Lachgas – die großen Folgen vom kurzen Rausch

Lachgas, chemisch bekannt als Distickstoffmonoxid (N₂O), ist ein farbloses Gas mit einem leicht süßlichen Geruch und Geschmack. Historisch wurde es erstmals 1772 von dem englischen Naturforscher Joseph Priestley synthetisiert. Neben seiner Verwendung als Narkosemittel in der Medizin und als Treibmittel in der Lebensmittelindustrie (z. B. in Sprühsahne) hat Lachgas in den letzten Jahren leider zunehmende Popularität als Freizeitdroge erlangt, insbesondere bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Dieser Trend ist besorgniserregend, da der Konsum von Lachgas erhebliche Risiken birgt und sowohl zu kurz- als auch zu langfristigen gesundheitlichen Schäden führen kann. In Berlin und anderen Orten kann man es an fast jedem Späti in großen Spender mit exotischen Geschmack kaufen. Quasi völlig offensichtlich, das es zum Missbrauch mit Risiken verkauft wird.

Kurzzeitige Wirkungen von Lachgas

Lachgas wirkt auf das zentrale Nervensystem und erzeugt euphorische Zustände, die oft von Lachanfällen, Halluzinationen und einem Gefühl der Entspannung begleitet werden. Die Wirkung tritt innerhalb weniger Sekunden ein und hält in der Regel nur wenige Minuten an.

Konsumformen

Lachgas wird meist inhalativ konsumiert. Die häufigste Methode ist das Einatmen des Gases aus Ballons, die zuvor mit Lachgas aus Kapseln oder Patronen befüllt wurden. Manche Konsumenten inhalieren das Gas auch direkt aus den Kapseln oder verwenden sogenannte „Crackpfeifen“.

Neben den erwünschten Effekten kann Lachgas jedoch auch eine Reihe von unerwünschten Nebenwirkungen hervorrufen:

Nebenwirkung Beschreibung

  • Übelkeit und Erbrechen Lachgas kann den Brechreiz auslösen.
    Schwindel und Benommenheit Durch die Beeinträchtigung des zentralen Nervensystems kann es zu Schwindel und Gleichgewichtsstörungen kommen.
  • Kopfschmerzen Nach dem Abklingen der Wirkung treten häufig Kopfschmerzen auf.
  • Verwirrtheit und Orientierungslosigkeit Lachgas kann die kognitive Funktion beeinträchtigen und zu Verwirrung und Desorientierung führen.
  • Bewusstseinsverlust In hohen Dosen oder bei Sauerstoffmangel kann Lachgas zu Bewusstlosigkeit und Atemstillstand führen.

Obwohl die unmittelbaren Wirkungen von Lachgas nur von kurzer Dauer sind, kann der wiederholte Konsum zu schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen führen.

Langfristige Folgen von Lachgas-Missbrauch

Der regelmäßige Konsum von Lachgas kann zu einer Reihe von gravierenden gesundheitlichen Folgen führen:

  • Vitamin-B12-Mangel: Lachgas hemmt die Aufnahme von Vitamin B12, das für die Blutbildung und die Funktion des Nervensystems unerlässlich ist. Ein Mangel kann zu Anämie, Nervenschäden (periphere Neuropathie) und neurologischen Störungen wie Gedächtnisverlust, Demenz und Psychosen führen.
  • Neurologische Schäden: Lachgas kann die Nervenzellen schädigen und zu Kribbeln, Taubheitsgefühlen und Muskelschwäche in Händen und Füßen führen. In schweren Fällen können auch Lähmungen, Koordinationsstörungen und Inkontinenz auftreten.
  • Psychische Probleme: Chronischer Lachgas-Konsum kann zu Angstzuständen, Depressionen, Psychosen und Halluzinationen führen.
  • Suchtpotenzial: Lachgas hat ein Suchtpotenzial. Bei regelmäßigem Konsum kann sich eine psychische Abhängigkeit entwickeln, die mit Entzugserscheinungen wie Unruhe, Schlafstörungen, Reizbarkeit und starkem Verlangen nach der Droge einhergeht.
  • Anzeichen und Symptome von Lachgas-Missbrauch: Zu den Anzeichen, die auf einen problematischen Lachgas-Konsum hindeuten können, gehören: häufiger Konsum von Lachgas, Vernachlässigung von sozialen Verpflichtungen und Hobbys, finanzielle Probleme aufgrund des Drogenkonsums, der Besitz von großen Mengen an Lachgas-Kapseln, sowie körperliche Symptome wie blasse Haut, Müdigkeit und Koordinationsstörungen.
  • Wirtschaftliche Kosten: Der Missbrauch von Lachgas verursacht erhebliche Kosten für das Gesundheitssystem, insbesondere durch die Behandlung von neurologischen Schäden und Suchterkrankungen. Darüber hinaus entstehen durch Arbeitsausfälle und verminderte Produktivität ökonomische Schäden.

