"Unsere Tochter hat ein Suchtproblem": Ein Guide für Eltern in Sorge. Podcast und Artikel Titelbild

„Unsere Tochter hat ein Suchtproblem“: Ein Guide für Eltern in Sorge



Hey,

der Verdacht, dass das eigene Kind ein Suchtproblem hat, ist für Eltern eine erschütternde Erfahrung. Die Pubertät ist ohnehin eine Zeit voller Herausforderungen. Aber wenn Drogen oder Alkohol ins Spiel kommen, um Probleme zu bewältigen oder dazuzugehören, beginnt eine Zeit der Angst und Hilflosigkeit.

Du bist mit dieser Sorge nicht allein. Dieser Guide soll dir helfen, die Anzeichen von Sucht zu erkennen, die Situation zu verstehen und einen Weg zu finden, wie du deiner Tochter helfen kannst, ohne dich selbst dabei zu verlieren.

Pubertät oder Sucht? Warnsignale, die du ernst nehmen solltest ⚠️

Sucht entwickelt sich schleichend und viele Anzeichen ähneln normalem pubertärem Verhalten. Achte aber auf eine Häufung und Intensivierung dieser Warnsignale:

  • Verhaltensänderungen:
    • Extremer Rückzug, Vernachlässigung von Hobbys und alten Freunden.
    • Hinweise auf Konsum (Alkoholgeruch, Drogenutensilien).
    • Zunehmende Lügen, Heimlichtuerei und aggressives Abwehrverhalten.
    • Leistungsabfall in der Schule, Fehlzeiten.
  • Emotionale Veränderungen:
    • Starke Stimmungsschwankungen (himmelhochjauchzend, zu Tode betrübt).
    • Anhaltende Lustlosigkeit, leere Augen.
    • Leugnen oder Verharmlosen des Problems.
  • Körperliche Anzeichen:
    • Veränderungen im Aussehen (Gewichtsverlust/-zunahme, ungepflegt).
    • Schlafstörungen, Appetitlosigkeit.
    • Entzugserscheinungen wie Zittern, Schwitzen, Unruhe, wenn der Konsum ausbleibt.

Wenn du mehrere dieser Anzeichen beobachtest, ist es Zeit zu handeln.


Eine stilisierte Grafik einer geschlossenen Zimmertür. Ein Elternteil steht unsicher davor und zögert, anzuklopfen. Symbolisiert die Angst und Unsicherheit vor dem Gespräch. "Gespräch mit Kind über Drogen", "Sorgen als Eltern", "Anzeichen für Sucht"

Warum? Die Gründe für den Griff zu Drogen im Jugendalter 🤔

Jugendliche konsumieren nicht, weil sie „schlecht“ sind. Die Gründe sind komplex:

  • Selbstmedikation: Drogen scheinen eine schnelle Lösung für Stress, Ängste, Depressionen oder ein geringes Selbstwertgefühl zu sein.
  • Gruppenzwang & Neugier: Der Wunsch, dazuzugehören und Grenzen auszutesten.
  • Familiäre Einflüsse: Suchtprobleme in der Familie erhöhen das Risiko für die Kinder.
  • Leichte Verfügbarkeit: Alkohol, Cannabis, aber auch Online-Spiele oder Social Media sind allgegenwärtig.

Dein Schlachtplan: Wie du hilfst, ohne die Situation zu verschlimmern 💪

Vorwürfe und Druck führen nur dazu, dass sich dein Kind noch mehr verschließt. Ein strategisches, liebevolles Vorgehen ist entscheidend.

  1. Suche das Gespräch (im richtigen Moment): Wähle einen ruhigen Zeitpunkt. Sprich in Ich-Botschaften: „Ich mache mir Sorgen um dich, weil ich bemerkt habe, dass…“ statt „Du nimmst doch Drogen!“.
  2. Höre zu, ohne zu verurteilen: Versuche, die Perspektive deiner Tochter zu verstehen. Warum konsumiert sie? Was fühlt sie?
  3. Informiere Dich: Wissen über die Substanz und die Sucht hilft dir, ruhig und sachlich zu bleiben.
  4. Setze klare Grenzen: Formuliere klare, unmissverständliche Regeln und Konsequenzen. „Wir akzeptieren keinen Drogenkonsum in diesem Haus.“ oder „Wir unterstützen dich nicht mehr finanziell, solange du nicht bereit bist, mit uns zu einer Beratung zu gehen.“
  5. Sei konsequent: Das ist der härteste, aber wichtigste Teil. Eine Grenze, die du nicht durchsetzt, ist wertlos.

