Inhalationsmittel wie Aerosolsprays und Sucht – Schnüffeln

Inhalationsmittelmissbrauch, oft auch als „Schnüffeln“ bezeichnet, ist ein ernstes Problem, das insbesondere junge Menschen betrifft. Der Konsum von flüchtigen Stoffen wie Klebstoffen, Lösungsmitteln und Aerosolsprays, um einen Rauschzustand zu erreichen, kann schwerwiegende und dauerhafte gesundheitliche Folgen haben. Dieser Blogbeitrag beleuchtet die Gefahren des Schnüffelns, die verschiedenen Arten von Inhalationsmitteln, die Mechanismen der Suchtentwicklung und bietet Informationen über Risikogruppen, Prävention und Hilfsangebote.  

Ich selbst berichte in meiner Rückfall Aufarbeitung dazu, wie schnell ich abhängig von Deo Dosen wurde um ursprünglich nur eine kurze Ablenkung von Emotionen zu schaffen.

Was sind Inhalationsmittel und welche Stoffe werden missbraucht?

Inhalationsmittel sind chemische Substanzen, die bei Raumtemperatur schnell verdunsten. Die dabei entstehenden Dämpfe werden inhaliert und gelangen über die Lunge ins Blut und schließlich ins Gehirn, wo sie ihre berauschende Wirkung entfalten. Zu den häufig missbrauchten Inhalationsmitteln gehören:

  • Lösungsmittel: z.B. Benzin, Verdünner, Nagellackentferner. Diese enthalten oft Toluol, das neurologische Schäden verursachen kann.
  • Klebstoffe: z.B. Alleskleber, Kontaktkleber. Auch hier ist Toluol ein häufiger Bestandteil, der zu Hirnschäden, Gedächtnisverlust und Konzentrationsschwierigkeiten führen kann.
  • Aerosolsprays: z.B. Deodorants, Haarsprays, Sprühfarben. Diese enthalten oft Butan und Propan, die neben der berauschenden Wirkung auch Herzrhythmusstörungen und Atemprobleme verursachen können.
  • Reinigungsmittel: z.B. Fleckenentferner, WC-Reiniger. Die Inhaltsstoffe variieren stark und können zu Vergiftungen, Atemwegsreizungen und Organschäden führen.
  • Gase: z.B. Feuerzeuggas, Lachgas. Lachgas kann zwar auch medizinisch verwendet werden, birgt aber bei Missbrauch die Gefahr von Sauerstoffmangel und Nervenschäden.

Auswirkungen des Schnüffelns auf die Gesundheit

Das Schnüffeln von Inhalationsmitteln kann sowohl kurzfristige als auch langfristige gesundheitliche Folgen haben.

Kurzfristige Auswirkungen:

  • Rauschzustand: Benommenheit, Euphorie, Halluzinationen, Verwirrtheit
  • Koordinationsstörungen: Schwindel, Gleichgewichtsstörungen, Sprachstörungen
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Kopfschmerzen
  • Herzrasen und Atembeschwerden
  • Bewusstlosigkeit
  • Tod durch Herzstillstand oder Ersticken (insbesondere bei Überdosierung oder gleichzeitigem Alkoholkonsum)

Langfristige Auswirkungen:

  • Schädigung des Nervensystems: Neben den bereits erwähnten Gedächtnis- und Konzentrationsproblemen kann es auch zu dauerhaften Hirnschäden, Lernschwächen, Demenz und spastischen Lähmungen kommen.
  • Leberschäden: Viele Inhalationsmittel werden in der Leber abgebaut, was zu Entzündungen und im schlimmsten Fall zu Leberversagen führen kann.
  • Nierenschäden: Auch die Nieren sind an der Ausscheidung der Giftstoffe beteiligt und können durch chronischen Missbrauch geschädigt werden.
  • Lungenschäden: Die Inhalation von Chemikalien kann zu Reizungen und Entzündungen der Atemwege führen, was Asthma, Bronchitis und Lungenfibrose begünstigen kann.
  • Herzschäden: Einige Inhalationsmittel können Herzrhythmusstörungen verursachen und das Risiko für einen Herzinfarkt erhöhen.
  • Psychische Probleme: Depressionen, Angstzustände, Psychosen und Persönlichkeitsveränderungen können die Folge von langfristigem Inhalationsmittelmissbrauch sein.

Suchtentwicklung durch Schnüffeln

Das Schnüffeln von Inhalationsmitteln kann, ähnlich wie der Konsum anderer Drogen, zur Sucht führen. Die inhalierten Stoffe wirken auf das Belohnungssystem im Gehirn, indem sie die Ausschüttung von Dopamin, einem Botenstoff, der Glücksgefühle auslöst, erhöhen. Durch wiederholten Konsum gewöhnt sich das Gehirn an diese erhöhte Dopamin-Ausschüttung und benötigt immer höhere Dosen, um den gleichen Effekt zu erzielen. Es entwickelt sich eine Toleranz, die schließlich zu einer körperlichen und psychischen Abhängigkeit führt.

Die Sucht nach Inhalationsmitteln äußert sich in einem starken Verlangen nach der Substanz, Entzugserscheinungen bei Konsumverzicht (z.B. Unruhe, Zittern, Schlafstörungen, Angstzustände, Übelkeit) und der Vernachlässigung von sozialen Verpflichtungen, schulischen Leistungen und Hobbys. Betroffene wenden immer mehr Zeit und Energie für die Beschaffung und den Konsum der Substanz auf und verlieren die Kontrolle über ihr Verhalten.

