Stimmungsstabilisatoren: Valproinsäure

Valproinsäure ist ein Medikament, das zur Behandlung von Epilepsie und bipolaren Störungen eingesetzt wird. Es gehört zur Gruppe der Antiepileptika und wirkt, indem es die Erregbarkeit der Nervenzellen im Gehirn reduziert. Valproinsäure wird auch als Stimmungsstabilisator bezeichnet, da es helfen kann, Stimmungsschwankungen bei Menschen mit bipolaren Störungen zu kontrollieren. In diesem Blog-Artikel werden wir die Anwendung von Valproinsäure als Stimmungsstabilisator genauer betrachten, einschließlich der Wirkungsweise, Anwendungsgebiete, Dosierung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen.

Wirkungsweise von Valproinsäure im Gehirn

Valproinsäure beeinflusst die Kommunikation der Nervenzellen im Gehirn. Es blockiert spannungsabhängige Natriumkanäle und T-Typ-Calciumkanäle und erhöht die Konzentration des hemmenden Neurotransmitters Gamma-Aminobuttersäure (GABA). GABA wirkt beruhigend und angstlösend. Durch diese Mechanismen reduziert Valproinsäure die Erregbarkeit der Nervenzellen und verhindert die Ausbreitung von Krampfanfällen. Valproinsäure ist in den USA in Form von Divalproex zur Behandlung der akuten Manie zugelassen. Divalproex mit verlängerter Freisetzung ist für Manie und gemischte Episoden zugelassen.

Anwendungsgebiete von Valproinsäure als Stimmungsstabilisator

Valproinsäure ist in Deutschland für die Therapie der akuten Manie und Rezidivprophylaxe bipolarer Störungen zugelassen. Es ist besonders wirksam bei Rapid Cycling, einer Form der bipolaren Störung mit häufigen Stimmungswechseln. Valproinsäure kann auch bei atypischer Symptomatik, wenn die Symptome nicht dem typischen Bild einer bipolaren Störung entsprechen, eine gute Wirksamkeit zeigen. Darüber hinaus kann Valproinsäure auch zur Migräneprophylaxe eingesetzt werden.

Dosierung und Nebenwirkungen von Valproinsäure

Die Dosierung von Valproinsäure wird individuell vom Arzt festgelegt und hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie z. B. dem Alter, Gewicht und der Schwere der Erkrankung. In der Monotherapie beträgt die Initialdosis in der Regel 5–10 mg Valproinsäure pro Kilogramm Körpergewicht. Diese Dosis wird alle 4–7 Tage um etwa 5 mg Valproinsäure pro Kilogramm Körpergewicht erhöht, bis die optimale Wirkung erreicht ist6. Die volle Wirkung kann in einigen Fällen erst nach 4–6 Wochen eintreten. Die mittlere Tagesdosis für Erwachsene liegt im Allgemeinen bei 20 mg Valproinsäure pro Kilogramm Körpergewicht.

Pharmakokinetische Eigenschaften von Valproinsäure

Valproinsäure wird nach der Einnahme im Darm resorbiert und gelangt über die Blutbahn ins Gehirn. Die maximale Konzentration im Blut wird in der Regel innerhalb von 3–4 Tagen erreicht. Valproinsäure wird zu 90–95 % an Plasmaproteine gebunden und in der Leber abgebaut. Die Halbwertszeit, also die Zeit, in der die Konzentration im Blut um die Hälfte abnimmt, liegt bei Erwachsenen bei etwa 17 Stunden.

Therapeutisches Drug Monitoring

Zur optimalen Therapieeinstellung und zur Vermeidung von Überdosierungen wird der Valproinsäure-Spiegel im Blut regelmäßig kontrolliert. Der therapeutische Bereich liegt im Allgemeinen zwischen 40 und 100 mg/l. Bei Werten oberhalb von 100 mg/l ist vermehrt mit Nebenwirkungen zu rechnen.

Nebenwirkungen von Valproinsäure

Valproinsäure kann verschiedene Nebenwirkungen haben. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören:

  • Gastrointestinale Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall
  • Neurologische Symptome wie Tremor, Schwindel und Kopfschmerzen
  • Gewichtszunahme oder -abnahme
  • Haarausfall

Seltenere, aber schwerwiegendere Nebenwirkungen sind Leber- und Pankreasschäden. Bei Kindern können einige Nebenwirkungen schwerwiegender sein oder häufiger auftreten als bei Erwachsenen. Dazu gehören Leberschäden, Pankreatitis, Aggression, Unruhe, Aufmerksamkeitsstörungen, abnormales Verhalten, Überaktivität und Lernschwäche.

Wechselwirkungen von Valproinsäure mit anderen Medikamenten

Valproinsäure kann mit verschiedenen anderen Medikamenten wechselwirken.

Wechselwirkungen, die die Wirkung von Valproinsäure verstärken

Valproinsäure kann die Wirkung von anderen Antiepileptika verstärken, was zu einer erhöhten Nebenwirkungsrate führen kann. Auch die Wirkung von Gerinnungshemmern kann durch Valproinsäure verstärkt werden, was das Blutungsrisiko erhöht.

Wechselwirkungen, die die Wirkung von Valproinsäure herabsetzen

Einige Medikamente können die Wirkung von Valproinsäure herabsetzen, z. B. enzyminduzierende Antiepileptika wie Phenobarbital, Phenytoin und Carbamazepin.