Zusatzinfo: Die 3 K’s der Co-Abhängigkeit

Merke dir diese wichtige Regel für dich selbst:

  1. Krankheit: Du hast die Sucht nicht verursacht (you didn’t cause it).
  2. Kontrolle: Du kannst sie nicht kontrollieren (you can’t control it).
  3. Kurieren: Du kannst sie nicht heilen (you can’t cure it).

Deine Aufgabe ist es, Hilfe anzubieten und dich selbst zu schützen, nicht, die Krankheit für sie zu besiegen.


Eine Person in einem Flugzeug, die sich zuerst selbst die Sauerstoffmaske aufsetzt, bevor sie einer anderen Person hilft. Symbolisiert die Notwendigkeit der Selbstfürsorge für Angehörige.  "Selbstfürsorge für Eltern", "Co-Abhängigkeit überwinden", "eigene Grenzen schützen"

Wo es Hilfe gibt – für euch BEIDE! 🙏

Du musst diesen Weg nicht allein gehen. Professionelle Hilfe ist der Schlüssel.

HilfsangebotBeschreibungKontakt / Info
SuchtberatungsstellenErste Anlaufstelle, kostenlos & anonym. Beraten Betroffene UND Angehörige!Google: „Suchtberatung [Deine Stadt]“
ElterntelefonSpeziell für Sorgen von Eltern.0800 111 0 550 (kostenlos & anonym)
Ärzte & TherapeutenHaus- oder Kinderarzt für eine erste Einschätzung und Überweisung.
Online-BeratungNiedrigschwelliger Erstkontakt.z.B. www.caritas.de/onlineberatung
Spez. Kinder-ProgrammeGruppen für Kinder aus Suchtfamilien.z.B. Trampolin, FitKids

Fazit: Dein Kind braucht dich – aber es braucht ein starkes Gegenüber

Die Sorge um das eigene Kind ist lähmend. Aber Warten macht es nicht besser. Je früher eine Sucht erkannt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Informiere dich, setze liebevolle, aber klare Grenzen und – ganz wichtig – hol dir selbst Unterstützung. Nur wenn es dir gut geht, kannst du eine echte Hilfe für deine Tochter sein.


Häufige Fragen (FAQ) für besorgte Eltern


Meine Tochter leugnet alles, obwohl ich Beweise habe. Was soll ich tun?

Das Leugnen ist ein Teil der Krankheit und ein Schutzmechanismus. Vermeide eine konfrontative „Gerichtsverhandlung“. Sage stattdessen ruhig: „Ich habe das hier gefunden und mache mir große Sorgen um dich. Ich will dich nicht bestrafen, ich will verstehen, was los ist, und dir helfen. Lass uns gemeinsam zu einer Beratungsstelle gehen und einfach nur reden.“ Bleib bei deiner Sorge, nicht beim Vorwurf.

Soll ich meiner Tochter den Drogenkonsum verbieten und sie bestrafen?

Klare Regeln und Konsequenzen sind wichtig. Aber reine Strafen (wie wochenlanger Hausarrest) ohne ein Hilfsangebot führen oft nur zu mehr Heimlichtuerei und einem größeren Vertrauensbruch. Die bessere Konsequenz ist oft an eine Handlung geknüpft: „Wir können dein Taschengeld nicht mehr geben, bis wir gemeinsam bei einer Beratung waren.“ Es ist eine Konsequenz, die auf eine Lösung abzielt.

Was ist der Unterschied zwischen Helfen und „Enabling“ (Ermöglichen)?

Helfen bedeutet, dein Kind zu ermutigen, die Verantwortung für seine Genesung zu übernehmen (z.B. es zur Beratung fahren). Enabling bedeutet, ihm die negativen Konsequenzen seiner Sucht abzunehmen (z.B. es in der Schule krankmelden, wenn es verkatert ist, oder ihm Geld geben, das für Drogen draufgeht). Enabling hält die Sucht unbeabsichtigt am Leben.


Über den Autor: NeelixberliN

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