Risikogruppen und Verbreitung

Schnüffeln ist vor allem bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen verbreitet. Besonders gefährdet sind:

  • Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 16 Jahren: In dieser Entwicklungsphase sind junge Menschen besonders neugierig und experimentierfreudig. Gleichzeitig ist ihr Gehirn noch in der Entwicklung, wodurch sie anfälliger für Suchtentwicklung und Hirnschäden sind.
  • Personen mit psychischen Problemen (z.B. Depressionen, Angststörungen): Inhalationsmittel werden oft als „Selbstmedikation“ eingesetzt, um negative Gefühle zu unterdrücken oder Probleme zu verdrängen. Dies kann jedoch zu einem Teufelskreis führen und die psychischen Probleme verschlimmern.
  • Personen aus sozial benachteiligten Verhältnissen: Armut, familiäre Probleme und mangelnde Perspektiven können das Risiko für Suchtverhalten erhöhen. Inhalationsmittel sind oft leicht zugänglich und günstig zu erwerben, was sie für Jugendliche aus sozial schwachen Familien attraktiv macht.
  • Personen mit Suchtproblemen in der Familie: Kinder, die in Familien mit Alkohol– oder Drogenproblemen aufwachsen, haben ein erhöhtes Risiko, selbst eine Sucht zu entwickeln. Dies liegt unter anderem an genetischen Faktoren und gelernten Verhaltensmustern.

Die Gründe für den Konsum von Inhalationsmitteln sind vielfältig. Oft spielen Neugier, Gruppenzwang, Langeweile oder der Wunsch nach einem Ausweg aus Problemen eine Rolle. Die leichte Verfügbarkeit und der niedrige Preis von Inhalationsmitteln machen sie zudem für Jugendliche attraktiv.

Prävention und Hilfe

Prävention und frühzeitige Intervention sind entscheidend, um dem Schnüffeln von Inhalationsmitteln entgegenzuwirken. Wichtige Maßnahmen sind:

  • Aufklärung: Kinder und Jugendliche sollten frühzeitig über die Gefahren des Schnüffelns aufgeklärt werden. Dabei ist es wichtig, nicht nur die gesundheitlichen Risiken, sondern auch die psychischen und sozialen Folgen zu thematisieren.
  • Stärkung des Selbstbewusstseins: Kinder und Jugendliche sollten in ihrer Entwicklung unterstützt und ihnen alternative Freizeitangebote und positive Bewältigungsstrategien für Probleme angeboten werden. Ein starkes Selbstwertgefühl und soziale Kompetenzen schützen vor Risikoverhalten.
  • Elternarbeit: Eltern sollten für das Thema sensibilisiert und ihnen Hilfestellungen im Umgang mit ihren Kindern gegeben werden. Eine vertrauensvolle Beziehung und offene Kommunikation sind wichtig, um Probleme frühzeitig zu erkennen.
  • Früherkennung: Anzeichen von Suchtverhalten sollten frühzeitig erkannt werden. Dazu gehören Veränderungen im Verhalten, im Aussehen, in den schulischen Leistungen und im sozialen Umfeld.

Hilfsangebote:

  • Suchtberatungsstellen: bieten Beratung und Unterstützung für Betroffene und Angehörige.
  • Therapeutische Einrichtungen: bieten spezielle Therapieprogramme für Inhalationsmittelmissbrauch.
  • Selbsthilfegruppen: bieten Betroffenen die Möglichkeit zum Austausch und zur gegenseitigen Unterstützung.

Wenn Du den Verdacht hast, dass jemand in Deinem Umfeld Inhalationsmittel missbraucht, spreche die Person darauf an und suche professionelle Hilfe.

Fallbeispiel

Max, ein 14-jähriger Junge, begann mit dem Schnüffeln von Deodorant, als er in der Schule Probleme hatte und sich von seinen Freunden ausgeschlossen fühlte. Anfangs genoss er den Rausch und die Flucht vor seinen Problemen. Doch schon bald merkte er, dass er immer mehr Deodorant brauchte, um den gleichen Effekt zu erzielen. Seine schulischen Leistungen verschlechterten sich, er vernachlässigte seine Hobbys und zog sich immer mehr zurück. Seine Eltern bemerkten die Veränderungen und suchten Hilfe bei einer Suchtberatungsstelle. Durch Therapie und die Unterstützung seiner Familie gelang es Max, von den Inhalationsmitteln loszukommen und seine Probleme auf andere Weise zu bewältigen. (Name geändert)

Fazit

Das Schnüffeln von Inhalationsmitteln ist ein gefährliches Suchtverhalten mit schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen. Die Substanzen können zu irreparablen Schäden an Gehirn, Lunge, Leber, Nieren und Herz führen. Prävention, Aufklärung und frühzeitige Hilfe sind entscheidend, um dem Problem entgegenzuwirken. Betroffene und Angehörige sollten sich nicht scheuen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Suchtberatungsstellen, therapeutische Einrichtungen und Selbsthilfegruppen bieten Unterstützung und Begleitung auf dem Weg aus der Sucht.

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