verurteilt. |
Rechtliche Probleme und Kontroversen
Der Abou-Chaker-Clan war in den letzten Jahren in eine Reihe von rechtlichen Problemen und Kontroversen verwickelt, die auch Auswirkungen auf die Wahrnehmung des Clans in der Öffentlichkeit und die gesellschaftliche Debatte über Clankriminalität hatten.
Einer der bekanntesten Fälle ist die Auseinandersetzung zwischen Arafat Abou-Chaker und dem Rapper Bushido8. Bushido, der lange Zeit mit dem Clanchef befreundet war und von ihm gemanagt wurde beschuldigte Abou-Chaker, ihn bedroht, erpresst und gegen seinen Willen festgehalten zu haben. Der Prozess, der im August 2020 begann, endete im Februar 2024 mit einem weitgehenden Freispruch für Abou-Chaker.
Dieser Fall erlangte große mediale Aufmerksamkeit und warf ein Schlaglicht auf die Problematik der Clankriminalität. Bushidos Aussagebereitschaft ist in diesem Kontext ungewöhnlich, da Zeugen in Verfahren gegen Clanmitglieder oft aus Angst vor Repressalien schweigen. Der Prozess hatte somit eine gewisse Signalwirkung und zeigte, dass auch Clanchefs nicht über dem Gesetz stehen. Gleichzeitig wurde aber auch Kritik am Begriff „Clankriminalität“ laut, da er Menschen mit Migrationshintergrund stigmatisieren und diskriminieren könne.
Ein weiterer Fall, der für Aufsehen sorgte, war die Abschiebung von Abdallah Abou-Chaker in den Libanon im November 2022. Abdallah, der in Deutschland geboren wurde hatte keine libanesischen Sprachkenntnisse und war in Deutschland unter anderem wegen räuberischer Erpressung verurteilt worden.
Darüber hinaus wurden Mitglieder des Clans in Verbindung mit weiteren Straftaten gebracht, darunter Betrug mit Luxuskarossen, Immobilienbetrug und die Bildung einer kriminellen Vereinigung. Arafat Abou-Chaker fiel auch durch seine Nähe zu Salafisten auf. Er pflegte Kontakte zum salafistischen Prediger Pierre Vogel, und der Staatsschutz ermittelte gegen ihn wegen eines Hitlervergleichs. Zudem wurden während der Dreharbeiten zum Film „Zeiten ändern dich“, in dem Arafat Abou-Chaker von Moritz Bleibtreu gespielt wird, massive Einschüchterungsversuche von Clanmitgliedern beobachtet.
Diese Vorfälle zeigen die aggressive Vorgehensweise des Clans und die Schwierigkeiten, mit denen die Justiz bei der Bekämpfung der Clankriminalität konfrontiert ist. Oftmals ist die Beweisführung schwierig, da Zeugen aus Angst vor Repressalien schweigen. Hinzu kommt die starke Loyalität innerhalb der Clans, die die Aufklärung von Straftaten erschwert.
Der Abou-Chaker-Clan und die organisierte Kriminalität in Berlin
Der Abou-Chaker-Clan spielt eine bedeutende Rolle im Kontext der organisierten Kriminalität in Berlin. In der Hauptstadt wird mindestens ein Fünftel der organisierten Kriminalität Clan-Strukturen zugerechnet, und der Abou-Chaker-Clan ist einer der prominentesten Vertreter dieser Strukturen. Die kriminellen Aktivitäten des Clans reichen von Schutzgelderpressung und Drogenhandel über Raubüberfälle bis hin zu Gewaltdelikten.
Der Clan ist auch in aufsehenerregende Straftaten verwickelt gewesen, die die öffentliche Wahrnehmung der Clankriminalität in Berlin geprägt haben. Dazu gehören unter anderem:
- Die Erschießung des SEK-Beamten Roland Krüger im Jahr 2003 durch ein Clan-Mitglied.
- Der Überfall auf ein Pokerturnier im Hyatt-Hotel im Jahr 2010.
- Der Juwelendiebstahl im Dresdner Grünen Gewölbe im Jahr 2019, der dem Remmo-Clan zugerechnet wird, aber auch Verbindungen zum Abou-Chaker-Clan aufweist.
Um sich der Strafverfolgung zu entziehen und ihren Einfluss auszuweiten, verfolgt der Clan offenbar verschiedene Strategien. So wurde 2024 bekannt, dass ein Clanmitglied als Spitzel in der deutschen Financial Intelligence Unit (FIU) tätig war, der Anti-Geldwäsche-Behörde des Bundesfinanzministeriums. Im selben Jahr wurde eine Frau, die der Familie Abou-Chaker angehört, als Beamtenanwärterin bei einem Berliner Finanzamt eingestellt. Diese Beispiele zeigen, wie der Clan versucht, Institutionen zu unterwandern und Informationen zu beschaffen, um seine kriminellen Aktivitäten zu schützen.
Aktuelle Aktivitäten und Status
Obwohl Arafat Abou-Chaker im Prozess gegen Bushido freigesprochen wurde und der Clan in den letzten Jahren einige Rückschläge hinnehmen musste, wie die Abschiebung von Abdallah Abou-Chaker, bleiben die Aktivitäten der Familie im Fokus der Behörden. Die Polizei geht weiterhin von einer Beteiligung des Clans an der organisierten Kriminalität aus und beobachtet die Familie intensiv. Im Juni 2024 wurde Arafat Abou-Chaker von einem Gericht in Brandenburg an der Havel aus einem gemeinsamen Immobiliengeschäft mit Bushido ausgeschlossen. Er erhielt jedoch eine Abfindung von etwa einer Million Euro. Zudem bestehen weiterhin Verbindungen zu anderen kriminellen Organisationen, wie den Hells Angels.
Zusammenfassung und Analyse
Der Abou-Chaker-Clan ist ein Beispiel für die komplexen Herausforderungen, die Clankriminalität für die deutsche Gesellschaft darstellt. Die Familie hat durch ihre kriminellen Aktivitäten und ihre Verwicklungen in diverse Kontroversen Macht und Einfluss erlangt und die Berliner Gesellschaft maßgeblich beeinflusst.
Die Ursachen für die Entstehung und den Erfolg von Clanstrukturen sind vielfältig. Soziale Benachteiligung, fehlende Bildungschancen und ein starkes Bedürfnis nach Zugehörigkeit und Schutz spielen dabei eine Rolle. Die Folgen der Clankriminalität sind ebenfalls weitreichend und betreffen nicht nur die unmittelbaren Opfer von Straftaten, sondern auch das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung, die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund und das Vertrauen in den Rechtsstaat.
Die Bekämpfung der Clankriminalität erfordert ein Zusammenspiel von repressiven und präventiven Maßnahmen. Neben polizeiliche Ermittlungen und strafrechtliche Verfolgung sind soziale und pädagogische Angebote notwendig, um junge Menschen aus Clanstrukturen herauszuführen und ihnen Perspektiven für ein Leben ohne Kriminalität zu eröffnen.
Die Zukunft des Abou-Chaker-Clans ist ungewiss. Obwohl der Clan in den letzten Jahren einige Rückschläge hinnehmen musste, bleibt er eine Macht in der Berliner Unterwelt. Die Behörden stehen vor der Herausforderung, die kriminellen Aktivitäten des Clans einzudämmen und gleichzeitig die Integration der Clanmitglieder in die Gesellschaft zu fördern. Bald folgt Teil 2 mit mehr Informationen zum Drogenhandel.
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