Pharmakogenetische Aspekte

Polymorphismen im POLG-Gen wurden mit verstärkten hepatischen toxischen Reaktionen in Verbindung gebracht.

Es ist wichtig, den Arzt über alle Medikamente zu informieren, die eingenommen werden, um mögliche Wechselwirkungen zu vermeiden.

Kontraindikationen für Valproinsäure

Valproinsäure darf nicht eingenommen werden bei:

  • schwerwiegenden Funktionsstörungen von Leber oder Bauchspeicheldrüse
  • Lebererkrankungen in der eigenen Vorgeschichte oder bei Familienangehörigen
  • Blutgerinnungsstörungen
  • Porphyrie (seltene Stoffwechselerkrankung)
  • Schwangerschaft

Risiken und Nebenwirkungen von Valproinsäure

Die Einnahme von Valproinsäure ist mit verschiedenen Risiken verbunden. Insbesondere bei Frauen im gebärfähigen Alter und Männern, die eine Vaterschaft planen, ist Vorsicht geboten.

Risiken in der Schwangerschaft

Valproinsäure ist in der Schwangerschaft kontraindiziert, da sie zu schweren Missbildungen beim ungeborenen Kind führen kann. Zu den möglichen Missbildungen gehören Neuralrohrdefekte, Herzfehler und Fehlbildungen der Gliedmaßen. Auch Entwicklungsstörungen nach der Geburt sind möglich. Frauen im gebärfähigen Alter müssen während der Einnahme von Valproinsäure unbedingt eine zuverlässige Verhütungsmethode anwenden.

Risiken für die Nachkommenschaft von Männern

Studien deuten darauf hin, dass auch die Einnahme von Valproinsäure durch Männer vor der Zeugung ein Risiko für das Kind darstellen kann. Es besteht ein potenziell erhöhtes Risiko für neurologische Entwicklungsstörungen wie Autismus-Spektrum-Störungen, geistige Behinderung und ADHS.

Überdosierung

Eine Überdosierung von Valproinsäure kann zu schweren Nebenwirkungen führen, wie z. B. Bewusstseinsstörungen, Koma und Atemdepression.

Off-Label Anwendungen von Valproinsäure

Neben den zugelassenen Indikationen wird Valproinsäure auch off-label, also außerhalb der Zulassung, für verschiedene andere Erkrankungen eingesetzt. Dazu gehören:

Alternative Behandlungsmöglichkeiten zu Valproinsäure

Für die Behandlung von bipolaren Störungen und Epilepsie gibt es neben Valproinsäure auch andere Medikamente. Lithium ist beispielsweise in der Rückfallprophylaxe bei bipolaren Störungen hinsichtlich der Entwicklung kognitiver Defizite Valproinsäure überlegen. Weitere Alternativen sind:

MedikamentWirkmechanismusBesondere Hinweise
PhenytoinHemmung spannungsabhängiger NatriumkanäleKann den Blutdruck senken
LevetiracetamBindung des präsynaptischen SVA2-Vesikel-Proteins
LacosamidVerbesserung der Überleitung von langsam aktivierenden Natriumkanälen

Welches Medikament am besten geeignet ist, hängt von den individuellen Bedürfnissen des Patienten ab und sollte mit dem Arzt besprochen werden.

Erfahrungsberichte von Patienten

Erfahrungsberichte von Patienten, die Valproinsäure als Stimmungsstabilisator verwenden, sind unterschiedlich. Einige Patienten berichten von einer guten Wirksamkeit und einer Verbesserung ihrer Stimmungsschwankungen. Andere Patienten berichten von Nebenwirkungen oder einem unzureichenden Ansprechen auf das Medikament. Es ist wichtig, die individuellen Erfahrungen zu berücksichtigen und die Behandlung in Absprache mit dem Arzt anzupassen. Valproinsäure greift im Hirnstoffwechsel ein und blockiert spannungsabhängige Natriumkanäle und T-Typ-Calciumkanäle. Die Konzentration des Nervenbotenstoffes gamma-Aminobuttersäure (GABA) wird durch Hemmung seiner abbauenden Enzyme erhöht.

Schlussfolgerung

Valproinsäure ist ein wirksames Medikament zur Behandlung von bipolaren Störungen, insbesondere bei Rapid Cycling und atypischer Symptomatik. Es kann helfen, Stimmungsschwankungen zu kontrollieren und die Lebensqualität von Patienten zu verbessern. Allerdings kann Valproinsäure auch Nebenwirkungen haben und mit anderen Medikamenten wechselwirken. Es ist wichtig, das Medikament nur nach Anweisung des Arztes einzunehmen und die Behandlung regelmäßig zu überwachen. Bei Bedarf stehen alternative Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung.

Besondere Vorsicht ist bei Frauen im gebärfähigen Alter und Männern mit Kinderwunsch geboten, da Valproinsäure zu schweren Missbildungen und Entwicklungsstörungen beim Kind führen kann. Langfristig kann die Einnahme von Valproinsäure möglicherweise das Risiko für kognitive Defizite und Demenz erhöhen. Die Entscheidung für oder gegen eine Behandlung mit Valproinsäure sollte daher sorgfältig in Absprache mit dem Arzt getroffen werden, wobei die individuellen Risiken und Vorteile gegeneinander abgewogen werden müssen.

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