Verbreitung von Lachgas-Missbrauch

Der Missbrauch von Lachgas hat in den letzten Jahren, insbesondere bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen, alarmierend zugenommen. Eine Studie der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EMCDDA) aus dem Jahr 2021 zeigt, dass Lachgas nach Cannabis die am häufigsten konsumierte illegale Droge unter jungen Menschen in Europa ist. Die leichte Verfügbarkeit und der niedrige Preis tragen maßgeblich zur Verbreitung bei. Lachgas wird oft in kleinen Kapseln oder Patronen verkauft, die eigentlich für die Verwendung in Sahnespendern bestimmt sind. Diese sind legal erhältlich und werden über das Internet, in Supermärkten, an Tankstellen und in Headshops verkauft.

Rechtliche Situation von Lachgas

In Deutschland ist der Verkauf von Lachgas an Minderjährige verboten. Die Abgabe von Lachgas zu Konsumzwecken ist ebenfalls illegal. Obwohl der Besitz von Lachgas für den persönlichen Gebrauch nicht explizit unter Strafe steht, ist die Verwendung als Rauschmittel dennoch illegal. Die bestehenden Gesetze scheinen den Missbrauch von Lachgas nur unzureichend einzudämmen, was möglicherweise eine Überprüfung und Verschärfung der rechtlichen Regelungen erfordert. In anderen Ländern, wie z. B. den Niederlanden, ist der Verkauf von Lachgas als Freizeitdroge seit 2023 vollständig verboten.

Expertenmeinungen

„Lachgas ist keine harmlose Partydroge“, warnt Dr. med. Klaus Müller, Suchtmediziner an der Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf. „Der Konsum kann zu schweren gesundheitlichen Schäden führen, insbesondere bei regelmäßigem Gebrauch.“ Diese Aussage unterstreicht die Gefahr von irreversiblen neurologischen Schäden und psychischen Problemen, die durch chronischen Lachgas-Konsum entstehen können. Suchtberaterin Sarah Schmidt betont die Wichtigkeit von Präventionsmaßnahmen: „Jugendliche müssen über die Risiken von Lachgas aufgeklärt werden. Eltern, Lehrer und Erzieher sollten aufmerksam sein und bei Verdacht auf Missbrauch frühzeitig Hilfe anbieten.“ Die frühzeitige Intervention und Unterstützung sind entscheidend, um negative Folgen des Lachgas-Konsums zu verhindern.

Präventions- und Hilfsangebote

Es gibt verschiedene Anlaufstellen für Menschen, die Probleme mit Lachgas haben oder sich über die Risiken informieren möchten:

  • Suchtberatungsstellen: bieten Beratung und Unterstützung für Betroffene und Angehörige.
  • Drogenhilfeeinrichtungen: bieten ambulante und stationäre Therapieprogramme für Menschen mit Suchtproblemen.
  • Online-Plattformen: bieten Informationen und Beratung zum Thema Drogenkonsum.
  • Telefonhotlines: bieten anonyme Beratung und Hilfe bei Suchtproblemen.
  • Spezifische Behandlungsoptionen: Die Behandlung einer Lachgasabhängigkeit umfasst in der Regel eine Kombination aus Entgiftung, Psychotherapie und sozialer Unterstützung. In der Psychotherapie lernen die Betroffenen, mit ihren Suchtproblemen umzugehen und Rückfällen vorzubeugen. Die soziale Unterstützung hilft den Betroffenen, ihren Alltag zu bewältigen und ein suchtmittelfreies Leben zu führen.
  • Selbsthilfegruppen: Selbsthilfegruppen dienen unter anderem zum Austausch mit anderen Betroffenen und Konsumenten.

Umweltauswirkungen von Lachgas

Neben den gesundheitlichen Risiken hat Lachgas auch negative Auswirkungen auf die Umwelt. Lachgas ist ein starkes Treibhausgas, das etwa 300-mal klimaschädlicher ist als Kohlendioxid. Die Freisetzung von Lachgas in die Atmosphäre trägt zur globalen Erwärmung und zum Klimawandel bei. Der zunehmende Konsum von Lachgas als Freizeitdroge verstärkt dieses Problem zusätzlich.

Fazit

Lachgas ist eine Droge mit erheblichen Risiken und weitreichenden Folgen. Der Konsum kann zu kurz- und langfristigen gesundheitlichen Schäden führen, darunter neurologische Störungen, psychische Probleme und Sucht. Die leichte Verfügbarkeit, der niedrige Preis und die irreführende Wahrnehmung als „harmlose Partydroge“ machen Lachgas besonders attraktiv für Jugendliche und junge Erwachsene. Präventionsmaßnahmen, Aufklärungsarbeit und eine stärkere Regulierung des Verkaufs sind daher von großer Bedeutung, um die Gefahren von Lachgas zu verdeutlichen, den Missbrauch einzudämmen und die gesundheitlichen und sozialen Folgen für den Einzelnen und die Gesellschaft zu minimieren. Es ist wichtig, dass Jugendliche und junge Erwachsene frühzeitig über die Risiken von Lachgas informiert werden und bei Bedarf Zugang zu professioneller Hilfe und Unterstützung haben.

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